Comicfestival München 2011: Der Countdown läuft

Interview

Comicfestival München 2011: Vorfreude auf ein tolles Wochenende im Zeichen des Comics

Das alternierend mit dem Comic-Salon Erlangen alle zwei Jahre stattfindende Comicfestival München ist das deutsche Top-Ereignis für Comicfans in diesem Jahr. Welche Autoren, Künstler und Verlage anwesend sein werden, wie das Programm aussieht und was es sonst noch zu wissen gilt, kann man der Homepage des Festivals entnehmen. Der COMIC REPORT berichtete ebenfalls bereits vorab (»¿Habla Español? Comic Festival 2011: Was geht?«).

Für Heiner Lünstedt und Michael Kompa, die beiden Hauptverantwortlichen, ist die Organisation eines solchen Events nicht nur Spaß. Die beiden Weltenbummler, die öfters auch auf ausländischen Comicfestivals anzutreffen sind, stellen sich einer gewaltigen Herausforderung, denn diese Art Veranstaltung erfordert viel Know-how und kostet nicht nur Zeit und Geld, sondern auch viel Herzblut.

Bei seinem Last-Minute-Check wagte der COMIC REPORT deshalb einen Blick hinter die Kulissen, um aufzuzeigen, dass ein vielschichtiger Event kein Selbstläufer ist. Auch wenn beide naturgemäß ziemlich im Stress sind, nahmen sich Heiner Lünstedt und Michael Kompa am 16.06.11 ein paar Minuten Zeit, um für die Leser des COMIC REPORTs etwas über ihre Arbeit zu erzählen.

Wer die Atmosphäre eines Comicfestivals in einer besonderen Stadt wie München erleben möchte, sollte am nächsten Wochenende einen Trip in die bayrische Landeshauptstadt machen.


In einer Woche startet das Comicfestival 2011 in München. Wo kribbelt es am meisten und was macht das Schlafdefizit?

Das Comicfestival startet in diesem Jahr nicht abrupt, sondern mit einem sehr interessanten »Vorprogramm«. Wir haben am Gratis-Comic-Tag teilgenommen und auch bei Hugendubel aktiv die Hefte verteilt und auch die Comic Company gut mit unserem Gratis-Comicheft ausgestattet. Ebenso wurden bereits die Ausstellungen von Christian Moser im Valentin Karlstadt Musäum, vom COMICAZE-Wiesn-Comic im Bier- und Oktoberfest-Museum und von Helmut Nickel im Deutschen Jagd- und Fischerei Museum eröffnet. Alle drei Vernissagen waren sehr gut besucht, auch von Menschen, die sich sonst eher nicht für Comics interessieren. Einige davon haben wir dann auch auf einer der darauffolgenden Vernissagen wieder getroffen. Dies weckt Hoffnung darauf, dass wir über die bekannte Comicszene hinaus neue Besucher generieren können. Es gibt immer wieder spannende und unvorhergesehene Momente, aber wir haben eineinhalb Jahre jeden Tag darauf hingearbeitet, jetzt wird es auch Zeit dass das Festival stattfindet.

Natürlich macht sich eine Vorfreude breit, die sich darin äußert, dass es nicht immer leicht fällt einzuschlafen. Morgens kreist dann der erste Gedanke darum was alles noch zu erledigen ist.

Wie liefen die Vorbereitungen bis jetzt? Gab es Pleiten, Pech und Pannen oder lief es bis jetzt wie am Schnürchen?

Sicher lief nicht alles so wie wir uns das gewünscht haben, doch Nachteile haben uns meistens auch Vorteile gebracht. So brach uns die Örtlichkeit für die Batman-Ausstellung weg und die »Ersatz-Location«, der direkt am Künstlerhaus gelegene BMW-Lenbachplatz, ist mit einem an die Bathöhle erinnernden Tiefgeschoss, der viel bessere Platz um den 70. Geburtstag des Batmobils mit einer Ausstellung mit Originalen der bedeutendsten Batman-Zeichner zu feiern. Ähnlich verhielt es sich mit einer Veranstaltung der Süddeutschen Zeitung zu ihrer Graphic Novel Edition, die wir ins Künstlerhaus verlegen »mussten«. Hier können wir uns mit Unterstützung der SZ viel besser auf unsere Vernissage einstimmen. Wir haben gelernt aus negativen Dingen das Beste zu machen, meistens wurde es danach viel besser als der ursprüngliche Plan.

Das Einzige was wir wirklich sehr bedauern ist, dass Hansrudi Wäscher und Jean-Pierre Gibrat, auf die wir uns sehr gefreut haben und die gerne nach München kommen wollten, aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen können. Wir wünschen beiden gute Besserung und hoffen dass wir das 2013 nachholen können. Ansonsten liegen wir ganz gut in der Spur.

Wie viele Besucher peilt ihr an, um sagen zu können, dass das diesjährige Festival ein Erfolg war?

Wir sind schon sehr froh, wenn wir trotz Ortswechsel der Hauptlocation die Besucherzahlen von vor zwei Jahren von circa 6.000 erreichen würden, freuen uns aber über jeden zusätzlichen Besucher.

Wird es eine Online-Berichterstattung von den wichtigsten Programmpunkten für die Daheimgebliebenen geben, wie vor zwei Jahren?

Wir werden die wichtigsten Veranstaltungen abfilmen und sobald wie möglich über YouTube zugänglich machen, dort gibt es bereits eine Vorankündigung der Festivalleiter und einen tollen Trickfilm-Trailer zu Dani Monteros Kein Blick zurück (Edition 52). Dani kommt schon morgen in München an um seinen Comic auf dem »dia e.«, dem Tag der spanischen Sprache, im Instituto Cervantez vorzustellen und seine dortige Ausstellung zu eröffnen.

Aber es wird sicherlich auch von den altbekannten Foren Berichterstattung in gewohnter Qualität geben.

Worauf freut ihr Euch persönlich am meisten?

[Heiner:] Ob es Vorfreude oder Hoffnung ist, am schönsten wäre wenn es eine große Party wird, auf der man gute alte Freunde trifft, aber auch neue Bekanntschaften schließt.

[Michael:] Es wird spannend zu sehen wie die Dinge, die ich seit über einem Jahr im Kopf habe, endlich umgesetzt werden. Außerdem ist es toll, viele Freunde aus der Comicszene wieder zu treffen. In der Vorbereitung aufs Festival kamen noch viele neue Freunde hinzu, auf die ich mich sehr freue. Insgesamt möchte ich für Besucher und Künstler ein guter Gastgeber sein und hoffe, dass jeder danach gerne wieder nach München kommt.

Und wenn das Festival vorbei ist – wohin geht’s dann erst mal in Urlaub?

[Heiner:] Ich denke, da mache ich erstmal was völlig anderes und fahre zum San Diego Comic Con, zum VIÑETAS DESDE O ATLÁNTICO nach A Coruña und zum Comicfestival in Helsinki, bevor dann im Frühjahr Angoulême auf dem Programm steht.

[Michael:] Tatsächlich wollte ich mir nach dem Festival eine Auszeit nehmen, dann hat sich Prado bei mir in der Woche nach dem Festival zum Grillen angekündigt. Im August besuche ich mit Heiner VIÑETAS DESDE O ATLÁNTICO in A Coruña und klar, das Comicfestival in Helsinki reizt auch sehr. Somit ist nach dem Festival wieder vor dem nächsten Festival.

That's the spirit! Der COMIC REPORT wünscht euch und dem Festival viel Erfolg. Wie sagt man? »Hals- und Beinbruch«; oder besser: »Dann mal viel Mäusefrass und Wasserschaden für eure Comicsammlung.«

Abbildungen:

Abb. 1: Plakat direkt vor dem BMW LENBACHPLATZ wo die Batman Ausstellung stattfindet.
Abb. 2: Gratis Comic Tag: Michael Kompa, Veronika Kompa, Heiner Lünstedt
Abb. 3: Vernissage COMICAZE-Wiesn-Comic im Bier- und Oktoberfest-Museum

Weiterführender Link:

Homepage des Festivals: Comicfestival 2011 in München

Fotos © Heiner Lünstedt & Michael Kompa