»Weil du 'ne Frau bist, gebe ich dir 'ne Chance. Also lauf weg.«
FRISCH GELESEN: Archiv
Savage Wolverine Band 1: »Dschungelfieber«
Story: Frank Cho
Zeichnungen: Frank Cho
Panini Comics
Softcover mit Klappenbroschur | 116 Seiten | Farbe | 12,99 €
ISBN: 978-3-86201-715-7
Genre: Superhelden, Dschungel
Für alle, die das mögen: Shanna the She-Devil, X-Men, Tarzan
Wolverine. Das war früher mal der extrem bärbeißige, zigarrenrauchende, untersetzte und eher kleine Muskelberg, der diese wildgewordene Frisur auf dem Kopf und die schier unendlich breiten Koteletten zur Schau trug. Inzwischen sieht man Hugh Jackman vor seinem geistigen Auge, wenn man an den kanadischen Superhelden mit Selbstheilungskräften und den rasiermesserscharfen Adamantiumklingen in den Händen denkt. Das ist kommerzieller und mehr sexy, aber leider auch weniger kantig oder überraschend, sondern eher aalglatt.
Als er in den US-Comics immer populärer wurde, hatte Wolverine, von dem man lange Zeit nicht mal wusste, dass er auch einen »richtigen« Namen, wie z.B. Logan hat, immer mehr und verschiedenere Identitäten, Kostüme und Looks. So verpflanzte ihn Chris Claremont vor einer gefühlten Ewigkeit (okay, es war 1988 mit dem Start der eigenen monatlichen US-Serie, gezeichnet von den beiden inzwischen legendären Künstlern John Buscema und Al Williamson) auf die fiktive südostasiatische Insel Madripoor, verpasste ihm eine Augenklappe und gab ihm eine neue Nachtclub-Rausschmeißer-Identität namens »Patch«.
Das waren noch Zeiten: Wolverine #1 (Marvel, November 1988)
Heutzutage trifft man Wolverine bei Marvel überall. Fast in jeder Superheldenserie taucht er immer mal wieder auf und natürlich mischt er neben den diversen X-Men-Serien auch mit seinen eigenen Abenteuern kräftig mit. Im Zuge des Marvel-NOW!-Relaunchs startete man eine neue Serie mit dem Titel Savage Wolverine, die nun von Panini auf Deutsch mit einer rasanten Schnelligkeit vorgelegt wurde.
Frazetta läßt grüßen: Amadeus Cho trifft auf eine Horde Neandertaler
Was Savage Wolverine interessant macht, ist die Tatsache, dass die Zeichnungen von Frank Cho kommen. Der Mann kann definitiv zeichnen. Seine Beherrschung menschlicher Proportionen ist meisterhaft, seine Darstellung weiblicher Formen ein Fest für die Augen. Er beherrscht verschiedene Stilrichtungen aus dem Effeff und kann sowohl cartoonig, als auch realistisch zeichnen. Vielleicht kennt der eine oder andere noch seine Serie Liberty Meadows, ein Comicstrip mit Geschichten aus dem gleichnamigen Tierheim, in dem sich der schüchterne Tierarzt Frank und die bildhübsche Tierpsychologin Brandy mit charmanten und teilweise durchgeknallten Tieren wie der Ente Truman, dem Frosch Leslie oder dem (sexistischen) Schwein Dean herumschlagen (auf Deutsch nur teilweise bei Salleck, 2000 bis 2001, erschienen).
Affe beißt Hulk: Eine Seite weiter macht dann der grüne Goliath »Affenpaste«
Dem grandiosen Zeichenstil gegenüber steht Chos Unfähigkeit, sich gute Stories auszudenken. Für die fünfteilige Story »Dschungelfieber« hat er sich all das zusammengesucht, was ihm Spaß macht zu zeichnen: das »Wilde Land« als üppiges Dschungelambiente, Horden von kraftstrotzenden Gorillas und speerwerfenden Neandertalern, eine schöne Dschungelqueen in Form von Shanna the She-Devil und eine abwechslungsreiche Palette an Dinosauriern.
Die Story geht dann so: Wolverine wacht im Wilden Land auf, trifft auf Shanna, trifft auf Saurier, trifft auf Urvölker, trifft wieder auf Saurier, trifft auf Man-Thing, trifft auf Affen, trifft wieder auf Saurier und schließlich auf den Hulk. Dazwischen hat noch eine Figur namens Amadeus Cho, eine Art Wunderknabe, der aus Comics wie Hulk, Hercules oder Avengers bekannt ist, seinen langen Gastauftritt.
Den ohnehin schon knäckebrotdünnen Plot hat Frank Cho kurzerhand auf Briefmarkenstärke plattgewalzt. Wieso die ganzen Figuren alle im Dschungel aufeinandertreffen, ist sowieso Nebensache.
Shanna steigt den Lesern entgegen.
Nur im Bikini wäre zu billig, ein Ledergürtel muss schon noch ins Bild.
Savage Wolverine ist so eine Art Team-Up-Serie nach dem Motto »Wolverine trifft auf Kollegen«, wobei der inhaltliche Mehrwert eher gering ist. So ist dieser Band einerseits gut für Einsteiger, aber anderseits nicht gerade allzu typisch für Wolverine, da der gute alte Logan nicht die alleinige und eigentliche Hauptrolle spielt. In Band 2 übernimmt übrigens Joe Madureira (Battle Chasers) das grafische Ruder, und Wolverine trifft dann auf einen »seltenen« Gast wie Spider-Man …
Trotz des lahmen Plots tut Wolvie das, was er am besten kann, und so gibt es viel Action und plötzlich ist Shanna zeitweise sogar tot. Aber da die Zeichnungen (fast) alles in den grünen Bereich herüberreißen, wird man als Marvel-Leser hier gut unterhalten. Wirklich ansteckend ist das »Dschungelfieber« also nicht, aber Cho ist Cho. Zeichnen kann er halt.
[MH]
Abbildungen © Panini Comics / Marvel
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Leseprobe auf MyComics: Savage Wolverine Band 1