Panini im ersten Halbjahr 2019 - Interview mit Steffen Volkmer

Der Jahreswechsel naht. Zeit, seinen Lieben tolle Comics unter den Weihnachtsbaum zu legen, auf die vergangenen zwölf Monate zurück- und schon einmal vorauszublicken. Welches Lesefutter liefert Panini im ersten Halbjahr 2019? CRON hat sich darüber mit Presse- & PR-Manager Steffen Volkmer unterhalten. Ein Interview über Barbaren, Wikinger und Verführerinnen, über Neuanfänge, eine Hochzeit und einen Todesfall.

Eine Hochzeit und zig Neustarts –
Fragen an Steffen Volkmer

Bevor wir uns mit dem neuen Programm befassen: Am 12. November starb Stan Lee, Autor und Ideengeber für zahlreiche Marvel-Serien und -Helden. Was hat die Nachricht von seinem Tod bei Euch im Verlag ausgelöst?
Natürlich herrschte bei uns Bestürzung und Trauer. Mal abgesehen davon, was Stan Lee für die Comicwelt bedeutet hat und man mit Fug und Recht behaupten kann, dass sein Wirken auch unsere tägliche Arbeit geprägt und vielleicht zu einem Teil sogar erst möglich gemacht hat, sind viele von uns von Kindesbeinen an Fans und haben zu ihm aufgeschaut. Ich persönlich hatte das Glück ihn einmal, wenngleich nur kurz, zu treffen und war von ihm zutiefst beeindruckt – er wird niemals vergessen werden, aber die Welt ist ohne ihn eindeutig weniger bunt.

Bleiben wir noch kurz im Marvel-Universum. Dort werden einige Superhelden auf null gestellt. Wen betrifft der Neustart und was verbirgt sich dahinter?
Bei Marvel hatte man zuletzt viel ausprobiert – zum Beispiel bei Thor, Hulk, Iron Man und auch Spider-Man. Jetzt hat man diese Geschichten mehr oder minder sanft erzählerisch wieder zu den Wurzeln zurückgeführt. Der wesentliche Grund dürfte sicher sein, dass für viele der alten Fans die Veränderungen ihrer Lieblinge zur extrem waren, und diese Fans möchte man als Leser nicht verlieren. Gleichzeitig hat die Experimentierphase aber eine neue Leserklientel angesprochen und das Universum erweitert, was künftig sicher genutzt wird. Der Neustart ist also eher eine Art Rückbesinnung und betrifft zunächst nur die Serien, bei denen sich inhaltlich viel geändert hatte. Interessant wird sein, wie die nach wie vor ja existenten neuen Figuren künftig in den Universen eingebaut werden.

Bei DC steht derweil die Hochzeit des Jahres an. Der dunkle Ritter tritt vor den Traualtar. Im Februar bringt Ihr die Vorgeschichte, im Mai meldet Ihr dann Vollzug. Als Deluxe-Ausgabe müssen die angefixten Leser dafür aber gleich doppelt so viel berappen. Wird es von dem Band auch eine kostengünstigere Variante geben? Und was steckt alles drin im schmucken »Hochzeitsalbum«?
Die Deluxe-Ausgabe wird Übergröße haben und im HC sein, eben ein edler Band. Den Inhalt wird es voraussichtlich später auch noch mal günstiger geben, aber nicht in derselben Zusammenstellung und auch wann, ist noch offen.

Und weiter geht’s mit den Superhelden. Wie seid Ihr mit der Resonanz von Lesern und aus dem Handel zur neuen Reihe Mein erster Comic zufrieden? Und welcher davon hat sich am besten verkauft?
Wir sind zufrieden, aber die finalen Ergebnisse werden sicher erst nach dem Weihnachtsgeschäft vorliegen. Dass wir mit fünf weiteren Bänden nachlegen, zeigt allerdings schon, dass es bisher okay war … Bisher läuft Spider-Man am besten.

Mit der Conan der Barbar Classic-Ausgabe erfüllt Ihr sicher die Wünsche vieler Fans. Wann kommt das neue Material zur Serie, mit dem Marvel im Januar loslegt?
Im zweiten Halbjahr 2019, also für Juli sind die ersten Ausgaben geplant.

Ein alter Bekannter im Conan-Universum ist DMZ-Cocreator Brian Wood. Der schickt seine Leser nach Northlanders erneut in die Zeit der Wikinger. Worauf müssen wir uns bei Black Road gefasst machen?
Mehr Wikinger-Action. Felle, Schnee, witzige Frisuren, kalter Stahl, stählerne Muskeln … alles, was man eben so braucht. Das Ganze spielt zur Zeit, als die Römer das Christentum versuchten in die Nordlande zu bringen. Und einer der Wikinger – Magnus der Schwarze – soll einen römischen Würdenträger über die schwarze Straße geleiten. Das ist Fiktion mit historischem Hintergrund und natürlich sehr abenteuerlich und wild.

Ebenfalls von Image Comics habt Ihr Mark Millars The Magic Order im Programm. Der Comic ist schon deshalb eine Besonderheit, weil er der erste Netflix-Comic ist, seit diese Millarworld gekauft haben. Ist er auch sonst außergewöhnlich oder Millar-Stangenware?
Da ist die Frage: Was ist »Millar Stangenware«? Wir finden das Teil schon ziemlich cool.

Apropos Streaminganbieter: Eher schräg geht’s bei Rick & Morty zu, die als Animationsserie seit 2013 zum Besten gehören, was der internationale Markt derzeit zu bieten hat. Aber funktionieren der genialische, skrupellose, dauerbenebelte Großvater und sein einfältiger Enkel auch als Comic? (So ganz ohne coole Stimmen und so ...)
Also ich bin großer Fan der Serie, und bei mir funktioniert es. Auch in den Reviews habe ich eigentlich nur positive Äußerungen gelesen – aber letztlich entscheidet die Fangemeinde mit ihren Käufen darüber, ob es funktioniert oder nicht.

Im Albumbereich sind nach längerer Zeit mit Venezianische Affären und Kong Crew wieder neue Serien angekündigt. Hat sich dieser Bereich stabil entwickelt?
»Stabil« trifft es sicher gut. Was wir uns wünschen würden, wäre aber ein Zugewinn an Lesern, um noch mehr Titel ins Portfolio holen zu können, was mit »stabil« leider nur begrenzt möglich ist. Wir hoffen natürlich, dass die neuen Serien auch ein neues Klientel an Lesern an Bord holen.

Neben den Venezianischen Affären nehmt Ihr viktorianische Verführerinnen ins Programm. Auch in Margueritte Bennetts und Ariela Kristantias Insexts wird's erotisch. Kannst Du ein bisschen mehr über die Story verraten, die sich ziemlich abgedreht anhört?
Das eine ist Erotik im Gewand der Klassik. Venedig galt damals als ein Sündenpfuhl hinter verschlossenen Türen, da nichts öffentlich sein durfte, und genau das greift die Serie in sehr … deftigen Bildern auf. Bei Insexts ist das Ganze deutlich moderner, irgendwo zwischen Scifi-Action und abgefahrenem Drogentrip à la Naked Lunch.

Warum sollten sich die Leser den ersten Band der Trigan-Reihe neu kaufen? Was ist am Artwork überarbeitet worden und wird das auch für die Folgebände kommen?
Neben einem neuen Cover und einer korrigierten Rückseite wird die erste, lange Geschichte des Bandes technisch „remastert“ und kommt dadurch klarer und kontrastreicher raus. Horst Gotta hatte uns beim Cover von Band 16 geholfen und das Ergebnis sprach für sich. Dieses Aufhübschen gilt im Übrigen nur für Band eins, für den es keine brauchbaren Vorlagen mehr zu bekommen gab. Eine Überarbeitung der Folgebände ist nicht geplant.

Die Manga-Adaptionen von Star Wars und Batman und die Justice League sehen interessant aus. Woher kommt das Material und von wann sind die Titel?
Das Material ist ziemlich neu und in den jeweiligen Großverträgen enthalten, da bot es sich an, für den deutschen Markt den Versuch zu starten, mal etwas Neues zu machen und hoffentlich so auch eine erweiterte Zielgruppe anzusprechen.

Zu guter Letzt noch ein Manga, der ordentlich Spannung und Gewalt verspricht. Masaya Kokazonos und Nokuto Koikes Killing Morph. Wird es davon künftig mehr geben?
Das ist (wie immer) eine Frage, die sich nur über die Verkäufe beantworten lässt. Wenn das Material ankommt, werden wir auf jeden Fall auch versuchen nachzulegen.

 Die Fragen stellten Volker Hamann und Falk Straub

Abbildungen © Marvel/DC/Lucasfilm Ltd./Panini Comics

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