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Frisch Gelesen Folge 131: Krazy Kat

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»Ignatz Dollin«


FRISCH GELESEN: Archiv


George Herrimans Krazy Kat.
Die kompletten Sonntagsseiten in Farbe 1935–1944

Story: George Herriman
Zeichnungen: George Herriman
Sekundärtexte und Herausgeber: Alexander Braun

TASCHEN
HC | 632 Seiten | Farbe | 150,00 €
ISBN: 978-3-8365-7194-4

Genre: Funny, Sekundär, Zeitungscomic-Klassiker

Für alle, die das mögen: Little Nemo, Zeitungscomics, Klassiker


 

Die Gemeinschaft der Comicleser wird meiner Meinung nach im Wesentlichen von zwei Gruppen dominiert: Es gibt die Sammler und die Leser. »Sammler oder Leser?«, fragt sich jeder Fan der Neunten Kunst im Laufe seiner »Karriere«.

Ich würde mich zu einer Untergruppe der Leser zählen, die nicht nur Wert auf eine gute Geschichte und gelungene Zeichnungen legt, sondern ein schönes Gesamtpaket »Buch« im Regal stehen haben möchte. Und unter diesem Gesichtspunkt bietet der opulente Band Krazy Kat. Die kompletten Sonntagsseiten in Farbe 1935–1944 allerbeste Comicunterhaltung. Ein Coffee-Table-Book vom Feinsten – im Überformat von 45 x 31 cm, 6 cm dick und mit einem Gewicht von über 5 kg.

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Der stabile Einband, die Aufmachung der Seiten und die Lieferung in einem stabilen Karton lassen jedes Leserherz höherschlagen. Der stilgerechte Nachfolger des Little Nemo-Bandes aus dem Taschen Verlag, der 2014 für so viel positive Resonanz sorgte – und ebenso wie bei der Little-Nemo-Edition sind die Seiten mit dem Originaltext im amerikanischen Englisch wiedergegeben.

Aus zwei Gründen halte ich die Krazy-Kat-Ausgabe für eine der eindrucksvollsten Veröffentlichungen in diesem Jahr und sie nimmt damit für mich ganz klar Kurs auf den Titel: »Comic des Jahres«. Zuvor jedoch, und nur für den Fall, dass es tatsächlich noch jemanden geben sollte, der den Plot von Krazy Kat nicht kennt, ein paar kurze Anmerkungen zum Inhalt der Comics von Georges Herriman:

Im Mittelpunkt des Zeitungscomics stehen die Katze Krazy und die Maus Ignatz. Es könnte ein bisschen so sein wie die ewige Schlacht zwischen Gut und Böse, Katze und Maus oder Tom und Jerry. Allerdings mit dem einen Unterschied, dass Krazy gnadenlos in Ignatz verliebt ist. Eine sehr einseitige Liebe zum Leidwesen der Katze. Aber egal, was Ignatz mit sämtlichen Abwehrversuchen auch unternimmt, bei denen in der Regel ein Ziegelstein und Krazys Kopf die bestimmenden Faktoren sind, interpretiert die einfältige Katze sie lediglich als Liebesbeweis der Maus.

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Wie schafft es eine solche im Grunde genommen simple Geschichte für mich in die Rubrik »Comic des Jahres«? Mal abgesehen von der wunderschönen Aufmachung, beginnt der Band mit einer umfangreichen Auseinandersetzung zu Georg Herriman von Alexander Braun. Der Bonner Künstler und Comichistoriker hat sich in den letzten Jahren durch diverse Ausstellungen und die dazugehörigen, umfangreichen Ausstellungskataloge – beispielsweise »Going West« – und nicht zuletzt als Herausgeber der Gesamtausgabe sämtlicher Little-Nemo-Sonntagsseiten im Taschen Verlag einen ausgezeichneten Ruf erworben gemacht. Und auch bei Krazy Kat überzeugt das redaktionelle Zusatzmaterial aus seiner Feder. Auf rund 130 Seiten – und damit in der Qualität einer umfangreichen Monographie – wirft Braun den Blick des Kenners auf das Früh-, das Haupt- und das Spätwerk des Comickünstlers. Dabei erläutert Braun vor allem die unterschiedlichen Einflüsse auf Herriman, die seinen Charakter und damit auch sein Schaffen formten. Besonders gelungen finde ich den Einstieg und den Abschluss des redaktionellen Teils, in denen es um die Geburt und den Tod des Künstlers geht. In diesen beiden vergleichsweise kurzen Texten werden die Situationen eindrucksvoll geschildert und bilden eine stimmungsvolle Klammer der redaktionellen Seiten.

George Herriman

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Hinzu kommt, dass der komplette redaktionelle Abschnitt reichhaltig und mit viel Sachkenntnis illustriert wurde. Seltene Skizze und Veröffentlichungen, Bilder, die den Zeitgeist wiedergeben oder einfach Auszüge aus Comics. Letztere sind dann bisweilen wesentlich vergrößert und geben so einen detaillierten Einblick in das Können von Herriman.

Neben den redaktionellen Seiten ist es vor allem die hohe Reproduktionsqualität der Sonntagsseiten, die das Buch zu einem Standardwerk macht. Hier gab es, laut Braun, keine verwendbaren Daten, auf die für diese Ausgabe zurückgegriffen werden konnte. Alle Seiten wurden also aus Sammlungen auf der ganzen Welt aufgetrieben, damit sie neu und hochaufgelöst gescannt werden konnten. Damit lagen die Sonntagsseiten im Maßstab 1:1 vor und kommen, was die Farbgenauigkeit betrifft, den Originalveröffentlichungen so nah wie es irgendwie möglich war. Brauns Maßstab war, die Farben so wiederzugeben, wie sie sich für einen Leser vor rund 80 Jahren dargestellt haben. Retuschen wurden nur vorgenommen, wenn es offensichtliche Fehler im Druckprozess waren: Aussetzer, Schmutz, Knicke etc. Ansonsten ist alles authentisch geblieben.

Eine immense Arbeit, die sich gelohnt hat. Krazy Kat. Die kompletten Sonntagsseiten in Farbe 1935–1944 präsentiert einen grandiosen Comicklassiker wie keine Ausgabe zuvor. Ein Schmuckstück in jeder Sammlung und ein Must-Have für jeden, der sich mit der Neunten Kunst beschäftigt.

[Bernd Hinrichs]

Abbildungen © 2019 TASCHEN

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