»Warum bist du so nett zu mir ...?«
FRISCH GELESEN: Archiv
My Senpai is Annoying Band 1
Story: Shiromanta
Zeichnungen: Shiromanta
Carlsen Manga
Sofstcover | 144 Seiten | Farbe | 8,00 €
ISBN: 978-3-551-02155-7
Genre: Romcom, Young Adult
Für alle, die das mögen: asiatische Romcoms, auch als animierte oder Realverfilmung, Arbeitsplatzgeschichten
Manchmal muss es ja leichte Kost sein! Ich habe auch schon immer gerne koreanische Romcoms geschaut, die klassische Boy-meets-Girl-Geschichte, in der der Ausgang von den ersten zehn Minuten an vollkommen klar ist und es nur noch darum geht, wie lange man das Spiel treiben kann, bis endlich das eintritt, worauf man von erster Sekunde an so sehnlich wartet. Daher habe ich mir My Senpai is Annoying vorgenommen. Ursprünglich entstand der Manga als Webtoon, bevor es abgedruckt und inzwischen auch als Anime umgesetzt wurde. Doch was macht diese Geschichte so besonders, dass sie bei der Leserschaft gleich über drei Kanäle einschlägt?
Die Protagonistin will »eine ernst zu nehmende Erwachsene« sein: Da merkt man leider nicht viel von …
Hier kann ich im Brustton der Überzeugung sagen: Nichts! Der Zeichenstil ist fast lehrbuchhaft durchschnittlich. Klar und gradlinig kommen die Zeichnungen daher, jedes Panel ist gefällig und visuell ansprechend. Eingelullt in eine kuschelige Decke aus wohlfeilen Bildern liest man sich durch eine Story, die in der Form wohl schon Tausende Male erzählt wurde. Der ältere Vorgesetzte, Senpai Takeda, ist ein Hüne mit zu lauter Lache, manchmal ist er etwas grobschlächtig. Aber insgeheim ist er fürsorgend und empathisch und scheint sich nur für das Wohlergehen seines Schützlings zu interessieren. Welches da die Protagonistin und Ich-Erzählerin Iragashi wäre, die sehr kleinwüchsig ist und alleine deshalb nicht für voll genommen wird. Sie ist aber auch in ihrem ersten Angestelltenverhältnis und noch sehr unsicher. Ohne die Hilfe und Unterstützung ihres Senpais wäre sie aufgeschmissen. Gleichzeitig findet sie ihn aber auch to-tal annoying!!! Es gibt auch noch gänzlich farblose und uninteressante Nebencharaktere, die sich in Stellvertreterfunktionen bereits im Vorfeld schon näherkommen dürfen als die Hauptcharaktere. Wie das Ganze wohl ausgeht?! Genau genommen weiß ich es nicht, aber ich habe da so eine Vorstellung …
Nebenfiguren in Stellvertreterfunktionen: Die beiden dürfen, was die Protagonisten nicht dürfen. Auch mal etwas tatschen und glotzen.
Wie schon eingangs gesagt, manchmal darf es auch eine unkomplizierte Geschichte sein. Aber speziell in diesem Falle frage ich mich dann doch, wie eine solche Geschichte so einen Erfolg haben kann. Der ganze Plot wie auch der Zeichenstil ist an Durchschnittlichkeit kaum zu überbieten. Die Charaktere sind mehr als leidlich glaubwürdig. Senpai scheint kein Leben neben dem zu haben, sich um Iragashi zu kümmern und sie selbst wird so schulmädchenhaft dargestellt, dass man sich fragt, wie sie es denn bitteschön alleine auch nur einen Monat in einer eigenen Wohnung überstehen kann. Die Figuren bleiben blass und schemenhaft und wie sich aus der Vater-Tochter-Beziehung der beiden eine ernst zu nehmende Liebesbeziehung entwickeln soll, blieb mir nach Band 1 ein Rätsel. Aber vielleicht ist das auch der Reiz der Geschichte, die Frage danach, wie das noch hingedreht wird, dass am Ende doch das rauskommt, was rauskommen muss.
Väterliche Fürsorge, wo man hinschaut: Der Chef kümmert sich um seine Angestellte.
Ich muss mir wohl eingestehen, dass ich längst nicht mehr die Zielgruppe für diese Art von Erzählung bin und es auch ein Zuviel an leichter Kost geben kann.
[Mechthild Wiesner]
Abbildungen © 2022 Carlsen Manga / © Shiromanta - Kodansha Ltd
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