»Ich hab doch gesagt, mein Sinn für Ästhetik trügt mich nie.«
FRISCH GELESEN: Archiv
Crush on Teen Edge
Story: ikugao
Zeichnungen: ikugao
Carlsen Hayabusa
Softcover | 224 Seiten | s/w | 8,00 €
ISBN: 978-3-551-62523-6
Genre: Manga (Boys Love)
Für alle, die das mögen: Boys Love, schnelle Unterhaltung
Obwohl ich selbst kein regelmäßiger Mangaleser bin und mit dem Boys-Love-Genre bisher wenig Berührung hatte, habe ich Crush on Teen Edge einmal ausprobiert. Gerade weil ich nicht zur typischen Zielgruppe zähle, habe ich den Band mit einer gewissen Neugier, aber auch mit einem kritischen Blick gelesen.
Crush on Teen Edge von ikugao erzählt die Geschichte des ehemaligen Kinderstars Chihaya, der seine Karriere als Schauspieler beendet und ausgerechnet das Management seines früheren Jugendfreundes Shion übernimmt – eines erfolgreichen Models, mit dem er einst eine enge Bindung hatte. Nach Jahren der Funkstille ist das Wiedersehen allerdings alles andere als herzlich, denn Shion begegnet Chihaya mit Ablehnung und Misstrauen. Trotz dieser Spannungen übernimmt Chihaya die Rolle und muss sich nicht nur im neuen Arbeitsumfeld behaupten, sondern auch mit den eigenen Gefühlen auseinandersetzen. Während berufliche Verpflichtungen und private Verletzungen aufeinandertreffen, beginnt zwischen den beiden erneut eine intensive Nähe zu wachsen. Leidenschaft, alte Wunden und neue Chancen verweben sich zu einer dramatischen und erotischen Geschichte, die zeigt, wie stark alte Verbindungen sein können.
Crush on Teen Edge ist ein Einzelband und kein Serientitel, der in vielerlei Hinsicht die klassischen Muster des Boys-Love-Genres bedient. Die Handlung setzt schnell ein und bleibt durchgehend zügig erzählt – was für kurzweilige Unterhaltung sorgt, gleichzeitig aber kaum Raum für eine tiefere Entwicklung der Figuren oder ihrer Beziehung lässt. Inhaltlich ist die Geschichte stark von gängigen Klischees geprägt. Das betrifft sowohl die Dynamik der Protagonisten als auch den Umgang mit Intimität. Einvernehmlichkeit spielt dabei kaum eine Rolle, vielmehr wird auf Besitzergreifung und Dominanz gesetzt. Dieses Spannungsmuster mag bewusst als Trope gewählt sein, wirkt aber aus heutiger Perspektive problematisch und wenig differenziert.
Auch zeichnerisch hinterlässt der Band einen zwiespältigen Eindruck. Zwar ist der Stil insgesamt solide, doch insbesondere bei Profilen und Proportionen fallen Schwächen auf, die den Lesefluss stören können. Hinzu kommt, dass auch die Bildsprache stark in bekannten Schemata verharrt – was den Eindruck von Austauschbarkeit verstärkt.
Die Sex-Szenen sind detailliert gezeichnet, fügen der Geschichte jedoch keinen wirklichen Mehrwert hinzu. Die Erzählung gewinnt nicht durch die pornografische Darstellung, sondern bleibt im Kern eine recht einfache Liebesgeschichte, deren Potenzial durch die Konzentration auf körperliche Aspekte eher eingeschränkt wird.
Insgesamt ist Crush on Teen Edge ein typischer Genretitel, der schnelle Unterhaltung bietet, aber inhaltlich wie zeichnerisch wenig Neues wagt. Für Leserinnen und Leser, die mit den vertrauten Mustern des Boys-Love-Manga zufrieden sind und ihren 18. Geburtstag bereits gefeiert haben, mag der Band seinen Reiz haben. Wer jedoch auf der Suche nach originellen Figuren, glaubwürdiger Beziehungsgestaltung und zeichnerischer Raffinesse ist, wird hier kaum fündig. Vier von zehn Posterboys.
[Bernd Hinrichs]
Abbildungen © 2025 Carlsen Verlag GmbH / © 2024 ikugao_ShuCream Inc.
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