Frisch Gelesen Folge 28: Frühstück bei Stefanie: Nix wie wech!

Frühstück bei Stefanie

»Wenn ich nicht bald was Richtiges zu fressen krich, dreh ich durch hier.«


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Frühstück bei Stefanie

Frühstück bei Stefanie: »Nix wie wech!«

Story: Andreas Altenburg, Harald Wehmeier
Zeichnungen: Piero Masztalerz

rowohlt
Taschenbuch | 128 Seiten | Farbe| 9,99 €
ISBN 978-3-499-26892-2

Genre: Comedy, Satire, Humor

Für alle, die das mögen: Neues aus Stenkelfeld, Werner, Andy Capp, South Park, Dittsche



Frühstück bei Stefanie
: Auf NDR 2 konnten interessierte Hörer in 1.066 Folgen die kleinen Alltagsgeschichten, aber auch phantastische Räuberpistolen aus dem Leben von Stefanie Prigge und den drei Stammgästen ihres »Schlemmerbistros« verfolgen. Während in den Folgen von 2008 bis 2013 im Radio und ab 2010 parallel als animierter Comic in der TV-Sendung DAS!, die Erlebnisse fast immer im Rückblick erzählt wurden, dürfen die Leser im Comic »Nix wie wech!« nun »live« mit dabei sein und überprüfen, ob Opa Gehrke wirklich so ein Faible für Explosives hat, ob Udo tatsächlich so ein Unglücksrabe und Herr Ahlers eventuell gar nicht immer so akkurat ist.

Es hat sich endlich ausgezahlt, dass Opa Gehrke immer so eifrig Kreuzworträtsel »löst«! Er hat eine Reise für vier Personen in das Erlebnishotel von Schlagersängerin Andrea Berg gewonnen. Nun gilt es vom Bistro in Norddeutschland in die Nähe von Stuttgart zu reisen. Dafür stellt der pensionierte Postangestellte Georg Ahlers etwas widerwillig seinen VW Jetta zur Verfügung. Steffies Hund Rocky kommt auch noch mit. Renter Franz »Opa« Gehrke und der Langzeitarbeitslose Udo Martens teilen sich die Rückbank, zusammen mit vielen Litern Limo und Bifi.

»Ein deutsches Roadmovie« - so verspricht es der Klappentext. Das bedeutet konkret: Konflikte mit einer Rockerbande, Anecken mit einer Kaffeefahrtgesellschaft und der Beweis für Murphys Gesetz: Alles was schiefen gehen kann, wird auch schief gehen. Oder etwa nicht?

Frühstück bei Stefanie Leseprobe

Vom Radio ins Fernsehen, zum Franchise samt Comic

Harald Wehmeier wurde 1953 in Norddeutschland geboren und hat neben anderen Formaten auch die Comedy-Reihe Neues aus Stenkelfeld geschrieben. Er hat sich inzwischen zur Ruhe gesetzt, um, wie er es poetisch umschrieb auch mal Zeit zu haben, dass Leben zu genießen, etwa indem er »Welpen mit warmen Bäuchen« streichelt. Er sprach die Figuren Opa Gehrke und Georg Ahlers. Wobei beim Letzteren ein Running Gag die Unfähigkeit das Wort »Sprudel« richtig auszusprechen ist. Er sagte stattdessen immer »Prudel«.

Andreas Altenburg wurde 1969 in Bayern geboren. Zu seinen bekannten Comedy-Kreationen gehört etwa Detzer & Nelling. Er lieh Stefanie seine Stimme und spricht seit 2013 im Alleingang den Udo in Udo Martens – so seh ich es. Ab dem 8. September 2014 startet NDR 2 das neue Format mit Altenburg Wir sind die Freeses. Es wird morgens zur gewohnten Stefanie-Sendezeit um 7.17 Uhr gesendet. Altenburg spricht vier Personen einer »außergewöhnliche Familie in einem Mehrgenerationen-Haushalt«. »Ohne Kreuzworträtsel, ohne Schlemmerbistro, aber in der Tradition des feinsinnigen norddeutschen Humors« von Stefanie, so beschrieb es Hörfunkchef Joachim Knuth.

Piero Masztalerz wurde 1970 in Lübeck geboren und lebt in Hamburg. 2011 bekam er den Deutschen Cartoonpreis, 2012 und 2014 den Preis für politische Karikatur. Seine Cartoons erschienen bei Edition 52 und Lappan hat Beiträge von ihm in mehreren Sammelwerken veröffentlicht, zum Beispiel in Beste Bilder 4. Aktuell arbeitet er an seinem zweiten Cartoonband Du bist was ganz Besonderes!.

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Das kannst haben!

Es sind diese immer wiederkehrenden Sprüche, die sich ins Hirn brennen, solche Sätze wie Udos: »Das kanns ham«, immer etwas schludrig mit Hamburger Dialekt ausgesprochen. Einer der Running Gags ist das Kreuzworträtsel am Ende jeder Folge. Stefanie sagt praktisch immer das falsche Lösungswort und Opa Gehrke bemerkt das nicht, er ist nur froh, wenn einige Buchstaben und die Länge des Wortes in die Spalte passen. Eine Anspielung auf diese Rätsel im Comic ist, wie das gesamte Werk, ein schöner Gag für treue Fans der TV-Serie.

Im Fernsehen gab es, von der finalem Folge mit Stefanies Hochzeit mal abgesehen, praktisch immer nur das Bistro als Handlungsort. Dort wurden dann bei Kaffee und Mettbrötchen die Geschichten des Vortages besprochen, eingeleitet von Steffies Satz: »Was gibt’s Neues?«

Als Comic wäre das Bistro fürs Auge etwas langweilig, so ist die Idee mit der Reise sehr gut. Das Vorurteil »Comics sind für Kinder« bestätigt dieses Buch nicht, dafür aber dieses: »Comics sind komisch«. Es ist halt ein spezieller Humor, vieles ist auch durchaus sehr redundant – aber das ist bei Formaten wie Little Britain oder Dittsche auch nicht anders.

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Das Steffie-Franchise

Das Steffie-Rätselbuch. Die Steffie-CD: Summerfeeling pur (Ich bin bräuner wie du). Und nun der Steffie-Comic. Ob es nun, wie ein Annual bei den Superhelden, jedes Jahr ein neues Comicabenteuer gibt, steht derzeit noch nicht fest, das hängt nicht unwesentlich von den Verkaufszahlen ab.

2011 erhielt Frühstück bei Stefanie den Deutschen Radiopreis. Zeichner Piero Masztalerz sieht noch enorm viel Potential im Stefanie-Universum.

Ganz großes Kino?

Die Hintergründe bleiben im Comic des öfteren einfarbig. Masztalerz erklärte das damit, dass er die Bilder nicht überladen wollte. War die TV-Serie eher Motion-Comic als Zeichentrickfilm so ist »Nix wie wech!« ein vollwertiger Comic, das war für den Zeichner, der sich sonst vorwiegend Cartoons widmet keine große Umstellung.

Für das wiederholte Lesen, und darauf macht dieser Comic durchaus Lust, wären noch mehr versteckte Details im Bildhintergrund interessant. Aber so wie die Simpsons immer mehr Feinheiten in ihrer Serie haben so sollte es auch hier möglich sein. Bei der Mimik und Gestik ist noch Luft nach oben!

Ein Problem der Übertragung von einer TV-Serie zum Comic hat Stefanie mit den Simpsons gemein: Man vermisst beim Lesen die Stimmen der Sprecher! Da diese bei den Simpsons seit Jahrzehnten vertraut sind und etwa Homer die lustigste aller denkbaren Stimmen hat fällt das bei den Bewohnern Springfields stärker ins Gewicht als bei den Schlemmerfreunden.

Es ist ja wie es ist

Da wurde Stefanies »Es ist ja wie es ist« inzwischen sogar schon in eine kirchliche Predigt eingebaut – so populär ist diese Serie also. »Nee, ne?« würde Frau Prigge darauf antworten, erröten und sich die Frisur zurechtrücken. Wunderbar, dass uns diese Figuren als Comic erhalten bleiben!

[Stefan Svik]

Abbildungen © 2014 Rowohlt Taschenbuchverlag / Piero Masztalerz


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