Frisch Gelesen Folge 363: Spider-Man vs. Kraven

 

»Das gefährlichste Wesen der Welt ist der Mensch … und ich will den gefährlichsten aller Menschen jagen … Spider-Man!«


FRISCH GELESEN: Archiv


Spider-Man vs. Kraven

Storys: Chris Claremont, J.M. DeMatteis, Stan Lee, Nick Spencer, Roy Thomas
Zeichnungen: Alberto Alburquerque, John Byrne, Steve Ditko, Gil Kane, Ryan Ottley, Mike Zeck

Panini Comics
Softcover │ 164 Seiten│ Farbe │ 19,00 €
ISBN: 978-3-74163-137-5

Panini Comics
Hardcover │ 164 Seiten│ Farbe │ 35,00 € (auf 222 Ex. lim.)


Genre:
Superhelden, Action

Für Leser, die das mögen: Spider-Man – Kravens letzte Jagd, Spider-Man Paperback 4 – Beutejagd



Der Superheldenfilm Kraven the Hunter sollte eigentlich ab 5. Oktober 2023 die Origin eines Jägers erzählen, der dank übernatürlicher Kräfte sowohl im Dschungel als auch im Dickicht einer Großstadt ohne Probleme zurechtkommt. Aber daraus wird dieses Jahr nichts. Aufgrund des Hollywood-Streiks wurde der Starttermin weit nach hinten verlegt, sodass das Ganze erst ab August 2024 zu sehen sein wird.

Was vermutlich auch Auswirkungen auf den Verkauf von Paninis Spider-Man vs. Kraven hat, der als Best-of-Band mit einsteigerfreundlichen Comic-Storys beworben wird – also für Filmfans und Leser gedacht ist, die mit dieser Figur nicht oder nur sehr wenig vertraut sind (das Album gibt es übrigens auch als Variant-Hardcover für 35 Euro; limitiert auf 222 Exemplare).

Erste Plakatentwürfe zum Kinofilm waren schon fertig.


Kraven der Jäger wurde 1964 erfunden und avancierte bereits nach wenigen Auftritten zu einem von Spider-Mans schillerndsten Gegenspielern. Dank eines schamanischen Zaubertranks verfügt er über Superkräfte. Im Tierreich hat er so ziemlich jede Tierart gefangen, die es zu erlegen gibt, und sehnt sich fortwährend (und händeringend) nach neuen Herausforderungen. Er trifft oft auf Spider-Man und arbeitet sich an ihm regelrecht ab. Es heißt, er kämpfe ohne Waffen, doch das ist ein Märchen: Wenn es darauf ankommt, liebt er Hilfsmittel, zum Beispiel Ketten, Netze oder Nervengifte.

Seite aus »Kraven der Jäger!« , Amazing Spider-Man 15 (1964, »Kraven the Hunter!«; Story: Stan Lee, Zeichnungen: Steve Ditko).


Die ersten drei Geschichten vermitteln gut, wie Kraven tickt. In der ersten, die aus dem Jahr 1964 stammt, bekommt es Spider-Man zum ersten Mal mit ihm zu tun und stellt sofort fest, dass er sich, trotz seiner Spinnenkräfte, ganz schön anstrengen muss, um nicht untergebuttert zu werden. Die zweite Story, ein Zweiteiler aus den Jahren 1971/1972, zeigt, was die beiden draufhaben und lässt sie eine Szenerie verwüsten, die offensichtlich von Filmen wie King Kong und die weiße Frau (1933) und Versunkene Welt (1960) inspiriert wurde. Das Actionthema wird in der dritten Episode (1978) fortgeführt und veranschaulicht, dass Kraven auch in der Lage ist, andere für sich kämpfen zu lassen. Wozu also selbst Hand anlegen und sich die Hände schmutzig machen? Doch wie hat er es geschafft, die Superheldin Tigra, also ausgerechnet eine von den Guten, auf seine Seite zu ziehen? Mit »Beutejagd, Vorgeschichte« aus dem Jahr 2019 klingt das Album schließlich aus und präsentiert den Großwildjäger von einer unerwartet düsteren Seite. Unerwartet, da bei Kraven ein seelischer Abgrund zutage tritt, der einfach nur überrascht. Zum Kennenlernen wird also einiges geboten.

Unabhängig davon: Es bleibt abzuwarten, wie Kravens Origin und Charakterisierung im Film ausfallen. Schließlich müssen Comic und cineastische Umsetzung nicht zwangsläufig übereinstimmen. Das Gezeigte kann also von der Vorlage durchaus erheblich abweichen. Aber seien wir für das Kommende einfach offen und lassen uns überraschen.

Diverse Cover-Entwürfe gibt es als Dreingabe.


Nun aber die Antwort auf die Frage, die sich langsam stellt: Handelt es sich hierbei um einen Band für Einsteiger? Ja, allerdings – aufgrund einer bestimmten Story – nur mit einem kleinen einschränkenden »Aber«. Die vorletzte Geschichte »Die Seele des Jägers« (1992) dürfte beim Zielpublikum für Ratlosigkeit sorgen, da sie sich auf das mehrteilige Special »Kravens letzte Jagd« (1987; im Album nicht enthalten) bezieht. Immerhin hilft das Vorwort dabei, das Gelesene etwas einordnen zu können. Und bei Interesse: »Kravens letzte Jagd« ist als Sammelband zum Beispiel im Panini-Shop noch erhältlich. Dass das letzte Kapitel von Spider-Man vs. Kraven zugleich einen Teaser zum Panini-Paperback »Beutejagd« darstellt (ebenfalls noch zu haben), ist aber dank des Informationsgehalts locker zu verschmerzen.

Seite aus »Tigra, Tigra, Brand entfacht!« , Marvel Team-Up 67 (1978, »Tigra, Tigra, Burning Bright!«; Story: Chris Claremont, Zeichnungen: John Byrne).


Spider-Man vs. Kraven
macht Spaß und vermittelt tatsächlich Grundwissen über den Kraven, der in den Comics zu finden ist. Wir sehen Steve Ditkos markanten und unverkennbaren Zeichenstil aus den 1960ern, verfolgen, wie die Zeichner Roy Thomas und John Byrne in den 1970ern der Amazing-Spider-Man-Serie ihren Stempel aufdrückten und erleben, wie in späteren Jahren die Szenarios interpretiert wurden. Eine schöne grafische Reise durch die Jahrzehnte!

[Walter Truck]

Abbildungen © 2023 Panini Comics u. die jeweiligen Urheber; Warner Bros.


Kauft den Comic im gut sortierten Comicfachhandel: CRON-Händlerverzeichnis

Oder beim Verlag: Panini