Frisch Gelesen Folge 367: Asterix Band 40: »Die weiße Iris«

»Doooch! ... Du funkelst und schillerst. Ich kenne niemanden, der so funkelt und schillert wie du!«


FRISCH GELESEN: Archiv


Asterix Band 40: »Die weiße Iris«

Story: Fabcaro
Zeichnungen: Didier Conrad

Egmont Comic Collection
Softcover/Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 7,99€/13,50 €
ISBN: 978-3-7704-2440-5

Genre: Funny

Für alle, die das mögen: Römer, Cäsar, Wildschweine, Hauereien



Fast im Jahresrhythmus schafft es die Neunte Kunst mindestens einmal ins Feuilleton der anspruchsvollen deutschen Presselandschaft. Immer dann, wenn es einen neuen Asterix zu vermelden gibt. Seitdem 2013 mit »Asterix bei den Pikten« die Post-Uderzo-Ära angebrochen war, waren aus dem Blätterwald stets wohlwollende Töne zu vernehmen. Und tatsächlich scheint nach den eher schwachen letzten Alben unter der Aufsicht des französischen Großmeisters eine neue vielversprechende Zeitrechnung begonnen zu haben.

In dem aktuell am 26. Oktober 2023 erschienenen Band »Die weiße Iris« nimmt erstmals ein neuer Texter die Feder in die Hand. Nach Jean-Yves Ferri wagt sich nun Fabrice Caro, in Comickreisen besser bekannt als Fabcaro, an die unbeugsamen Gallier. Der 1973 in Montpellier geborene Szenarist entwirft eine Geschichte, die sehr klassisch beginnt. Cäsar rauft sich wieder einmal seine Haare und schimpft über die Unzulänglichkeiten seiner Gefolgsleute. Denn noch immer gibt es dieses von unbeugsamen Galliern bevölkerte Dorf. Visusversus hat die Idee, die römische Armee durch mehr Achtsamkeit zu stärken und so die Gallier besiegen zu können. Vor Ort, im Testgebiet angekommen, muss er aber feststellen, dass seine Theorie nicht ganz funktioniert. Doch Visusversus erkennt schnell, dass mit seiner Methode zwar nicht die Armee gestärkt, wohl aber die Gallier verweichlicht werden. Auch eine Möglichkeit, den Unbesiegbaren gefährlich zu werden.

Fabcaro liefert eine solide Asterix-Geschichte, die mit vielen klassischen Stilmitteln der Alben um den kleinen Gallier spielt. Endlich ist es auch mal wieder eine Geschichte, die zu weiten Teilen im Dorf an der Küste angesiedelt ist. Viele Bewohner haben ihren Auftritt: Verleihnix und Automatix, Troubadix oder Methusalix. Das lässt die Augen der Altvorderen-Leser erstrahlen. Dabei verharrt die Geschichte nicht in der Tradition, sondern entwickelt ein lustiges Eigenleben. Das ist immer die Stärke der sechs Alben gewesen, bei denen Uderzo nicht mehr verantwortlich war: Dass sie sich von der schweren Last der Tradition gelöst und wieder auf die alten Stärken besonnen haben, also auf jene Zeit, als René Goscinny noch die Szenarios geschrieben hatte.

Da wäre zuallererst der unmittelbare Zeitbezug zu nennen. Der Autor flüchtet sich nicht in eine diffuse Vergangenheit und setzt dort zeitlose Gags ab, sondern er nimmt unmittelbar Bezug auf unsere Gegenwart: Klimawandel, gesunde Ernährung oder Gleichstellung – kaum ein Thema scheint vor der spitzen Feder des Autors sicher zu sein. Verleihnix schafft seine Fische nicht mehr aus dem fernen Lutetia heran, sondern angelt sie regional im Meer vor der Tür. Meditative Dufttherapie, regeneratives Flechten und positive Schwingungen bestimmen das Dorfbild. Mit den ständig eingestreuten pseudo-philosophischen Zitaten, die einem derzeit von LinkedIn bis Facebook in den sozialen Medien um die Ohren gehauen werden, setzt Fabcaro zusätzlich seinen erzähltechnischen Schwerpunkt: die neue Achtsamkeit. Ein gut gewähltes Thema für einen Asterix-Band.

Allen Traditionalisten sei versprochen, dass auch der 40. Asterix-Band mit einem herrlichen Festbankett unter einem sternenklaren Himmel endet. Ich gebe zehn von zehn Wildschweinen.

[Bernd Hinrichs]

Abbildungen © Egmont Ehapa Media / Asterix® – Obelix® – Idefix® / © 2023 Hachette Livre/ Goscinny – Uderzo


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