»Diese Zeichner und ihre Werke, das ist eine Leidenschaft, die mich trotz Familie und Beruf nie ganz verließ.« (Der Autor im Vorwort)
FRISCH GELESEN: Archiv
Comic-Pioniere. Die deutschen Comic-Künstler der 1950er Jahre
Autor: Reginald Rosenfeldt
Christian A. Bachmann Verlag
Softcover | 294 Seiten | Farbe + s/w | 25,00 €
ISBN 978-3-941-030-63-3
Genre: Sekundärliteratur
Für alle, die das mögen: 1950er Jahre, Nostalgisches, Hansrudi Wäscher, Helmut Nickel
Biografien über Comic-Künstler gibt es nicht wie Sand aber Meer, aber immerhin: es gibt sie - auch über deutsche Comiczeichner. Man denke nur an Allmächtiger! Pionier der deutschen Comics, das opulente Werk zu Hansrudi Wäscher, das Andreas C. Knigge vor einigen Jahren auf den Markt brachte, oder auch an die jüngst erschienene Veröffentlichung zu Mosaik-Erfinder Johannes Hegenbarth (Bernd Lindner: Die drei Leben des Zeichners Johannes Hegenbarth).
Eine Sammlung mit Biographien der entscheidenden deutschen Comiczeichner aus den 1950er Jahren ist nun im Christian A. Bachmann-Verlag erschienen. Der Berliner Kleinverlag zeichnet sich vor allem durch seine wissenschaftlich orientierten Veröffentlichungen zum Thema Comic aus. Nun hat er ein Buch in sein Portfolio aufgenommen, das Einblicke in die Leben derer gibt, die viele Kinder und Erwachsene schon vor Jahrzehnten mit Figuren wie Bessy, Silberpfeil, Robinson, Akim oder Nick Knatterton begeisterten. In jener Zeit, vor mehr als 60 Jahren, hatten es die Comicschaffenden in Deutschland noch bedeutend schwerer, als die Zeichner heutiger Tage, mit ihrer Kunst Anerkennung zu finden. Aus heutiger Sicht ist ihr Verdienst daher umso höher einzuschätzen.
Denn in einer Zeit, in der die Ranzen vieler Schüler nach Schundheften durchsucht wurden, oder Comics gegen »das gute Schneider-Buch« zwangsweise umgetauscht werden mussten, haben die hier porträtierten neun Zeichner ein Statement gesetzt. Sie haben viele Leser in unbekannte Welten entführt, Träume entfacht und bis dahin ungewohnte Leseerlebnisse geschaffen.
Wohl auch bei Autor Reginald Rosenfeldt, der selbst Kind dieser Zeit ist (Jahrgang 1949) und jetzt nicht nur seiner achtjährigen Enkelin die Welt der deutschen Comicpioniere näherbringen will, wie er in der Einleitung schreibt. Rosenfeldt, der auch Autor des Comicfachmagazins Die Sprechblase ist, geht es weniger um Gestaltung und Geschichten der jeweiligen Comics, es geht ihm um den Lebenslauf der Comickünstler. Akribisch führt er deren Weg hin zum Medium auf, beschreibt deren beruflichen Werdegang und nennt Weggefährten. Die ein oder andere Anekdote findet sich ebenfalls in diesem Buch. Und man lernt nebenbei einiges über die damalige Arbeitsweise der Verlage.
Rosenfeldt beschreibt im Einzelnen die Künstler Klaus Dill, Hannes Hegen, Bob Heinz, Walter Kellermann, Willi Kohlhoff, Roland Kohlsaat, Helmut Nickel, Manfred Schmidt und Hansrudi Wäscher. Werkverzeichnisse zu allen neun Künstlern runden das Buch ab. Und damit dürfte es für die eingefleischten Fans der Zeichner dieser Zeit auch zu einem gelungenen Nachschlagewerk werden.
Beispielseite aus dem Buch Comic-Pioniere
Sein Schreibstil ist sachlich nüchtern, chronologisch. Manchmal wünscht man sich einen eher reportageartigen Stil. Zudem hätten es ein paar Abbildungen mehr schon sein dürfen. Da ist das Buch etwas knauserig. Auch wenn bekannt ist, dass der ein oder andere Künstler oder Agent in Sachen Copyrights nicht ganz einfach ist, hätte es im Sinne des Zitatrechts bei dieser Veröffentlichung damit sicherlich keine Probleme geben dürfen.
Dennoch bleibt ein durchaus positiver Eindruck. Rosenfeldt liefert eine Fleißarbeit, der umso mehr Respekt zu zollen ist, da sich der Autor nicht nur mit einem einzigen Künstler beschäftigt hat, sondern eben in neun Biografien wühlen musste.
In seinem Vorwort endet Rosenfeldt: So »sind neun Lebensläufe und die dazugehörenden Werkverzeichnisse entstanden, die noch einmal jene Zeit aufleben lassen, als die Comics endlich auch Deutschland eroberten.« Mit diesem Buch können das auch Leser erahnen, die mit den Bildergeschichten jener Zeit bislang wenig Berührungspunkte hatten.
[Alex Jakubowski]
Abbildungen © 2016 Christian A. Bachmann Verlag
Der Band ist direkt bestellbar beim Verlag: Bachmann Verlag
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