»Als Lebender war ich Martin Morbus … ein Nichtsnutz mit einem BMI von 33 … jetzt reisse ich Grabsteine aus … störe die Totenruhe … und ich höre sogar wie sie sich beschweren!«
FRISCH GELESEN: Archiv
Zombieman 1
Story: Levin Kurio
Zeichnungen: Levin Kurio
Weissblech
Heft | 36 Seiten | Farbe | 4,90 €
ISBN: 978-3-86959-064-6
Genre: Horror, Superhelden
Für alle, die das mögen: The Walking Dead, Marvel Comics, EC-Comics
»Superhelden sind der Hit«, dachte man sich bei Weissblech nach dem anhaltenden Erfolg von Captain Berlin. Und Zombies sowieso.
Also berichtet ›Der Verleger‹ ganz euphorisch im Vorwort von Zombieman 1 davon, dass er nach »einiger Recherche verblüfft feststellte«, dass es noch keinen Superhelden mit diesem Namen gäbe.
Schaut man genauer hin, findet man in Japan durchaus einen Zombieman (innerhalb der Manga-Superheldenserie One-Punch Man) oder im US-Independentsegment Superheldenteams wie die Zombie Hitmen.
Und, tja, die Mischung aus Superhelden und Untoten hat Branchenführer Marvel bereits 2006 in einer ersten Miniserie namens Marvel Zombies und danach mit vielen weiteren Serien bis zum Verfaulen durchexerziert. Der gemeine ›Marvel Zombie‹ an sich, existiert übrigens schon seit dem Silver Age, wie jeder aufrechte Superheldenfan weiß; es handelt sich hierbei quasi um einen Vorfahren des deutschsprachigen Splitter-Zombies, aber das ist eine andere Geschichte …
Wieso gab es bislang noch keinen Zombie-Superheld?
Nach der Lektüre vom Zombieman 1 ahnt man die Antwort ...
Und jetzt sind wir mal nicht so pingelig: Es geht schließlich bei Weissblech nicht nur um den blanken Horror, die verquickende Hommage und die augenzwinkernde Persiflage, sondern vor allem um den überbordenden Spaß.
Was wird also bei dieser neuen Serie im Heftformat geboten? Die Origin-Story von Zombieman, dem »mäßig ambitionierten« Studenten Martin Morbus, der an einer Versuchsreihe des Medizin-, Pharma- und Gentechnikkonzerns Monyer (ein Portmanteau-Wort aus Monsanto und Bayer) teilnimmt, dann von einem Zombie gebissen, später von fiesen Wächtern kaltblütig erschossen und schließlich begraben wird, um dann seinem Untertitel (»Der Rächer der lebenden Toten«) alle Ehre zu machen. Zunächst rächt er aber erst mal sich selbst. Beim Showdown mit dem Bösewicht Richard Grimmel heißt es: »Ja, so läuft das Spiel! Kaum geht es richtig los, dann ist auch schon wieder Schluss! Zum Glück geht es weiter in Zombieman #2 … Freut Euch auf Superzombiedresche par excellence …«
Das erste Heft ist Levin Kurio pur, denn der Weissblech-Chef hat die komplette 26-seitige Geschichte in Alleinregie geschrieben und gezeichnet. Die Story leidet allerdings stark unter nicht tot zu kriegenden Stereotypen und ist so vorhersehbar, dass die vorhandenen kleinen ironischen Feinheiten des Plots brachial plattgebügelt werden. Das ist aber nicht verwunderlich, da Kurio anfangs zum Namen nur schnell ein Titelbild erschuf und dann rund ein Jahr bastelte bis der fertige Comic dazu im Kasten war.
Splashpages wie bei Marvel zu besten Silver-Age-Zeiten ...
Steckt hier vielleicht auch die Erklärung, warum es bislang keine Comicserie mit dem Titel »Zombieman« gab? Weil bislang keiner danach gefragt hat und das Konzept nicht viel hergibt? Kurio selbst, nach dem Wieso und Weshalb gefragt, gibt zu Protokoll, dass er diese Serie aus verlegerischer Sicht gestartet hat, »weil wir inzwischen Leserkreise erschlossen haben, denen das Konzept der Anthologie nur schwer zu vermitteln ist.« Und aus künstlerischer Sicht? »Weil die Figur Zombieman einfach so geil ist, dass wir gleich in die Vollen gegangen sind.«
Da mag das Zeichnen der Figur für den Kreativen der Knaller gewesen sein, so richtig will der Funke bei der Lektüre leider nicht überspringen. Aber wollen wir nicht vorschnell urteilen. Auch wenn die Charaktere flach und langweilig sowie die Story ziemlich konstruiert und so richtig reißerisch nur die Werbefloskeln im Stile des jüngst verstorbenen Stan Lee sind (»Ein neuer Weissblech-Kracher«), so konstatieren wir viel Luft nach oben und Steigerungen sind somit locker möglich.
Immerhin ansatzweise lustig: Zombieman wandelt auf arg ausgetretenen Pfaden
Ursprünglich waren drei Hefte geplant. Inzwischen gab Weissblech bekannt, dass es vier Nummern werden. Bislang können nur die Zeichnungen von Levin Kurio überzeugen, der seine simpel gestrickte Handlung gewohnt routiniert und professionell in Szene gesetzt hat (u.a. auch mit ganzseitigen Splashpanels).
Die Handlung von Heft 1 dagegen ist eine einzige vertane Chance, wirkt uninspiriert und kommt über ein bisschen Walking-Dead-Verarsche nicht hinaus. Das hat man alles in Zombie Terror, Weissblechs anderer Untoten-Serie, verspielter gesehen.
Warten wir mal ab, ob Zombieman im zweiten Heft mehr an Profil gewinnt, sonst bleibt's eine nette Fingerübung, die man auch in die vorhandenen Anthologieserien hätte integrieren können.
[Matthias Hofmann]
Abbildungen © 2018/2019 Weissblech / Levin Kurio
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Oder beim Verlag: Weissblech Comics