Panini Programmvorschau 1. Halbjahr 2014 - Interview mit Alexander Bubenheimer

Marktführer Panini hat das Programm bis Juni 2014 bekanntgegeben, sowohl die Bände, die auch über den Buchhandel zu beziehen sind (Comics & Manga), als auch die Kiosktitel. Mit einem Extrakatalog zum Thema »Graphic Novel« strukturiert man das Angebot für den Buchhandel, der auch für Panini immer stärker an Bedeutung gewinnt. CRON sprach mit Alexander Bubenheimer, Director of Sales, bei Panini Comics in Deutschland.

Panini Programm Januar bis Juni 2014
Interview mit Alexander Bubenheimer

Auch im ersten Halbjahr von 2014 erscheinen bei Marktführer Panini jede Menge neue Comics. Das komplette Programm (inkl. Planet Manga) findet sich nach dem Interview. Die Comics bzw. Hefte, die es nur im Fachhandel oder im Zeitschriftenhandel gibt, listen wir in einer separaten Meldung auf.

CRON fragt. Alexander Bubenheimer antwortet.
Der Sales-Manager im Interview.

Alex, widmen wir uns zuerst den Graphic Novels, die man nicht unbedingt mit Panini in Verbindung bringt, aber Kenner der Branche wissen natürlich, dass auch der großer Superhelden- und Entertainment-Gigant aus Stuttgart auf Graphic-Novel-Pfaden wandelt.

Da gibt es jetzt diesen immerhin 28-Seiten starken Händlerkatalog nur zu Euren Graphic Novels. Bevor wir zu einzelnen Titeln kommen. Wer stellt bei Euch das GN-Programm zusammen?/p>

Ich wusste, dass die erste Frage zu diesem Programmteil kommt! [lacht]

Nun, zunächst möchte ich, einfach weil der Titel so gut ist, hier noch mal den Band Israel verstehen in 60 Tagen oder weniger erwähnen. Der zeigt, dass wir schon eine ganze Weile Graphic Novels in der engeren deutschen Definition machen – und gleichzeitig zeigt er auch, wie erfolgreich wir da sein können: Wir gehen demnächst in die dritte Auflage. Und ja, wir haben für dieses Segment nun eine eigene Vorschau für die Buchhändler ausgekoppelt. Das hat mehrere Gründe, zum Beispiel interessieren sich manche Buchhändler für »Graphic Novels«, die sich nicht für andere »normale« Comics interessieren, zum anderen wollten wir den Umfang der Comic-Vorschau etwas reduzieren, da wir langsam eine Katalogdicke erreicht haben, die die Konzentration schwierig macht. Aber keine Sorge, auch diese Titel laufen natürlich weiter unter dem Paninicomics-Label, denn egal, wie wir sie marketingmäßig einordnen, es bleiben ja Comics…

Das Graphic-Novel-Programm wird aktuell im Kollegenkreis zusammengestellt. Rebecca Haar ist für die Titel zuständig, die Vorschläge kommen von verschiedener Seite, entschieden wird dann weitgehend demokratisch mit den Meinungen von Rebecca, Lisa Pancaldi und Jo Löffler, mit den finalen Voten von Holger Wiest und mir – und natürlich der Unterschrift unseres Geschäftsführers unter der positiven Titelkalkulation… [grinst]

Ich bekenne mich aber schuldig, dass diese Vorschau nicht wenige Titel beinhaltet, die ich unbedingt haben wollte.

Werden wir mal konkret: Welche Graphic Novel aus dem 2014er Programm sollte man sich auf jeden Fall näher anschauen?

Ich erspare es Dir, schon wieder OZ zu erwähnen, auch wenn der neue Band aus dem bisherigen Rahmen fällt und daher unbedingt lesenswert ist. Und ich kann Dir keine kurze Antwort mit nur einem Titel geben, da es mehrere gibt, die man sich anschauen sollte – und inhaltlich sind sie so verschieden, dass ich sie nicht über einen Kamm scheren kann und will. Die beiden Titel, die dann aber doch vielleicht einen Tick weiter herausragen als die anderen, sind wohl Der fünfte Beatle (nicht nur für Musikfans geeignet!) und Das versteckte Kind, eine an Anne Frank erinnernde herzzerreißende Holocaust-Geschichte. Zumindest bei letzterem ist das Interesse von drei anderen deutschen Verlagen ja auch ein Indiz, dass unsere eigene Meinung nicht nur rein subjektiv ist. Wir haben uns auch sehr ins Zeug gelegt, um dem Band eine würdige deutsche Ausgabe zu verpassen, zum Beispiel mit einer vorgezogenen Übersetzung (oder einer verzögerten, entschleunigten Publikation, wie man es halt sehen will), um ein exklusives Vorwort von Stephan J. Kramer, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, einzuholen, und uns die Mühe gemacht, das Lettering ein zweites Mal komplett neu anlegen zu lassen, weil wir eine andere Schrift-Typo schöner fanden.

Mit Daniela Schreiters Schattenspringer ist auch wieder eine deutsche Veröffentlichung dabei. Wie kam  es dazu?

Wir finden, dass Danach von Schlogger ein guter Band in unserem Programm ist, sowohl inhaltlich als auch im Hinblick auf die Möglichkeiten, mit deutschen Künstlern zusammenzuarbeiten. Auf Verkaufsseite könnte zwar mehr gehen, aber wir sind in verschiedener Hinsicht zufrieden genug, um diese Richtung auszubauen. Und der Kollege Steffen Volkmer als betreuender Redakteur des Titels Schattenspringer hat mit diesem Band eine interessante Geschichte aufgetan – ich habe immer wieder mal etwas über das Asperger-Syndrom gelesen und bin schon gespannt darauf, wie diese Graphic Novel aus der Aspergersicht über das Leben mit Asperger beim deutschen Publikum ankommt. Ich würde mich freuen, noch mehr deutsche Künstler verlegen zu dürfen, zumindest mit einem Band pro Halbjahr.

Das hört sich doch vielversprechend für gute deutsche Comicautoren an. Nun zu einem Favoriten von mir. Da ich Cameron Stewart schätze, freue ich mich persönlich über seinen Band Sin Titulo. Der Erscheinungsmonat im Juni lässt ein Timing mit dem Comic-Salon in Erlangen vermuten?

Richtig vermutet. Cameron lebt aktuell in Berlin, wir haben sehr gute Kontakte aufgebaut und freuen uns auf diesen Titel – und auf sein Kommen nach Erlangen. Cameron wird für unsere Ausgabe noch ein exklusives Vorwort verfassen und uns auch noch mit einer exklusiven Zeichnung beglücken, damit wir den Käufern in Erlangen, die den Band vor Ort kaufen, um ihn sich signieren zu lassen, auch noch einen kleinen Druck als Geschenk dazupacken zu können.

Alan Moore und David Lloyds Kultcomic V for Vendetta kommt in einer limitierten Neuauflage noch einmal auf den Markt, obwohl der Band eigentlich lieferbar ist und es sogar eine luxuriöse Luxusausgabe, die »Absolute Edition« nach wie vor zu kaufen gibt. Wie kommt’s?

Wir setzen damit das Vorbild der Amerikaner um. In einer Box wird der normale Paperback enthalten sein und zusätzlich eine hochwertige Maske, die ja in den letzten Jahren als Merchandise-Objekt dank Occupy zum Verkaufsschlager wurde. Einfach als zusätzliche Kaufalternative für neue Interessierte über das Symbol der Maske als auch bisher schwankende Comicfreunde. Und von der »Absoluten Edition« haben wir übrigens nicht mehr viele auf Lager.

Was ist zu Howard Chaykins Black Kiss zu sagen?

Sex, Blut und mehr Sex?

Nun, Chaykin ist einer der Wegbereiter der Graphic Novel, er hat explizite Erwachsenenthemen in die Comics gebracht und ihnen damit den erzählerischen Horizont erweitert, zudem ist er ein Meister der Formensprache im Comic. Einiges von seinen Ideen wurde ja zum Beispiel von Frank Miller im Dunklen Ritter oder Sin City fast sklavisch kopiert oder minimal weiterentwickelt, und auch heute noch ist er für viele Zeichner von großem Einfluß, wenn er kommerziell auch in deren Schatten steht. Mit Black Kiss ist Chaykin auf dem Höhepunkt dessen, was er am besten kann. Es wurde Zeit, sowohl den klassischen ersten Band gut übersetzt wieder verfügbar zu machen (angereichert mit einer Zusatzstory) und auch die fast zwanzig Jahre später entstandene Fortsetzung erstmals zu veröffentlichen.  Ja, das wird manchen verstören, aber es gibt ja nach wie vor auch Bussi Bär.

[lacht] Tztztz. Und wie kamt ihr auf Walking Depp, die gelungene Walking-Dead-Persiflage von José Fonollosa? Vielleicht, weil wir ein Bild davon in ALFONZ bei seinem Interview zu seinem Katzencomic Miau abgedruckt haben? [lacht]

Ihr hattet den Band in ALFONZ? Echt? In welcher Ausgabe?

In der Nummer 3/13 vom Sommer.

Ich muss Dich enttäuschen, ich bin in Frankreich drüber gestolpert, bei einer meiner Comicshopping-Touren und fand den Band klasse – unisono auch das Urteil der Kollegen. 

Wie stehen die Chancen, dass bei Erfolg weitere Parodien von dem Spanier kommen, z.B. seine Interpretation der Avengers?

Nun, wir stehen tatsächlich in engem Kontakt zum spanischen Verlag und loten aus, was alles wir in welcher Form sinnvoll bringen können, wenn dieser Band funktioniert. Aber wenn er das nur ein Drittel so gut tut wie unsere Cartoon-Bände von Spass Wars oder Darth Vader und… 

Ich würde mal an dieser Stelle sagen: »Fortsetzung folgt!«. Wir sind gespannt. Vielen Dank für die Antworten!

Die Fragen stellte Matthias Hofmann

Abbildungen/Foto © Paninicomics

Die nackten Fakten

Nachfolgend listen wir die geplanten Comicnovitäten für den Buchhandel und Fachbuchhandel auf. Es erscheinen im ersten Halbjahr noch viele weitere Comics und Romane. Die genauen Daten sind der Panini-Homepage zu entnehmen (siehe »Weiterführende Links«, unten).

GRAPHIC NOVELS (Januar bis Juni 2014)

COMICS (Januar bis Juni 2014) in alphabetischer Reihenfolge

 PLANET MANGA (Januar bis Juni 2014) in alphabetischer Reihenfolge

Weiterführender Link:

Homepage des Verlags: Paninicomics