Frisch Gelesen Folge 70: Das doppelte Lottchen

Das doppelte Lottchen

»Die Neue sieht ja aus wie du!«


FRISCH GELESEN: Archiv


Das doppelte Lottchen Titelbild

Das doppelte Lottchen

Story: Isabel Kreitz, nach Erich Kästner
Zeichnungen: Isabel Kreitz

Dressler Verlag
Hardcover | 112 Seiten | Farbe | 18,99 €
ISBN: 978-3-7915-1171-9

Genre: Komödie, Drama

Für alle, die das mögen: Erich Kästner, Kinderbücher, 1950er-Jahre-Flair


 

Never change a winning team. Oder: Kreitz kann Kästner. Nun schon zum vierten Mal widmet die Hamburger Comiczeichnerin Isabel Kreitz eine Comicadaption dem Œuvre von Erich Kästner.

Es begann 2006 mit Der 35. Mai. Es folgten 2009 Pünktchen und Anton sowie 2012 Emil und die Detektive. Vier Jahre später erscheint nun Das doppelte Lottchen.

Das doppelte Lottchen Leseprobe

Die Story zählt zu Kästners bekanntesten und erfolgreichsten Kinderbüchern. Sie erschien erstmals 1949 und wurde mehrfach verfilmt, zuletzt auch als Zeichentrickfilm. Die beiden zehnjährigen Mädchen Luise und Lotte begegnen sich im Sommerferienheim in den Alpen und müssen verdutzt feststellen, dass sie sich wie ein Ei dem anderen ähneln. Es stellt sich heraus, dass die eher draufgängerische Luise aus Wien und die ruhige und manierliche Lotte aus München Zwillinge sind, die durch die Trennung ihrer Eltern entzweit wurden. Sie entwickeln den Plan, ihre Eltern wieder zusammenzubringen. Dafür tauschen sie ihre Rollen: Lotte reist als Luise nach Wien und Luise als Lotte nach München …

Das doppelte Lottchen Leseprobe

Wenn man bedenkt, dass es in Kästners Romanvorlage um das Thema Scheidung und alleinerziehende Mütter geht, enthält das in der Nachkriegszeit erschienene Buch einigen Zündstoff für die Leser von damals. Auch heute noch hat die Story nichts von ihrer Kernaussage verloren.

Das doppelte Lottchen Roman, Titelbild: Walter Trier

Doch etwas platt:
Das Covermotiv zur Romanvorlage von Kästner-Illustrator Walter Trier

Isabel Kreitz macht bei ihrer Umsetzung als Comic das einzig Richtige, verzichtet auf eine radikale Modernisierung und siedelt die Geschichte dort an, wo sie entstanden ist: in den 1950er Jahren. Wie schon bei ihren vorigen Kästner-Adaptionen gelingt es der Künstlerin sehr schön, die gute alte, natürlich ziemlich biedere, aber irgendwie sympathisch-heimelige, Zeit aufleben zu lassen.

Glücklicherweise tat sie gut daran, sich nur etwas, aber nicht zu stark, an den alten Kinderbuchillustrationen von Walter Trier zu orientieren, denn diese waren doch zu karg und letztlich leblos. Das wird deutlich, wenn man Triers Zeichnungen direkt mit denen von Kreitz vergleicht.

Fazit: Das doppelte Lottchen von Isabel Kreitz macht den Klassiker von Erich Kästner in einer neuen Form zugänglich, die rundum gelungen ist.

[Matthias Hofmann]

Das doppelte Lottchen Leseprobe

Abbildungen © 2016 Dressler Verlag/Isabel Kreitz/Atrium Verlag


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