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Frankfurter Buchmesse: 2014 ohne Comic Zentrum

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Auf der kürzlich in Leipzig zu Ende gegangenen Buchmesse setzte man mit der angeschlossenen 1. Manga-Comic-Convention ein Zeichen und veranstaltete alles rund um die »Neunte Kunst« erstmals in einer eigenen Halle. Mit großem Erfolg. Neue Besucherrekorde und weiter wachsendes Interesse am Medium Comic und besonders Manga sind das Ergebnis. Anders sieht es auf der altehrwürdigen Buchmesse in Frankfurt aus. Dieses Jahr wird es kein »Comic Zentrum« mehr geben. Comic Report Online befragte dazu Andrea Fiala de Ayerbe und Wolfgang Strzyz.

Aus für das Comic Zentrum auf der Frankfurter Buchmessegermany48
Comic-Gemeinschaftsstand bleibt erhalten

Ist die »Faszination Comic« Geschichte? Mitnichten. Der Comic boomt und hat in Form der Graphic Novel längst die Feuilletons erreicht. Und die Comicbranche freut sich über stetig steigende Nachfrage, wie u.a. der COMIC REPORT 2014 berichtet (erscheint Ende April). Auf der Frankfurter Buchmesse dagegen verliert der Comic scheinbar an Boden. Das seit 2000 in jedem Jahr auf der Buchmesse eingerichtete Comic Zentrum, die Anlaufstelle für Comicfreunde, um sich auszutauschen, wird dieses Jahr nicht mehr stattfinden. Erste Meldungen kursierten auf der Leipziger Buchmesse, das Börsenblatt (das Magazin des deutschen Buchhandels) oder der Tagesspiegel berichteten.

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Diskussionen über Kosten und Nutzen gibt es schon einige Jahre. (CRON: Faszination Comic bröckelt). Verlage wie Panini oder Tokyopop sagen 2014 nun der Messe adieu. Entscheidungen mit Signalcharakter, denn weitere Verlage überlegen, ob sie ebenfalls ihren Herbstveranstaltungsschwerpunkt verschieben, z.B. nach Leipzig zur MCC oder nach Essen zur Comic Action. Das Ende des Comic Zentrums auf der Frankfurter Buchmesse bedeutet aber nicht das Ende des Comics auf der größten Buchmesse der Welt. Auch 2014 wird einiges von und für Comicverlage und -leser geboten.

CRON befragte die Verantwortlichen der Frankfurter Buchmesse, Andrea Fiala de Ayerbe (Leiterin DACH und internationales Kinderbuch bei der Frankfurter Buchmesse) und Wolfgang Strzyz (Programmmanager Comic) nach den Gründen für das Aus des Comic Zentrums.


CRON fragt. Andrea Fiala de Ayerbe & Wolle Strzyz antworten.cr ICON-Fragen
Vertreter der Buchmesse Frankfurt im Interview.

Wolfgang Strzyz & Andrea FialaFrau Fiala, auf der gerade zu Ende gegangenen Buchmesse in Leipzig feierte man neue Besucherrekorde, insbesondere die neue Manga- und Comic-Halle ist ein großer Erfolg. Zeitgleich kommt das Aus für das Comic Zentrum in Frankfurt. Wann wurde diese Entscheidung gefällt?
[Andrea Fiala] Wir haben die Zukunft des Comic Zentrums schon lange intern diskutiert und es gab verschiedene Ideen. Letztendlich haben wir uns dann im Februar dafür entschieden, das Comic Zentrum nicht mehr weiter zu betreiben. Das bedeutet aber nicht das Aus für das Thema Comic auf der Messe.

Was sind die Hauptgründe?

[Andrea Fiala] Das Comic Zentrum gibt es ja schon seit 15 Jahren auf der Frankfurter Buchmesse. Der wichtigste Grund ist, dass sich das Phänomen Comic in dieser Zeit stark gewandelt hat. Comic ist nicht mehr die Alternative zur ernsthaften Literatur, die es einmal war, sondern mitten in der Literatur angekommen. Früher galt das ja für viele noch pauschal als Kinderkram, heute publiziert sogar ein Literaturverlag wie Suhrkamp Graphic Novels, was noch vor Jahren praktisch undenkbar war.

Auf der anderen Seite verorten sich klassische Comicverlage wie Panini, Egmont oder Carlsen eher im Kinder- und Jugendbuch, deshalb haben sie auch - teilweise schon vor Jahren - ihren Messestand in Frankfurt vom Comic Zentrum weg in den Ausstellungsbereich Kinderbuch verlegt und dort größere Standteile mit dem Thema Comic bestückt.

Die klassischen Graphic Novel Verlage wie Reprodukt und Avant dagegen haben ihre Stände in die Halle 4.1 zum illustrierten Buch und der Literatur verlegt. Deren Zielgruppe ist ja eher der Erwachsene, der sich für ernsthafte Literatur und Kunst interessiert, für Independent-Verlage usw. Dieses Publikum bewegt sich eben einfach mehr in der Halle 4.1, insofern konnten wir diese Entscheidung gut nachvollziehen.

Das bedeutete aber andererseits, dass die Aussteller am Comic Zentrum nach und nach immer weniger wurden. Da wurde uns klar, dass der Comic eigentlich mit der »normalen« Literatur inzwischen gleichgezogen hat, dass das Medium völlig integriert ist.

Es gibt Comicromane, Comickrimis, Comicbiographien: Das ganze Thema ist unglaublich diversifiziert und gehört halt einfach zur Literatur für alle Altersstufen mittlerweile selbstverständlich dazu. Ein eigenes Zentrum ist also gar nicht mehr notwendig - und dann haben wir daraus die Konsequenz gezogen. Der Erfolg von Comics hat also dafür gesorgt, dass es kein Comiczentrum mehr gibt, das klingt erst mal paradox, aber genau so ist es.

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Wie wird der Comic in Frankfurt dieses Jahr trotzdem auf der Buchmesse stattfinden?

[Andrea Fiala] Zunächst einmal wird es weiterhin einen betreuten Comic-Gemeinschaftsstand geben, damit die kleinen Verlage, die sich keinen eigenen Messestand leisten können, weiterhin auf der Messe vertreten sein können. Gerade die kleineren Verlage sind enorm wichtig im Comicbereich. Wir planen auch noch Signiertische, das ist für die Fans ja ganz wichtig.
Auch Comicveranstaltungen können und werden weiterhin stattfinden - nur eben auf anderen Bühnen in den anderen Bereichen. Im Paschen Literatursalon in der Halle 4.1 hatten wir auch in der Vergangenheit schon Graphic-Novel-Events, das hat sehr gut funktioniert. Kindercomics können wir im Kinderbuchzentrum vorstellen, das Thema Manga wird sich wohl eher auf die Deutsche Cosplay-Meisterschaft konzentrieren und andere Comics finden Ihren Platz z.B. im neuen Lesezelt. Die Deutsche Cosplay-Meisterschaft, deren Finale auf Buchmesse stattfindet, ist ein weiteres wichtiges Publikumsevent in diesem Bereich.

Was aber für die Zukunft sehr wichtig werden wird, ist die Konzentration auf unseren Charakter als Fachmesse. Gerade in unserer Rolle als Fach- als auch als Publikumsmesse unterscheidet sich ja die Frankfurter Buchmesse von der Leipziger und von anderen Comicevents wie in Erlangen oder München.

Wir werden mit den Verlagen diskutieren, wie wir den Kauf und Verkauf von Lizenzen im internationalen Bereich besser unterstützen können, gerade auch, was den asiatischen Markt angeht. Hier werden ja die richtig großen Geschäfte gemacht und den Verlagen ist das auch sehr wichtig. Da können wir sie als Fachmesse auch einfach am besten bedienen. Wir werden das Thema also internationaler spielen als bisher. Aus ersten Gesprächen mit Verlagen haben wir da schon sehr positive Resonanz gehabt.

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Wolle, wie lange bis Du Organisator der »Faszination Comics« und was sind Deine persönlichen Highlights aus dieser Zeit?
[Wolfgang Strzyz] Ich habe das von Anfang an begleitet, also von 2000 an. Highlights gab es in der Zeit jede Menge, ob die Treffen mit den unzähligen Künstlern, die Akzeptanz bei den Veranstaltungen, das riesige Medieninteresse über die Jahre hinweg oder auch einfach das Gefühl, mit dem Comic Zentrum etwas für die Comicszene bewirkt zu haben.

Die Fragen stellte Matthias Hofmann.

Abbildungshinweise:
Foto Strzyz/Fiala © Andreas Dierks/comic.de
Fotos Buchmesse © Archiv Frankfurter Buchmesse