Hinweis zu ALFONZ Nr. 2/2025

Aufgrund der nicht korrekten Übernahme der Druck-PDFs bei der Weiterverarbeitung fehlen auf vier Seiten der aktuellen Ausgabe unseres Comicreporters letzte Sätze von Rezensionen und Kurztexten. Hier gibt es ein PDF mit allen vier Seiten.


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Frisch Gelesen Folge 427: Captain Future

 

»Und, wie findet ihr meinen neuen Look?«
(Otto nach seiner ersten Verwandlung vorm Future-Team)


FRISCH GELESEN: Archiv


Captain Future: Der ewige Herrscher

Story: Sylvain Runberg (nach dem Roman von Edmond Hamilton)
Zeichnungen: Alexis Tallone

Carlsen
Hardcover | 168 Seiten | Farbe | 28,00 €
ISBN: 978-3-551-80338-2

Genre: Science Fiction

Für alle, die das mögen: Star Wars, Akira, Alita – Battle Angel, Ghost in the shell, Star Trek, 1980er-Kinderfernsehen



Wir hatten ja nichts damals. Nicht mal Internet oder Privatfernsehen. Was für eine Wohltat war da die wöchentliche neue Folge dieser grandiosen Zeichentrickserie, ich meine im ZDF, namens Captain Future. Heute würde so etwas Anime genannt werden, damals war es einfach Kinderfernsehen. Und das war unglücklich, denn die Geschichten sind komplex, allemal auch für Erwachsene relevant, aber eben stellenweise etwas brutal, weshalb die Serie in Deutschland stark gekürzt wurde. Und, das hat Kollege Bernd Frenz in AFLONZ 1/2025 sehr gut auf den Punkt gebracht, dieses Zerschneiden der Episoden trug dazu bei, dass sich Zuschauer von früher zwar noch sehr gut an die Figuren der Serie erinnern, aber weniger konkret an die Handlung. Das ist bei dem Neustart als Comicserie bei Carlsen anders, hier entsteht ein wunderbar geschmeidiger Lesefluss und die Handlung über den rätselhaften Planeten Megara, auf dem sich seit Kurzem Menschen in Monster verwandeln, ist sehr gut verständlich und packend erzählt.

In Ihrer Danksagung erinnern sich Autor Sylvain Runberg und Zeichner Alexis Tallone an selige Kindheitstage vorm Fernseher zurück, als ihre Begeisterung um Curtis Newton alias Captain Future und seine Crew, Roboter Grag, Formwandler Otto, das fliegende Gehirn Professor Simon, und weitere wiederkehrende Personen entflammte.

Zeichnerisch orientiert sich der Comic an der japanischen Animeserie. Optisch und inhaltlich wurde einiges modernisiert, besonders auffällig ist das bei Otto, der nun keine Pupillen mehr hat und bei der deutlich emanzipierten Joan Landor, welche zum ersten Mal in einem etwas übertriebenen sexualisierten Outfit mit Minirock und sehr auffälligem Dekolleté auftritt und es so ganz sicher nicht ins biedere ZDF geschafft hätte. Sehr krass blutig wird es später in einer anderen Szene, aber davon abgesehen ist das hier durchaus familientaugliche Unterhaltung. Interessanterweise gibt es in dieser Welt zwar ein Darknet, aber immer noch Brillenträger, etwas, das in der Science Fiction, wie sie Star Trek geprägt hat, unüblich ist.

Die tollen, wunderbar farbenfrohen Zeichnungen, herrlich dynamische Actionsequenzen, die ganz ohne Text und somit auch ohne grässlich gewollt coole Einzeiler auskommen, das hochwertige Hardcover und die schöne Papierqualität – dieser Comic erinnert an die Luxusalben namhafter Künstler der letzten Jahre wie Lewis Trondheim, die uns neue Abenteuer der Disneyfiguren Micky und Donald brachten – ein bibliophiler Genuss und weit mehr als Nostalgie für Kinder der 1980er.

Die Geschichten von Edmond Hamilton begannen in den 1940er-Jahren, aber sie fühlen sich ebenso wenig verstaubt an wie andere Helden dieser Zeit, sagen wir Batman. Nach einem kurzen Ausflug in die Kindheit Captain Futures, wir erleben den tragischen Verlust seiner Eltern mit, geht es schon rasch nach Megara. Der Planet betreibt eine Art Trennung der Ethnien. Die Ureinwohner gelten als Primitive, haben zwar angeblich eine schillernde Vergangenheit, werden nun aber von Menschen und anderen vermeintlich höher entwickelten Spezies unterdrückt und dürfen sich als Hauspersonal verdingen. Während ihre Herren Fabriken besitzen und im Wohlstand leben, hausen die eigentlichen Bewohner Megaras in Ghettos. Ein Teil der Unterdrückten erhofft sich vom sagenumwobenen Herrscher von Megara einen Ausweg aus dem Elend und den Aufstieg zu neuer Größe.

Wie in der TV-Serie lockern die Neckereien von Grag und Otto die teils ernste und düstere Stimmung immer wieder auf. Bei der Lektüre kommt von ganz allein die Musik der Fernsehserie in Erinnerung, konsequenterweise hat der Rezensent den Soundtrack der Show beim Lesen laufen lassen, was den Genuss noch mehr gesteigert hat.

Im September 2025 erscheint eine Luxusausgabe dieses Comics. Eine gute Idee, denn Bonusmaterial wäre hier sehr willkommen. Zum Schmunzeln ist im Übrigen das, was wir am Ende dieses Bandes nachgereicht bekommen. Bei den relativ brutalen Masters of the Universe gab es ja am Ende der TV-Episoden immer eine cheesy moralinsaure Botschaft mit auf dem Weg, vom Niveau her ein: Sei auch zu Schwächeren nett, denn auch du kannst vielleicht mal Hilfe gebrauchen. Bei Captain Future hingegen erfahren wir, wie sich die Crew in ihrer Freizeit fit hält – und das ist so charmant wie das gesamte Projekt dieses Comicreboots!

Bereits jetzt ein klarer Kandidat für einen der besten Comics 2025, für Fans von früher ebenso zu empfehlen wie für jeden Science-Fiction-Fan. Auf in die Comet und ab zu den Sternen!

[Stefan Svik]

Abbildungen © KANA (DARGAUD-LOMBARD SA) 2024, by Runberg, Tallone © 2025 Carlsen Verlag GmbH


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Einen ausführlichen Artikel zu Captain Future findet Ihr in: AFLONZ 1/2025