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Comicbuchpreis 2022 geht an ein Duo

Die Gewinner des Comicbuchpreises der Berthold Leibinger Stiftung stehen fest. 2022 geht die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung an Sheree Domingo und Patrick Spät. Die Zeichnerin und der Szenarist erhalten den Preis für ihren noch unveröffentlichten Comic Madame Choi und die Monster. CRON verrät, worum es darin gehen wird und wer es sonst noch ins Finale geschafft hat.

Von Menschen,
Monstern und Diktaturen


Seit 2015 vergibt die in Ditzingen bei Stuttgart ansässige Berthold Leibinger Stiftung ihren Comicbuchpreis. Ausgezeichnet wird ein bislang unveröffentlichter deutschsprachiger Comic, dessen Fertigstellung absehbar ist. Im vergangenen Jahr setzte sich Mia Oberländer mit ihrem Comicdebüt Anna durch, das inzwischen bei der Edition Moderne erschienen ist.

Die Zeichnerin Sheree Domingo.Der Szenarist Patrick Spät.In diesem Jahr kürte die achtköpfige Jury unter Vorsitz von Andreas Platthaus (FAZ) Sheree Domingos und Patrick Späts Madame Choi und die Monster zum Sieger. Die zwei sind in der Comicbranche keine Unbekannten. Domingo war Meisterschülerin bei Hendrik Dorgathen an der Kunsthochschule in Kassel und schon 2016 mit Wir im Paradies Finalistin des Comicbuchpreises. Ihr Finalbeitrag ist 2019 unter dem Titel Ferngespräch bei der Edition Moderne erschienen. Inzwischen lebt und arbeitet Domingo in Berlin.

Patrick Spät, wie Domingo Wahlberliner, hat Philosophie, Soziologie und Literaturgeschichte studiert und an der Universität Freiburg promoviert. Auch er war schon Finalist beim Comicbuchpreis, 2019 gemeinsam mit Bea Davies und dem Comic Der König der Vagabunden, der im selben Jahr beim avant-verlag erschienen ist.

Beispielseite aus dem Siegercomic.
So sieht eine Seite aus dem Gewinner-Beitrag des Comicbuchpreises 2022 aus ...


Neben Andreas Platthaus gehörten der Jury David Basler (Edition Moderne), Barbara Buchholz (Journalistin, Bonn), Professor Dr. Frank Druffner (Kulturstiftung der Länder, Berlin), Dr. Brigitte Helbling (Journalistin, Hamburg), Dr. Florian Höllerer (LCB, Berlin), Teresa Präauer (Journalistin, Wien) sowie Dr. Stefanie Stegmann (Literaturhaus Stuttgart) an. Das Jury-Mitglied Florian Höllerer begründet die Entscheidung für den Siegercomic wie folgt: »Ausgezeichnet wird ein kühnes Projekt, das zwei Handlungsstränge ineinandergreifen lässt – der eine historisch fundiert, der andere fiktional. Im Zentrum stehen die südkoreanische Schauspielerin Choi Eun-hee und der Filmregisseur Shin Sang-ok, Chois Ex-Mann. Beide werden 1978 nach Nordkorea entführt und gezwungen, im Dienste des Regimes Filme zu drehen, darunter den Monsterklassiker Pulgasari. Die abenteuerliche Geschichte der beiden, die in einer wiederaufflammenden Liebe und einer gemeinsamen Flucht in Wien mündet, geht im geplanten Comic Hand in Hand mit Sequenzen des Films Bulgasari. Dieser erschien bereits 1962 in Südkorea und gilt – im Gegensatz zu seinem Remake Pulgasari – als verschollen. Das Künstler-Duo macht sich daran, die koreanische Mythenwelt rund um das eisenfressende Monster Bulgasari in imaginierter Form auferstehen zu lassen. Das Ineinander von Lebens- und Filmgeschichte verlangt nicht nur der Erzählchoreographie des Comics und dem Umgang mit historischen Quellen viel ab, sondern auch der Art, die verflochtenen Geschichten ästhetisch zu prägen, etwa durch ein jeweils eigenes Farbschema. Ein virtuoses Werk zeichnet sich ab.«

Weitere Beispielseite aus dem Comic Madame Choi und die Monster.
... und so eine andere, diesmal in Farbe.


Wie schon in den vergangenen Jahren bewarben sich auf den Preis nicht nur Newcomer, sondern auch alte Bekannte. Insgesamt wurden 73 Bewerbungen eingereicht. Die neun Comicschaffenden, die es ins Finale geschafft haben und für ihre noch unveröffentlichten Arbeiten jeweils 2000 Euro Preisgeld erhalten, sind: Tanja Esch mit Boris, Babette und jede Menge Skelette, Celia Espone Pernas mit Pension Tapioca, Sascha Hommer mit Das kalte Herz, Rina Jost mit WEG, Josephine Mark mit Trip mit Tropf, Natalie Ostermaier mit Haruki, Sandra Rummler mit Seid bereit, Franz Suess mit Diebe und Laien und Kerstin Wichmann mit Väter.

Die Preisverleihung findet am Mittwoch, 5. Mai 2021, im Hospitalhof Stuttgart statt. Eine Ausstellung über die preisgekrönte Arbeit sowie über die Arbeiten der Finalistinnen und Finalisten wir vom Literaturhaus Stuttgart geplant und im öffentlichen Raum in Stuttgart zu sehen sein.

[ALFONZ-Redaktion]

Abbildungen © Sheree Domingo / Patrick Spät
Fotos © Schirin Moaiyeri


Weiterführende Links:

Homepage der Berthold-Leibinger-Stiftung