»Du willst Malerin werden … als Frau?! Das wirst du bereuen.«
FRISCH GELESEN: Archiv
Arte 1
Story: Kei Ohkubo
Zeichnungen: Kei Ohkubo
Carlsen Manga
Softcover | 194 Seiten | s/w | 10,00 €
ISBN: 978-3-551-79861-9
Genre: Geschichte, Frauen, Kunst
Für alle, die das mögen: Kunst der Renaissance, Florenz, starke Frauen
Die Emanzipation der modernen Frau begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Handwerk und Kunst waren eine Männerdomäne. Frauen, die sich dort behaupten wollten, hatten, bis auf Ausnahmen, quasi keine Chance. Der Manga Arte erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich noch einige Jahrhunderte früher nicht unterkriegen lässt.
Die Handlung spielt Anfang des 16. Jahrhunderts in Italien, genauer gesagt in Florenz. Dort, in der Toskana, stand die Wiege der Renaissance. Diese Epoche markiert den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit und gerade die Künstler der großen Städte Italiens beeinflussten Malerei und weitere bildende Künste. Berühmtheiten wie Michelangelo, Leonardo da Vinci oder Galileo Galilei lebten in der großen Handelsmetropole. Kurzum: Die Mangaka Kei Ohkubo, die mit Arte debütiert, hat sich ein schön vielfältiges Setting für ihre Story ausgesucht.
Schöne Hintergründe:
Mit Arte eintauchen in das Italien des 16. Jahrhunderts
Arte lautet auch der Name der Protagonistin, die schon als kleines Kind den Wunsch hatte, Malerin zu werden. Ihr Vater, der ihr Talent mit Wohlwollen betrachtete, ist verstorben und sie soll nun als junge Adlige in eine reiche Familie verheiratet werden. Aber sie will sich nicht mit dieser düsteren Zukunftsaussicht arrangieren, sondern versucht auf eigene Faust, eine Lehrstelle in einer Kunstwerkstatt zu finden.
Natürlich ist das im 16. Jahrhundert alles andere als leicht. Arte wird nicht ernst genommen, diskriminiert und mit schier unlösbaren Aufgaben konfrontiert. Auch der etwas schräge, undurchsichtige Lehrmeister Leo, den Arte mit ihren künstlerischen Fähigkeiten überzeugen will, macht sich zunächst hinter ihrem Rücken lustig über sie. Doch als sie mit unbändigem Willen und Fleiß seine unmögliche Vorgabe erfüllt, die nötig ist, damit er sie als Lehrling akzeptiert, kann er nicht anders. Somit kann Arte den ersten Schritt zur Künstlerin tätigen.
Talent und ein unbändiger Willen zeichnet Arte aus
Der Manga Arte ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man eine interessante Geschichte mit historischen, kulturellen und gesellschaftlichen Aspekten anreichern kann. Der tägliche Kampf von Arte gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung ist verpackt in eine lehrreiche und informative Handlung mit einer sympathischen Figur, die niemals aufgibt. Ganz natürlich und nebenbei erfährt man vom Karneval, von Kurtisanen oder von Obduktionen von Leichen.
Und natürlich darf auch die Liebe nicht ganz fehlen. Leicht verwoben in den Plot ist eine zarte Romanze, die sich zwischen Arte und ihrem Lehrmeister anbahnt. Das dürfte für so manche Leserin handlungstechnisch das Tüpfelchen auf dem i sein.
Die Zeichnungen sind ansprechend. Der historische Hintergrund wirkt akkurat umgesetzt. Auch die Anatomie der Figuren passt sich wunderbar ins runde Gesamtbild.
Die neue Serie Arte wird die Geschichte des Manga nicht revolutionieren, dazu ist die Struktur der Handlung zu althergebracht, aber sie dürfte trotzdem zu den Highlights dieses Jahres zählen, weil Autorin und Zeichnerin Kei Ohkubo praktisch alles richtig macht.
Die Geschichte von Arte ist interessant, spannend und schön gezeichnet. Das etwas größere Format macht den Band wertiger. Nach beendeter Lektüre klappt man Band 1 zu, fühlt sich prächtig unterhalten und will wissen wie es weitergeht. Was will man mehr?
[Matthias Hofmann]
Abbildungen © 2020 Carlsen Verlag GmbH / Kei Ohkubo / Coamix
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