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Frisch Gelesen Folge 414: LTB 591


»Achtung, Düsentriebe! Panzerknacker im Anmarsch!«


FRISCH GELESEN: Archiv


Lustiges Taschenbuch Band 591: »Onkel Dagobert und der Infinity-Taler«

Story: Jason Aaron u.v.m.
Zeichnungen: Paolo Mottura u.v.m.

Egmont Comic Collection
Softcover | 256 Seiten | Farbe | 7,99 €

Genre: Humor, Funny, Familienunterhaltung

Für alle, die das mögen: Duck Tales, Funnys, Donald Duck



Dagobert Duck ist Entenhausens Antwort auf Warren Buffett, ein unfassbar reicher, verschrobener, unterhaltsamer und unbedingt auch sympathischer Geldmagnet. Und wer wie er sehr sparsam ist und nur dann zuschlägt, wenn es beim Kauf auch tatsächlich einen lohnenden Gegenwert gibt, der oder die kann beim Lustigen Taschenbuch (LTB) generell wenig falsch machen. So viel Comic für so wenig Geld, zehn abgeschlossene Kurzgeschichten mit Dagobert, Micky, Phantomas, Donald und Co. Und als wäre das noch nicht Grund genug zur Freude, Ehapa bleibt auch einer der letzten Hüter der korrekten und vernünftigen Orthografie: Hier wird in allen Texten, inklusive der Sprechblasen die ganz normale Groß- und Kleinschreibung wiedergegeben – was für eine Wohltat beim Lesen!

Der günstige Preis des LTB rührt von seiner großen Auflage her, allerdings auch vom kleineren Format und dem matteren Papier. Und das ist ein kleiner Dämpfer bei dieser Ausgabe, denn sie bietet einen denkwürdigen Moment: In der Titelstory trifft Marvel auf Entenhausen! Im US-Original begann damit eine Reihe von Heften, in denen Figuren wie Donald und seine Freunde zu Helden wie Wolverine werden, das Marvel-Logo stets prominent auf dem Cover und im Fall von Jason Aarons »Infinity-Taler« auf prachtvoll glänzendem Papier mit Vorwort des Autors, Variantcovern von Meistern wie Alex Ross, Frank Miller und anderen. Das geht beim LTB leider etwas verloren, hier wäre eine Luxusausgabe, die das US-Heft ins Deutsche überträgt, eine richtig gute Idee, um die erwachsenen Leser zu begeistern, zumal die Version aus den USA als Bonus die sehr gelungene Geschichte »Christmas on Bear Mountain« von Carl Barks enthält, die mit wundervollem Slapstick, Herzlichkeit und perfektem Timing alles andere, was es im LTB 591 gibt, ziemlich mittelmäßig aussehen lässt. Das klingt härter, als es gemeint ist, denn die Comics sind zum Großteil zeichnerisch sehr gut und erzählerisch mehr als solide, nur ist eben nicht jeder ein Carl Barks.


Aaron erzählt eine Multidimensionsgeschichte, in der verschiedene Varianten von Dagobert Duck aufeinandertreffen. Der reichste Dagobert von allen ist der, der gar kein Onkel ist und ohne diesen lästigen Ballast noch mehr Zeit hatte, allen Reichtum der Welt zusammenzuraffen – so meint er jedenfalls. Unser altbekannter Dagobert will sich nicht geschlagen geben, reist durch die Dimensionen und will seinen Glückstaler zurück, dabei trifft er auf unterschiedlichste Inkarnationen von sich, Donald, den Panzerknackern und anderen. Diese Geschichte hätte mit noch mehr Platz vermutlich besser funktioniert, sie wirkt nämlich arg gehetzt und bleibt sehr oberflächlich. Spannende Momente werden eher angedeutet statt auserzählt.

Das LTB lohnt sich neben der Titelstory auch noch wegen folgender Glanzlichter:

»Prüfung im Bärenforst« erzählt eine anrührende und unterhaltsame Geschichte über einen Wettkampf der Pfadfinder, bei dem der gewitzte Kollege mit unfairen Mitteln einen Sieg nach dem anderen erringt und der fleißige Mitstreiter, der sich fair an die Regeln hält, ständig übers Ohr gehauen wird. Eine schöne Lehrstunde darüber, was gute Anführer wirklich ausmacht, also eben nicht nur die sichtbaren Triumphe und die Selbstdarstellung. Eine Geschichte, die für Kleine wie Große gehaltvoll und amüsant ist.

»Plötzlich Entdecker« bietet ein Aufeinandertreffen von wissenschaftlicher Akribie und einem absoluten Vollchaoten. Daniel Düsentrieb versucht, minutiös zu ergründen, wie Dussel ganz aus Versehen eine geniale Legierung erfunden hat, die Möbel höchst belastbar werden lässt. Ein turbulenter Slapstick-Klamauk, bei dem Sheldon Cooper aus The Big Bang Theory in Erinnerung gerufen wird.

»Die Rückkehr des Königs« führt Dagobert zurück an seine Anfänge als Goldgräber. Ein finsterer Geldverleiher mit Wucherzinsen droht den Saloon von Nelly, einer alten Freundin Dagoberts, an sich zu reißen. Dagobert verehrt Nelly seit damals, weil sie genau so stur und darauf versessen ist wie er selbst, aus eigenen Stücken erfolgreich zu werden. Eine schöne, berührende und emanzipierte Liebesgeschichte.

Ansonsten gibt es auch noch Geschichten, die eher Füllmaterial sind. Das alte Vorurteil, dass die Storys mit Micky Maus immer die langweiligsten im LTB sind, bestätigt sich hier – zumindest aus Sicht des Rezensenten. Was aber neidlos anzuerkennen ist: Zeichnerisch ist alles eine große Freude und sehr hübsch. Und dennoch: Lustig im Sinne alter Carl-Barks-Geschichten oder wie bei den Comics von Don Martin, Marc-Uwe Kling oder Hauck und Bauer ist auch dieses LTB mal wieder nicht, denn zum laut Lachen bietet sich hier, zumindest als Erwachsener, nichts an. Dafür dann lieber Die Simpsons und ihre bösere Version von Dagobert Duck: Monty Burns.

[Stefan Svik]

Abbildungen ©2024 Egmont Ehapa Media/Disney


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