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Frisch Gelesen Folge 135: Beastars 1 & 2

»So was! Du kannst ja lächeln, Legoshi!«, entgegnet Els. »Ja natürlich kann ich lächeln … wie jeder andere auch …«, sagt dieser und eine lautlose Stimme aus dem Off ergänzt: »Irgendwann werden dich alle akzeptieren, Legoshi. Du wirst zwar leicht missverstanden, aber irgendwann werden alle erkennen, dass du in Wirklichkeit unglaublich nett bist.«


FRISCH GELESEN: Archiv


Beastars Vol. 1

Story: Paru Itagaki
Zeichnungen: Paru Itagaki

Kazé
Softcover │ 216 Seiten │ s/w │ 7,50 €
ISBN: 978-2-88951-210-2

 

Beastars Vol. 2

Story: Paru Itagaki
Zeichnungen: Paru Itagaki

Kazé
Softcover │ 200 Seiten │ s/w │ 7,50 €
ISBN: 978-2-88951-211-9

 

Beastars – Einsteigerset (Vol. 1 & Vol. 2)

Story: Paru Itagaki
Zeichnungen: Paru Itagaki

Kazé
Softcover │ 416 Seiten │ s/w │ 10,00 €
ISBN: 978-2-88951-209-6

Genre: Drama, Coming-of-Age, School Life

Für alle, die das mögen: Usagi Yojimbo, Canardo


 

Mangaka Paru Itagaki versetzt uns mit ihrer Geschichte in ein putzig-fantastisches Paralleluniversum. Anthropomorphe Tiere haben dort eine technisierte Zivilisation errichtet, die unserer zum Verwechseln ähnlich sieht, und es geschafft, dass Fleisch- und Pflanzenfresser einträchtig zusammenleben. Doch der friedfertige Schein trügt, denn auf den ersten Seiten wird in einem Internat ein Alpaka-Hengst auf bestialische Weise ermordet. Sofort heißt es, die Polizei würde den Verdächtigen unter den Fleischfressern der Schule suchen. Was unter der nach Spezies aufgeteilten Schülerschaft für jede Menge Gesprächsstoff und Aufregung sorgt. Die Herbivoren halten die Karnivoren – simpel ausgedrückt – für ungezügelte, mordlustige Gesellen, die ihnen immer nur ans Fell und Leder wollen. Und im Gegenzug fühlen sich diese völlig missverstanden, weil ihnen damit jegliches Mitgefühl abgesprochen wird. Doch es gibt weitere Animositäten. Kleine Tiere meckern über große und manche Kurzhaarige mögen aus unerfindlichen Gründen keine mit Wolle. Ganz schön anstrengend das Ganze. Aber warum soll es dort einfacher laufen als bei uns?



Artwork zu Paru Itagakis Beastars.

Wer nun glaubt, dass ein klassischer Krimi vom Stapel läuft, den belehrt Itagaki eines Besseren. Die Frage nach dem Täter rückt ziemlich schnell in den Hintergrund, und es gibt keine erkennbaren Bestrebungen, diese zu beantworten. Stattdessen beschäftigt sich die Szenaristin mit dem Aufbau einer komplexen Story, in der es um junge Leute geht, die ihren Platz in der Gesellschaft suchen und mit dem Erwachsenwerden zurechtkommen wollen. Ihre Zielgruppe sind Oberschüler und junge Studenten, auch wenn jede Altersgruppe diesen Stoff lesen kann. Es geht um das Erwachsenwerden, das Ausprobieren und Umsetzen von Lebenskonzepten. Um Fragen wie: Wer bin ich, wo komme ich her und was will ich werden? Und darum, vielleicht sogar einmal ein »Beastar« zu sein: ein hoch angesehenes Tier, das über allen Diskriminierungen und Ängsten steht und dafür verantwortlich ist, die Schule durch sein gutes Vorbild anzuleiten; und nach dem Schulabschluss die Gesellschaft grundlegend voranzubringen, zum Beispiel als Sportler oder Politiker. Wow, das ist mal wirklich ein Ziel!

 
Feinsinnige Gespräche mit einem Wolf? Kaum zu glauben.

Von solchen Überlegungen ist Legoshi weit entfernt. Der 17-jährige Grauwolf engagiert sich in der schulischen Theater-AG als Bühnenarbeiter und schämt sich seiner »animalischen« Herkunft. Er ist sich sehr wohl bewusst, dass in ihm Triebe schlummern, die manchmal nur schwer zu kontrollieren sind. Itagaki nutzt das anfangs, um den Leser aufs Glatteis zu führen und ihn glauben zu machen, Legoshi könnte der Mörder sein. Prinzipiell hat dieser aber ein sanftes Gemüt, ist introvertiert und will ein gutes Wesen sein. Von einem ganz anderen Schlag ist der 18-jährige Rothirsch Louis, Leiter der Theater-AG, die in dieser Geschichte einen Status wie der amerikanische College Football hat. Louis wirkt sehr schnöselig und bietet sich mit seiner geleckt eingebildeten Art für den Rang eines Beastars regelrecht an. Was aber tatsächlich in ihm steckt, wird sich noch zeigen. Mit Haru, einem schönen Zwergkaninchen mit interessantem Liebesleben, das Legoshi unter dramatischen Umständen begegnet, ist eine interessante Truppe an Hauptdarstellern am Start, die den Weg zu weiteren Ereignissen und Gefährten bahnt.

 
Schluss mit lustig, jetzt wird es ernst!

Die Zeichnungen sind schön und Itagaki trifft die visuellen Eigenheiten der einzelnen Tierrassen sehr gut und spielt mit den Vorurteilen, die ihnen anhaften. Ein Königstiger erscheint sehr groß und einschüchternd, während ein Grauwolf durchaus verschlagen wirkt. Die mitreißende Handlung ist recht ernst, bietet aber auch humorige Momente, als sich zum Beispiel eine Hausratte unglaublich aufregt und nicht hundertprozentig für voll genommen wird. Hier ist alles auf Fortsetzung getrimmt, und sowohl Story als auch Zahl der Hauptfiguren entfalten sich langsam wie ein Fächer. Doch das ist sehr gut gemacht. Itagaki hat die Zügel fest im Griff und weiß anscheinend genau, wohin die Reise gehen soll. Es würde nicht verwundern, wenn es auf die Mordfrage eine Antwort gäbe, die nicht das Ende der Serie bedeutet. Immerhin sind in Japan bis dato 15 Bände erschienen.


Und noch ein Artwork, das Paru Itagakis Zeichenkunst veranschaulicht.

Übrigens: Anfang Oktober 2019 ist im japanischen Fernsehen die Anime-Adaptation gestartet. Hierzulande müssen sich die Fans allerdings noch ein wenig gedulden. Die weltweite Veröffentlichung soll bei Netflix erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

[Walter Truck]

Abbildungen © 2019 Kazé / BEASTARS © 2017 Paru Itagaki (AKITASHOTEN)


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