Das zweite Panini-Halbjahr 2018 - Interview mit Alexander Bubenheimer

2018 nähert sich so langsam der Halbzeit. Grund genug, dass wir mit Panini-Sales-Manager Alex Bubenheimer über die Novitäten der kommenden sechs Monate sprechen. Dabei wollte CRON wissen, wie es mit den einzelnen Albenreihen weitergeht – auch langfristig – und mit welchen ungewöhnlichen Sammlerausgaben zu rechnen ist. Darüber hinaus stellte uns Bubenheimer bemerkenswerte Novitäten bei den Graphic Novels vor.

Von schweren Brocken und Überraschungserfolgen -
Fragen an Alex Bubenheimer

Nachdem Ihr im ersten Halbjahr 2018 den Ausstoß im Albensegment etwas erhöht habt, wird es im zweiten Halbjahr wieder etwas ruhiger werden. Haben sich Eure Erwartungen nicht erfüllt?
Als wir mit Alben angefangen haben, war der Publikationsplan auf zwei Alben im Monat ausgelegt. So ungefähr haben wir das auch eingehalten, wobei Du richtig bemerkt hast, dass wir im vergangenen Halbjahr auf drei gegangen sind. Wir fanden das nötig, weil wir viele laufende Serien hatten, die wir zügiger mit Fortsetzungen bedienen wollten – ein zentrales Versprechen, das wir zum Start des Albenprogramms abgegeben haben. Diese Fortsetzungen hatten sich zuletzt etwas gespreizt, weil zusätzliche Neustarts hinzugekommen waren, die im ursprünglichen, auf drei Jahre angelegten Plan nicht enthalten waren. Jetzt kehren wir also zum »Normal-Niveau« zurück – und das mit einem alliterativen Zahlenzufall, denn mit diesem nunmehr siebten Albenprogramm bringen wir gleich sieben Serien zum Abschluss. Das verschafft uns Beinfreiheit für das Frühjahr 2019. Der Ausstoß soll dann aber nicht steigen – der Albenmarkt ist solide, aber nicht unbegrenzt erweiterbar.

Bei der Reihe »Tag X«, von der im Dezember der sechste Band erscheinen soll, löst ihr Euch von dem französischen Veröffentlichungsrhythmus. Warum zieht ihr einige Bände vor oder lasst andere ganz aus?
Da hat sich nichts geändert im Vergleich zur Aussage, die wir bereits zum Start des Albenprogramms getroffen hatten. Es gibt in dieser Reihe mit spannenden »Was wäre, wenn«-Szenarien hervorragende und schwächere Bände, die teilweise auch deshalb schwierig sind, weil sie urfranzösische Themen behandeln, die für die Leser hierzulande eher uninteressant sind. Da wir seitens des französischen Lizenzgebers in der Zusammenstellung frei und die Bände inhaltlich jeweils Einzelbände sind, wählen wir schlicht die besten Bände aus.

Bleiben wir noch kurz beim Albenprogramm und blicken einmal weiter voraus: Im Frühjahr 2019 erscheint von Trigan Band 17 und damit das letzte von Don Lawrence gestaltete Album. Werdet Ihr die Reihe mit dem Nicht-Lawrence-Material fortsetzen?
Ja, siebzehn Bände Trigan, 1.114 Comicseiten plus Bonusmaterial. Unsere Kernserie, die sich durch die bisherige Arbeit im Albenbereich zieht. Band 17 enthält übrigens noch eine umfangreiche Covergalerie aller Lawrence-Cover, um den Puristen die volle Pracht der Gemälde zu bieten.
Und danach, ja, das ist eine wirklich gute Frage. Ganz ehrlich: Wir überlegen immer noch. Die Materialbeschaffung ist schwer, weil es bei den internationalen Verlagen und Rechteinhabern schlicht keine Vorlagen gibt. Auch die Zeichner konnten uns bisher nicht weiterhelfen. Die Bearbeitung nach dem Scannen der alten Hefte ist aufwändig und das Ergebnis erreicht trotzdem nicht ganz die Schärfe, von der wir denken, dass sie vom Sammler gewünscht ist. Und wir wissen nicht, wie viele Sammler die Serie nur wegen Don Lawrence kaufen. Die nachfolgenden Episoden stammen von Oliver Frey (152 Seiten) und Gerry Wood (376 Seiten). So gesehen haben wir drei Optionen: Mit Lawrence einen Schlusspunkt setzen oder alles veröffentlichen oder Frey mit zwei bis drei Alben bringen. Ich kann an dieser Stelle nur dazu einladen, uns anzuschreiben und anzusprechen – per Email, im Forum oder auf Messen. Je mehr Stimmen wir hören, desto leichter können wir entscheiden.

Mit »The Beatles: Yellow Submarine« und »Am liebsten mag ich Monster« habt Ihr gleich zwei Kracher im Programm. Was zeichnet deiner Meinung nach diese beiden Bände aus?
Ich glaube in der Tat, dass wir mit diesem Programm zwei der wichtigsten Graphic Novels des Jahres veröffentlichen, die zudem zu den wichtigsten Graphic Novel-Titeln gehören, die wir überhaupt je veröffentlicht haben.
»Am liebsten mag ich Monster« war in den USA der Überraschungserfolg für Fantagraphics schlechthin, und aufgrund der engen Verzahnung von Text und Bild für die deutsche Bearbeitung eine Herausforderung. Die Resonanz bisher ist unglaublich positiv – und diese packende, vielschichtige Erzählung, die das hart erarbeitete Debüt der 55-jährigen Emil Ferris darstellt, wird auch hierzulande Wellen schlagen. Art Spiegelman und Chris Ware irren sich schließlich nicht, oder?
Und »Yellow Submarine« ist ebenfalls ein Comic »years in the making«. Bill Morrison hatte bereits Ende der 1990er Jahre mit dem Projekt begonnen, und es ist wunderbar, dass es passend zum 50-jährigen Jubiläum des skurrilen Films der bedeutendsten Band der Musikgeschichte erscheinen kann, praktisch zeitgleich in Deutschland und Amerika.

Ebenfalls unter dem Label Graphic Novel läuft »Die Flüsse von London«. Dabei dürfte die Comicadaption von Ben Aaronovitch erfolgreicher Romanserie ein Highlight sein. Im Original sind die Bände bereits 2016 erschienen und haben ziemlich lange gebraucht, bis sie ihren Weg nach Deutschland gefunden haben. Kannst Du erklären wieso? Und wie viele Bände sind geplant?
Warum »Die Flüsse von London« so lange gedauert hat, kann ich an dieser Stelle nicht beantworten. Was ich aber sagen kann: Der Geist der Romane wird wunderbar eingefangen, was natürlich daran liegt, dass Aaronovitch selbst der Hauptautor ist. Es ist ein idealer Einstiegsband auch für jene Leser, die die Romane nicht kennen. Die Fans der Romane stoßen hier wiederum auf einen gänzlich neuen Fall für Peter Grant, garniert mit kleinen Insideranspielungen für die sachkundigen, treuen Leser.

Ihr setzt auch im neuen Programm weiter auf ungewöhnliche Ausgaben. Was kommt da an schwergewichtiger Literatur auf uns zu?
Mit »schwergewichtig« hast Du offenbar bereits einen bestimmten Kandidaten im Auge, nicht wahr? »Stan Lee Deluxe«, ein Streifzug durch ausgewählte Comics und Storylines von Stan Lee. Ja, der hat beeindrucke Maße und einen ungewöhnlichen Umfang – 33 auf 52 cm! 820 Seiten! Ein Riesenwälzer! Viele Comics, teilweise in deutscher Erstveröffentlichung – eine passende Würdigung eines außergewöhnlichen Comiclebens. Irgendwie muss ich zuhause den nötigen Platz dafür freischaufeln…

Im August startet die neue Serie »Mein erster Comic« bei Euch. Was erwartet uns da?
Wir haben Comics ausgesucht, die jüngere Zielgruppen ansprechen und in guter Ausstattung zu fairen Preisen einen Einstieg in die Welt unserer Comics ermöglichen sollen. Ein einheitliches Design der Hardcoverbände ermöglicht zudem eine gute Wiedererkennbarkeit und fördert den Sammelwunsch. Vier Bände sind es in diesem Programm, mit Superhelden und Star Wars, vier weitere folgen im Frühjahr, dann werden auch andere Themen zum Zuge kommen. Als Verlag und als Comicszene brauchen wir junge Neueinsteiger.

Mit »20th Century Boys« bringt Panini einen lange erwarteten Manga-Klassiker neu heraus. Weshalb hat das so lange gedauert? Die Fans haben sich doch lange genug nach fehlenden Bänden dumm und dusselig gesucht. ;o)
Neuausgaben in der Form »2 fast zum Preis von 1« machen wir ja seit geraumer Zeit, siehe Berserk und Tenjo Tenge. Bei einem Redaktionsmeeting haben wir über die japanischen Tenzebon diskutiert und darüber, was unsere italienischen Kollegen an Deluxe-Ausgaben machen. Das hat uns gefallen, und wir wollten das auch hierzulande umsetzen. Warum »die Boys«? Urasawa ist vielleicht der wichtigste Mangazeichner der aktuellen Generation. Und da sich die Manga-Leserschaft in Deutschland verändert hat, in den Altersgruppen breiter und auch kaufkräftiger geworden ist, wollen wir diese wichtige Serie noch einmal bringen. Außerdem ging es bei unserer ersten Veröffentlichung unrund zu und Urasawa hat für die neue japanische Edition ein neues Ende gezeichnet. Spannend.

Werden noch weitere »verschüttete« Manga-Klassiker bei euch neu aufgelegt?
Nein.

Und zum Schluss die obligatorische Frage: Welcher Titel liegt dir in diesem Programm besonders am Herzen? Und warum?
Das ist sicherlich »Jane« von Aline McKenna mit den bezaubernden Zeichnungen von Ramon K. Perez, eine modernisierte Adaption von Jane Eyre. Die Linien fliegen mit einer Eleganz und Leichtigkeit über das Papier, gestützt durch eine intelligente Farbgebung, und die Charakterisierung der Personen ist sehr überzeugend. Dazu noch Spannung, Drama und Liebe, was will man mehr?

Die Fragen stellte Bernd Hinrichs

Abbildungen © Paninicomics

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