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Frisch Gelesen Folge 460: Disney Comics Library: Carl Barks’s Donald Duck Volume 1

Disney Comics Library: Donald Duck Teaser

»Of all the phonies I ever saw this is the phoniest!«


FRISCH GELESEN: Archiv


460 disneylibrary1 coverDisney Comics Library: Carl Barks’s Donald Duck Volume 1: »1942–1950«

Redaktion: Rhett Thomas, Alexi Alario
Autor Bonusmaterial:
Jim Fanning
Story:
Carl Barks, u.a.
Zeichnungen:
Carl Barks, u.a.

TASCHEN Verlag
Hardcover | 636 Seiten | XXL-Format | Farbe | 175,00 €
ISBN:
978-3-8365-9636-7
(Es existiert eine Collector’s Edition von 1.000 nummerierten Exemplaren, in Kunstleder gebunden, mit eingefasstem ChromaLuxe-Aluminiumprint zum Preis vom 500 €. Das Buch gibt es in englischer Sprache.)

Genre: Funny Animal

Für alle, die das mögen: Disney, Carl Barks, Donald Duck, Entenhausen, Kaffeetischbücher, Luxusausgaben



Benedikt Taschen, Gründer des Taschen-Verlags, ist nicht nur Verleger von schönen Büchern, Kunsthändler und Galerist. Er ist auch geprägt von einer lebenslangen Liebe zur Neunten Kunst. Bereits 1980, gerade mal 19 Jahre alt, hat er einen Comicladen in Köln eröffnet.

2021 begann der Taschen Verlag mit der Veröffentlichung der sogenannten Marvel Comics Library, mustergültig aufbereitete Reprint-Editionen von Superheldencomics aus dem Silver Age im XXL-Format. Inzwischen liegen acht imposante Wälzer im Kaffeetischbuchformat vor.

Zuletzt erschien im März 2025 ein Band mit den allerersten Geschichten des Hulk. Im gleichen Monat legte man mit dem ersten Band der EC Comics Library und den ersten Heften der Serie Weird Science noch einen drauf.

Ende des gleichen Jahres überraschte der Verlag nun mit dem Aufschlagen eines dritten Kapitels und startete die Publikation von Disney-Comics mit diesem aufsehenerregenden Konzept unter dem Titel Disney Comics Library: Carl Barks’s Donald Duck.

Leseprobe Disney Comis Library Volume 1

Wie sieht das Ganze aus? Im gigantischen Format von 28 x 39,5 Zentimetern bringen die mehr als 600 Seiten stolze 4,3 Kilogramm auf die Waage. Als Vorlage nahm man nur Comics in besterhaltenem Zustand. Jede Seite wurde genauso reproduziert, wie sie vor fast einem dreiviertel Jahrhundert gedruckt wurde. Mit modernster Retusche-Technik gelang das digitale Remastern in einer Qualität, die den minderwertigen Druck der damaligen Zeit ausgleichen kann und wie frisch aus einer der besten Druckmaschinen der 1940er-Jahre wirkt. Für die Reproduktion der Comicseiten wählte man ein etwas matteres, raueres Papier für eine nostalgische Haptik beim Blättern. Die jeweiligen Heftumschläge hat man, wie damals, auf einem dickeren, glänzenden Papier gedruckt.

Der erste Band beinhaltet die frühen Donald-Duck-Comics von Carl Barks von 1942 bis 1950. Und zwar die langen Geschichten, die in der Anthologieserie Four Color des Verlags Dell veröffentlicht wurden, die weniger in Entenhausen, im gewohnten Umfeld von Donald Duck, spielen, sondern Storys, die die Entenfamilie auf Reisen in die wildesten Abenteuer schickten.

Leseprobe Disney Comis Library Volume 1

Den Beginn macht »Donald Duck Finds Pirate Gold«, ein 64 Seiten langer Comic, den der »frühe« Carl Barks zusammen mit Jack Hannah nach einem Plot von Homer Brightman und einem Skript von Bob Karp gezeichnet hat. Dieser Klassiker wurde alleine auf Deutsch bereits ein Dutzend mal veröffentlicht. Ebenso andere Evergreens wie »Christmas on Bear Mountain«, »Lost in the Andes« oder »Sheriff of Bullet Valley«. Im Prinzip betrifft das alle Geschichten, die sich in diesem Band finden.

Was sich jedoch nicht in Disney Comics Library: Carl Barks’s Donald Duck Volume 1: »1942–1950« findet, und das schmerzt dann doch, ist die Geschichte »Voodoo Hoodoo«. Sie wurde erstmals in Four Color #238 (August 1949) veröffentlicht und ist inzwischen der internen Zensur von Disney zum Opfer gefallen, denn sie darf nicht mehr nachgedruckt oder neu veröffentlicht werden. In der Geschichte lässt Dagobert Duck ein afrikanisches Volk vertreiben, was dieses dazu verleitet, sich mit Hilfe eines Untoten, einem Zombie namens Bombie, zu rächen. Rassistische Stereotype in der Darstellung der afrikanischen Eingeborenen veranlassten Disney dazu, diese Geschichte auf den Index zu setzen. Leider ließ sich der Konzern nicht erweichen, diesen gnadenlosen Bann für die Luxusausgabe, die gezielt den exklusiven Kreis der Hardcorefans und -sammler anspricht, aufzuheben.

Während die Abwesenheit dieser prominenten Geschichte schon ärgerlich genug ist, fehlen noch zwei weitere Comics (»Frozen Gold« und »Land of the Totem Poles«). Insgesamt dürfte das für die Puristen etwas zu viel des Guten bzw. Schlechten sein.

Ich persönlich empfinde diese Lücken in der Edition zwar als Wermutstropfen, der aber den Gesamteindruck nicht so stark beschädigt, dass ich vom Kauf dieser prächtigen Sammlung mit Barks-Klassikern abraten würde.

Leseprobe Disney Comis Library Volume 1

Als Bonus gibt es einen kundigen Hintergrundartikel mit viel mehr oder weniger seltenem Bildmaterial von Autor und Disney-Experte Jim Fanning.

Insgesamt ist der erste Band von Disney Comics Library: Carl Barks’s Donald Duck insbesondere allen Fans der klassischen Barks-Geschichten zu empfehlen, besonders auch jenen, die meinen, sie haben schon alles. Die meisterhafte Reproduktion und das Riesenformat ermöglichen neue und besondere Einblicke in die Comickunst des Maestros.

Für 175 Euro bekommt man einen guten Gegenwert in Form der besten Disneycomics aller Zeiten und wem das zu viel Geld ist, der kann sich das voluminöse Werk einfach zum Geburtstag oder zu Weihnachten schenken lassen.

[Matthias Hofmann]

Leseprobe Disney Comis Library Volume 1

Abbildungen © 2025 Disney


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