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Die besten Comics von 2017

Die Besten von 2017alfonz logo rot klein
Comic-Lesetipps der ALFONZ-Redaktion

Das Comicfachmagazin ALFONZ stellte seinen Autoren und Rezensenten die Frage: »Welche Comics sind für euch die Besten des Jahres 2017?« Die aus dieser Auswahl gekürten zehn besten Comics des Jahres und eine Auswahlliste der »Top 2« wurden in ALFONZ Nr. 1/2018 vorabgedruckt. Nachfolgend präsentieren wir alle Empfehlungen in alphabetischer Reihenfolge der Mitarbeiter.


Alexander Braun

Eternauta 1969
Héctor G. Oesterheld & Alberto Breccia (avant-verlag)

»Mit Eternauta (erschienen von 1957-59) schenkte Héctor G. Oesterheld nicht nur seinem Heimatland Argentinien, sondern der gesamten Comicwelt eine der bedeutendsten Sci-Fi-Dystopien. Die Zeichnungen von Francisco Lopéz waren bedrückend realistisch. 1969, sieben Jahre vor der Militärdiktatur, relaunchte Oesterheld sein Magnum Opus und legte es in die künstlerischen Hände von Alberto Breccia. Nun war auch das Artwork Avantgarde. Ein überragendes Stück Comicgeschichte zum ersten Mal auf Deutsch.«

Fritz The Cat: Gesamtausgabe
Robert Crumb (Reprodukt)

»Weil Robert Crumb die Verfilmung von Ralph Bakshi 1972 nicht mochte, legte er seinen damals populärsten Helden via Eispickel ad acta. Seitdem haftet Fritz The Cat irgendwie der Makel an, ein nur mittelprächtiges Stück im Œuvre zu sein. Das Gegenteil ist der Fall. Fritz ist ein Filet. Die entschiedene Fiktionalität, also die Entfernung von reiner Crumbscher Nabelschau, macht die Storys besonders lesenswert. Zum ersten Mal wirklich alle Geschichten vereint.«

Mac Coy: Gesamtausgabe (Band 1)
Jean-Pierre Gourmelen & Antonio Hernández Palacios (avant-verlag)

»Zugegeben: Die Skripts des Franzosen Gourmelen sind mitunter etwas eindimensional. Das macht das grandiose Artwork von Hernández Palacios aber mehr als wett. Nach Manos Kelly und dem Nationalepos El Cid lieferte der Spanier ab 1974 eine psychedelische Westernoper der Extraklasse ab. Die Gesamtausgabe lässt keine Wünsche offen – tadellos editiert und gedruckt.«

fritz the cat PaperGirls1

Christian Endres

Maggy Garrisson
Lewis Trondheim & Stéphane Oiry (Schreiber& Leser)

»Die neue Albenserie von Trondheim und Oiry ist eine unaufgeregte, schmutzige kleine Krimiserie über die englische Arbeiterklasse und eine taffe, herrlich opportunistische Protagonistin.«

Paper Girls
Brian K. Vaughan & Cliff Chiang (Cross Cult)

»Wer Stranger Things schon gut findet, wird von Paper Girls begeistert sein. Vaughan und Chiang liefern einen ebenso innovativen wie nostalgischen Zeitreisecomic, der in jedem Panel und jeder Blase perfekt sitzt.«

Teenage Mutant Ninja Turtles / Usagi Yojimbo
Stan Sakai (Dantes)

»In diesem neuen Crossover zwischen seinem Samurai-Hasen und den Ninja-Schildkröten spielt Stan Sakai mit der Mythologie seiner langlebigen Serie, ohne Neuleser zu verprellen, die alles geboten bekommen, was Usagi seit drei Jahrzehnten ausmacht.«

Bernhard Erdmann

Paper Girls
Brian K. Vaughan & Cliff Chiang (Cross Cult)

»Nachdem Autor Brian K. Vaughan in den vergangenen Jahren mit Saga megaerfolgreich war und diverse Preise abräumte, zeichnet sich mit Paper Girls der nächste Meilenstein in seiner Karriere ab. Abenteuer, Mystery und Science-Fiction verpackt in ein Setting der schrillen Popkultur der 80er Jahre. Eine Hommage an Walkmans, BMX-Räder & Co. Ein Must-Read für alle Comicfans aus der Generation Golf!«

Die alten Knacker, Band 4: Die Zauberin
Wilfrid Lupano & Paul Cauuet (Splitter)

»Obwohl diesmal eine junge Puppenspielerin in den Vordergrund rückt, wird man als Fan der Serie auch mit dem vierten Band der alten Knacker nicht enttäuscht werden. Mit viel Witz und Charme lässt Lupano seine Rentner-Gang zur Höchstform auflaufen, was durch Cauuets Artwork prima in Szene gesetzt wird.«

Asterix, Band 37: Asterix in Italien
Jean-Yves Ferri & Didier Conrad (Egmont)

»Asterix ist schließlich Kult, basta!«

Volker Hamann

Der nasse Fisch
Arne Jysch & Volker Kutscher (Carlsen)

»Die Adaption des Romans von Volker Kutscher aus seiner Krimireihe um den Berliner Polizisten Gereon Rath erhält durch das herausragende Artwork von Zeichner Arne Jysch eine zusätzliche Klasse. Die während der Weimarer Republik spielende Geschichte hat der Storyboarder Jysch mit perfektem Timing und Rasanz umgesetzt.«

Maggy Garrisson
Lewis Trondheim & Stéphane Oiry (Schreiber & Leser)

»Eine Empfehlung für Freunde klassischer Krimicomics in ungewöhnlicher Machart ist die Geschichte der im Londoner East End lebenden pummeligen und kaltschnäuzigen Maggy. Sie begeistert sich für Kriminalistik und ihr Leben wird nicht allein durch ungewöhnliche Verbrechen durcheinander gewirbelt. Eine der besten Trondheim-Geschichten seit Jahren.«

Geisel
Guy Delisle (Reprodukt)

»Der für mich emotionalste und zugleich ruhigste Comic des Jahres erzählt von der 111 Tage dauernden Geiselhaft des für die Hilfsorganisation ›Ärzte ohne Grenzen‹ tätigen Christophe André. Was der Frankokanadier Delisle hier sowohl eindringlich wie mit einem tollen Gespür für Zeit erzählt, gelingt nur im Comic.«

Der nasse Fisch Geisel

Thorsten Hanisch

Nameless
Grant Morrison & Chris Burnham (Cross Cult)

»Morrison und Burnham besinnen sich auf die ganze Kraft der Neunten Kunst und laden zu einer psychedelischen Horrorapokalypse ein, bei der nicht nur Körper, sondern auch endlich mal wieder herkömmliche Erzählstrukturen zerfetzt werden. H.P. Lovecraft hätte vor Freude den Mond angeheult.«

James Bond 007, Band 2: Eidolon
Warren Ellis & Jason Masters (Splitter)

»Während sich im Kino zuletzt wieder das 70s-Kasperle bemerkbar gemacht hat, servieren Ellis und Masters den Bond so, wie er sein muss und gedacht war: Schnell, hart, lakonisch, packend.«

Fritz The Cat: Gesamtausgabe
Robert Crumb (Reprodukt)

»Eigentlich keine sonderlich originelle Nennung, Crumbs Kultkater ist schon mehrmals durch die deutsche Comiclandschaft gewuselt – allerdings hat es tatsächlich bis zum Jahr 2017 für eine qualitativ hochwertige und vor allem komplette Edition gebraucht. Endlich!«

Die Goldgruber-Chroniken
Nicolas Mahler (Reprodukt)

Mahler ist und bleibt der absolute König, wenn es darum geht, auf hyperminimalistische Weise den alltäglichen Wahnsinn einzufangen. Man könnte auch sagen: Winzig kleine Männchen, riesengroße Wirkung, jetzt im praktischen Sammelband!«

Die gesammelten Chroniken von Wormwood
Garth Ennis & Jacen Burrows (Panini)

Garth Ennis zwischen 2006 und 2007 entstandene Chroniken von Wormwood knallen heute noch alle Geschmacksschranken nach Hause und erfreuen mit ihrem herrlich galligen Getrete gegen Obrigkeitswahn und Medienirrwitz 2017 sogar wie nie zuvor.«

Bernd Hinrichs

Grönland Vertigo
Hervé Tanquerelle (avant-verlag)

»Selten gelang eine Hommage an Hergé so gut wie bei Tanquerelle. Der Band ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass das Prinzip Hergé – die Ligne claire – auch heute sehr gut funktioniert, wenn sie konsequent umgesetzt wird. Grönland Vertigo ist ein heiteres Buch, das leise erzählt wird. Es ist spritzig, lässt den Leser oft schmunzeln. Das Artwork, das auf den ersten Blick möglicherweise leicht antiquiert wirkt, passt zur Geschichte und macht einfach Spaß beim Lesen.«

Paper Girls
Brian K. Vaughan & Cliff Chiang (Cross Cult)

»Eine herrlich abgedrehte Geschichte um Aliens, Dimensionswesen, Flugsaurier und den ganz natürlichen Wahnsinn in den 1980er Jahren. Vaughan liefert einen tollen Genremix: Ein bisschen Science-Fiction – unwillkürlich muss man an Spielbergs Unheimliche Begegnung der Dritten Art denken – ein bisschen Horror und ein bisschen Highschool.«

Harry + Platte: Gesamtausgabe, 1949-1954
Will & Fernand Dineur & Luc Bermar & Ben (Salleck Publications)

»Wieder einmal wagt sich Eckart Schott mit seiner Salleck Publications an ein Mammutprojekt. Kaum liegt vom Spirit-Archives der letzte Band auf Deutsch vor, legt der emsige Verleger den ersten Band einer umfangreichen Harry + Platte-Gesamtausgabe vor. Und das umfangreiche Werk lässt keine Wünsche offen. Für den verlegerischen Mut ist ihm gar nicht genug zu danken.«

Matthias Hofmann

Brodecks Bericht
Manu Larcenet (Reprodukt)

»Müsste ich mich für 2017 auf einen einzigen Lizenztitel beschränken, so wäre das Larcenets Adaption des gleichnamigen Romans von Philippe Claudel. Ausgehend von einem Bericht über einen Mord in einem Bergdorf, gelingt ihm ein bildgewaltiges, kriminalistisches Meisterstück in Form einer Graphic-Novel-Tragödie, die sich nicht nur in die Retina einbrennt, sondern auch lange in der Seele nachwirkt. Wahnsinnig lange.«

Die Abenteuer von Autistic Hero-Girl
Daniela Schreiter (Panini)

»Müsste ich mich für 2017 auf eine einzige deutsche Originalausgabe beschränken, so wäre das Fuchskinds neuste Inkarnation: Autistic Hero-Girl. Ein weiterer Augen öffnender Comic voll Witz, Charme. Mit einer zweiten Rezeptionsebene, die sehr nachdenklich stimmt.«

Die Adoption, Band 1: Qinaya
Zidrou & Arno Monin (Splitter)

»Die Geschichte der vierjährigen Vollwaisen Qinaya, die in Frankreich auf den eisenharten Opa Gabriel trifft, handelt sowohl von ganz großen Konzepten wie Liebe und Familie als auch von kleinen Details sowie anschaulich und nachvollziehbar dargestellten Menschen. Ganz großes Comickino.«

Brodecks Bericht nameless

Alex Jakubowski

Otto
Marc-Antoine Mathieu (Reprodukt)

»Mathieus Comics spielen immer mit den Möglichkeiten, die ihnen das Medium bietet. Im neuesten Werk Otto versinkt der Protagonist in der Krise seines Künstlerlebens in seinem Selbst. Seine Eltern haben ihm eine Kiste hinterlassen mit Fotos und Aufzeichnungen, die jede Sekunde seines Lebens dokumentieren. So gerät Mathieu auf eine metaphysische Ebene, die mit der Unendlichkeit spielt und im Nirgendwo endet. Ein Mathieu-Comic in Höchstform.«

Die Traumfabrik. Der Riese und die Nackttänzerin
Laurent Galandon & Frédéric Blier (Panini)

»Célestin träumt davon Regisseur zu werden. Der etwas schusselige, aber wohlwollende Sohn eines Notars entflieht dem engen, spießigen Elternhaus und trifft in Paris einen alten Freund, einen Filmvorführer. Der überlebt nur, weil er ein kleines Filmchen einer Nackttänzerin zeigt und anschließend Fotos verkauft. Auch Célestin verfällt dieser Frau, aber es gelingt ihm, sie für sein Projekt zu gewinnen. Der Comic fängt den Zeitgeist wunderbar ein und vermittelt Leidenschaft.«

Brodecks Bericht
Manu Larcenet (Reprodukt)

»Kann Larcenet auch schlechte Comics? Das neue Werk zeigt meisterhafte schwarzweiße Zeichnungen, düster und atmosphärisch. Die Geschichte ist eine Adaption eines Romans von Philippe Claudel. Geheimnisvoll und spannend zieht sich der Band dahin. Der Leser taucht ein in eine Welt, die in viele erstaunte Gesichter schaut und kommt dabei selbst aus dem Staunen nicht mehr heraus. So eindrucksvoll sind die Zeichnungen, die jedes Panel für sich ein eigenes kleines Kunstwerk darstellen.«

Superman
Gion Capeder (Edition Moderne)

»Nein, dieser Superman hat keine übermenschlichen Kräfte, ganz im Gegenteil. Die Hauptfigur Chris schwankt zwischen Selbstmitleid und Hybris, und entpuppt sich eigentlich als grandioser Hochstapler, der es schafft, Job, Familie und Affären unter einen Hut zu bringen. Der Schluss der Story ist ganz und gar nicht superheldenhaft und lässt den Leser ein wenig im Dunkeln tappen. Eine genial beobachtete Milieustudie mit überraschendem und umwerfendem Ende.«

Der große böse Fuchs
Benjamin Renner (avant-verlag)

»Ein verzweifelter, hungriger Fuchs. Ein lethargischer Wolf, der Nachhilfe gibt im Bösesein. Renitente Hühner, die gerne mal zuschlagen. Und dann auch noch Küken, die sich in die falsche Mama vergucken. Was für ein grandioser Spaß. In diesem Comic sind viele Rollen vertauscht und das macht ihn gerade so unterhaltsam. Feine, kleine Beobachtungen sind es, die Benjamin Renner hier anstellt. Eine ganz eigene, wunderbare Geschichte mit herausragenden, witzigen Dialogen.«

Marcus Koppers

Predator vs Judge Dredd vs Aliens
John Layman & Christopher Mooneyham (Cross Cult)

»John Layman verknüpft die Welten dieser Sciene-Fiction-Figuren humorvoll und actionreich miteinander. Die Miniserie macht unglaublich viel Lust auf weitere Comics mit Judge Dredd. Das liegt sicherlich auch an der gelungenen Übersetzung, die durch viele liebevolle Details überzeugt.«

Die drei ??? Das Dorf der Teufel
Ivar Leon Menger & John Beckmann & Christopher Tauber (Kosmos)

»Der zweite Comicfall der berühmten Hörspieldetektive aus der Feder von Ivar Leon Menger überzeugt vor allem visuell. Die Zeichnungen von Christopher Tauber tragen einen Großteil zur stimmungsvollen Atmosphäre bei.«

I Hate Fairyland
Skottie Young (Popcom/Tokyopop)

»I Hate Fairyland ist ein brachialer Anarcho-Spaß für alle, denen beim Gedanken an ein blutiges Splatterfest mit süßem Sahnehäubchen und Fondant-Dekoration ein Lächeln durchs Gesicht huscht. Besonders begeistert haben mich die fluffigen Flüche und die Lautmalerei.«

Peter Lau

Mickey’s Craziest Adventures
Lewis Trondheim & Nicolas Keramidas (Ehapa)

»In dem überwältigend mittelmäßigen Comicjahr 2017, in dem alles so brav und absehbar und vernünftig und künstlerisch oder zumindest kunsthandwerklich wertvoll war, erinnerte dieser ausgefuchste, völlig blödsinnige Spaß daran, dass es immer noch möglich ist, gleichzeitig experimentell und unterhaltsam zu sein, Form und Inhalt untrennbar miteinander zu verknoten und dadurch tatsächlich ein Werk zu erschaffen, das nur in diesem Medium möglich ist. Fuck you, Graphic Novel!«

IKARIA 6
Benjamin Maack & Sebastian Stamm (NDR)

»Ein Raumschiff auf dem Flug durch die endlose Leere, fünf sozial inkompetente Astronauten, die sich gegenseitig tierisch auf den Sack gehen, eine außerirdische Lebensform, die nur das Beste will – oder doch nicht? Das ist schon ganz schön. Aber die Verbindung von Hörspiel und animiertem Comic ist wirklich sensationell. Irgendwann wird es wohl auch eine Printversion dieses Erzählexperiments geben und sie wird okay sein, aber wer sich für die Möglichkeiten des Comics interessiert, sollte den Video-Podcast beim NDR ansehen.«

MICKEYS CRAZIEST ADVENTURES 7 Frauen

Heiner Lünstedt

Ich habe Wale gesehen
Javier de Isusi (Edition Moderne)

»Für seinen Comic über Ideale, Selbstbetrug, Vorurteile und Vergebung griff Javier de Isusi auf tatsächliche Ereignisse im Baskenland zurück: Antons Vater wird von der Freiheitsbewegung ETA umgebracht. Neben der Geschichte mit ihren knappen pointierten Dialogen, beeindruckt auch die Gestaltung. Dem Künstler gelingt es sehr gut, die Gefühlswelten seiner Figuren mit gelben und grauen Aquarellfarben darzustellen.«

SHI, Band 1: Am Anfang war die Wut.
Zidrou & Homs (Splitter)

»Das japanische Schriftzeichen Shi steht für Tod und ist in dieser Serie auch das Symbol von wütenden Müttern, die sich an der herrschenden Klasse für den Tod ihrer Kinder rächen. Vom Entstehen dieser Organisation sowie der Freundschaft zweier Frauen mit unterschiedlicher Herkunft erzählt der vielversprechende Auftakt einer spannend und großartig in Szene gesetzten Comicserie.«

Seltsam & Fesselnd: Das Werk des Denis Kitchen
Denis Kitchen & Steff Murschetz (U-Comix)

»Dies ist zwar kein Comic, sondern ein Sachbuch voller Comics. Aber für die auf 222 Exemplare limitierte deutsche Ausgabe wurde ein ohnehin schon großartiges Buch über den Underground-Zeichner, Verleger und Comicexperten aus dem Hause Dark Horse noch fortgeschrieben und ergänzt. Lobend ist auch zu erwähnen, dass die Abbildungen von Denis Kitchen persönlich kommentiert und die Comics von Christof Bango ins Deutsche übersetzt wurden.«

Wolfram Neun

Brodecks Bericht
Manu Larcenet (Reprodukt)

»Wie Maître Larcenet diese seelenentblößende, düstere Parabel über Krieg und Nachkriegszeit, über Schuld und kollektive Verdrängung voller Wucht mit expressivem Strich adaptiert, das geht schon unter die Haut.«

Magritte. Dies ist keine Biografie
Vincent Zabus & Thomas Campi (Carlsen)

»Wenn Illusion zur Wirklichkeit wird: Ein Mann kauft sich einen Hut und stolpert fortan durch die surrealen Bildwelten von Magritte. Intelligenter Parforceritt mit Pfeife und Melone und Apfel vorm Gesicht. Wunderbar!«

Tungstênio
Marcello Quintanilha (avant-verlag)

»Am Strand von Salvador de Bahia knallen Einigen die Sicherungen durch. Ein ganz, ganz feiner Krimi, frech, grotesk, voll auf die Zwölf! Und die Übersetzung des Wortes Tungstênio ist auch nicht von schlechten Eltern.«

7 Frauen
Olivier Pont (Splitter)

»Wohltuend anders. Sieben Erzählungen über Frauen aus diversen Zeiten, Generationen und Ländern, die versuchen die Fesseln des Lebens abzustreifen. Als Geschenk für die werte Gemahlin eventuell ungeeignet.«

Nick Cave. Mercy On Me
Reinhard Kleist (Carlsen)

»Es läuft am Ende ja doch auf diese Formel hinaus: Cave + Kleist = Kult + Comickunst. Noch Fragen?«

nick cave Der Sommer ihres Lebens

Peter Osteried

Paper Girls
Brian K. Vaughan & Cliff Chiang (Cross Cult)

»Die 80er Jahre sind wieder hip – oder immer noch. Brian K. Vaughan bietet hier eine mit zahlreichen SF- und Horror-Elementen gespickte Geschichte, die nicht nur durch Nostalgie zu punkten versteht.«

Der Krieg der Welten
Thilo Krapp (Ehapa)

»Eine schöne Adaption des Klassikers von H.G. Wells, bei der man merkt, wie viel Herzblut der Künstler einfließen ließ.«

Stephan Schunck

Eine geheimnisvolle Melodie
Cosey (Ehapa)

Mickey’s Craziest Adventures
Lewis Trondheim & Nicolas Keramidas (Ehapa)

»Beide Alben verknüpfen auf wunderschöne Art und Weise Walt Disneys Vergangenheit und Gegenwart. Frankobelgische Comickünstler interpretieren hier die klassische Mickey Mouse auf ihre individuelle Art und Weise und haben es so geschafft, dass ich noch einmal richtig Lust auf Walt Disneys Geschichten bekommen habe. Die Aufmachung der Bücher spricht für sich selbst.«

Nick Cave. Mercy On Me
Reinhard Kleist (Carlsen)

»Auch wenn ich nicht unbedingt ein Riesenfan der Comics von Reinhard Kleist bin, rangieren die beiden Alben auf meiner persönlichen Liste 2017 ganz oben. Schon mit Birthday Party war ich Fan von Nick Cave, die Bad Seeds begleiten mich noch heute. Kein Wunder also, dass die Kombination aus expressiver Musik und einem entsprechenden Erzähl- und Zeichenstil bei mir zu einer retrospektiven Reise durch die vergangenen Jahrzehnte wurde.«

Der nasse Fisch
Arne Jysch & Volker Kutscher (Carlsen)

»Der Hype um die Serie Babylon Berlin war bei mir gar nicht angekommen. Umso überraschter war ich von dem Zufallstreffer, den ich mit dem Comic Der nasse Fisch in irgendeiner Buchhandlung am Flughafen gemacht habe. Arne Jysch gelingt eine spannende und unterhaltsame Umsetzung von Kutschers Romanvorlage, die in unbunten Farben die Atmosphäre Berlins in den Goldenen Zwanzigern stimmig einfängt.«

Falk Straub

Der Sommer ihres Lebens
Thomas von Steinaecker & Barbara Yelin (Reprodukt)

»Ein ganzes Leben in 15 Episoden, in denen Vergangenheit und Gegenwart melancholisch miteinander verschwimmen. Barbara Yelins Zeichnungen sind magisch. Ein manchmal tieftrauriger, manchmal beglückender Comic, der sowohl im Netz als auch auf Papier funktioniert.«

Der Unterwasser-Schweißer
Jeff Lemire (Hinstorff)

»Eine Geschichte über Väter, Söhne und den Tod an den rauen Rändern Kanadas. Jeff Lemire schickt seinen Protagonisten auf einen metaphorischen Tauchgang. Trauerarbeit in Schwarz-Weiß, die zeigt, warum Lemire zu den Besten seines Fachs zählt.«

Kobane Calling
Zerocalcare (avant-verlag)

»Ein Krisencomic aus dem türkisch-syrisch-irakischen Grenzgebiet. Visuell geradezu irrwitzig verspielt, erzählerisch stets um Diskurs und Selbstreflexion bemüht. Ein politischer Comic mit Haltung, die nicht jedem gefallen dürfte.«

Der Unterwasserschweisser siuil a run

Stefan Svik

Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein
Ulli Lust (Suhrkamp)

»Fortsetzung von Heute ist der letzte Tag…, in dem die international gefeierte Autorin und Zeichnerin Lust schildert, wie sie den Einstieg ins professionelle Zeichnerleben schaffen will und dabei eine komplizierte Dreiecksbeziehung zu einem jungen afrikanischen Asylbewerber und einem weit älteren Künstler zu bewältigen versucht, ohne ihre Werte als emanzipierter Freigeist aufgeben zu müssen.«

Dirk Gentlys Holistische Detektei, Band 1: Schrödingers Katzenkiller
Chris Ryall & Tony Akins & Ilias Kyriazis (Panini)

»Das Werk des genialen Humoristen Douglas Adams wird als Comicreihe und auf Netflix fortgesetzt. Vorerst nur mit Dirk Gently, aber wenn es gut läuft auch mit den Abenteuern von Arthur Dent? Der Anfang stimmt hoffnungsvoll.«

Nick Cave. Mercy On Me
Reinhard Kleist (Carlsen)

»Alles was dieser Mann auswählt ist interessant – quasi unsere deutsche Antwort auf Brian K. Vaughan, mehr oder weniger. Zu Recht weit über die Comicszene hinaus wahrgenommen, keine 0815-Biografie, sondern auf den Spuren von Nick Caves Musik. Kleist ist einer der Leuchttürme für deutsche Comickünstler: Wählt relevante Themen aus, arbeitet fleißig und glänzt durch eure Werke.«

The Punisher, Band 1
Becky Cloonan & Steve Dillon (Panini)

»Lebt und atmet den Geist der Punisher-Comics von Garth Ennis und Steve Dillon. Letzterer verstarb bedauerlicherweise 2016 und er wird schmerzlich vermisst. Allein die überaus kreativen Cover dieser Reihe sind origineller, cleverer und unterhaltsamer als der Großteil der Massen an lauen Superheldencomics.«

Sonnenstein, Band 4
Stjepan Sejic (Panini)

»Die Serie fing etwas reißerisch an, hat sich aber längst zu einer der schönsten, erotischsten und humorvollsten Liebesgeschichten im Segment der aktuellen Erwachsenencomics weiterentwickelt. Einfach schön.«

Bataclan: Wie ich überlebte
Fred Dewilde (Panini)

»Und dann will man das Erlebte in einem Comic verarbeiten, aber man hat keine Bilder mehr und ergänzt die Seiten um lose Notizen und Skizzen – und das geht auch. Trauerbewältigung, die tief berührt und Trost spendet, für Versöhnung und Toleranz wirbt – ein äußerst wichtiges Buch, genau zur richtigen Zeit.«

Ralph Trommer

Mickey’s Craziest Adventures
Lewis Trondheim & Nicolas Keramidas (Ehapa)

»Die durchweg gelungenen Mickey-Hommagen verdeutlichen, dass die Maus noch lange nicht tot ist, wenn man an ihre Ursprünge zurückgeht und an manche Altmeister, allen voran Floyd Gottfredson, erinnert. Apropos: Wann wird dessen (Gesamt-)Werk endlich deutschen Lesern in einer angemessenen Ausgabe zugänglich gemacht, wie schon zuvor bei Carl Barks?«

Blacksad: Gesamtausgabe
Juan Díaz Canales & Juanjo Guarnido (Carlsen)

»Eigentlich gibt es mit Inspector Canardo ja schon einen ähnlichen anthropomorphen Comicdetektiv. Doch die Blacksad-Bände sind nicht nur außergewöhnlich gut gezeichnet, auch die Charaktere sind hintergründig und plastisch, die Szenarios ausgefeilt, hochspannend und sie vermitteln auf intelligente Weise amerikanische Nachkriegsgeschichte.«


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