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Frisch Gelesen Folge 457: Batman – Full Moon

»Bete um Vergebung … in dem Wissen, dass sie nie kommen wird.«


FRISCH GELESEN: Archiv


Batman – Full Moon

Story: Rodney Barnes
Zeichnungen: Stevan Subic

Panini Comics
Softcover | 152 Seiten | Farbe | 20,00 €
ISBN: 978-3-74164-578-5

Hardcover | 152 Seiten | Farbe | 35,00 €457 batman fullmoon cover 02
(limitiert auf 333 Exemplare)


Genre:
Superhelden

Für alle, die das mögen: Schauergeschichten, düstere Plots, wankende Superhelden



Ich lese eigentlich keine Superheldencomics. Zu glatt, zu vorhersehbar, zu laut. Nur bei Batman mache ich hin und wieder eine Ausnahme – wenn er so richtig düster wird. Wenn Gotham weniger Bühne als Abgrund ist. Als ich von Batman – Full Moon hörte, einer Geschichte, die den Dunklen Ritter mit dem alten Mythos des Werwolfs zusammenbringt, war meine Neugier geweckt. Diese Symbiose aus moderner Großstadtlegende und archaischem Horror versprach genau das: Schatten, Zweifel – und einen Helden, der selbst zum Monster werden könnte.

In Batman – Full Moon wird Gotham von einer brutalen Mordserie erschüttert. Verstümmelte Leichen, zerfetzte Körper und Spuren, die eher an wilde Tiere als an Menschen erinnern, stellen die Polizei vor ein Rätsel. Als Batman die Jagd auf den Täter aufnimmt, stößt er auf Hinweise, die jede rationale Erklärung sprengen: Eine uralte, übernatürliche Macht scheint in der Stadt ihr Unwesen zu treiben. Während die Nächte länger werden und der Vollmond über Gotham steht, sieht sich der Dunkle Ritter mit einem Gegner konfrontiert, der nicht nur seine physische Stärke, sondern auch seine Überzeugung auf die Probe stellt. Denn der Feind, den er jagt, ist ein Werwolf.

Full Moon ist kein typischer Superheldencomic. Der Szenarist Rodney Barnes nutzt das Werwolf-Motiv, um Batmans ewigen Kampf mit seiner dunklen Seite auf die Spitze zu treiben. Es geht um Instinkte, um den Drang nach Gewalt, um die Angst, sich selbst zu verlieren. Die Geschichte spielt mit klassischen Horror-Elementen – Vollmond, Transformation, Jagd – und verwebt sie mit psychologischer Tiefe. So entsteht ein düsteres Kammerspiel über Selbstkontrolle und Identität. Wobei die erzeugte psychologische Tiefe, hervorgerufen durch innere Monologe, mitunter hart am Kitsch entlangschrammt. Kostprobe gefällig? »Jeder Schritt ein Tribut an die schlimmsten Teile in uns selbst.« Jeder Leistungskurs Deutsch hätte stundenlang etwas zu analysieren.

Stevan Subics Zeichnungen sind kraftvoll, roh und von einer fast greifbaren Düsternis. Die Farbpalette changiert zwischen kaltem Stahlgrau und blutigem Rot, das Licht bricht durch Nebel und Regen wie in einem Albtraum. Die Panels sind teils brutal, teils poetisch.

Barnes verbindet klassische Detektivarbeit mit Elementen des Gothic-Horrors. Die Geschichte taucht tief in Batmans psychische Abgründe ein: in seine Angst, Kontrolle zu verlieren, in das Tierische, das unter seiner disziplinierten Oberfläche schlummert. Subics düster-realistische Zeichnungen verstärken diesen Sog in die Nacht, in der Mensch und Bestie ununterscheidbar werden.

Batman – Full Moon ist eine intensive, atmosphärisch dichte Geschichte, die Horror, Mythos und Psychologie miteinander verschränkt – und dabei ab und zu in den Kitsch abdriftet. Sie verlangt keine spektakulären Schurkenauftritte, sondern lebt von der inneren Spannung ihrer Hauptfigur. Wer Batmans moralischen Kodex einmal im Zwielicht sehen will, bekommt hier eine kompromisslose, düstere Variation des Mythos.

[Bernd Hinrichs]

Abbildungen © 2025 DC Comics / Panini / Rodney Barnes, Stevan Subic


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