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Frisch Gelesen Folge 57: Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf

Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf

»Und Sie wissen auch nicht zufällig etwas über diese gruselige Monster-Kreatur, die uns gestern Abend in unserer Zentrale fast zu Tode erschreckt hat?«


FRISCH GELESEN: Archiv


Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf

Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf

Story: Ivar Leon Menger, John Beckmann
Zeichnungen: Christopher Tauber

Frankh-Kosmos
Softcover | 128 Seiten | zweifarbig | 14,99 €
ISBN 978-3-440-14123-6

Genre: Krimi, Abenteuer

Für alle, die das mögen: Die drei ???, TKKG


 

Es ist nur konsequent, wenn eine erfolgreiche Popkulturmarke auch in diversen Medien getestet wird. Die in Deutschland mit großer Anhängerschaft ausgestattete Jugendbuch- und Hörspielserie Die drei ??? des US-amerikanischen Pulp- und Krimiautors Robert Arthur (1909 - 1969) ist hierzulande Kult. Mehrere Generationen ließen sich inzwischen von den teils recht unheimlichen Abenteuern der drei jugendlichen Detektive fesseln. Wie das so ist bei nostalgischen Kindheitserinnerungen, die einen nicht mehr loslassen: So mancher Fan hat inzwischen das Alter von 50 Jahren locker erreicht.

Nach Romanen, Hörspielen, Filmen oder Computerspielen ermitteln Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews inzwischen auch in der Neunen Kunst. Bereits letztes Jahr erschien ein Comic bei Kosmos unter dem Label »Die drei ??? Kids«. Die Story »Strandpiraten« von Ulf Blanck, routiniert gezeichnet von Kim Schmidt, war aber eher was für die Jüngeren. Hatten die Produzenten da eine überflüssige Scheuklappe auf? Wollte man die tausenden Fans von damals, die längst erwachsen sind und selbst Kinder haben, außen vor lassen?

Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf Titelbild

Lädt zum Aufklappen ein: das stimmungsvolle Cover

Natürlich nicht, denn 2015 hat man das Konzept überdacht und präsentiert mit der Geschichte »Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf« die erste Graphic Novel. Diese ist mit knapp 15 Euro nicht nur fünf Euro teurer, sondern schielt eindeutig auf die Erwachsenen-Klientel und gleichzeitig auch auf die Leser, die ihr Lesefutter auch mal mit einer gediegenen Graphic Novel anreichern.

Die Story von Ivar Leon Menger und John Beckmann erzählt von dem Horrorfilm-Regisseur James Kushing, dem Unbekannte über Nacht im Schlaf einen dreiäugigen Totenkopf auf den Unterarm tätowiert haben. Er ruft die drei Jung-Detektive um Hilfe, damit diese nicht nur das Rätsel der mysteriösen Tätowierung lösen, sondern auch den Fall eines Edelsteins, der bei Dreharbeiten zum Horrorfilm »Der Fluch des dreiäugigen Totenkopfs Teil 2« verschwunden ist.

Die Geschichte ist ein klassisches Whodunit, wobei die Grundlage dafür etwas arg an den Haaren herbeigezogen ist. Ein Beispiel: Vier Verdächtige kommen für den Edelsteinraub in Frage. Der Smaragd wurde überhaupt nur gestohlen, weil es ein seltenes Original aus der Sammlung von Scheich Abdullah war. Der reiche Araber ist ein großer Fan des Regisseurs und hat dem Filmstudio den grünen Schmuckstein für Dreharbeiten zur Verfügung gestellt, weil Kushing nur mit Originalrequisiten arbeitet (egal, wie teuer und selten diese sein mögen). Aha.

Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf Leseprobe

Erkunden die Trash-Seite von Hollywood: Justus, Peter und Bob

Übersieht man die wacklig konstruierten Grundelemente der Story, und schluckt die Tatsache, dass die drei Jungspunde, die um die 16 Jahre alt sein sollen, mit Autos durch die Gegend fahren, kann man einer durchaus spannenden Erzählung folgen, die sich vor einem interessanten Hintergrund entwickelt. Denn es geht in die Welt der Horrorfilme, was vor allem Fans des Genres gefallen dürfte.

Christopher Tauber setzte die Geschichte als Graphic Novel um (siehe Interview). Statt einer poppigen, kindgerechten Kolorierung, wählte man eine farbarme Variante. Zum schlichten Schwarzweiß gesellte man einen dunkelblauen Ton und erreichte damit den Effekt, dass dieser Comic rein optisch auch eine Graphic Novel aus dem Hause Suhrkamp oder Eichborn hätte sein können

Tauber, einer der Verlagsleiter des Independent-Verlags Zwerchfell, gelingt mit seinem realistischen und leicht »unsauberen«, stellenweise unfertig-hastigen Stil eine eigene Note, die gut zum Anspruch Drei-Fragezeichen-für-junggebliebene-Erwachsene passt. Sein Seitenaufbau weiß zu überzeugen und sorgt für einen gut zu folgenden Lesefluss.

Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf Leseprobe

Die Requisite war der Dieb: Eine Gruselpuppe sorgt für Verwirrung

Insgesamt scheint das Experiment gelungen. Die Hardcore-???-Klientel wird zwar weiterhin lieber die Hörspiele hören oder die Romane lesen wollen, aber für alle anderen ist »Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf« eine schöne Erweiterung des Kanons.


[Matthias Hofmann]

Abbildungen © 2015 Frankh-Kosmos


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