»Was bleibt, ist die Befriedigung, inmitten der Felder über die Welt zu schreiten, im Schein der Mittagssonne.«
FRISCH GELESEN: Archiv
Donjon 7: »Jenseits der Mauern«
Story: Joann Sfar, Lewis Trondheim
Zeichnungen: Boulet
Reprodukt
Softcover | 48 Seiten | Farbe | 13,00 €
ISBN: 978-3-95640-229-6
Donjon 8: »Zu ihrem Gedenken«
Story: Joann Sfar, Lewis Trondheim
Zeichnungen: Boulet
Reprodukt
Softcover | 48 Seiten | Farbe | 13,00 €
ISBN: 978-3-95640-246-3
Donjon Monster 13: »Wach auf und stirb«
Story: Joann Sfar, Lewis Trondheim
Zeichnungen: David B.
Reprodukt
Softcover | 48 Seiten | Farbe | 13,00 €
ISBN: 978-3-95640-247-0
Donjon Parade 6: »Kindergärtner«
Story: Joann Sfar, Lewis Trondheim
Zeichnungen: Alexis Nesme
Reprodukt
Softcover | 32 Seiten | Farbe | 10,00 €
ISBN: 978-3-95640-265-4
Donjon Antipoden -9999: »Der größenwahnsinnige Inquisitor«
Story: Joann Sfar, Lewis Trondheim
Zeichnungen: Grégory Panaccione
Reprodukt
Softcover | 48 Seiten | Farbe | 13,00 €
ISBN: 978-3-95640-264-7
Donjon Antipoden +10000: »Rubeus Khan«
Story: Joann Sfar, Lewis Trondheim
Zeichnungen: Vince
Reprodukt
Softcover | 48 Seiten | Farbe | 13,00 €
ISBN: 978-3-95640-244-9
Genre: Fantasy-Funny
Für alle, die das mögen: Überraschungen, die Wahrheit, Wunder, insbesondere mit der Begründung: »Ich glaube an Wunder, weil ich eins bin.«
Ich will Wunder. Ich lese Comics, weil ich Überraschungen will, Wissen, Wahrheit. Comics sollen mir neue Horizonte eröffnen und neue Ideen geben – letztlich sollen sie mich größer machen. Ich will von Comics also immer noch das, was ich schon als Kind von ihnen wollte. Ich lernte damals in Dschungeln, die man nur mit Yachten wie der Cormoran erreichte, auf Rennpisten, die von Ölflecken übersät waren, oder von Menschen mit Capes und Zweifeln, dass alles möglich ist, so du dich nur traust. Ich glaube das immer noch, aber brauche ab und zu eine Erinnerung an die Allgegenwärtigkeit der Wunder – und die alten Geschichten schaffen das nicht mehr.
Deshalb liebe ich Lewis Trondheim.
Ich glaube, dem 56-jährigen Franzosen geht es wie mir. Nur dass er sich solche Geschichten selber erzählt: Lewis Trondheim macht Kindercomics für Erwachsene, also eigentlich für sich. Oder mich. Und vielleicht auch für dich? Schauen wir mal. Nehmen wir an, du kämpfst mit einem Gegner, der dir hoffnungslos überlegen ist – ist das hier für dich eine Lösung?
Und der erste Kuss mit deiner großen Liebe – hat der sich so angefühlt?
Oder bist du eher der Typ Beziehungsproblem – und gehst damit so um?
Alle diese Beispiele stammen aus aktuellen Bänden der von Lewis Trondheims und Joann Sfar geschriebenen Reihe Donjon, einer Fantasy-Serie, die schon 1999 nach Deutschland kam. Ich finde Fantasy unfassbar öde, nicht nur, weil das Genre oft in Klischees ersäuft, sondern auch, weil das Weltbild – in der Regel »Gut gegen Böse« – von einer Schlichtheit ist, dass ich es nur mit halben Hirn ertrage. Donjon aber war von Anfang eine Ausnahme: Es nimmt sich als Funny nicht so ernst wie klassische Fantasy und ist zudem erstaunlich komplex.
Die Grenzen des Genres waren Trondheim und Sfar aber wohl trotzdem zu eng, und so erweiterten sie die Reihe bald mit den Nebenserien Donjon Monster und Donjon Parade sowie Prequels und, äh, Postquels?, also Zukunftsaussichten, die bei -99 bzw. 101 starteten – wobei klar war, dass die so entstandenen Lücken nie ganz geschlossen würden.
Mein inneres Kind sagte damals: Ja! Toll!
2014 war der Spaß leider vorbei, passenderweise mit Band 111 »Das Ende des Donjon«, doch nun ist die Serie in alter Größe zurück. Lewis Trondheim, Joann Sfar und wechselnde, aber durchgehend exzellente Zeichner haben für den Anfang neben diversen Fortsetzungen zwei neue Erweiterungen am Start, die »Antipoden«: Eine erzählt die ferne Vergangenheit und beginnt mit Band -10000, die andere die ebenso ferne Zukunft – sie fängt bei +10000 an.
Bisher erschienen in diesem Jahr sieben Donjon-Bände, was mich ganz wuschig machte, so wie früher, als ich am Kiosk stand, auf unzählige Hefte starrte und nicht wusste, was ich zuerst lesen sollte. Aber inzwischen kann ich sagen: Es ist total egal – alles ist großartig. Es gibt großartige Dialoge:
Großartige Architektur:
Große Gefühle:
Und große Kämpfe:
Wer sich lieber an die sichere Absehbarkeit des sogenannten Realismus hält, braucht über Donjon nicht nachzudenken. Doch wer, so wie ich, mehr will als diesen elenden Status quo, der gerade unsere Welt an die Wand fährt, ist hier genau richtig.
Und wer trotzdem auf keinen Fall was mit Schwertern und Drachen will (ich verstehe das!), kann auf andere Werke des wundervollen Herrn Trondheim zurückgreifen, etwa den aktuellen Band von Die neuen Abenteuer von Herrn Hase mit dem Titel »Bekehrungswahn & lebende Tote«: Herr Hase und sein Freund Richard begleiten einen Herren, der im ganzen Land Atheismus-Tempel plant und dabei unter anderem dafür sorgt, dass die Jungs von einer Horde Zombies in Autos verfolgt werden. Das könnte der lustigste Comic des Jahres sein.
Übrigens, Lewis Trondheim kann auch erwachsen. Ein sensationelles Beispiel dafür ist Stay, gezeichnet von Hubert Chevillard, das die ganze Ambivalenz und Unendlichkeit des Lebens als Erwachsener in eine sehr schmale Situation packt und sich sogar traut, sie nicht aufzulösen. Der Band ist leider noch nicht auf Deutsch erschienen, deshalb hier eine Seite aus der englischen Ausgabe:
[Peter Lau]
Abbildungen Donjon u. Herr Hase © 2021 Reprodukt / Joann Sfar, Lewis Trondheim, David B., Boulet, Vince, Alexis Nesme, Grégory Panaccione
Abbildungen Stay © 2021 Magnetic Press / Lewis Trondheim, Hubert Chevillard
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Oder beim Verlag: Reprodukt