»Mit einer heilenden Dosis der gelben Sonne haben wir ihn im Handumdrehen wieder auf den Beinen!«
Superman
Drehbuch: James Gunn
Regie: James Gunn
Warner Bros.
USA, 2025 | 129 Minuten | Farbe | FSK: 12
Kinostart: 10.07.2025
Genre: Superheldenfilm, Action, Science Fiction
Für alle, die das mögen: Superman (1978), Guardians of the Galaxy (2014), Shazam! (2019)
Mehr Licht als Schatten:
Supermans Rückkehr ins Kino
James Gunn hat es weit gebracht: von der New Yorker Trashfilm-Schmiede Troma Entertainment (The Toxic Avenger, 1984) bis ganz nach oben in Hollywoods Traumfabrik. Inzwischen steht der 1966 geborene Regisseur von Guardians of the Galaxy (2014) und The Suicide Squad (2021) gemeinsam mit Peter Safran an der Spitze der Ende 2022 gegründeten DC Studios und zeichnet für die Generalüberholung des zugehörigen Kinouniversums verantwortlich. Unter Safrans und Gunns Ägide ist das DC Extended Universe (DCEU) dem DC Universe (DCU) gewichen. Den Startschuss gibt mit dem Film Superman passenderweise der Vater aller Superhelden. CRON verrät, ob der Aufbruch in eine neue Ära geglückt ist.
Schlüpft erstmals in die Rolle des Manns aus Stahl: David Corenswet
Worum geht's im neuen Superman?
Es brennt gleich an mehreren Fronten für den Kryptonier Kal-El (David Corenswet), der auf der Erde unter dem Namen Superman Gutes verrichtet und unter dem Pseudonym Clark Kent inkognito als Reporter beim Daily Planet in Metropolis arbeitet. Soeben hat er seine erste Niederlage gegen einen mysteriösen Superhelden erlitten. Nun leckt er in der Antarktis in der Festung der Einsamkeit seine Wunden und tankt seine Kräfte mittels Sonnenstrahlen wieder auf. Zurück in Metropolis setzt sich der Ärger fort. Seine Kollegin und heimliche Lebensgefährtin Lois Lane (Rachel Brosnahan), die um seine wahre Identität weiß, stellt sein Handeln infrage. Um einen Krieg zwischen den Nachbarstaaten Boravia und Jarhanpur zu verhindern, schritt Superman auf eigene Faust ein. Das Problem dabei: Der Aggressor Boravia ist ein Verbündeter der USA, und Superman hatte das Weiße Haus über sein Vorgehen nicht informiert. Was der staatsnahe Milliardär Lex Luthor (Nicholas Hoult) ausnutzt, um den Mann aus Stahl erst in Regierungskreisen und später auch in der Öffentlichkeit weiter zu diskreditieren. Das Verbrechergenie Luthor hat freilich noch einen viel perfideren Plan ausgeklügelt. Um diesen zu verhindern, ist Superman auf die Hilfe weiterer Metawesen angewiesen.
Unter den Metawesen tummelt sich mit Darsteller Nathan Fillion (links) auch ein alter Bekannter aus Gunns Filmkosmos
Benötige ich Vorkenntnisse für den Film?
Nein. Denn obwohl James Gunn gleich mehrere Comics, darunter All-Star Superman (2005–2008) von Grant Morrison und Frank Quitely, als Inspirationsquellen für das von ihm selbst verfasste Drehbuch angegeben hat, finden sich davon im fertigen Film allenfalls Versatzstücke und der erzählerische Grundton. Unabhängig davon ist der Film ohnehin für jedermann verständlich, also auch für alle, die noch nie im Leben einen Comic gelesen oder einen Superheldenfilm gesehen haben. In den ersten Minuten werden einige Figuren zwar recht ungelenk über aufgesetzt wirkende Dialoge eingeführt, wodurch die Handlung kurz ins Stottern gerät, ansonsten läuft sie aber wie eine gut geölte Maschine.
Lohnt sich der Besuch eines IMAX-Kinos und einer Vorführung in 3D?
Ja und nein. Da der gesamte Film mit IMAX-Kameras gedreht wurde und viele Actionszenen in Hochhausschluchten spielen, die für das Format geradezu gemacht sind, sind diese Sequenzen in einem IMAX-Kino noch einmal imposanter. Ob sich dafür aber der Aufpreis (und die Anfahrt in die nur wenigen deutschen Kinos, die über eine IMAX-Leinwand verfügen) lohnt, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Ähnlich verhält es sich beim 3D. Die Szenen, die in dieser Technik in Erinnerung bleiben, etwa ein Kampf in der Festung der Einsamkeit, bei dem man auch dank des erstklassigen Sounddesigns tatsächlich das Gefühl hat, als würde einem ein durch die Luft gefeuertes Sägeblatt nur wenige Zentimeter am Kopf vorbeischrammen, lassen sich an einer Hand abzählen.
Nicholas Hoult gibt den Bösewicht Lex Luthor
Und was taugt der Film?
Die Erwartungen waren gigantisch. Nun ist es endlich so weit. Mit James Gunns Superman schlägt das DCU das erste Kapitel namens »Gods and Monsters« auf. Und das hat es in sich, denn Gunn fackelt nicht lang. Wer einen ruhigen Einstieg inklusive Origin Story und sich langsam anbahnender Romanze der zwei Arbeitskollegen Clark Kent und Lois Lane erwartet, ist falsch gewickelt. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen schlägt Superman im ewigen Eis der Antarktis auf. Sein Gesicht ist grün und blau geschlagen, die Frisur sitzt. Endlich trägt der letzte Sohn Kryptons wieder eine richtige Tolle! Die verrutscht selbst dann nicht, wenn ihm etwas später in der Filmhandlung das Gesicht in den Asphalt von Metropolis geprügelt wird. Zunächst gilt es aber erst einmal, seine Wunden zu heilen. Was ihm dank der ersten Überraschung des Films: seines Superhunds Krypto und einer Handvoll fleißiger Androiden in der Festung der Einsamkeit gelingt. Bereits dieser Auftakt kann sich sehen lassen und setzt den Ton: Dass Superman seine eigenen Kräfte durch die Kraft der Sonne zurückerlangt, hat Methode. Wo Zack Snyder, der zuletzt bei einem Solo-Superman-Film, dem 2013 erschienenen Man of Steel, Regie führte, auf düsteren Bombast setzte, setzt James Gunn auf lichte Leichtigkeit.
Eine erste Überraschung: auch Superhund Krypto ist mit von der Partie
Gunn wirft sein Publikum mitten ins Geschehen – und das ist gut so. Als die Handlung einsetzt, sind Clark und Lois längst heimlich ein Paar. Auch um dessen wahre Identität als Superman weiß die aufgeweckte Reporterin. Das spart Zeit, die Gunn mit der aus seinen früheren Filmen gewohnt schrägen Action füllt. Als der von Nicholas Hoult gespielte Lex Luthor beispielsweise ein Kaiju auf Metropolis loslässt, um Superman von seinen wahren Machenschaften abzulenken, entsteht daraus eine wunderschön choreografierte Sequenz, in der Gunn seiner Liebe zu japanischen Monsterfilmen frönt. Darin ringt Superman im Zusammenspiel mit der Justice Gang, die aus dem Green Lantern Guy Gardner (Gunn-Veteran Nathan Fillion), dem Hawkgirl (Isabela Merced) und Mister Terrific (Edi Gathegi) besteht, mitten in Metropolis ein wolkenkratzergroßes Wesen nieder. Was ebenso lustig wie sehenswert ist – und eine weitere von Gunns Stärken offenbart.
Voller Körpereinsatz: eine von vielen ansehnlichen Actionszenen
In Gunns bisherigen Superheldenfilme steckte eine ordentliche Portion Punk. Sie waren frech, rotzig, bürsteten das Genre gegen den Strich, testeten dessen Grenzen aus. Dass ausgerechnet der brave Farmersohn Clark Kent, anders als er im Film von sich selbst behauptet, gerade kein Punkrocker ist, ist zu verschmerzen. Man merkt Superman zwar an vielen Stellen an, dass Gunn auch diesen Film sehr gern mit mehr Punkrock-Attitüde umgesetzt hätte. Dass er es letztlich nicht getan hat, ist angesichts der Größe des Films, die den Regisseur zum Erfolg verdammt, aber nachvollziehbar. Superman, dieser erste, vorbildlichste, dadurch aber schon immer etwas biedere Superheld ist halt für alle da und soll ein möglichst großes Publikum ansprechen, worauf nicht zuletzt die Altersfreigabe ab 12 Jahren hindeutet.
Was Gunns Superman an Rotzigkeit fehlt, gleicht der Film mit Humor aus. Der steht ihm angesichts des düsteren Grundthemas gut zu Gesicht. Schließlich kreist die Handlung mit deutlichen Verweisen auf unsere Gegenwart um eine geplante Invasion eines Nachbarstaats, um den Machtmissbrauch eines Milliardärs und um Einwanderungsfragen bezüglich der Titelfigur, bei der es sich ja gleich im doppelten Sinn um einen "illegal alien" handelt. Was Superman jedoch abgeht, sind Herz und Tiefe. Und hier wird Gunn die Figurenfülle zum Verhängnis.
Verfolgen gespannt die Weltlage: Lois Lane, Jimmy Olsen und Clark Kent (von links hinten nach rechts vorne)
Die Handlung ist schlüssig geschrieben und fließt geschmeidig über die Leinwand, sie ist aber auch so vollgestopft, dass ausgerechnet für die wichtigsten Figuren zu wenig Zeit bleibt, um ihnen mehr Charaktertiefe zu verleihen. Nicholas Hoult, der sich übrigens ursprünglich ebenfalls für die Rolle Supermans beworben hatte, ist als dessen Gegenspieler Lex Luthor eine herbe Enttäuschung. Rachel Brosnahan als Lois Lane bleibt blass. Und David Corenswet macht seine Sache in der Titelrolle nicht viel besser. Vor allem Supermans goldenes Herz und seine Liebe zur Menschheit werden stets nur in Dialogen behauptet, anstatt sie mit konkreten Szenen zu belegen. So atemberaubend manche Actionszene und so fantastisch die Kostüme, die Kulissen und das tolle Setdesign der im Film präsentierten Welten und Zwischenwelten auch daherkommen, was fehlt, ist ein Protagonist, der unter die Haut geht; einer, der das Publikum packt. Gunns Mann aus Stahl ist auch ein bisschen ein Mann aus Teflon, an dem zu viel abperlt. Die wahren Helden dieses keine Frage unterhaltsamen, aber eben auch nur an der Oberfläche des Möglichen kratzenden Superheldenfilms sind Nebenfiguren wie Mister Terrific oder der computeranimierte Superhund Krypto, die Superman ein ums andere Mal die Show stehlen.
Lohnt sich also ein Kinobesuch? Auch hierauf lautet die Antwort: Ja und nein. Ja, weil sich Gunn auf Supermans Ursprünge zurückbesinnt und der berühmten Comicfigur die auf der Kinoleinwand so schmerzlich vermisste Leichtigkeit und Kreativität zurückgibt. Zudem sieht der Film einfach umwerfend aus und vergeht trotz einer Laufzeit von mehr als zwei Stunden wie im Flug. Wer jedoch die charakterliche und emotionale Tiefe eines Guardians of the Galaxy Vol. 3 (2023) oder einen so derben Spaß wie in The Suicide Squad (2021) erwartet, der wird enttäuscht werden und kann sich den Ticketkauf sparen.
[Falk Straub]
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