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Lurchi Heft Nr. 150 - Interview mit Dietwald Doblies

Lurchi

Wer kennt nicht Lurchi, die mutige Amphibie aus dem Hause Salamander? Findige Werbestrategen des deutschen Schuhherstellers hatten die Idee zu einem Werbecomic. So ganz neu war die Idee schon 1937 nicht, als das erste Lurchi-Heft erschien, denn bereits in den Zwanzigern gab es Bilderbögen mit den Abenteuern der Darbohne, einer vermenschlichten Kaffeebohne des Hamburger Kaffeerösters J.J. Darboven, doch Lurchi prägte mit seiner sympathischen, einzigartigen Art eine ganze Generation von Schuhkäufern. Im Sommer ist das Heft Nummer 150 erschienen. Aus diesem Anlass sprach CRON mit dem aktuellen Zeichner Dietwald Doblies.

Jubiläum bei Lurchigermany48
Im 150. Abenteuer geht's zum Mars

In den 1950er Jahren war ein Schuhkauf für ein Kind nur erträglich, weil es die kleinen grünen Lurchi-Hefte gab. Als man die ganze Anpasserei im Schuhladen hinter sich hatte, gab es ein schön buntes Bilderheft als Zugabe vom Verkäufer, und der Tag war gerettet. Die kleinen Broschüren strahlten einen ganz eigenen Reiz aus, denn dieser Schwanzlurch ist ein Held der klassischen Sorte. Er ist immer hilfsbereit, sieht Gefahren ohne mit der Wimper zu zucken ins Auge, ist immer gut drauf und vor allem: Er trägt qualitativ hochwertiges Schuhwerk, welches beim Meistern der diversen Aufgaben, die das Leben ihm stellt, gute Dienste erweist.

Lurchi 150

Als die ersten Hefte vor dem Zweiten Weltkrieg erschienen, konnte man noch nicht ahnen, dass sich der Feuersalamander zur Kultfigur entwickeln würde. Die ersten Lurchis ersann der damalige Generaldirektor des Schuhherstellers Dr. Alex Haffner. Nach dem Krieg, als es ab 1951 wieder neue Folgen gab, dichtete der Werbeleiter Erwin Kühlewein die Stories. Dichten ist durchaus der richtige Begriff, denn es gibt bei Lurchi keine Sprechblasen, sondern separaten Text in Schreibschrift unter den Bildern, bestehend aus einfachen Paarreimen. Die passenden Zeichnungen steuerte der Bilderbuchkünstler Heinz Schubel bei. 

Jetzt liegt das Jubiläumsheft 150 vor, ein Science-Fiction-Abenteuer nach Art des Salamanders. Dietwald Doblies, seit bald zwanzig Jahren in Sachen Lurchi unterwegs, legt damit erneut ein ausgereift gezeichnetes Kleinod vor.


CRON fragt. Dietwald Doblies antwortet.cr ICON-Fragen
Interview mit dem Zeichner

 

Dietwald DobliesDietwald, das 150. Lurchi-Heft ist dieses Jahr erschienen. Hättest Du gedacht, dass Du so lange Lurchi zeichnest?

Als ich die Serie übernommen habe, dachte ich nicht darüber nach, für wie lange das sein wird. Aber in der Tat, die Zeit vergeht. Ohne nachzurechnen könnte ich jetzt gar nicht sagen, wie viele Lurchi-Hefte ich mittlerweile gezeichnet habe. 

36 reguläre Hefte sind das schon geworden mit der Zeit. Zum Jubiläum geht’s auf den Mars. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Dass es ein Weltraumabenteuer werden sollte, war eine Vorgabe von Salamander. Da Lurchi in den Sechzigerjahren schon einmal zum Mars geflogen war, fand ich es witzig, ihn im 150. Heft erneut hinfliegen und alte Bekannte – die Marsmenschen – treffen zu lassen.

Lurchi 150: Planetengrößenvergleich

Mit Lurchi-Heften lernen wie groß die Planeten sind

Dein erstes Heft war die Nr. 115 aus dem Jahr 1995. Wie kam es damals dazu, dass Du der neue Lurchi-Zeichner wurdest?

Mir waren einige neue Lurchi-Hefte in die Hände gefallen. Diese Heftserie hatte ich nach der Kindheit ganz aus den Augen verloren. Mittlerweile hatten die Zeichner mehrfach gewechselt. Diese neuen Hefte entsprachen so gar nicht meiner Vorstellung von Lurchi. Ich habe dann eine Initiativbewerbung mit eigenen Lurchi-Zeichnungen an Salamander geschickt und bekam den Job nach einigem hin und her.

Lurchi 115  Lurchi 130

Welche Geschichten machen dir am meisten Spaß?

Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Abwechslung ist gut. Mir bringt es am meisten Spaß, neue Nebenfiguren zu erfinden. Deshalb habe ich mich beim 150. Heft auch nicht darauf beschränkt, Lurchi auf die Marsmenschen und -zwerge aus den alten Heften treffen zu lassen, sondern erfand einen Marsriesen dazu.

Lurchi 133  Lurchi 145

Was ist für Heft Nr. 151 geplant?

Noch gar nichts. In die Planung gehe ich immer erst, wenn der Anruf von Salamander kommt, dass ein neues Heft gebraucht wird. Das geschieht meistens recht kurzfristig. 

Du zeichnest auch noch einen weiteren Kindercomic: Dentiman. Was war der Auslöser dafür und wie bist du dazu gekommen?

Die Firma Wrigley wollte ein Comicheft herausbringen, dessen Held ein Männchen aus Kaugummi ist, das Kariesbakterien bekämpft, und hat dafür einen Zeichner gesucht. Über die Lurchi-Hefte sind die auf mich gekommen.

Dentiman 1  Dentiman 4

Welche Comics zeichnest Du sonst noch?

Im meinen Schubladen schlummern zwei Alben über einen lustigen Steinzeitmenschenclan, für die ich keinen Verlag gefunden habe, da angeblich – so die Verlage – die Zeit der Fun-Comics abgelaufen ist. Ansonsten habe ich in den letzten Jahren noch den Fantasy-Comic Der verborgene Engel gezeichnet, der zur Zeit als Fortsetzungscomic in U-Comix erscheint. 

Was verbirgt sich hinter Studio F?

Eine Firma für 3D-Animation. Hier arbeite ich mit einem Kollegen u. a.  an einem Kurzfilm. Das hat aber nichts mit Lurchi oder Dentiman zu tun.

Die Fragen stellte Matthias Hofmann

Abbildungen: Lurchi © Salamander, Dentiman © Wrigley

Foto © Dietwald Doblies


Weiterführende Links:

Homepage des Verlags: Lurchi

Homepage des Künstlers: Dietwald Doblies