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Frisch Gelesen Folge 395: Johnny Congo Gesamtausgabe

»Gott bewahre, wenn es die gleichen Viecher wie in Zimbah sind!«


FRISCH GELESEN: Archiv


Johnny Congo Gesamtausgabe

Story: Eddy Paape
Text: Michel Greg

All Verlag
Hardcover | 96 Seiten | Farbe | 24,80 €
ISBN: 978-3-96804-261-9

All Verlag
Hardcover | 96 Seiten | Farbe | VZA: 39,80 €
ISBN: 978-3-96804-262-6

Genre: Abenteuer

Für alle, die das mögen: Luc Orient, Yorik, Jimmy Wynberg



Zentralafrika ist für mich immer sehr faszinierend – dunkel, geheimnisvoll und fremd. Geschichten, die in diesen Regionen spielen, verschlinge ich geradezu. Das war im Comicbereich bei Jimmy Wynberg so und in der Literatur beispielsweise bei den Romanen von Joseph Conrad. Beim All Verlag ist jetzt ein weiterer Beleg für spannende und fesselnde Geschichten aus der Mitte des schwarzen Kontinents erschienen: Die Gesamtausgabe zu Johnny Congo. Damit schließt der Verlag eine wichtige Lücke in der Veröffentlichung des Œuvres von Eddy Paape und Greg.

Mit Johnny Congo haben Paape und Greg ihre überaus erfolgreiche Zusammenarbeit von Luc Orient fortgesetzt bzw. eine neue Serie gestartet. Von Johnny Congo sind lediglich zwei Alben erschienen: »Der scharlachrote Fluss« und »Pfeile aus dem Nichts« – beide 1992 im französischsprachigen Raum. Ausgangspunkt der Serie war, dass der Serie Tiger Joe – erschienen 1951 und Ende der 1970er-Jahre, geschaffen von Jean-Michel Charlier und Victor Hubinon – neues Leben eingehaucht werden sollte. Allerdings musste der Held umbenannt werden, aufgrund von Rechteproblemen. Deshalb hat er in der Version von Paape und Greg nun den Namen Johnny Congo. Wie sein Vorgänger erlebt auch Johnny Congo seine Abenteuer in Afrika. Gemeinsam mit seinem treuen Begleiter Scotch stürzt er sich in die beiden albumlangen Abenteuer. Zunächst müssen sie sich einem brisanten Fall um Wilderer stellen, die eine Herde Elefanten niedergemetzelt haben. Davon ausgehend breitet sich eine hochansteckende Krankheit aus. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, um den Ausbruch der Seuche zu verhindern. Im zweiten Abenteuer »Pfeile aus dem Nichts« müssen sich die beiden Freunde mit mysteriösen und aggressiven Insekten auseinandersetzen, die sämtliche Nahrungsvorräte vernichten.

Johnny Congo ist eine klassische Abenteuergeschichte, die alles beinhaltet, was das Genre verlangt. Da haben wir das mysteriöse und geheimnisvolle Afrika, mit der Seuche und den Insekten je ein unerklärliches Phänomen. Hinzu kommt das Personentableau, allen voran der strahlende Abenteuerheld Johnny, dem mit Scotch – wie es von Andy Morgan bis Freddy Lombard üblich ist – ein etwas vertrottelter Kumpel zur Seite gestellt wird. Ist das Ganze deshalb langweilig? Sicherlich nicht. Zwar erfinden Greg und Paape das Rad nicht neu, aber sie schmücken ein altes Rad ganz wunderbar aus, dass es fast wie neu aussieht. Vom ersten Panel ist der Leser in der Geschichte. Der entworfene Spannungsbogen erinnert tatsächlich etwas an Luc Orient. Die Mischung aus geheimnisvollen, mystischen Rätseln und der sie umgebenden Realität zeichnete schon die Abenteuer der Mitarbeiter der europäischen Wissenschaftsbehörde Eurokristall aus. Dieser Erzählweise folgen die beiden auch bei Johnny Congo.

Noch ein Wort zur Edition. Von dem Band existiert auch eine auf 111 Exemplare limitierte und mit einem Variantcover sowie einem nummerierten Exlibris versehene Vorzugsausgabe. Beide sind stabil gebunden und auf schönem Papier. Ich hätte mir ein paar redaktionelle Seiten gewünscht, was aufgrund der Praxis des Mitdruckens in Frankreich wohl nicht möglich war. Der Druck ist sehr gut, die Farben sind kräftig, ohne abzusaufen. Einzig das Lettering ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ich habe mich immer an dem »A« gestoßen, das wie ein »Δ« aussieht.

Unterm Strich ein gelungener Band mit zwei fesselnden Geschichten: neun von zehn Viren.

[Bernd Hinrichs]

Abbildungen © 2024 All Verlag / Eddy Paape, Greg


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