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UPDATE Comic-Salon Erlangen: Absage und Reaktionen

Zwangspause
nach 36 Jahren

Der Comic-Salon Erlangen ist eine Institution. Im Sommer 1984 feierte er seine Premiere, inzwischen zieht er an den vier Veranstaltungstagen mehr als 25.000 Besucher an. Bislang konnten dem alle zwei Jahre vom Erlanger Kulturamt organisierten Großereignis weder Wind noch Wetter, geschweige denn Platzprobleme etwas anhaben. Ganz im Gegenteil: Bei der 18. und bislang letzten Ausgabe, die 2018 wegen Sanierungsarbeiten von der Heinrich-Lades-Halle beim Rathaus zu großen Teilen in Messezelte rund um den Erlanger Schlossplatz und Schlossgarten verlegt wurde, zählten die Macher gar rund 30.000 Comicinteressierte. In diesem Jahr ist nun alles anders. Nicht wegen Besucherschwunds, Wetterkapriolen oder Platznot, sondern wegen des Coronavirus, das den Alltag rund um den Globus weiterhin fest im Griff hat.


Besucherandrang: Wer 2018 in die Messezelte wollte, musste mitunter lange Wartezeiten
in Kauf nehmen. Solche Bilder wird es 2020 leider nicht geben.

Lange behielten sich die Verantwortlichen im Erlanger Kulturamt eine Verschiebung in den Herbst vor, hielten die Aussteller und Kooperationspartner dabei aber immer auf dem Laufenden. Am Donnerstag, 16. April, erfolgte schließlich das endgültige Aus. »Die bundesweite Absage von Großveranstaltungen bis mindestens zum 31. August hat nun für endgültige Klarheit gesorgt«, heißt es dazu in einer offiziellen Pressemitteilung. Aufgrund der Beschlüsse des Bayerischen Kabinetts sei eine Verschiebung des Salons nicht realistisch. Bereits erworbene Eintrittskarten würden rückerstattet. Und auch der im Rahmen des Salons vergebene Max-und-Moritz-Preis soll verliehen werden. »Wann und in welcher Form wird noch entschieden«, heißt es vonseiten des Kulturamts weiter.

Die Absage macht betroffen,
stößt aber auf viel Verständnis

Wie reagieren die Verlage, wie die betroffenen Künstlerinnen und Künstler? CRON hat nachgefragt, wie sie zur Absage stehen, welche Auswirkungen diese für sie hat und ob Ersatzveranstaltungen, etwa Aktionen im Netz wie nach der Absage der Leipziger Buchmesse (LBM), geplant sind. Hier die Antworten (die im Verlauf der nächsten Tage peu à peu ergänzt werden):

 

All Verlag (Ansgar Lüttgenau):

»Wenn man die Nachrichten verfolgt hat, war ja schon länger abzusehen, dass es zu einer Absage kommen würde und auch der angedachte Ausweichtermin im September nicht zu halten war. Wir haben uns schon vor Wochen mit der Wahrscheinlichkeit einer Absage arrangiert und entsprechende Vorkehrungen getroffen. Finanziell ist Erlangen sowieso ein Zuschussgeschäft. Wichtiger ist uns der Kundenkontakt und die Termine mit Lizenzgebern und Mitarbeitern. Ersatzveranstaltungen gibt es für uns nicht. Interessant wird sein, ob Erlangen nächstes Jahr nachgeholt wird und wie man sich dann mit München arrangiert. «


bahoe books (Verlags-Team):

»Wir wären heuer überhaupt das erste Mal in Erlangen dabei gewesen, um als größter österreichischer Comicverlag unsere Präsenz im nördlichen Nachbarland mit seinem traditionell schwierigen Buchmarkt zu stärken. Insofern können wir jetzt noch nicht viel dazu sagen, was uns entgeht oder was wir versäumen, da fehlt der Vergleich. Festivals wie in Angoulême, Luzern, die Next Comic Linz oder eben auch Erlangen sind ja immer ein Tapetenwechsel, Inspiration, eine willkommene Abwechslung und auch eine endlose Party. So was dient natürlich der Mitarbeitermotivation bei den Verlagen und stärkt die Vernetzung, aber der eigentliche Verlierer ist sicherlich die Stadt Erlangen selbst. Jedes Festival bedeutet einen gigantischen Schub für die Tourismuswirtschaft der jeweiligen Region.
 
Die zusätzliche freie Zeit im Juni, die wir durch die Absage quasi geschenkt bekommen haben, werden wir zur Regeneration bei einem der zahlreichen Heurigen rund um Wien nutzen. Da die Heurigen meistens Open-Air stattfinden und in den Weinbergen gelegen sind, erwarten wir keine Probleme mit der Öffnungserlaubnis bis dahin.«

Carlsen (Claudia Jerusalem-Groenewald):

»Wir von Carlsen und die Kolleg*innen von Lappan sind wirklich sehr traurig darüber, dass der Comic-Salon nun komplett abgesagt wurde. Wir hatten uns sehr auf unsere Künstler*innen mit ihren neuen Büchern, die netten Kolleg*innen und natürlich die vielen Comicfreund*innen gefreut. Aber natürlich ist die Absage verständlich und nachvollziehbar. Und wir danken dem Comic-Salon-Team sehr für das verantwortungsbewusste und beherzte Handeln, die Entscheidung nicht länger aufzuschieben und damit für bessere Planungssicherheit bei allen Beteiligten zu sorgen.

basquiatWie gesagt, es ist mehr als schade, dass nun das für uns wichtigste Comicereignis in diesem Jahr ausfällt, da wir sowohl programmatisch als auch PR-technisch auf den Comic-Salon hingeplant haben. Uli Oesterle (Vatermilch) und Lisa Frühbeis (Busengewunder) haben beide mit Hochdruck auf den Erscheinungstermin zum Salon hingearbeitet, sodass beide Bücher Ende Mai erscheinen werden. Der Band Basquiat von Julian Voloj und Soren Mosdal sowie der neue Blake und Mortimer-Band von Peter van Dongen wären vorgezogen worden, da wir die Künstler eingeladen hatten. Wir hatten für dieses Jahr einen gemeinsamen Auftritt mit Lappan und ihren Cartoonistinnen bei uns am Stand geplant, neben den erwähnten waren weitere tolle deutschsprachige und internationale Künstler*innen eingeladen und wir hatten uns auf ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Ausstellungen, Lesungen und Gesprächen gefreut. Neben den Präsentationsmöglichkeiten der Bücher beim Publikum und der immer tollen Medienresonanz wird uns allen die Energie und Comiceuphorie fehlen, die der Salon verbreitet. Vom finanziellen Aspekt her hält es sich verlagsseitig die Waage – wir verkaufen keine Bücher, haben aber natürlich auch keine Kosten für unseren Messeauftritt. Bei unserem Partner Ultracomix, die den Verkauf auf dem Salon für uns organisieren, sieht die Rechnung nun vermutlich schlechter aus.

Da wir ja nun einige spannende Neuerscheinungen im Juni und Juli haben werden und vor allem mit Uli Oesterle und Lisa Frühbeis größere Buchpräsentationstouren in Deutschland um den Salon geplant haben, versuchen wir der Situation entsprechend, die Bücher der Öffentlichkeit vorzustellen. Ob die Buchvorstellungen, wenn möglich, in kleinerem Rahmen vor Publikum oder als digitale Veranstaltung im Netz stattfinden, können wir derzeit leider nicht sagen. In jedem Fall wollen wir die Bücher und die Künstler*innen der Öffentlichkeit präsentieren! Und da der Buchhandel ab Montag ja wieder geöffnet sein wird, gibt es glücklicher Weise dort die Präsenz vor Ort.


Comic Combo / Kult Comics (Sebastian Röpke):

Sebastian Röpke kann die Absage nachvollziehen. Es entspreche »der ›Viren-Wetterlage‹, keine weitere Ausbreitung zu unterstützen«, sagt er auf CRON-Nachfrage. In diesem Jahr sei aber sowieso kein Besuch in Erlangen geplant gewesen. Dementsprechend seien auch keine Ersatzveranstaltungen im Netz geplant. Stattdessen hoffe Röpke »zur Comicmesse in Köln im November wieder mit unseren Fans und Kunden in Kontakt treten zu können. Zur Zeit ist unser Onlineshop unser Tor zu den Kunden.«


comicplus+ (Eckart Sackmann)

»In diesem Jahr wird comicplus+ 35; das wollten wir in Erlangen feiern. Da die Tätigkeit unseres Verlag zum Jahresende mehr oder weniger ausläuft, wären wir dort 2020 zum letzten Mal mit einem großen Stand vertreten gewesen. Wir hatten interessante Zeichner eingeladen und haben unser Wirken der vergangenen Jahre in einem albenlangen Rückblick zusammengefasst, der ebenfalls beim Salon präsentiert werden sollte. Vielleicht war es vorausschauend, dass dieses Buch den Titel ›Alles kommt, wie’s kommen muss‹ trägt. Es erscheint nun ohne direkten Kontakt zum Publikum, ein Kontakt, der uns gerade in diesem Jahr sehr wichtig gewesen wäre.

Der Comic-Salon Erlangen ist die Veranstaltung, auf die jeder zwei Jahre lang wartet. Nun dauert das Warten etwas länger, aller Voraussicht nach aber nicht für comicplus+. Eigentlich können wir von Glück reden, dass wir uns bereits in der Phase der Abwicklung befinden; deswegen trifft uns auch der finanzielle Einschnitt nicht so stark wie die anderen Verlage. 2020 war und wird ein Katastrophenjahr: Ausfall der Leipziger Buchmesse, der Börsen, des Comic-Salons, das wochenlange Schließen von Buchhandel und Comicläden. Die Seuche ist noch lange nicht bewältigt, und was demnächst auf uns zukommt, sind die finanziellen Folgen. Viele von uns werden ärmer sein als im Jahr zuvor; da sitzt dann wohl auch das Geld für Comics nicht mehr so locker. Dennoch bleibt Verlagen und Handel kaum eine Wahl: Die Produktion läuft weiter, die Miete der Läden auch.

Dass wir uns gesellschaftlich einigeln, ist notwendig. Da gibt es nicht viel zu diskutieren. Dass der Comic-Salon ausfallen musste, war uns schon bald klar; dass er offiziell erst Mitte April abgesagt werden konnte, verstehen wir auch. Und wir bedauern es: Es wäre wie jedes Mal ein tolles Fest geworden – die ›vier tollen Tage von Erlangen‹, wie es so schön heißt.«

Cross Cult / Manga Cult (Andreas Mergenthaler):

Auch Andreas Mergenthaler findet die Absage nachvollziehbar. »Es ist auch völlig O.K., keinen Ausweichtermin im Herbst anzusetzen, wenn nicht klar ist, ob da wieder ein solches Event durchgeführt werden kann«, sagt er gegenüber CRON.

»Für uns ist das nicht sehr tragisch, da wir sowieso in den letzten Jahren nicht viel von unseren Themen im offiziellen Programm des Salons unterbringen konnten. Für den Salon sind unsere Themen wohl schlichtweg »künstlerisch/kulturell« zu uninteressant. Schade ist es nur, weil wir natürlich gerne Künstlern wie Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg oder auch Andre Lux an unserem Stand eine Plattform geboten hätten, um gemeinsam mit uns ihre Titel zu promoten. Schade ist es auch, weil wir im Juni zwei neue Titel des schwedischen Künstlers Peter Bergting veröffentlichen, der samt Familie zum Salon anreisen wollte: das Holocaust-Drama Bald sind wir wieder zu Hause und den Illustrationsband Drachen. Beide Titel werden trotzdem erscheinen und Peter kommt sicher ein andermal nach Deutschland. Auch die Andrax-Gesamtausgabe war eigentlich speziell zum Salon geplant. Auch dieser Band wird dann eben ohne Salon erscheinen.«

Ein Ersatz im Netz sei nicht geplant.


dani books (Jano Rohleder):

»Die Absage des Salons war abzusehen. Auch wenn man vielleicht noch ein bisschen auf einen Ersatztermin im September gehofft hat, wäre es letztlich neben der Planungsunsicherheit unrealistisch gewesen zu glauben, dass bis dahin schon wieder massenhaft Besucher freudig und zwanglos durch die Hallen wuseln würden. Natürlich ist es aber sehr schade. Der Comic-Salon ist für dani books immer die Veranstaltung mit dem umfangreichsten Messeauftritt, mit den meisten neuen Kunden und dem höchsten Umsatz. Zudem trifft man dort immer Freunde und Bekannte aus der Comicbranche, die man sowieso nur ein- oder zweimal im Jahr sieht. Das fällt nun alles weg, was sicherlich erst mal traurig macht, andererseits aber nachvollziehbar ist, denn unter den derzeitigen Umständen würden sich bei einer solchen Veranstaltung weder Besucher noch Aussteller wirklich wohlfühlen. Und lieber kein Salon als einer mit unangenehmer Atmosphäre oder Einlassbeschränkungen oder Ähnlichem.

dani books hätte dieses Jahr mit zwei amerikanischen, einem irischen und einem italienischen Zeichner seinen bislang größten Erlangen-Stand gehabt. Finanziell ist das Ganze zwar nicht so dramatisch, da sich die US-Flüge wegen der noch andauernden Reisebeschränkungen zum Glück problemlos stornieren lassen und die anderen beiden noch gar nicht gebucht waren, ebenso waren die Hotelzimmer kostenlos stornierbar. Aber die Programmplanung war natürlich zum Teil ganz konkret auf den Salon ausgerichtet. So hätte es in Erlangen vorab die limitierte Ausgabe von Mighty Morphin Power Rangers/Teenage Mutant Ninja Turtles als Signiertitel geben sollen und besonders auch die Veröffentlichung der Neuausgabe von The Crow war gezielt auf den Besuch von James O'Barr und die Einnahmen aus dem Verkauf der geplanten Messespecials ausgelegt. Ob und wie genau sich dies nun auf die Erscheinungstermine auswirkt, wird in den kommenden Tagen noch eruiert werden müssen.

Alternativen sind nicht angedacht, dani books wird sich bei der Veranstaltungsplanung nun vollständig auf die Leipziger Buchmesse im nächsten März konzentrieren und dort wohl erstmals mit Stand vor Ort sein, wobei zumindest signiertechnisch hoffentlich ein bisschen was von den nun nicht stattfindenden Erlangen-Events nachgeholt werden kann. James O'Barr hat sein Kommen jedenfalls bereits zugesagt ... sofern die Messe nächstes Jahr überhaupt wieder stattfinden kann. «


Josua Dantes

Dantes Verlag (Josch Dantes)

»Die Absage war zu erwarten, nachdem das öffentliche Leben in den letzten Wochen komplett runtergefahren wurde. Das ist echt schade, aber wenn es Leben rettet, natürlich durchaus sinnvoll. Leider fehlt uns durch die Absage in diesem Jahr nun die öffentliche Präsenz, die regelmäßig neue Leser angezogen hat. Wir haben uns eigentlich riesig auf alte und neue Bekanntschaften und das rege Treiben gefreut, aber es soll wohl nicht sein. Die für den Salon geplanten Ausgaben (Code Pru und 2020 Visions 1) sollen im Juni erscheinen. Wenn alles klappt, können wir die limitierte Ausgabe von Code Pru mit einem Sketch ausliefern. Wenn das nicht hinhauen sollte, kann es sein, dass wir diesen Band streichen. Um wenigstens ein bisschen Comic-Salon-Feeling bieten zu können, werden wir bis Juni Trostpäckchen mit Postkarten, Prints und dem GCT-Heft zusammenstellen, die alle unsere Abo-Kunden und Direktbesteller dann erhalten werden. Zum Inhalt des Päckchens gibt es in den kommenden Tagen mehr Infos. ›A Gschmäckle‹ hinterlassen die bereits bezahlten Hotelzimmer, die wir leider nicht stornieren können (ja, ich weiß, dass man immer mit Stornierungsmöglichkeit buchen sollte, was ich in diesem Fall blöderweise nicht gemacht habe). Aber es gibt natürlich Schlimmeres und ist soweit schon verkraftbar.«


Edition Alfons (Volker Hamann):volkerhamann2017

»Es ist vernünftig, auf den Comic-Salon im Juni zu verzichten und sehr schade, dass sich aufgrund der unsicheren Situation kein Ausweichtermin im Herbst finden lässt. Die Edition Alfons hatte vor, eine neue Ausgabe der REDDITION und den zweiten Band von Achim Schnurrers Geschichte des Magazins Schwermetall zum Festival zu publizieren. Die REDDITION mit dem Dossier über Zeitungscomics in Deutschland erscheint nun etwas später, und Das war Schwermetall Band 2 werden wir im Herbst veröffentlichen. Was die Publikationen betrifft, sind also Alternativen möglich, doch das Zusammentreffen und die gemeinsamen Aktionen der Comicszene in Erlangen finden leider nicht statt.«


Edition Moderne (Claudio Barandun):

»Wir können die Absage nachvollziehen, finden es aber sehr schade, dass nach der Buchmesse Leipzig nun auch der zweite für uns wichtige Anlass dieses Jahr abgesagt ist. Organisatorisch ist es eine Erleichterung, finanziell macht es wahrscheinlich keinen großen Unterschied, aber promotionstechnisch und als Plattform für den Kontakt zu unseren Leser*innen, befreundeten Verlagen, partnerschaftlichen Treffen etc. bricht sehr viel weg.«

Auf die Frage nach möglichen Ersatzveranstaltungen im Internet antwortet Barandun: »Mal schauen. Online ist ja ganz okay, aber wir machen Bücher, das ist ja auch ein haptisches Ereignis. Ebenso Menschen, die sich treffen, das alles kann nicht digital ersetzt werden.«


Egmont Comic Collection (Wolf Stegmaier, Editorial Director):

»Auch wenn es angesichts der Umstände absehbar war, dass der Salon nicht stattfinden kann, macht uns die offizielle Absage natürlich sehr traurig. Erlangen ist auch für uns das Highlight schlechthin und wir hatten uns riesig darauf gefreut. Wir können die Entscheidung aber ganz und gar nachvollziehen und halten sie, auch wenn sie hart ist, für die einzig richtige.

Wir haben uns insofern vorbereitet, als dass wir die weitere Planung bereits seit Mitte März ausgesetzt haben. Am Montag hätten wir unserer Messebauerin final zu- oder absagen müssen. Insofern kommt die offizielle Absage genau rechtzeitig, um keine weiteren Verpflichtungen einzugehen. Insgesamt hält sich für uns der wirtschaftliche ›Schaden‹ in Grenzen. Am Programm ändert sich erst mal nicht viel. Die Vorzugsausgabe der Blueberry-Hommage von Sfar und Blain wird sich auf Herbst verschieben. Ansonsten halten wir zunächst an unseren Planungen für den Rest des Jahres fest, da ja Gott sei Dank die Buchhandlungen wieder öffnen dürfen. Im Sommer wird es im Handel ein Asterix-Sommer-Event geben, aber das war ohnehin seit Längerem geplant.

Ich möchte mich gerne noch kurz beim Team des Comic-Salons für die Kommunikation, die bisherigen Gespräche und das wieder ungeheure Engagement bedanken! Für euch ist die Entscheidung vermutlich am härtesten – aber freuen wir uns einfach auf einen noch viel tolleren Salon 2022. Nach vier Jahren Erlangen-Entzug wird dieser garantiert ein rauschendes Fest!«


Finix-Comics (Oliver-Frank Hornig):

»Aufgrund unserer besonderen Konstruktion, einerseits Verlag, andererseits Verein, mit seinen vielen Comicfans, sind wir natürlich doppelt traurig, dass der Comic-Salon nicht stattfinden wird. So bietet uns Erlangen nun schon seit Jahren das Forum, das es unseren auf Deutschland, Österreich und der Schweiz verteilten Mitgliedern ermöglicht, sich auch auf persönlicher Ebene auszutauschen. Überraschend kam die Absage für uns natürlich auch nicht, genau genommen hatten wir schon Ende März intern Konsequenzen gezogen, unsere Teilnahme zurückzuziehen, hätte der Salon noch dieses Jahr stattgefunden. Das ausschließlich verständnisvolle und solidarische Feedback unserer Mitglieder zu diesem recht frühen Zeitpunkt hat sich, rückblickend betrachtet, als richtige Entscheidung erwiesen. Der Grund war vor allem der Sorge um unsere Mitglieder geschuldet, von denen viele zur Hochrisikiogruppe gehören, aber auch der Produktionsplanung. Zwei speziell für Erlangen geplante Comics mußten rechtzeitig aus der Produktionskette genommen werden da wir, anders als vielleicht andere Verlage, über keinen finanziellen Spielraum verfügen.
Die Absage ist umso schmerzlicher, da wir dieses Jahr mit Michael Apitz zum ersten Mal einen eigenen Künstler auf dem Salon präsentieren wollten, der zudem selbst noch nie auf der Comicmesse zugegen war.
Wir hoffen in jedem Falle sehr, dass sich die aktuelle Krise nicht zu sehr auf den gesamten Comicmarkt auswirkt und wir uns alle spätestens 2022 in Erlangen persönlich wiedersehen.«


Gringo Comics (Holger Bommer):

»Wir haben bei Gringo Comics alle damit gerechnet, dass der Salon nicht im Juni stattfindet, aber es gab ja noch Hoffnungen, dass es im September oder Oktober vielleicht sein könnte. Nun wissen wir alle, dass sich die Situation auch noch bis ins neue Jahr schleppen wird und aus dieser Sicht ist eine komplette Absage zwar schmerzlich, aber das einzig Richtige.

Wir sind alle zwar alle enttäuscht, aber was würde ein Comic-Salon bringen, der nur unter Auflagen und mit stark ausgedünntem Publikum oder Ausstellerkreis stattfinden würde, und man dann abends, wenn man eigentlich gemütlich zusammensitzt und über das prächtigste Medium diskutiert, sich auch noch aus dem Weg gehen soll? Nein, das wäre nicht der Salon, wie wir ihn alle kennen und lieben.
Für Gringo Comics bedeutet dies natürlich einen finanziellen Verlust und das addiert sich hier noch zur abgesagten Releaseparty von Kommissar Eisele, die im März anlässlich der langen Nacht der Museen in Stuttgart stattfinden sollte. Dennoch lassen wir den Kopf nicht hängen, alle geplanten Neuerscheinungen kommen auch dieses Jahr, wir werden diese eben zeitlich nun staffeln. Eine aktuelle Terminliste werden wir in Kürze auf unserer Webseite und in unserem Blog veröffentlichen.

Dann planen wir gerade noch einen eigenen Onlineshop, quasi als Ersatz für den Salon. Für unsere Leser: Wir sind weiter da, um interessante und überraschende Comics für Euch zu machen, leider können wir uns dieses Jahr nicht persönlich sehen, was uns sehr wehtut. Haltet die Ohren steif und bleibt den Comics treu! Und wöchentlich neue News und auch Comics könnt ihr auch in unserem Onlineblog www.gringo-logbuch.de lesen.«


Jaja Verlag (Annette Köhn, Verlagsleiterin):

»Ich habe vollstes Verständnis für die Absage durch das Erlanger Kulturamt. Angesichts der Corona-Pandemie ist das die einzig logische Konsequenz. Leider.

Was das für mich bedeutet!?!?? *AUSRAST* *DURCHDREH* Ich heule!!! Also, rein emotional gesprochen, ist der Comic-Salon für mich ganz persönlich das schönste Festival der Welt, ich warte seit zwei Jahren drauf und muss nun noch mal zwei Jahre drauf warten, also, es ist für mich persönlich das Schlimmste, was mir dieses Jahr genommen wird, und nur ein Weltuntergang wäre schlimmer …

Organisatorisch? Tja, ich hatte noch nichts Konkretes organisiert bis jetzt, das heißt, es müssen sich nur die wunderschönen vagen Planungen im Kopf in Luft auflösen. Und ansonsten ist es natürlich ein finanzieller Ausfall totale, und wir erreichen die Leser und Händler nicht direkt mit unseren neuen Comics, klar. Mich schmerzt aber am meisten, dass ich meine Autoren und die ganze Comic-Welt drumherum nicht sehen und erleben kann, die Jaja-Fahne nicht weht, unsere erste Salon-Ausstellung nicht sein kann und wir die Fackel des Staunens nicht weiterreichen können ...«

In puncto Onlie-Ersatz sagt Köhn und bezieht sich dabei auf die Absage der Leipziger Buchmesse und die Reaktionen darauf: »Das LIVEzig-Programm hat mich nicht sonderlich überzeugt bzw. ›angemacht‹. Das war wohl auch zu schnell aus dem Boden gestampft … Ich würde mir wünschen, dass auf einer gemeinsamen Plattform Ersatzprogramm läuft, und würde mich dann gern anschließen und etwas zaubern, was ein wenig Trost spenden kann und der Bekanntmachung neuer Comics guttut.«


Kibitz-Verlag (Michael Groenewald):

»Wie die gesamte Comicbranche sind auch wir schrecklich traurig über die Gewissheit, dass das wichtigste deutsche Festival nicht stattfinden kann. Für die deutschen Comiczeichner*innen und Verlage geht in diesem Jahr das schönste Fest verloren – eine Wohlfühloase, um mit den Leser*innen in Kontakt zu treten, mit Freund*innen und Kolleg*innen aus dem In- und Ausland zusammenzukommen, Neues zu entdecken, Motivation für die folgenden Monate zu tanken. Und ohne Frage ist der Ausfall ein empfindlicher wirtschaftlicher Tiefschlag, schließlich reden wir über die für viele – gerade kleinere – Verlage wohl wichtigste Veranstaltung, um neue Titel, Autor*innen, Verlagsprogramme vorzustellen und mediale Aufmerksamkeit zu generieren. Wir hatten uns den Comic-Salon ganz selbstverständlich als Geburtstag für Kibitz ausgesucht, um den Verlag und die Bücher unserer tollen Autor*innen dort auf der Messe und im Rahmen des Kindercomic-Festivals erstmals einem Publikum zu präsentieren. Hätten wir in der Schule im Timing-Unterricht mal besser aufgepasst …

Haus Nr.8Wie andere Verlage haben wir auf Erlangen hingearbeitet – dementsprechend groß ist die Enttäuschung. Für uns wird dieser Auftritt kaum zu ersetzen sein. Unsere Frühjahrstitel werden aber dennoch allesamt erscheinen. Und diese Bücher sind uns Motivation genug für die kommenden Monate. Dem Team des Erlanger Kulturamts, das mit großem Engagement auch in diesem Jahr ein tolles Festival vorbereitet hat, gelten unsere besten Wünsche. Wir sind froh über die verantwortungsvolle Entscheidung, den Salon nun endgültig abzusagen. Und somit für Planungssicherheit bei allen Beteiligten zu sorgen.«


Knesebeck Verlag (Verena Voges):

»Für uns kam die Absage des Salons nicht wirklich überraschend, insbesondere weil in Bayern eine hohe Zahl an von COVID-19 Betroffenen verzeichnet wurde und wir die Auswirkungen schon früh gespürt haben. Wir können daher die Entscheidung der Veranstalter vollkommen nachvollziehen. Angesichts der aktuellen Lage und aus Verantwortung gegenüber Besuchern und Ausstellern war eine Absage nur vernünftig. Schade finden wir es natürlich trotzdem, sehr sogar, denn der Comic-Salon in Erlangen ist immer etwas ganz Besonderes: Er bietet den Graphic Novels und Comics eine tolle Bühne und die Stimmung auf der Messe ist jedes Jahr großartig! Nicht zuletzt dient sie auch als wichtiger Branchentreff und wir nutzen die Tage unter anderem zum Netzwerken, auch deshalb ist es natürlich traurig.

Da wir es von München nach Erlangen nicht weit haben und einen kleineren Stand betreuen, hielt sich der Aufwand zum Glück von vornherein in Grenzen. Unsere Neuerscheinungen kommen auch erst im September, daher hoffen wir im Moment noch, diese dann vielleicht zusammen mit dem weiteren Programm (Graphic Novels sind bei uns ja nur ein Teil des Ganzen) in Frankfurt vorstellen zu können.«


Panini (Steffen Volkmer, Pressesprecher):

»Für uns kam die Absage des Salons nicht wirklich überraschend, eher waren wir nach den Betrachtungen der Entwicklung in der Corona-Krise überrascht, wie lange die Veranstalter um den Termin und eine mögliche Verlegung gekämpft haben und zollen ihnen dafür unseren Respekt. So sehr die Absage auch schmerzt, verstehen wir die Notwendigkeit und hätten zu diesem Zeitpunkt im Falle einer Durchführung auch nur noch eine Super-Light-Teilnahme umsetzen können, da die Planungen mit internationalen Gästen und entsprechenden Specials einen recht großen zeitlichen Vorlauf benötigt. Auch bei einem Nachholtermin in diesem Jahr, wäre ein Auftritt in gewohnter Panini-Manier inzwischen organisatorisch sehr schwer geworden – mit Blick darauf und den bereits in der Planungsphase entstehenden Kosten, finden wir die Absage aus unserer Sicht vernünftig. Allerdings bieten die Messen uns die Chance, mit unseren Fans in unmittelbaren Kontakt zu treten, was uns sehr wichtig ist und auch durch keine digitale Alternative ausgeglichen werden kann. Deswegen ist jede wegfallende Messe für uns ein Verlust und wie hoffen sehr, dass der Salon 2022 wieder in gewohnter Form stattfinden kann.«


Plem Plem Productions (Christopher Kloiber):

»Ich kann die Entscheidung der Veranstalter vollkommen nachvollziehen. Natürlich ist es schade, denn Erlangen findet ja nur alle zwei Jahre statt und ist mehr als nur eine Comicmesse. Für die meisten, auch für uns, ist es auch ein Zusammentreffen von Freunden und Kollegen, die man meist nur auf dieser Veranstaltung trifft. Aber aufgrund der aktuellen Lage und für die Sicherheit der Besucher und Aussteller, ist es nur vernünftig, das Event abzusagen.

Wir hatten ein paar coole Ideen, die wir wahrscheinlich dieses Jahr nicht mehr umsetzen können, aber wir hatten schon seit den ersten Regelankündigungen damit gerechnet, dass das Event abgesagt wird. Wir als Verlag hatten keine finanziellen Ausfälle oder Ähnliches, da wir zwar einiges geplant, aber noch nicht umgesetzt haben.

Wir hatten uns überlegt, die Messe-Specials, die für den Comic-Salon geplant waren, u. a. über unseren Onlineshop anzubieten. Mehr Informationen dazu werden wir demnächst auf unseren Social-Media-Kanälen ankündigen.«


Reprodukt (Dirk Rehm):

»Es hat sich lange abgezeichnet, speziell, da Bayern mit am höchsten von Covid-19 betroffen ist. Keine Überraschung also. Wir sind unsagbar traurig, dass das Festival dieses Jahr nicht stattfindet. Wir haben uns sehr gefreut auf all die Begegnungen und den Austausch mit Leser*innen, Freund*innen und Kolleg*innen, den wir so nur alle zwei Jahre auf dem Comic-Salon erfahren. Nach Erlangen zu fahren, ist immer ein bisschen wir nach Hause zu kommen: Man weiß, dass man willkommen ist, und wird sich wieder bewusst, warum man diese Arbeit gewählt hat. Die Resonanz auf dem Salon ist wundervoll und wir gehen nach dem Festival immer hoch motiviert nach Hause – schnell noch viel mehr Comics machen. :) Das gilt fürs Team genauso wie für unsere Zeichner*innen, von denen jede/r unvergessliche Erinnerungen an den Salon mitgenommen hat.

Und wir werden das fantastische Team vom Salon sehr vermissen, zu dem über die Jahre sehr persönliche Beziehungen entstanden, Freundschaften gewachsen sind! Erlangen bedeutet für uns mehr als »nur« vier Tage Comic-Salon. Einladungen von Zeichner*innen und Ausstellungen wollen geplant, kuratiert und aufgebaut werden, so verbringen wir – nicht alle, aber doch einige vom Team – letztendlich bis zu zwei Wochen in der Hugenottenstadt. Ich hoffe, Tini, Katja, Annika, Volker, Bodo und das Team kriegen im kommenden Jahr noch einen Termin für das Festival dazwischen gequetscht. Vielleicht könnte auch das Comicfestival München seinen Termin einfach um ein Jahr versetzen? Ich bin optimistisch, dass sich da eine Lösung finden wird.«

Über Ausweichmöglichkeiten ins Netz habe man »noch nicht konkret drüber nachgedacht. Dass der Zeitrahmen genutzt wird, um den Gratis Comic Tag stattfinden zu lassen, halte ich für eine sehr gute Idee!«


Schreiber & Leser (Philipp Schreiber, Verlagsleiter):

»Wir bedauern sehr, dass dieses von uns sehr geschätzte Fest des Comics nicht stattfinden kann, aber die Entscheidung ist sicherlich richtig, es nicht im Juni abzuhalten. Vielleicht ist es auch tatsächlich vernünftiger, den Comicsalon ganz ausfallen zu lassen und nicht im Herbst noch irgendwo dazwischen zu drücken, wenn jetzt so viele verschobene Events auf genau den gleichen Zeitraum verschoben werden. Die von uns geplante Autorenreise von Zep und Dominique Bertail um Erlangen herum findet ebenfalls nicht statt, die beiden dafür geplanten Veröffentlichungen The End und Mondo Reverso 2 erscheinen aber wie geplant im Juni.«


Splitter (Max Schlegel, Vertrieb | Presse | Marketing):

»Die Absage des diesjährigen Comic-Salons kam für uns nicht wirklich überraschend, aber wir sind dennoch sehr betrübt darüber. Das Kulturamt der Stadt Erlangen ist in seiner Kommunikation sehr offen gewesen, sodass schon länger klar war, dass der Juni-Termin nicht gehalten werden würde. Wir hatten bereits begonnen, uns auf einen Ersatztermin im Herbst einzustimmen, als gemeldet wurde, dass der Salon komplett gestrichen wird. Im Vergleich zur Absage der Leipziger Buchmesse erreicht uns diese Nachricht zum Glück relativ frühzeitig, sodass wir mit mehr Ruhe die notwendigen organisatorischen Schritte einleiten können. Der finanzielle Verlust wird dadurch stark gemildert.
Schloss der Tiere 01Was wie bei der LBM auch deutlich schwerer wiegt, ist der Verlust an Öffentlichkeit. In erster Linie für die Künstlerinnen und Künstler, aber auch für den Verlag, unsere Bücher und auch das Thema Comic im Allgemeinen. Der Comic-Salon ist immer ein großartiges Medien- und Presse-Event, das die Comicszene und ihre Macherinnen und Macher ins beste Licht rückt. Darauf verzichten zu müssen, ist hart. Einige herausragende Titel wie Schloss der Tiere oder Das Spiel der Brüder Werner oder auch der neueste Band der Schlümpfe sollten pünktlich zum Comic-Salon erscheinen, um den jeweiligen Künstlern, die wir als Gäste hätten begrüßen dürfen, eine Plattform zu bieten. Dieses Extra an Aufmerksamkeit fällt jetzt weg. Natürlich möchten wir trotz der Absage ein bisschen Erlangen-Feeling erzeugen, durch Online-Veranstaltungen oder Ähnliches. In den kommenden Wochen wird da sicherlich einiges auf die Beine gestellt werden, auch und gerade weil die Comicbranche eng vernetzt ist und wir alle am selben Strang ziehen.
Auf einer persönlichen, und individuell vielleicht noch wichtigeren Ebene sind wir als Splitterer und glühende Comicfans einfach traurig, dass Erlangen ausfällt. 2018 war für zwei aus unserem Team – mich eingeschlossen – der allererste Besuch beim Comic-Salon, und für unsere dienstjüngste Redakteurin wäre es dieses Jahr der erste Salon gewesen. Wir hatten uns sehr auf dieses große und zugleich intime Szenetreffen gefreut, vor allem nachdem publik war, dass der Salon erneut in Zelten stattfinden würde (Stichwort Angoulême bei schönem Wetter). Erlangen macht einfach wahnsinnig viel Spaß!
Die Gründe der Absage sind triftig und vollkommen nachvollziehbar, und der Verlust wird zu verschmerzen sein. Aber schmerzen tut er.«


Wick Comics (Ulrich Wick, Verlagsleiter):

»Natürlich betrifft mich die Absage schon, allerdings nicht sehr stark. Ich betreibe meinen Verlag nur nebenberuflich und habe einen Vollzeitjob als Sparkassenbetriebswirt. Dadurch bin ich systemrelevant und gerade in der aktuellen Lage beruflich voll im Einsatz, was logischerweise zur Folge hat, dass ich keinerlei Gehaltseinbußen habe. Bei den voll Selbstständigen sieht das zwangsläufig anders aus.

Die Absage habe ich erwartet und mich sowieso gewundert, warum die Stadt Erlangen so lange gezögert hat – auch gestern Abend war noch kein Hinweis auf der Internetseite. Nachvollziehbar ist das jetzt ohnehin, da die Regierung hier bis Ende August alles an Großveranstaltungen untersagt hat.
Mein Aufwand war bisher nur die Hotelbuchung, das hält sich also in Grenzen.

Die geplanten Neuerscheinungen werde ich bringen, die Signierstunden mit dem zugehörigen Zeichner entfallen natürlich. Ich habe aber einen Abonnentenstamm, sodass es letztlich vermutlich nur zu einer Zeitverzögerung bei den Umsätzen kommt.«


Zwerchfell (Stefan Dinter und Christopher Tauber):

Stefan Dinter: »Die Absage kann den Veranstaltern nicht leicht gefallen sein. Aber sie ist für uns vollständig nachvollziehbar. Eine Zitterpartie bis Anfang Oktober wäre schlecht planbar und erst recht schwierig umzusetzen gewesen, für Veranstalter, Verlage und Besucher gleichermaßen. Es schmerzt uns zwar sehr, dass der CS 2020 nicht stattfindet, er ist immerhin das schönste Festival, das wir kennen (und das, bei dem wir schon am längsten als Aussteller dabei sind), und ein großartiger Treff für Künstler, Fans und Verlage. Aber ein Salon, der mehr von einer Pandemie überschattet ist, als dass er über das Tagesgeschehen hinwegstrahlen kann, wäre sehr unentspannt und gezwungen. Respekt an alle Planer_innen im Kulturamt der Stadt Erlangen für diese Entscheidung.

Wir hatten zu Erlangen verschiedene Neuerscheinungen geplant. Die Bücher erscheinen natürlich trotzdem, aber es ist für die Künstlerinnen und Künstler natürlich sehr schade, dass ihre Werke jetzt nicht die öffentliche Aufmerksamkeit haben werden, die sie auf dem Salon gehabt hätten. Bücher wie Vanessa Drossels Elbe Pegel 959 oder Prinz Gigahertz, der nächste Band von Lukas Kummer, wären da zu nennen. Der persönliche Kontakt mit den Fans ist für die Künstler_innnen ja auch immer wieder ein wichtiges Moment.

Ob wir an anderen Veranstaltungen teilnehmen können, ist momentan nicht gut zu sagen. Die dieses Jahr erst spät stattfindende Comic Con in Stuttgart wäre ein möglicher Termin, den wir wahrnehmen könnten. Ansonsten ist nichts fest.

Unser Dank geht noch mal an die Planer_innen des Salons. Es tut uns sehr leid, dass all ihre Arbeit am Ende für einen Salon war, der nicht stattfindet. Und wir freuen uns sehr, wenn wir uns spätestens 2022 wiedersehen. (Oh, und falls die Lanyards für den 2020er Salon schon gedruckt waren: unsere vom letzten sind schon ganz durchgescheuert … )«

Christopher Tauber: »Ich würde noch ergänzen, dass wir uns freuen, dass die digitalen Unternehmungen des Teams von der Stadt Erlangen nicht genug zu loben sind. Natürlich ersetzen diese das Happening nicht. Aber dass die Orga des Salons über die Veranstaltung hinaus denkt und handelt, und dabei teilweise die Aussteller abholt und einbindet, ist ein tolles Signal, nicht nur an Verlage und Künstler*innen.«

Und das sagen die
Künstlerinnen und Künstler

Neben den Verlagen trifft die Absage selbstredend die Comicschaffenden hart. Schon vor dem endültigen Aus für den Comic-Salon machte vielen Zeichnerinnen und Zeichnern die Isolation durch die Corona-Krise zu schaffen, was wiederum zum Schaffen anregte. In der vom Comic-Salon initiierten Aktion »Zeich(n)en aus dem Homeoffice« senden Comickünstlerinnen und -künstler jeden Tag »grafische Lebenszeichen zur derzeitigen Situation« wie dieses von Reinhard Kleist:

Alle bislang erschienenen Lebenszeichen findet ihr hier:
https://www.comic-salon.de/de/zeichnen-aus-dem-homeoffice

Neben dem sozialen Kontakt, der in diesen Tagen fehlt, hat die Krise für viele aber auch finanzielle Folgen, die mitunter noch gar nicht abzuschätzen sind. Auf die Kreativität hat das wiederum ganz unterschiedliche Auswirkungen, wie die Antworten der Künstlerinnen und Künstler zeigen:

 

Beatrice Davies:

»Grundsätzlich waren die Absage der Buchmesse in Leipzig und des Comicsalons schlimm für den Verkauf und die Werbung meines neuen Buches A Child's Journey, denn wir haben es rechtzeitig für die Buchmesse erscheinen lassen und dann auf einmal sind sämtliche Lesungen, Releaseparty und sonstige Termine gecancelt worden. Gerade hoffe ich, dass das Buch durch einige Radiobeiträge und die Pressearbeit trotzdem in vielen Läden ankommt und ein bisschen Aufmerksamkeit bekommt. Mal schauen!«


Flix:

»Dass der Salon ausfällt, ist für mich sehr traurig. Hauptsächlich auf persönlicher Ebene. Er ist so ein Ort des Austausches, der Wertschätzung, des Kontaktes. Mit Lesern und Kollegen. Das wird mir fehlen. Der Salon ist mit seiner Fülle und Intensität auch immer wieder ein Energiefass, das mich durch die mitunter einsamen Zeiten am Zeichentisch trägt. Zu ihm gibt es keine Alternativen.«


lisa fruehbeis DSC 0029 swLisa Frühbeis:

»Im Mai erscheint mein Comic Busengewunder im Carlsen-Verlag. Es sollte auf dem Comic-Salon Erlangen dem deutschen Comicpublikum präsentiert werden. Dass diese Möglichkeit ausfällt, ist natürlich bitter. Das Buch bedeutet mir viel, ich habe mehrere Jahre daran gearbeitet. Auf dem Salon wären meine Arbeiten außerdem in einer großen Ausstellung über internationale feministische Comiczeichnerinnen präsentiert worden – auch diese tolle Gelegenheit, auf die ich mich sehr gefreut hatte, fällt weg. Aber ich will die Entscheidung des Kulturamts nicht in Frage stellen.
Neben dem Comicmachen arbeite ich als Graphic Recorderin (Livezeichnerin) auf Veranstaltungen. Eigentlich wäre ich für viele Monate ausgebucht gewesen – Veranstaltungen, die nicht auf digital umstellen können, fallen aber aus. Ich hätte auch eine Künstlerresidenz der Comicgesellschaft Schweden und einen mehrmonatigen Aufenthalt in der Maison des Auteurs Angoulême in Frankreich antreten sollen. Das kann nun alles nicht stattfinden.
Viele Veranstalter wünschen sich, nicht absagen zu müssen, sondern hoffen, verschieben zu können. Aber natürlich sind sie abhängig von offiziellen Regelungen, und können nicht selbst entscheiden. Ich möchte die plötzlich verfügbare Zeit schlau füllen, aber maximal flexibel bleiben, falls es wieder losgeht. Diese Abhängigkeit, zusammen mit der finanziellen Unsicherheit, ist eine große Herausforderung. Für alle Künstler:innen.
Der Comicsalon ist als Institution natürlich unersetzbar! Aber in dem Moment, der Veranstaltungen wieder erlaubt, wird sicher die komplette deutschsprachige Comicwelt auch zur kleinsten, weitesten Messe fahren, um ihre geliebte Szene wiederzusehen. Wann das sein wird, steht noch in den Sternen. Es wird jedenfalls ein riesiges Fest werden.«


Reinhard Kleist:

»Die Absage des Comic-Salons finde ich sehr schade. Ich kann gerade auch keine tröstenden Worte finden. Der Austausch mit den Kollegen wird mir fehlen, und wir hatten schon einen weiteren Auftritt unserer Zeichner-Band geplant. Was bleibt, ist mehr Zeit für mein neues Projekt über David Bowie, mit dem ich sehr gut vorankomme.«


Ralf König:

»Bedauerlich, ich hätte zum zweiten Mal als Dozent den Zeichenworkshop mitgemacht, darauf habe ich mich gefreut. Beim Salon selbst hatte ich bisher keinen Job, außer mal signieren. Aber ich feiere in diesem Jahr 40 Jahre Comiczeichnen (1980 kam mein erstes Heftchen raus), da hätte ich vielleicht mit dem ganz alten Stoff eine Lesung gehabt. Zumindest hätte ich gern mit netten Kollegen angestoßen. Folgen wird die Absage für mich wohl keine haben, im Gegenteil, ich habe derzeit am heimischen Zeichenbrett einen erfreulichen Kreativschub wie selten. Trotzdem schade. Was sagt unsereins da: SEUFZ!«


Isabel Kreitz:

»Ich habe vollstes Verständnis für die Entscheidung. Neben den Organisatoren tun mir die Künstler leid, die sich auf ihre Buchpräsentationen gefreut haben, als ›Belohnung‹ für freiwillige Selbstausbeutung. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig das ist! Nun werden sich die Titel mehrerer Verlagsprogramme ansammeln, die noch zu feiern wären ... Ob es im nächsten oder im übernächsten Jahr dann eine Art ›Super-Salon‹ geben wird? Wer weiß ... Ich würde gerne dazu beitragen!«


Uli Oesterle:

»Man ahnte es ja eigentlich bereits seit Wochen. Vor allem auf den Ausweichtermin hatten noch viele gehofft, so auch ich. Außerdem war es sicherlich keine freie Entscheidung, denn Massenveranstaltungen sind bekanntlich verboten. Den September-Termin ebenfalls ausfallen zu lassen, ist gleichermaßen traurig wie verständlich. Das war sicherlich keine leichte Entscheidung für Bodo Birk und seine Racker. Aber eine weise und richtige. Tut mir sehr leid für alle Beteiligten. Für mich persönlich hätte der Salon in Erlangen gerade in diesem Jahr sehr viel bedeutet, da meine Graphic Novel Vatermilch nach endlosen Jahren der Arbeit endlich herauskommt und dort die Aufmerksamkeit bekommen hätte, die ein Comic in Deutschland nun mal braucht, um wahrgenommen zu werden. Ausgerechnet im ›Corona-Jahr‹ zu erscheinen, ist schlichtweg zum Kotzen.«


Joscha Sauer:

»Der Comicsalon ist für mich ja immer mehr Landschulheim als Arbeit. Daher bin ich über die Absage zwar traurig, aber außer weniger Spaß verändert sich dadurch für mich eigentlich nichts. Ich hoffe natürlich, dass es dadurch vielleicht 2021 UND 2022 Comic-Salons gibt. Schließlich müssen wir ja irgendwie aufholen.«


Olivia Vieweg:

»Nach bereits vielen Absagen von wichtigen Terminen für mich kommt Erlangen als neuer Baustein in dieser langen Reihe dazu. Ich hab die anderen Absagen noch nicht verdaut, und es wird dauern ehe ich Erlangen betrauern kann. Aber wir werden uns alle wiedersehen und es wird ein Fest werden.«


Patrick Wirbeleit:

»Ich finde, es war genau die richtige Entscheidung, den Salon abzusagen. Für so eine Veranstaltung braucht man Planungssicherheit auf allen Seiten. Beim Veranstalter genauso wie bei den Verlagen und Künstlern. Was mich über die Wartezeit hinwegtröstet? Trost ist da vielleicht der falsche Ausdruck, retten trifft es eher. Am Samstag habe ich ein Vorstellungsgespräch für einen Minijob bei einer Tankstelle. Und hoffe, dass ich ihn bekomme. So schnell kann es gehen. Von den positiven Aussichten auf dieses Jahr ist in ein paar Wochen wenig geblieben. Immerhin. Die Sonne scheint und alle meine Lieben sind gesund.«


Barbara Yelin:

»Die Absage ist natürlich völlig richtig und trotzdem könnte ich heulen. Nicht nur, dass das schönste Treffen des Jahres damit abgeblasen ist – auch dass damit die neuen Comics an Sichtbarkeit total einbüßen, ist handfest schlimm für Künstler*innen wie Verlage. Allerdings ist das gerade für mich als Zeichnerin eh nur die Spitze des Eisberges, denn ich komme so gut wie nicht zum Zeichnen, geschweige denn kann ich irgendwelche innovativen Alternativen zu Comicmessen finden. Mit Kleinkind zu Hause sind auch bei fairer Zeitverteilung mit dem Partner nicht mehr als drei Stunden pro Tag drin, und die sind nach den wichtigsten Orga-Sachen oft um. Viele Projekte musste ich canceln, weil ich sie ganz einfach nicht mehr schaffe. Gleichzeitig schalten die Verlage verständlicherweise auf Pause oder zumindest Ritardando. Wie sich das alles langfristig auf Beruf und Branche auswirk t… uff. Klar dabei ist mir trotzdem, dass es mir vergleichsweise sehr gut geht.«



Lisa Frühbeis' Beitrag zu den »grafischen Lebenszeichen«.

© Fotos Comic-Salon Erlangen 2018: Internationaler Comic-Salon Erlangen, Georg Pöhlein, Erich Malter
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Logo Comic-Salon Erlangen 2020: Internationaler Comic-Salon Erlangen
© Fotos Verlagsmitarbeiter bei den Verlagen
© Fotos/Comics Künstler bei den Künstlern