ANIME fantastisch in Dortmund eröffnet

Ausschnitt des Covers des Ausstellungskatalogs.

Comichungrige aufgepasst! Wer seine Freude am sequenziellen Erzählen mit den gelockerten Ausgangsbeschränkungen verbinden möchte, hat in Dortmund die Gelegenheit, eine Ausstellung über die Kunst des japanischen Zeichentrickfilms zu besuchen. Unter dem Titel ANIME fantastisch sind dort noch bis zum 25. Oktober circa 100 Originalwerke zu sehen. CRON gibt einen Ausblick.

In doppelter Hinsicht
eine schwere Geburt

Der japanische Zeichentrickfilm oder einfach nur Anime hatte es in Deutschland nicht leicht. Bis zu seiner ersten Blütezeit im Jahr 1977 war es ein weiter Weg. Schon sechs Jahre früher flimmerte die Serie Speed Racer in die westdeutschen Wohnzimmer. Die ARD hatte acht Folgen angekauft. Davon gingen aber nur drei über den Äther. Denn zu viele Zuschauer stiegen angesichts des Gezeigten auf die Barrikaden. Im Pressetext zur Ausstellung ANIME fantastisch, die am vergangenen Freitag, 8. Mai, ihre Tore geöffnet hat, heißt es dazu: »Von ›Skandal‹, ›Verrohung‹ und ›Totschlägergesinnung‹ war da die Rede und selbst Der Spiegel reihte sich ein in die Sorge um die deutsche Jugend. Kinderfernsehen durfte (noch) nicht schnell und actionreich sein, und die toten Gegner, die von Explosionen hingerafft wurden, wurden nicht als Stilmittel gelesen, sondern einzeln gezählt und betrauert.«

Vom Studio Ghibli und Pokémon ...
Vom Studio Ghibli und Pokémon ...

Erst Serien wie Kimba, der weiße Löwe, Pinocchio, Die Biene Maja und Heidi waren den selbst ernannten Sittenwächtern genehm und erzielten Einschaltquoten von drei bis vier Millionen Zuschauern. »Die Lehre, die das ZDF daraus für seinen Anime-Boom ab Mitte der 1970er-Jahre zog, war, dass ein Anime sich am besten nicht als Anime zu erkennen geben durfte«, heißt es dazu im Pressetext. Das ZDF hätte als Co-Produzent fungiert, für die Entwürfe der Charaktere amerikanische Disney-Zeichner durchgesetzt und auf diese Weise ein erstes Joint Venture globaler Bild-Erfindung geschaffen, das die Erwartungen des Westens mit der Ästhetik des Fernen Ostens an einem Tisch zusammenführt hätte.

... über Hello Kitty ...
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All das und noch viel mehr – von den Vätern und Großmeistern Osamu Tezuka und Hayao Miyazaki über den Anime-Boom der 1990er mit Mila Superstar, Sailor Moon, Dragon Ball und Pokémon bis hin zur Digitalisierung zu Beginn der 2000er-Jahre – gibt es in der Ausstellung ANIME fantastisch im Dortmunder schauraum: comic + cartoon zu entdecken. Durch die Coronakrise hat auch die Ausstellung selbst einen langen Weg hinter sich. Ursprünglich sollte sie bereits am 29. März eröffnen und bis zum 27. September 2020 dauern. Doch das Virus erzwang eine Verschiebung. Dank der gelockerten Bestimmungen hat ANIME fantastisch seine Tore am Freitag, 8. Mai, geöffnet, die bis zum 25. Oktober offen bleiben sollen. Wie in allen Museen gelten Schutzmaßnahmen wie eine Maskenpflicht und ein geregelter und limitierter Einlass. 

 ... bis Wickie und Heidi bietet die Dortmunder Ausstellung jede Menge Exponate.
 ... bis Wickie und Heidi bietet die Dortmunder Ausstellung jede Menge Exponate.

Die von Dr. Alexander Braun (German Academy of Comic Art) kuratierte und von Projektleiterin Dr. Nassrin Sadeghi (Museum für Kunst und Kulturgeschichte) gemeinsam mit Sophia Paplowski (Stadt- und Landesbibliothek) organisierte Ausstellung der Kulturbetriebe der Stadt Dortmund zeigt mit freundlicher Unterstützung der DSW21 circa 100 Originalwerke und wird von einem umfangreichen Film- und Workshop-Programm sowie einem 272-seitigen Ausstellungskatalog begleitet.

 

© Abbildungen/Fotos: ANIME fantastisch


Die nackten Fakten:

ANIME fantastisch

8. Mai bis 25. Oktober 2020

schauraum: comic + cartoon
Max-von-der-Grün-Platz 7
44137 Dortmund

Telefon: 0231 50-25522
Telefax: 0231 50-25511
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

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Öffnungszeiten:

Dienstag, Mittwoch 11:00 - 18:00 Uhr
Donnerstag, Freitag 11:00 - 20:00 Uhr
Samstag, Sonntag 11:00 - 18:00 Uhr
Montag geschlossen

Der Eintritt ist frei

Für Rollstuhlfahrer geeignet

Plakat zur Ausstellung; noch mit altem Datum.