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Frisch Gelesen Folge 56: Guttertown #1

Guttertown

»Wer gegen mich wettet, kann die D-Noms gleich im Klo runterspülen.«


FRISCH GELESEN: Archiv


Guttertown #1

Guttertown #1

Story: Casey Silver
Zeichnungen: Dimi Macheras

Plem Plem Productions
Softcover | 24 Seiten | Farbe | 4,90 €

Genre: Sci-Fi, Cyberpunk, Abenteuer

Für alle, die das mögen: Hip-Hop, Breakdance Battles, dunkle Zukunftsszenarien


 

Nachdem Plem Plem Productions in den letzten Jahren ausschließlich Eigenproduktionen veröffentlichte, welche dem Verlag eine kleine aber treue Fanbase bescherten, werden seit den letzten Monaten erstmals auch US-Importe ins Programm aufgenommen. Der aktuellste Zuwachs in diesem Bereich ist Guttertown von 80% Studios, einem Kleinstverlag aus Seattle.

In ihrem Erstlingswerk Guttertown zeichnen Casey Silver und Dimitrios Macheras ein dystopisches Szenario, in dem die Menschheit nur knapp dem nicht näher erläuterten Exodus entrinnen konnte. Fortan führen die Überlebenden ein tristes Dasein in Megametropolen, in denen an vielen Orten das Recht des Stärkeren herrscht. Protagonist Davron hat von alldem die Schnauze voll und versucht mittels Breakdance Battles genug Geld zu machen, um für sich und seine Familie zu sorgen und letztendlich ein besseres Leben zu erlangen.

Guttertown Leseprobe

Durch synthetische Drogen, die sich von fetten Beats befeuert per Ohrstöpsel ihren Weg in die Synapsen der B-Boys bahnen, sind die Tänzer in der Lage, ihren akrobatischen Moves mehr "Nachdruck" zu verleihen. Das ganze sieht dann wie eine kontaktlose Street Fighter-Prügelei aus.

Klingt vielleicht etwas merkwürdig, wird vom Zeichner Dimi Macheras aber sehr überzeugend aufs Papier gebracht. Von der cleveren Anordnung der Panels, welche die Action und Dynamik der Breakdance Battle unterstreichen, über gut akzentuierte Schallwörter bis hin zur stimmungsvollen Kolorierung macht sein Artwork einen prima Eindruck. Sein cartoonartiger Stil passt dabei wie die Faust aufs Auge.

Guttertown Leseprobe

Bei der Wahl des Settings hat sich Autor Silver offensichtlich an Sci-Fi-Klassikern wie Bladerunner orientiert, in denen die Menschen in gigantischen, in den Himmel reichenden Metropolen leben. So hat er seine Heimatstadt Seattle als Vorlage genommen und in einen von Neonlicht durchfluteten Moloch verwandelt. Dieser degradiert die real existierende Space Needle zu einer unbedeutenden Randerscheinung, was von Macheras gekonnt in einer stimmungsvolle Double Splashpage in Szene gesetzt wurde.

Guttertown Leseprobe

Die Geschichte um Davron nimmt langsam aber stetig an Fahrt auf, wirkt an manchen Stellen allerdings etwas holprig und in die Länge gezogen, wenn beispielsweise der Monolog des Protagonisten über dessen trübe Lebenslage vier Seiten in Beschlag nimmt. Neben dem, als Eye-Catcher sicherlich gut funktionierendem Cover, was aber keinerlei Bezug zur bisherigen Story hat, wirft vor allem das Ende des Comics mehr Fragen auf, als Spannung zu erzeugen.

Aber Davrons Abenteuer in der Gossenstadt fangen gerade erst an und in den nachfolgenden, im Original bisher fünf erschienen Teilen ist noch viel Platz, um die Geschichte weiter auszubreiten.

Guttertown Leseprobe

Guttertown ist ein düsterer Comic, der mit seinem Bassbeats schleudernden Protagonisten aus der Breakdance-Szene alles andere als alltäglich ist. Wer auf Sci-Fi steht und ein Fan der Hip-Hop-Kultur ist, sollte sich Guttertown mal näher anschauen.

[Bernhard Erdmann]

 Abbildungen © 2015 Plem Plem Productions


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