Kunterbunt geht es beim 18. Comic-Salon Erlangen zu und auf CRON weiter. Der Freitag brachte vertraute Gesichter, die Frage, wo Comicjournalismus anfängt und wo er endet, ein Plädoyer für mehr queere Bildergeschichten und natürlich die Max und Moritz-Gala im Markgrafentheater. Wir waren für Euch dabei.
Tag 2 beim Comic-Salon - Vertraute Gesichter, prämierte Geschichten
Der Tag beginnt mit vertrauten Gesichtern. Zum Comic-Salon kommen nicht nur Sammler, Aussteller und Künstler, sondern auch ein Großteil der ALFONZ-Redaktion zusammen. In diesem Jahr traf sich die Runde erstmals im E-Werk, um zurück, vor allem aber nach vorn zu blicken. Der Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe rückt mit Riesenschritten näher. Deren Inhalt wird noch nicht verraten. So viel aber schon einmal vorab: Erlangen wird darin eine Rolle spielen
Journalistisch ging es dann auch bei einer Podiumsdiskussion weiter, die sich dem Thema Comicjournalismus widmete. Unter Nathalie Franks Moderation diskutierten der Politikwissenschaftler Thomas Greven, der Schriftsteller und Szenarist Christoph Schuler, Comiczeichner und Illustrator Olivier Kugler und Zeitungsredakteur Lars von Törne (siehe Foto) angeregt und erfreulich gegensätzlich über Möglichkeiten, Stärken und Schwächen des Journalismus in der und durch die Neunte Kunst. Am Ende Stand der Wunsch, den Leserinnen und Lesern mehr zuzutrauen und sie stärker herauszufordern.
Dass die Verlage und Buchhandlungen der jungen Leserschaft mehr zutrauen sollten, forderte im Anschluss auch Thilo Krapp. Der Comicschaffende saß gemeinsam mit seinen Kolleginnen Martina Stradi und Niki Smith sowie Kollege Reinhard Kleist auf der Bühne der Orangerie, um über queere Comics und Figuren, über Körper, Sex und die Lust am Expliziten und Pornografischen zu sprechen. Seit Jahren habe er ein schwules Kinderbuch in der Schublade, dass keiner veröffentlichen wolle, sagte Krapp. Die Bedenken könne er nachvollziehen, wünsche sich dennoch mehr Mut. Schließlich seien Identifikationsfiguren wichtig. Eine Aussage, die alle anderen Teilnehmer unterschreiben. Mit ihren Geschichten und Figuren schließen sie nach und nach eine Lücke, die sie selbst als Jugendliche noch vorfanden. Mit Martina Stradi bleibt zu hoffen, dass es zu einer »Verstetigung dieses Events« kommt und sich beim nächsten Salon noch mehr Comicschaffende daran mit ihren Geschichten beteiligen.
Auf dem Podium scherzte Reinhard Kleist noch, dass er nach so vielen Nominierungen und Preisen gar nicht mehr zur Max und Moritz-Gala gehen werde. Wenige Stunden später nahm er seine Auszeichnung als »Bester deutschsprachiger Comic-Künstler« dann aber doch freudestrahlend entgegen. Zwischen den Moderatoren Hella von Sinnen und Christian Gasser verriet er im Erlanger Markgrafentheater, wie zuvor bereits in der Orangerie, dass sich sein nächster Comic um die Lebensgeschichte des schwulen Boxers Emile Griffith drehen werde. Auf den Sieger-Couchen wurde es zu diesem Zeitpunkt mächtig eng. Dort hatten neben drei Studenten und einem Dozenten der HBKsaar, schon Christopher Tauber, Verleger Dirk Rehm, der den Preis für Riad Sattouf entgegennahm, Paul Derouet, Oliver Mielke und Hannes Radke, Sarah Burrini und Ulli Lust Platz genommen, die für den »Besten deutschsprachigen Comic« geehrt wurde. Was die Veranstalter wohl gemacht hätten, wenn alle Studenten der saarländischen Hochschule vor Ort gewesen wären?
Über die Nominierungen, Preise und Moderation ließ sich im Anschluss bei Freibier und Bratwurst wie alle zwei Jahre wieder trefflich streiten. Christian Gasser war gewohnt nonchalant, aber im Vortrag manchmal etwas zu hektisch. Hella von Sinnen hielt sich im Vergleich zur Verleihung 2016 auffällig zurück, drängte sich letztlich aber doch an der einen oder anderen Stelle zu viel in den Vordergrund. Wie sie »Lebenswerk«-Preisträger Jean-Claude Mézières mit einem Signatur-Wunsch vor versammeltem Publikum die Schau stahl, war völlig deplatziert. Ihre Bitte wäre hinter der Bühne besser aufgehoben gewesen. Die gute Laune ließ sich davon aber keiner verderben bei einer Gala, die in diesem Jahr vor allem deutlich flotter und nicht so langatmig wie vorangegangene wirkte.
Falk Straub
Max und Moritz-Preis 2018
Bester deutschsprachiger Comic-Künstler
Reinhard Kleist
Bester deutschsprachiger Comic
Ulli Lust
Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein
(Suhrkamp Verlag)
Bester internationaler Comic
Riad Sattouf
Esthers Tagebücher
(Reprodukt)
Bester deutschsprachiger Comic-Strip
Sarah Burrini
Das Leben ist kein Ponyhof
(www.sarahburrini.com / Panini Books)
Bester Comic für Kinder und Jugendliche
Ivar Leon Menger, John Beckmann, Christopher Tauber
Die drei ??? - Das Dorf der Teufel
(Kosmos)
Beste studentische Comic-Publikation
HBKsaar
Paradies
Spezialpreis der Jury
Paul Derouet
Publikumspreis
Oliver Mielke, Hannes Radke
NiGuNeGu
(www.nigunegu.de / Pyramond Verlag)
Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk
Jean-Claude Mézières