Frisch Gelesen Folge 286: Die drei ??? und das Gespensterschloss

»Darf ich fragen, was die Fragezeichen bedeuten?«


FRISCH GELESEN: Archiv


Die drei ??? und das Gespensterschloss

Story: Christopher Tauber (nach Robert Arthur)
Zeichnungen: Ines Korth

Kosmos Verlag
Softcover | 128 Seiten | Farbe | 18,00 €
ISBN: 978-3-440-17091-5

Genre: Jugendkrimi

Für alle, die das mögen: Die drei ???, Jugendkrimis, Kindheitserinnerungen



Das vorab: Ich gehöre zu den leicht gestörten Menschen, bei denen man sich fragt, was in deren Erziehung falsch gelaufen ist, dass sie im hohen Alter immer noch Abend für Abend ein Hörspiel aus der Serie Die drei ??? zum Einschlafen hören. Als Kind erst die Romane gelesen und dann abends das Hörspiel im Bett gehört. Mittlerweile verzichte ich auf die Romane und konzentriere mich auf die geniale Hörspielserie. Ich war entsprechend entzückt, als vor ein paar Jahren die erste Graphic Novel um das Detektivtrio aus Rocky Beach erschien – geschrieben von Christopher Tauber. Allerdings gehen die bisherigen drei bzw. vier Bände (zählt man die Graphic Novel Rocky Beach mit) nicht auf eine Originalgeschichte zurück. Das hat sich mit Die drei ??? und das Gespensterschloss nun geändert. Das Jugendbuch erschien 1968 in Deutschland und zählt zu den Klassikern der Serie. Die Geschichte ist ganz typisch. Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews erhalten den Auftrag nach einem unheimlichen Drehort zu suchen. Sie stoßen auf Schloss Terrill im schwarzen Canyon, das einst einem Stummfilmstar gehörte und in dem es tatsächlich spuken soll. Nach einigen mysteriösen Zwischenfällen und viel Spukhaftem lösen die drei Detektive den Fall, und der Grusel löst sich auf.


Gruselig: ihr neuster Fall für die Drei ??? in ein Gespensterschloss.


Die jetzt vorliegende Comicadaption, die als »Klassiker Graphic Novel« bei Kosmos läuft, bezieht sich auf die überarbeitete Romanvorlage, in der Alfred Hitchcock als ursprünglicher »Herausgeber« der Fälle der Jungdetektive aufgrund von Namensrechten durch Albert Hitfield ersetzt wurde. Tauber hält sich in seinem Skript ziemlich genau an die Originalvorlage. Nur wenige Kleinigkeiten weichen ab. So ist beispielsweise die kultige Zentrale von Justus, Peter und Bob, ursprünglich unter einem Berg Schrott versteckt, bei Tauber ein frei stehender und gut sichtbarer Wohnwagen. Aber das sind Marginalien und tun der ansonsten spannenden Geschichte keinen Abbruch. Tauber setzt die richtigen Schwerpunkte und konzentriert sich auf den gelungenen Handlungsverlauf. So behält der Autor die vielen Besonderheiten, die die Geschichte um das Gespensterschloss auszeichnen, in seiner Version bei. Beispielsweise die Einführung der mittlerweile kultigen Visitenkarten der Drei ??? mit dem Schriftzug »Wir übernehmen jeden Fall« oder den Umstand, dass Justus in einem Preisausschreiben gewinnt und kostenlos einen Rolls-Royce samt Chauffeur nutzen darf.

Die Zeichnungen von Ines Korth führen gelungen durch die Handlung. Sie schafft es, die Bilder, die der Hörer oder Leser der Abenteuer der Drei ??? im Kopf hat, aufs Papier zu zaubern. Der »schwarze Canyon« ist angemessen unheimlich und das »blaue Phantom« erschreckt mich im Comic genauso. Allerdings habe ich meine Probleme mit den drei Protagonisten. Justus, Peter und Bob scheinen mir doch etwas zu alt dargestellt zu sein. Ich nehme ihnen ihr noch fast kindliches Alter nicht ab.


Tolles Setting, nicht vollends überzeugende Figuren: Justus, Peter und Bob arbeiten von einem Wohnwagen aus, sehen dabei aber etwas zu alt aus.


Gefallen hat mir dagegen sehr das allgemeine Ambiente. Korth hat darauf verzichtet, die Geschichte in die Gegenwart zu übertragen. Eine gute Entscheidung, denn »The Secret of Terror Castle« erschien im Original 1964. Zu einer Zeit also, in der es tatsächlich noch einen lebenden Stummfilmstar gegeben haben kann. Autos, Inneneinrichtungen und Kleidung sind auf diese Zeit abgestimmt und bilden daher den logischen Rahmen.

Die drei ??? und das Gespensterschloss ist eine Comicadaption, die Spaß macht. Geeignet für alle Liebhaber der Serie und um junge Erstleser zu gewinnen. Ich gebe neun von zehn »blauen Phantomen« und freue mich bereits auf den nächsten Teil Die drei ???und die flüsternde Mumie.

[Bernd Hinrichs]

Abbildungen © 2022 Kosmos Verlag / Christopher Tauber, Ines Korth


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