Asterix Band 36:
Klaus Jöken über seine Arbeit als Übersetzer
Die Veröffentlichung eines neues Albums der von Albert Uderzo und René Goscinny 1959 erstmals veröffentlichten Asterix-Serie gehört auch heute noch zu den ganz großen Comic-Themen - und zwar auf internationaler Ebene. Das neue Album, für das Asterix-Miterfinder Uderzo erneut als Mastermind tätig war und das seine jungen Kollegen Jean-Yves Ferri und Didier Conrad zum zweiten Mal kongenial in Szene gesetzt haben, wurde heute offiziell das Covermotiv bekanntgegeben:
Das allein ist zwar schon eine Meldung wert, doch CRON setzt noch einen drauf und hat bei Klaus Jöken nachgefragt, der das neue Album »Der Papyrus des Cäsar« ins Deutsche übersetzt hat. Der in der französischen Auvergne lebende Autor ist schon seit vielen Jahren für eine adäquate Übertragung des Wortwitzes und der sprachlichen Stimmung bei Asterix zuständig, kümmert sich aber auch um andere frankobelgische Klassiker wie Lucky Luke oder Buck Danny.
Klaus, wie lange bist du nun schon für die Übertragung der Asterix-Comics ins Deutsche zuständig?
Die Serie Asterix habe ich vor zehn Jahren übernommen, also 2005 mit »Gallien in Gefahr«. Vorher hatte ich allerdings schon verschiedene Veröffentlichungen zum Thema übersetzt, zum Beispiel das Buch zum Film »Asterix in Amerika«, dazu das frühe Werk von Goscinny und Uderzo (Luc Junior, Belloy, Pitt Pistol). Insofern war ich also schon seit einiger Zeit mit der Materie vertraut.
Hast du in dieser Zeit mal Gelegenheit gehabt, die Schöpfer Uderzo, Ferri und Conrad persönlich kennenzulernen? Wie war diese Begegnung?
Kurz vor der Veröffentlichung von »Gallien in Gefahr«, also 2005, wurde ich Albert Uderzo vorgestellt. Sehr beeindruckend, wenn man plötzlich so einer lebenden Legende gegenübersteht. Zum Glück ist Uderzo wirklich nett und sympathisch, darum war das Eis rasch gebrochen. Mit ihm zu sprechen hat trotzdem jedesmal etwas ehrfurchtgebietendes.
Die Begegnung mit Jean-Yves Ferri und Didier Conrad im Vorfeld von »Asterix bei den Pikten« war unkomplizierter. Wir sind nämlich etwa gleich alt und alle drei erst spät ins Asterix-Abenteuer eingestiegen. Das schafft Gemeinsamkeiten. Lustig war, dass ich bei Ferri und Conrad den Eindruck hatte, die beiden sind alte Kumpel und schon ewig miteinander befreundet befreundet. Schließlich stellte raus, dass sie sich selbst erst ein paar Stunden zuvor kennengelernt hatten.
Habt ihr euch auch über deine Arbeit unterhalten? Was hält man in Frankreich von den deutschen Asterix-Ausgaben?
Bei unserer ersten Begegnung sagte Uderzo gleich nach der Begrüßung: »Wissen Sie, Asterix darf man nicht übersetzen, man muss ihn adaptieren.« Wir haben uns dann ausführlich über Probleme bei der Übersetzung ausgetauscht.
Conrad ist ja für das Zeichnen zuständig und kümmert sich weniger um sprachliche Aspekte. Aber Ferri hat sich alle Probleme, die bei der Arbeit am neuen Band auftauchten, sehr geduldig angehört und mit mir durchdiskutiert. Ein sehr anregendes und hilfreiches Gespräch.
Übrigens lässt der französische Verlag Les Éditions Albert René meine Übersetzungen noch einmal rückübersetzen um zu kontrollieren, ob der Humor auch im Stil von Asterix bleibt. Oft muss ich dann erklären, warum ich diese oder jene Lösung gewählt habe.
Die Veröffentlichung eines neuen Asterix-Albums ist ja immer ein ziemlicher Rummel. Inwieweit wirst du davon angesteckt? Beeinflusst es deine Arbeit?
Weil ich mich bei der Arbeit voll auf den Text konzentrieren muss, kapsele ich mich in dieser Zeit ganz ab. Dann kann ich gar keine Störung gebrauchen. Für ein paar Monate darf also niemand mein Arbeitszimmer betreten, und ich arbeite sogar auf einem Computer, der keinen Internetzugang hat, schon aus Sicherheitsgründen. Der Medienrummel setzt für mich erst ein, wenn der Band erscheint. Da kann ich gern einen Monat einplanen für Interviews, Präsenz auf der Buchmesse usw. Aber dann ist die Übersetzungsarbeit ja vorbei und das Album längst gedruckt.
Macht es eigentlich einen Unterschied aus, ob du an einem Asterix-Album oder der Übersetzung einer anderen Serie arbeitest? Du übersetzt ja auch andere frankobelgische Klassiker wie Lucky Luke oder Buck Danny.
Für einen gängigen Comic brauche ich etwa eine Arbeitwoche. Bei einer anspruchsvollen Serie wie Lucky Luke kann es schon mal einen Monat dauern, bis ein Abenteuer übersetzt ist, aber ein Asterix nimmt gut und gerne vier Monate in Anspruch. Das ist ungefähr die Größenordnung. Asterix ist ungleich komplizierter als alles, was ich sonst je übersetzt habe. Zum Schluss muss sich alles locker und leicht lesen, aber an manchen Sätzen knobele ich zwei, drei Tage herum.
Was darfst du uns schon vom neuen Album erzählen?
Eigentlich nicht viel. Ferri und Conrad bleiben der von Goscinny und Uderzo aufgestellten Regel treu, dass auf ein Reiseabenteuer immer eine Band folgt, der im Dorf der Gallier spielt. Die Geschichte heißt »Der Papyrus des Cäsar« und handelt von einem Papyrus... Aber Spaß beiseite: Alles dreht sich um Cäsars Buch »Der Gallische Krieg«, nur wie Asterix und Obelix darin verwickelt sind, das kann der Leser ab dem 22. Oktober selbst herausfinden.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Volker Hamann
Alle Abbildungen sind © 2015 Les Editions Albert René/Uderzo-Goscinny
© 2015 Les Editions Albert René/Uderzo-Goscinny
Der neue Asterix-Band »Der Papyrus des Cäsar« erscheint am 22. Oktober 2015 bei Egmont Ehapa Media (Softcover) und bei der Egmont Comic Collection (Hardcover).
Weiterführender Link:
Die offizielle Asterix-Webseite: Asterix