»So unfassbar hässlich, dass der Typ in der Zeit zurückreisen sollte …
… um sich selbst am Kauf der Karre zu hindern.«
(Standpunkt: Matt Eagle findet DeLoreans doof)
FRISCH GELESEN: Archiv
Story: Sascha Dörp
Zeichnungen: Sascha Dörp
Matt Eagle – Handlungsbogen 1
Plem Plem Productions
7 Hefte │ je 32 Seiten (Band 7: 36 Seiten)│ Farbe│ je 6,00 €
Matt Eagle: »Die Adler der Apokalypse«
THENEXTART
Band 1 u. 2 (wird fortgesetzt) | je 24 Seiten│ Farbe│ je 6,00 €
Genre: 80er-Action, Parodie
Für alle, die das mögen: 80er-Jahre-Filmkracher wie Predator, Action Jackson, Die Hard oder Road House
Eine Figur wie eine auf den Kopf gestellte Pyramide: Muskeln ohne Ende, Pornobalken im Gesicht und als Zugabe ein Vokuhila, der von einem Rambo-Stirnband gezähmt wird. Fertig ist Supercop Matt Eagle, der im New York der 1980er-Jahre böse Buben in Angst und Schrecken versetzt und den Rest schwer auf Trab hält. Ein ansehnliches Stück Mann ist er nicht, aber über Geschmack lässt sich bekanntermaßen streiten. Frauen jedenfalls finden ihn toll und er bekommt sie tatsächlich irgendwie alle. Etwa die heiße, aber strenge blonde Staatsanwältin. Oder die fiese Gefangenenaufseherin, die mit Körper und Aufmachung nicht von ungefähr an Leslie Easterbrook und ihre großbusige Rolle in Police Academy erinnert.
In den Straßen von New York City: Matt Eagles Einsatzgebiet
Am Sterbebett seines besten Freundes verspricht Matt Eagle, sich um dessen Tochter zu kümmern – »Little Princess«. Gar nicht so einfach: Matts Gegenspieler sind nicht auf den Kopf gefallen und mindestens genauso brutal wie er. Diese Prämisse ist simpel, genügt Sascha Dörp aber, über sieben Hefte eine unterhaltsame, absurd-krawallige und stellenweise erstaunlich blutige Story aufs Papier zu schmeißen. Dörp bringt seinen Helden mit Charakteren wie Axel Foley (aus Beverly Hills Cop) oder Detective Jericho Jackson (aus Action Jackson) zusammen und lässt ihn beim Armdrücken einen passenden Spruch raushauen: »Was ist denn mit dir los? Hat dich dein Sicherheitsdienst zu lange Bleistifte anspitzen lassen?« Predator, in dem Jackson-Darsteller Carl Weathers ebenfalls zu sehen war, lässt grüßen. Eine Vielzahl von Zitaten, Anleihen, Versatzstücken und eigenen Ideen ergeben schließlich einen gelungenen Actioner, der spaßig zu lesen ist, nicht zuletzt, weil Dörp das Ganze nicht allzu ernst nimmt. (Worauf bereits der Name seines Titelhelden hinweist: Matt Eagle klingt ausgesprochen wie eine beliebte Absonderlichkeit der deutschen Küche.)
Eine Vielzahl von Anspielungen: etwa auf den doofen DeLorean aus Zurück in die Zukunft ...
Die Zeichnungen sind okay und vor allem stabil. Bei der Ausführung gibt es keine Schwankungen. Matt Eagle sieht immer so aus, wie er eingeführt wurde und sein soll. Freunde, Kollegen und Gegenspieler sind ebenfalls gut bis (eher selten) ausreichend gut getroffen. Die Cover erinnern an alte Verleih-Video-Kassettenhüllen – und spätestens ab »Die Adler der Apokalypse« speziell an die des damaligen Anbieters Marketing Film. Das Logo der Firma ComicCabin, unter der Sascha Dörp firmiert, ist dem der nicht mehr existenten amerikanischen Action-Schmiede Cannon nachempfunden. Ja, die, die anfangs recht erfolgreich war, zum Beispiel mit Chuck-Noris- und Charles-Bronson-Filmen; Ende der 80er aber Superman IV und Masters of The Universe in den Sand setzte und unter anderem deswegen pleiteging.
Sascha Dörp lässt sich bei seiner Arbeit unterstützen. Den Innenteil der ersten sieben Hefte kolorierte Marc Blinn (Riot und THE METAHUMAN$, eigene Comicreihen bei Plem Plem), während Stefan Sombetzki die Cover beisteuerte. Sombetzki gestaltete auch schon Titelbilder für Zauberstern (Jan Tenner, Mikros). Die Cover der zweiten Matt-Eagle-Reihe stammen von Tomppa (Der Engel, eigene Serie bei THENEXTART).
... oder auf den Kriegsfilm Platoon
Doch warum erscheint Matt Eagle nach fünf Jahren bei Plem Plem Productions jetzt bei einem anderen Verlag? Laut damaligem Verleger wurden die Bestellungen weniger, die Abos stagnierten, lediglich die Druckkosten stiegen, heißt es in Dörps hauseigenen Blog. Matt Eagle hatte einfach zu wenig Leser. »Der Adler ist wegen Erfolglosigkeit abgeschmiert«, schreibt der Diplom-Designer und gelernte Druckvorlagenhersteller. »Zudem ist eine Matt-Eagle-Ausgabe kostspieliger als ein vergleichbares Heft aus dem Verlagsprogramm, da ich auf offenporiges Naturpapier bestehe.« Papier, das offenbar den gewollten Klopapier-Look im Innenteil unterstützt, sodass die einzelnen Ausgaben aussehen wie amerikanische 70er-Jahre-Comichefte.
Matt Eagle und die Frauen: der etwas andere Womanizer
Inzwischen hat Dörp für seinen Helden mit THENEXTART eine neue Heimat gefunden. Es wäre schön, wenn Matt Eagle – der alte Rabauke – weiter und größere Kreise ziehen würde. Die zweite Serie »Die Adler der Apokalypse«, in der Eagels Origin erzählt wird, ist auch cool. Sascha Dörp setzt sein Collagen-Konzept fort und schickt seinen Protagonisten in eine grüne Hölle, sodass die Bemerkung »Der Dschungel wurde lebendig und hat sie geholt« aufhorchen lässt. Yeah!
[Walter Truck]
Abbildungen © 2025 Plem Plem Productions / THENEXTART / Sascha Dörp
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