»Wie's scheint, seid ihr ausnahmslos zu Teufeln geworden. Blöd, dass ich als Teufelsjäger arbeite … und euch jetzt alle abschlachten muss.«
FRISCH GELESEN: Archiv
Chainsaw Man 1
Story: Tatsuki Fujimoto
Zeichnungen: Tatsuki Fujimoto
Egmont Manga
Taschenbuch mit Schutzumschlag | 192 Seiten | Farbe | 7,00 €
ISBN: 978-3-7704-2847-2
Genre: Action, Horror
Für alle, die das mögen: Seinen, Horror, Filme wie Blutgericht in Texas
Jetzt mal Hand aufs Herz und ganz ehrlich: Was erwarten wir von einem Typen, der »Kettensägenmann« heißt und auch noch eine Kettensäge als Kopf hat?
Richtig. Kein Ringelpiez mit Anfassen … stattdessen aber: jede Menge Action, Gewalt und Blut. Viel Blut.
Die neuste Manga-Sensation, die das Fanlager teilt, heißt Chainsaw Man. Denn sie ist alles, nur nicht politisch korrekt.
Der exklusive Schutzumschlag zur 1. Auflage von Band 1 hat ein anderes Motiv.
Hauptfigur ist der 16-jährige Junge Denji. Dieser ist nicht nur mental dünn gestrickt, sondern auch finanziell ziemlich pleite. Sein Vater hat sich erhängt und ihm einen riesigen Schuldenberg hinterlassen. Um zu Geld zu kommen, hat er schon einige Körperteile verkauft, u.a. die Niere oder eines seiner »Eier«, und er jagt Monster, um diese an die Yakuza zu verkaufen.
Darüber hinaus ist Denji pausenlos auf der Suche nach gutem Essen und – kein Witz – nach einem Mädchen, welches ihn ihre Brüste begrapschen lässt. Wie das so ist bei jungen Männern in der Pubertät, aber so etwas Abenteuerlich-aufregendes wie einen weiblichen Busen berühren, hat der Gute bislang nämlich noch nie getan.
Kein Problem für Chainsaw Man: Teufel in Fledermausgestalt
Ursache für die ganze Misere ist die japanische Mafia, die Yakuza, mit denen naturgemäß nicht gut Kirschen essen ist. Und irgendwann gehen sie ihm ans Leder. Hier kommt sein kleiner, drolliger Hund Pochita ins Spiel, dem er einst das Leben gerettet hat.
Pochita sieht ziemlich niedlich aus. Bis auf die Tatsache, dass er eine Kettensäge als Nase hat. Eigentlich ist der eine Art teuflisches Wesen, das aber nicht wirklich böse ist, denn als Denji nach einer intriganten Aktion der Yakuza seinerseits für immer aus dem Leben zu scheiden droht, macht Pochita es möglich, dass er mit Denji verschmelzt. Das kleine süße Wesen ersetzt Denjis Herz durch sich selbst und verleiht ihm dadurch die Fähigkeit, sich in einen Kettensägenmann zu verwandeln.
Ist natürlich alles hanebüchener Unsinn und liest sich nicht so kompex wie es sich anhört, aber der Manga macht irgendwie Laune, weil er so bizarr und durchgedreht daherkommt.
Nachdem die Originstory von Chainsaw Man geklärt ist, nimmt er einen Job bei den Teufelsjägern in Tokio an, die im Auftrag der Regierung Japan von bösen übernatürlichen Wesen freihalten.
Dadurch eröffnen sich Möglichkeiten für ungebremste Blutorgien, wenn diese Teufel aufgespürt und gekillt werden. Im ersten Band läuft das gar nicht monoton ab, denn die Teufel haben jedes Mal eine andere Gestalt. Mal ist es ein Zombie, mal eine Fledermaus und mal – man glaubt es kaum – eine monströse Seegurkengestalt.
Ab durch die Menge: Chainsaw Man watet gerne durch Blut
Seine Abteilung bei den Teufelsjägern wird von Makima geleitet, in die sich Denji natürlich verliebt. Und dann wird ihm auch noch eine aufmüpfige junge, etwa gleichaltrige Kollegin namens Power zur Seite gestellt, deren Kampfeslust und Blutdurst größer sind, als man sich vorstellen kann.
Chainsaw Man dürfte zu den blutigsten Manga zählen, die es so gibt. Kurioserweise wird alles durch diese hirnrissige Überzeichnung erträglich, weil das Gesamtwerk fast komödienhafte Züge annimmt. Tatsuki Fujimoto, der Mangaka, der diesen überbordend rasanten Shonen/Seinen-Mix aus Action und Horror geschaffen hat, hat sich zuvor mit dem Endzeit-Racheepos Fire Punch (KAZÉ Manga) einen Namen gemacht.
Egmont Manga bringt alle zwei Monate einen neuen Band, wobei im Original bereits acht Tankobons vorliegen. Ein schönes Extra ist der zusätzliche Schutzumschlag mit Sondermotiv und Kettensägenumriss, den Egmont Manga der Erstauflage ohne Aufpreis spendiert hat.
Obwohl weder die Geschichte noch die Zeichnungen besonders hochklassig sind, entwickelt dieser Manga einen eigenen Sog und schlägt dadurch viele, die in diesem Marktsegment auf den neusten heißen Scheiß gewartet haben, spielend leicht in seinen Bann. Das macht Chainsaw Man zu einer der interessantesten Mangaserien für erwachsenere junge Männer, die in diesem Jahr gestartet wurden.
Das Fazit fällt klar und deutlich aus: Chainsaw Man ist nichts für Hasenherzen, Hosenscheißer und Warmduscher, sondern nur für Hartbesaitete ab 16 Jahren mit schrägem Humor, die auf politische Korrektheit pfeifen.
[Matthias Hofmann]
Abbildungen © 2020 Egmont Manga (Egmont Verlagsgesellschaften mbH) / Tatsuki Fujimoto
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