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Frisch Gelesen Folge 109: Ein kleiner Schritt für die Menschheit

 »Schön, dass Sie dem fünfzehnten Tag rohen Fischs in Folge etwas Gutes abgewinnen können.«

(Gufo zu Sparviero, als eigentlich schon klar ist, dass deren wissenschaftliche Unternehmung gescheitert ist.)


FRISCH GELESEN: Archiv


Ein kleiner Schritt für die Menschheit

Story: Joachim Brandenberg
Zeichnungen: Joachim Brandenberg

Jaja Verlag
Hardcover | 120 Seiten | Farbe | 18,00 €
ISBN: 978-3-946642-58-9

Genre: Tragikomödie, Drama, Abenteuer

Für alle, die das mögen: Graphic Novels, schräge Geschichten, absurdes Theater


 

Venedig im Mittelalter. Marco Polo steht als Betrüger vor einem gefährlich gelangweilten Richter. »Die venezianische Regierung lässt sich ungern für dumm verkaufen«, gibt Hochwürden zu Protokoll. Gutachter sollen prüfen, ob Polos berühmte Reisen wahr oder erstunken und erlogen sind. Die Wissenschaftler Sparviero, Gufo und Ciuffolotto stellen Polo überraschend einen Freibrief aus, sodass dieser schadlos von dannen ziehen kann. Was für eine Show! Die Herrschaften haben nämlich ihr eigenes Projekt und nutzen diese Bühne zur Präsentation: die erstmalige Besteigung des Mondes durch den Menschen. Der Coup gelingt und die Gelehrten sind zu Fuß unterwegs gen Osten, um den Erdtrabanten »in mehreren Wanderungen über das Himmelszelt zu erforschen.«

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Die Gelehrten stellen sich vor.

Da sind nicht nur wir Leser baff. An der Wolga verlacht, im Schneesturm am Aralsee fast verzweifelt und trotzdem bis zur Wüste Gobi gekommen. Die drei Protagonisten lassen sich nicht stoppen. Wird das Vorhaben gelingen? Mond oder nicht Mond, das ist hier die Frage. Klar, dass unsere putzigen Protagonisten scheitern müssen. Doch ist das wirklich so?


Mit einem Lied auf den Lippen ziehen die drei Abenteurer durch die Wälder Moldawiens.

Ciuffolotto schließlich findet für sich und das Dilemma des Scheiterns, das nicht sein darf, eine kreative Lösung. Er fällt einer geistigen Verwirrung anheim und entdeckt die gesuchte Route in Form eines schillernden Regenbogens. Seine Kollegen folgen ihm irritiert, ohne jedoch die psychedelisch anmutenden Farben, Strukturen und Lebewesen zu sehen. »Und was, wenn wir verrückt sind und nicht er?«, grübelt Gufo.


In bitterer Kälte gibt es selbst geangelten Fisch, 15 Tage in Folge.

Joachim Brandenbergs Plot kreist thematisch beständig ums große Abenteuer an sich und um bedeutsame Ideen der Überwindung von gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Hürden. Brandenbergs Geschichte handelt aber auch davon, wie der Umgang mit kolossalen Rückschlägen aussehen könnte, der Zusammenhalt einer Gruppe, die gegenseitige Wertschätzung und die Freundschaft, die daraus erwachsen kann. Und er erzählt vom schmerzhaften Loslassen, sei es nun zwischenmenschlich oder sachlich.

Die hanebüchene Story ist spannend geschrieben, sehr unterhaltsam und erinnert in der grafischen Umsetzung beinahe an ein Kinderbuch. Klar, die Eroberung des Weltraums mit den eigenen Beinen klingt ja auch so, als könne man diesen Bären nur Kindern aufbinden. Und doch ertappen wir Lesern uns beim Gedanken »Was wäre, wenn?«. In Jules Vernes Alternativuniversum hat es ja schließlich auch geklappt.


Der Mond hat seine eigenen kleinen Nebenepisoden auf Doppelseiten wie dieser.

Klasse ist auch die parallel dazu laufende Geschichte um unseren Erdtrabanten, die eigenständig ist und ohne Worte auskommt. Der Mond ist irgendwie brummig und griesgrämig, aber trotzdem ein Sympathieträger. Und er schläft nicht mehr gut. Kein Wunder, ahnt er doch bereits, dass ihm die Menschen bald aufs Dach steigen werden.

Die erste Mondlandung jährt sich im Juli 2019 zum 50. Mal. Joachim Brandenbergs Comic über ein etwas anderes Mondabenteuer ist eine augenzwinkernde Punktladung.

[Walter Truck]

Abbildungen © 2019 Jaja Verlag


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