Reprodukt: Kindercomics unter Kindern

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Markus Lippold bedauerte in seinem Artikel über die neuen Kindercomics von Reprodukt in Alfonz 2/2013, dass ein Praxistest mit Kindern noch nicht möglich gewesen sei. Inzwischen hat einer stattgefunden.

Kindercomics bei Reproduktcr ICON-Rezensionen
Ein Feldversuch

VON PETER LAU

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Lina, fast 4, hat Kleiner Strubbel und Mouk, gelesen, Clara, 13, Ariol und Hilda. Lina findet den kleinen Strubbel toll. Ich habe das Buch anfangs vorgelesen, also erzählt, was auf den Bildern zu sehen ist, denn es gibt keinen Text. Wir sind dann dazu übergangen, abwechselnd eine Seite nachzuerzählen, wobei sich zeigte, dass Lina noch die Leserichtung lernen muss: Sie liest die Bilder gerne einmal quer über beide Seiten oder fängt in der Mitte an.

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Doch die Geschichte ist perfekt: Sie ist lustig, wenn die Freunde spielen, spannend, wenn die böse Wespe kommt, traurig, wenn sich zeigt, dass die Wespe ganz allein ist, und schön, wenn Strubbel am Ende wieder bei Mama ist. Inzwischen guckt sich Lina den Band auch mal alleine an.

Der kleine Strubbel mag für Erwachsene zu lieb oder gar ereignisarm wirken, doch für Lina ist er genau richtig. Sie überblättert in Bilderbüchern gerne Seiten, die sie zu aufregend findet – selbst Kleinigkeiten können sie erschrecken. So war es auch sehr schlimm, als in »Helden der Pedale« Mouks Freund das Fahrrad gestohlen wurde: »Oooh!« Spannender muss es für sie nicht werden.

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Mouk kennt sie bereits aus dem schönen »Die große Reise des kleinen Mouk« (Hanser), deshalb fiel ihr der Einstieg leicht. Zudem half es, dass es wie im Bilderbuch viele ganzseitige Bilder gibt. Das Vorlesen ist bei drei Stimmen allerdings schwierig. Und alleine schaut sie sich den Band noch nicht an, da muss sie vermutlich erst vier werden.

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Clara interessiert sich für Hiphop und Germanys Next Topmodel, liest aber auch mal ein Comic. Ihr gefiel Ariol sehr gut, sie hatte das Buch sehr schnell durch. Es sei niedlich gezeichnet und lustig, sagte sie hinterher, vor allem aber kenne sie viele beschriebenen Situationen, insbesondere mit den Erwachsenen. Etwa wenn sich Ariol im Winter unter der Bettdecke anzieht und die Eltern dafür kein Verständnis haben. Dabei sei es doch klar, dass es eben manchmal so kalt sei, dass man sich im Bett anziehen müsse.

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Hilda dagegen fand Clara nicht so gut. Ja, es sei niedlich gezeichnet, also zumindest die Zwerge, aber die Hauptfigur leider nicht. Und die Geschichte beginne zwar gut, aber dass der Zwergenkönig den Krieg gegen Hilda und ihre Mutter einfach so für beendet erklärt, sei wirklich schwach. Und die Geschichte mit den Riesen? Die fand sie nicht so interessant. Was ich nachvollziehen konnte: Bei einer Liebe über 4000 Jahre mögen Erwachsene gerührt sein, aber Minderjährigen, für die bereits eine Woche eine Ewigkeit sein kann, geht es selbstverständlich anders.

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Abbildungen © Reprodukt


Die harten Fakten

Kleiner Strubbel: Trubel im Gemüsebeet
Text/Zeichnungen: Pierre Bailly / Celine Fraipont
Reprodukt, 32 Seiten, farbig, 19,5 x 25,5 cm, Hardcover, 10,00 €, ISBN 978-3-943143-59-1


Mouk: Helden der Pedale
Text/Zeichnungen: Marc Boutavant
Reprodukt, 32 Seiten, farbig, 16 x 18 cm, Hardcover, 8,00 €, ISBN 978-3-943143-61-4


Ariol: Ein kleiner Esel wie du und ich
Text/Zeichnungen: Emmanuel Guibert/Marc Boutavant
Reprodukt, 128 Seiten, farbig, 16 x 20 cm, Klappenbroschur, 14,00 €, ISBN 978-3-943143-55-3


Hilda und der Mitternachtsriese
Text/Zeichnungen: Luke Pearson
Reprodukt, 44 Seiten, farbig, 22 x 31 cm, Hardcover, 18,00 €, ISBN 978-3-943143-57-7


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