Panini im ersten Halbjahr 2018 - Interview mit Alexander Bubenheimer

Das alte Jahr neigt sich dem Ende zu, das neue wirft seine Schatten voraus. Bei Panini gehört einer davon traditionell dem Dunklen Ritter. CRON hat nicht nur die komplette Übersicht des kommenden Programms, sondern sich auch mit Alexander Bubenheimer über Feiertage, einige Regalmeter Batman, die Suche nach neuen Titeln und Kleingeld unterhalten.

Panini Programm Januar bis Juni 2018
Interview mit Sales-Manager Alexander Bubenheimer

Ihr feiert am 13. Januar 2018 den Marvel-Tag. Welche besonderen Aktionen sind dazu geplant?

Es ist zunächst sehr schön, dass sich ein Dreiklang der Eventtage herausschält. Das Jahr wird eingeläutet mit dem Marvel-Tag im Januar, im Mai feiern die Shops den Gratis Comic Tag und im September schließt DC mit dem Batman-Tag die Klammer. Das hält die Shops und die Branche im Gespräch.

Zum Marvel-Tag 2018 planen wir wie immer ein Gratis-Heft mit zwei exklusiven Kurzgeschichten und Leseproben aus dem neuen Event »Secret Empire« sowie aus Spider-Man. Die teilnehmenden Läden können ein Marvel-Tag-Variant von Spider-Man bestellen, dazu haben wir Variants der Erstausgabe von Secret Empire am Start – ein Panini-exklusives Variant sowie ein zweites von Skottie Young. Im Vorgriff auf den nächsten Avengers-Film gibt es die Neuausgabe von Infinity Gauntlet auch als Metal Edition (wie schon beim Civil War). Und neben dem Gratis-Heft gibt es natürlich noch andere Sachen zum »Abgreifen«, zum Beispiel beidseitig bedruckte Poster im Format A1 und vier verschiedene Masken mit den Motiven Spider-Man, Iron Man, Hulk und dem weiblichen Thor.

Mit der Batman Graphic Novel Collection startet ihr eine neue Kooperation mit Eaglemoss. Was wird die Sammlung bieten? Und sind tatsächlich 100 (!) Bände geplant?

Die Sammlung wird alle wichtigen Batman-Storys aus der reichen Geschichte und Vergangenheit dieser Figur enthalten. Große Klassiker, spannende Storylines, eben eine sammlungswürdige Zusammenstellung des hierzulande wohl bedeutendsten Superhelden. Die Zahl 100 kann ich in diesem Zusammenhang allerdings nicht bestätigen – es steht nämlich noch gar nicht fest, wie viele Titel es exakt werden, wir sind beim Buchrückenmotiv ja (nicht zuletzt auch deswegen) flexibel.

Die »schwarze« Hachette Marvel Collection läuft übrigens nach der Erweiterung bis zur Ausgabe 150, die »rote« Reihe hat ein Buchrückenmotiv, das 100 Bände umfasst, die alte Eaglemoss-DC-Serie läuft ebenfalls nach Erweiterung bis zur Ausgabe 160, und wir denken aktuell darüber nach, unsere aktuelle Star Wars Kollektion über die 52 Bände hinaus weiterzuführen. Aus keiner dieser Zahlen sollte man aber auf die Batman-Reihe Rückschlüsse ziehen.

Der Standardpreis von 12,99 Euro ab Band 3 für je mehr als 150 Seiten Hardcover ist mehr als fair. Wer sich das Gesamtpaket mit einem durchgehenden Buchrückenmotiv als Blickfänger in den Schrank stellen will, muss allerdings ganz schön tief in die Tasche greifen. Habt ihr keine Angst, dass jungen Lesern das Taschengeld knapp wird, oder zielt ihr nur auf berufstätige Sammler?

Nein, im Gegenteil zeigen Marktforschung und Verkaufszahlen eindeutig, dass sich diese Sammlungen in der Hauptsache an neue Käufer richten, die hiermit in die Comics einsteigen oder auch gezielt nur diese Sammlungen erwerben.

Ist die Kollektion schon als Vorbereitung auf den 80. Geburtstag des Dunklen Ritters zu sehen?

Nein. Zunächst hat ja der Kollege Superman seinen 80., dem wir eine Anthologie spendieren. Batman hat einen anderen Stellenwert und wir werden das entsprechend in Szene setzen.

Batman: Der Dunkle Prinz von Enrico Marini wird mit Band 2 im Juni 2018 abgeschlossen sein. Plant ihr dazu ein Event zum Comic-Salon in Erlangen?

Wir gehen von Juni aus, ja, und wir wollen diesen wirklich wunderbaren Zweiteiler mit seinem exquisiten Artwork in Erlangen durchaus entsprechend würdigen, aber die Frage kommt leider zu früh, Enricos Pläne sind noch nicht fix.

Eine weitere Giga-Collection steht mit den Simpsons ins Haus, wiederum in Kooperation mit Eaglemoss. Wie kommt diese Zusammenarbeit eigentlich zustande, und wer entscheidet, welche Inhalte in dieser eigenen Veröffentlichungsform angeboten werden?

Nein, das ist keine Kooperation mit Eaglemoss, sondern wie die Star Wars Kollektion ein reines Panini-Partwork.

Brutal Nature sieht vom Artwork ziemlich herausragend aus. Auch der Samurai-Comic Tomoe scheint ein künstlerisches Highlight zu sein. Wie entdeckt ihr solche Titel und wie schafft ihr es, diese vor der Konkurrenz an Land zu ziehen?

Wir sind sogar etwas eingeschränkt, weil wir ja von ungefähr zwei Programmplätzen im Monat herkommen. Für 2018 ziehen wir das auf drei hoch, um zügiger Fortsetzungen bringen und vor allem Serien abschließen zu können, womit dann Platz für neue Serien entsteht. »Vor der Konkurrenz an Land zu ziehen« gilt umgekehrt ja aber auch für alle Titel, die wir nicht bekommen haben … Okay, das sind bisher sehr wenig, im Prinzip haben wir bisher das bekommen, was wir wollten. Der Prozess ist recht langweilig und normal – Lizenzgeber zeigen uns entweder, was sie planen, und wir schlagen zu, oder wir beobachten den französischen Markt selbst und melden dann frühzeitig Interesse an. Brutal Nature ist eine dreiteilige Serie, die der Zeichner Olivetti Panini direkt angeboten hat, Tomoe haben wir früh in französischen Ankündigungen entdeckt, Liebe ist auch nichts anderes als Hass (diesen wunderbaren Einzelband wollen wir in der Aufzählung nicht unerwähnt lassen) haben wir beim Lizenzgeber entdeckt. Und die Entstehung der neuen Serie Der Traum, für die wir den Zuschlag so spät bekommen haben, dass sie nicht im Katalog auftaucht, aber bereits in Leipzig zur Buchmesse (und parallel im Comichandel) als Sondertitel eingeschoben wird, haben wir früh beim Zeichner mitverfolgt. Wir sind angetreten mit dem Vorsatz, einige Perlen zu heben, und das versuchen wir weiterhin einzulösen.

Mit Skybourne von Frank Cho bringt ihr die neue Serie des US-Zeichners (Liberty Meadows), einem absoluten Fan-Liebling. Sind weitere Titel geplant?

Ich schätze, das dauert, bevor Frank einen weiteren Comic abseits der Superhelden vorlegt … Der Schnellste ist er ja nicht gerade. Ansonsten halten wir uns aktuell vornehm zurück. Wir müssen vom Potenzial einer Serie oder eines Bandes rundum überzeugt sein, denn zukünftige Neustarts mit nachfolgenden Abbrüchen gilt es strikt zu vermeiden. Also quasi »Prinzip sichere Bank«.

Von Daniela Schreiter bringt ihr im Frühsommer einen dritten Band ihrer Erfolgsserie Schattenspringer. Wie ist ihr voriges Album mit den Abenteuern des Autistic Hero-Girls angenommen worden?

Autistic Hero-Girl fällt natürlich etwas aus der Reihe heraus, weil es eher ein Cartoon-Band ist, mit der Idee, den Lesern einen leichteren Einstieg in die Thematik zu ermöglichen. Der Start ist gut – die Hälfte der Erstauflage ist bereits nach sechs Wochen weg. Und Schattenspringer selbst läuft ungebrochen, daher freuen wir uns über Band 3. Wie es danach weitergeht, werden wir sehen, das kommt auch darauf an, was Daniela noch für Ideen hat.

Außer Schattenspringer wird es keine Neuheiten, lediglich Neuauflagen bei den Graphic Novels geben. Woran liegt's?

Wir haben bei den amerikanischen Graphic Novels zwei Lieblingsprojekte gefunden, die wir unbedingt machen wollten, leider sind die Zuschläge erst nach Fertigstellung der Kataloge erfolgt. Was uns aber zum einen auch Zeit gibt, das eine Projekt sorgfältig vorzubereiten, da es sehr aufwendig in der Gestaltung ist, und zum anderen wichtige, aber vergriffene Backlist-Titel wie Daytripper und Niemalsland noch einmal neu und verbessert herauszugeben. Aber ich sage schon jetzt: Freu Dich auf das zweite Halbjahr. Zwei absolut spannende Titel konkurrieren da um den Spitzenplatz in unserem Graphic Novel Segment.

Auch im Manga-Programm gibt es nur wenig außergewöhnliche Neuheiten, hier legt ihr hauptsächlich Fortsetzungen vor. Ist der Markt übersättigt? Wie groß ist der Ansturm auf Pokémon-Comics noch?

Nein, der Markt ist nicht übersättigt. Wie schon im aktuellen Herbsthalbjahr sind wir damit beschäftigt, die Serien fortzuführen. Wir haben begrenzte Programmplätze und mit praktisch einem neuen Pokémon-Band pro Monat ist die Belegung bereits zu einem Viertel allein damit gefüllt. Allerdings haben wir bereits einige Serien abgeschlossen und sind auch in diesem Programm mit diversen Abschlüssen dabei, das verschafft uns erste Luft im kommenden Programm und noch mehr ab 2019. Also ist die Antwort auf die erste Frage: gesunder Markt. Und auf die zweite: Pokémon ist nach wie vor sehr stark – über alle Kanäle kommt allein in diesem Jahr eine fast sechsstellige Zahl heraus. Das macht viel Spaß.

Mit einem Berserk-Sonderband gibt es später im Halbjahr doch noch eine Veröffentlichung, die eine besondere Erwähnung verdient. Was hat es mit dem Band auf sich?

Das ist ein Roman, ergänzt mit Originalillustrationen von Kentaro Miura. Wir hatten in unserer Historie bisher nur einmal einen Roman zu einer Manga-Serie, aber da sprechen wir besser nicht drüber. Berserk dagegen ist ein Phänomen – es ist unsere älteste Manga-Serie im Programm, die uns praktisch von den Anfängen her bis heute begleitet, und die Verkaufszahlen wachsen mit jedem Jahr, es gibt eine ungebrochene, ja steigende Nachfrage nach der Backlist. Im Roman wird eine Nebenfigur in den Mittelpunkt gestellt und eröffnet so einen neuen Blick aufs Geschehen, das ist reizvoll. Wir wollen neben dem Roman auch andere Sondertitel herausgeben, hier dürfte sich bald etwas tun.

Auffällig bei den Alben ist die Anhebung des Verkaufspreises um einen Cent auf glatte Beträge. Das beobachtet man auch bei anderen Verlagen. Bringt das wirklich einen nennenswerten Anstieg der Umsatzerlöse, oder was steckt dahinter?

Das betrifft nicht nur die Alben. Wir runden bei allen Comics über 20 Euro auf den vollen Euro auf, dazu das Albenprogramm, und auch bei Büchern (egal ob Romane oder Bildbände oder sonstiges) wird alles über 10 Euro geglättet. Dies bringt keinen nennenswerten Anstieg der Umsatzerlöse, anders als es bei der Anpassung der wilden Würfelung von 80, 90 oder 95 Cent auf die einheitliche Endung von 99 Cent war. Bedenke, hier sprechen wir nach Abzug des Steueranteils und der Händlermarge von weniger als einem halben Cent, und die meisten Comics sowie die absatzstarken Kinderbücher sind davon ja ausgenommen. Nein, der Grund ist, dass wir aus dem Handel entsprechende Anfragen bekommen. Da geht es weniger um »schöne« Preise als die Nöte und Sorgen mit dem Kleinwechselgeld und den Kosten für die Beschaffung. Wir waren nicht die Ersten, die auf 99 Cent gegangen sind, und wir sind nicht die Ersten, die jetzt wieder glätten, weder im Buch- noch im Comicgeschäft. Aber wenn sich eine Tendenz zeigt, durchsetzt und noch dazu vom Handel eingefordert wird, schließen wir uns an.

Eine andere Auffälligkeit ist, dass ihr schon in diesem Jahr die Preise bei den limitierten Vorzugs- und Hardcover-Ausgaben gesenkt habt, die Auflagen dagegen sinken ebenfalls. Spielt das Publikum hier nicht mehr so mit wie früher?

Wir haben die Preise gesenkt, um neuen Sammlern den Einstieg zu erleichtern, und gleichzeitig die Auflagen erhöht. Das hat zum Teil funktioniert, zum Teil nicht, zum Teil steht das Fazit noch aus, da die DC-Rebirth-Reprints ja noch starten müssen. Die Auflagen werden mit Folgebänden titelindividuell anhand der Verkaufszahlen angepasst, und auch wenn sie seit der Umstellung wieder gesunken sind, sind sie bei den meisten Titeln doch etwas höher als zuvor. Aber in der Tat, wahrscheinlich ist der Preis fast egal – Rückmeldungen gehen sogar eher dahin, manche Titel sehr exklusiv hinsichtlich Ausstattung und Auflage zu machen (und damit auch teuer). Das ist allerdings für uns nur eine Zusatzoption, wie wir sie gelegentlich schon bei Messen zelebriert haben (die Ausgaben mit Originalzeichnungen wie die Northlanders-Box oder Monika im Schuber). Mal sehen.

Und zum Schluss die (fast schon) obligatorische Frage: Welcher Titel liegt dir in diesem Programm besonders am Herzen? Und warum?

Die Königsdisziplinfrage, bei der ich mich nie auf einen Titel festlegen kann ... Die Neuauflage von Daytripper, einem extrem starken Comic, der bei jedem erneuten Lesen eine andere Facette aufzeigt und einen dazu bringt, auch über sein eigenes Leben nachzudenken, ohne in Schwermut abzudriften. Außerdem ist er wunderbar elegant gezeichnet. Im Albenprogramm Liebe ist auch nichts anderes als Hass. Im Superheldenprogramm, auch wenn es sich diesmal mit Alben überschneidet, selbstverständlich Enrico Marinis Batman: Der dunkle Prinz. Zum Niederknien gut.

Die Fragen stellte Falk Straub

Abbildungen © Paninicomics

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