»Uff! 16 Stunden lang Geld gezählt! Eine schlimme Schinderei!
Ja, ja, ein Kapitalist hat's nicht leicht!«
[aus »Dagobert Duck: Eine würzige Geschichte«]
FRISCH GELESEN: Archiv
Länder, Enten, Abenteuer: Familie Duck auf Schatzsuche
Story: Carl Barks, Don Rosa
Zeichnungen: Carl Barks, Don Rosa
Egmont Comic Collection
Hardcover | 416 Seiten | Farbe | 29,99 €
ISBN: 978-3-7704-3709-2
Genre: Funny, Disney
Für alle, die das mögen: Donald Duck, Dagobert Duck, Indiana Jones
Selbst wer sich nicht mit Disneys Entencomics auskennt, aber auch nur einen Hauch von Ahnung von Popkultur hat, der kennt Carl Barks. Bei Don Rosa, seinem legitimen Nachfolger in den USA, was die Popularität anbelangt, muss das zwar nicht der Fall sein, aber in Fankreisen gelten seine Comics als »ganz großes Tennis«, wie man zu Zeiten, als Boris und Steffi die Centre Courts der westlichen Welt in Flammen setzten, zu sagen pflegte, falls man etwas spektakulär gut fand.
Vintage Barks: Abenteuer, Humor und Gesellschaftskritik in einem
Weil ihre Comics so beliebt sind, wurden sie schon komplett auf Deutsch veröffentlicht. Nicht einmal, nicht zweimal, nicht dreimal. Manche Geschichten von Barks und Rosa sind schon so oft nachgedruckt worden, dass verschiedene Leute umgehend die Hasskappe aufsetzen, wenn sie in der neusten Programmvorschau von Egmont eine Novität entdecken, die Comics von Barks oder Rosa enthält. Und was macht der findige Verlag? Er weiß, dass sich der Stoff gut verkauft, und so bringt er im Herbst einen dicken Wälzer auf den Markt, der »die besten Abenteuer- und Reisegeschichten« seiner prominentesten Zugpferde Carl und Don kollektioniert.
Seit 1972 gibt es diese Reisedokumentationsreihe mit dem Titel »Länder – Menschen - Abenteuer« in den Dritten Programmen des öffentlichen Fernsehens. Darin fährt man mit dem Zug durch Australien, nimmt am großen Schafabtrieb in Island teil, fliegt mit dem Doppeldecker übers Baltikum oder reist auch schon mal dahin »wo Könige Ferien machen«. Im fernen südamerikanischen Landstrich »Plain Awful« in den Anden waren die Reporter des deutschen Fernsehens aber noch nicht, was kein Wunder ist, denn das hoch in den Bergen liegende, durch dichten Nebel geschützte Tal, gibt es nur im Comic ... oder eben der Phantasie der zahlreichen Fans von Donald Duck. Zu den besten Abenteuergeschichten des berühmten Enterichs gehört Barksens »Im Land der viereckigen Eier«, die äußerst unterhaltsame Mär von dem Gebiet, in dem nichts rund ist und es als schlimmstes Verbrechen gilt, etwas zu besitzen, das keine Ecken hat.
Don Rosa zieht alle Action-Register
Diese 32-seitige Geschichte, einst im Jahre 1948 erdacht, wurde jetzt zum wiederholten Male nachgedruckt. Der Barks-Klassiker ist Teil der voluminösen Sammlung Länder, Enten, Abenteuer, dem neusten Kompendium aus dem Hause Egmont Comic Collection, welches zumindest dem Namen nach dem TV-Reportage-Evergreen huldigt. Ergänzt wird der Comicklassiker von Carl Barks durch die Abenteuergeschichten »Der Sohn der Sonne« und »Zurück ins Land der viereckigen Eier« von Don Rosa, die sich entweder auf die Ideen von Barks beziehen oder als direkte Fortsetzung davon verstehen. Das reizvolle Konzept des dicken Duck-Schmökers ist es, Barks-Geschichten mit ihren Pendants von Rosa zu paaren. Zu den Reisen in ferne Welten stets auf der Suche nach verlorenen Schätzen stellte man einleitende Texte von Gerd Syllwasschy, die den Gesamteindruck in gelungener Weise abrunden.
Der Gurkenmurkser wurde nach Entenhausen eingeschleppt: Ab nach Südamerika!
Braucht man das? Natürlich muss der Barks-Rosa-Fan diese Sammlung nicht haben, denn die Geschichten dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits mindestens einmal im heimischen Regal stehen. Allerdings ist die Vereinigung der beiden Disney-Zeichner mit dieser Thematik eine überzeugende Idee und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Besonders die teilweise mehr als 60 Jahre alten Comics von Altmeister Barks lesen sich auch heutzutage noch erstaunlich frisch.
Ein Szene wie aus »Lohn der Angst«: Don Rosa liebt Details
Die Expeditionen nach Xanadu und ins Verbotene Tal oder die Lösung des Rätsels des Gespenst von Duckenburgh sind in ihrer Gesamtheit nicht nur eine betörende, nostalgisch verbrämte Reise in vergangene Kindertage, die sinnvoll zusammengestellt, gut editiert und verarbeitet ist. Diese Sammlung ist auch ein Beleg dafür, wie man Disneycomics sinnvoll verlegt und für den Buchmarkt interessant macht. Sie ist aber in erster Linie aus dem Stoff, aus dem guter, klassischer Eskapismus gemacht ist. Und so umspielt ein wohliges Lächeln den Mund des Lesers, wenn man auf Seite 169 Donald und seine Neffen Tick, Trick und Track in einem Hubschrauber über den geheimnisvollen Dschungel von Carambia fliegen und Donald sagen sieht: »Auf zur Jagd nach der Roten Magenta! Das ist mal wirklich ein echtes Abenteuer!«
[MH]
Abbildungen © Disney / ECC
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