Frisch Gelesen Folge 212: Reset Band 3

»Meine Zivilisation ist nicht sehr beliebt, das ist ein Faktum … Aber wir können nicht dulden, dass man uns stets die Rolle des Bösewichts zuweist.«


FRISCH GELESEN: Archiv


Das Titelbild des Abschlussbands von Reset.Reset Band 3: »Permafrost«

Story: Fred Duval
Zeichnungen: Emem

Splitter
Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 €
ISBN: 978-3-96219-380-5

Genre: Science Fiction

Für alle, die das mögen: Schwermetall, John Difool, Valerian und Veronique



Swänn und Sätie leben auf dem Planeten Näkän und werden kurz nach ihrer Hochzeit zur Teilnahme an einem humanitären Einsatz verpflichtet. Sie reisen zu einer entfernten Welt, auf der die dominante Lebensform die vorhandenen Rohstoffe rücksichtslos ausgebeutet hat, damit den ökologischen Rahmen sprengte und nun neben anderen Arten kurz vor dem Aussterben steht. Kaum zu glauben, das Ziel dieser Hilfsmission ist: unser Planet, die Erde.

Leseprobe aus dem Abschlussband von Reset.
Bedrückend: 2084 steht die amerikanisch-mexikanische Mauer immer noch.


Die Außerirdischen treffen in einer nicht allzu fernen Zukunft ein, im Jahr 2084. Klimatische Veränderungen haben das Antlitz der Welt verändert: Die Sahara ist noch heißer geworden und Paris ist von Wassermassen überflutet. Zudem ist scheinbar jeder mit jedem verfeindet. So gibt es Kämpfe zwischen Kalifornien und Oregon, das sich mit Nevada verbündet hat. Und im Radio läuft die Nachricht, dass sich niemand zur Bombardierung der letzten irdischen Ölfelder bekennt. Aber die Erde ist (noch) keine endzeitige oder technikfreie Zone. Es gibt fortschrittliche Computer, Fahrzeuge aller Art und sogar vierbeinige Kampfmaschinen in der Größe von Wohnblöcken. Trotzdem bekommen die Menschen ihre Probleme nicht in den Griff und werden zu allem Überfluss noch mit einem weiteren konfrontiert. Eine Seuche ist ausgebrochen, die von allen »Das Fieber« genannt wird und unglaublich viele Todesopfer fordert, weil die Wissenschaft keinen Impfstoff findet. Ähnlichkeiten zum aktuell grassierenden Coronavirus sind zufällig – der erste Reset-Band erschien 2018.

Das Titelbild des ersten Bands von Reset.
So ging es los: das Cover des ersten Bands, der im Mai 2020 bei Splitter erschienen ist.


Die Außerirdischen kommen also kurz vor knapp, doch sie werden nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Die Menschen sind, vorsichtig ausgedrückt, skeptisch. Warum sollte eine fremde Intelligenz hilfreich intervenieren, so einfach und ohne Gegenleistung? Diese Frage beantwortet Szenarist Fred Duval (Carmen Mc Callum, Hauteville House) in dieser Trilogie, die er mit dem vorliegenden Band überzeugend zu Ende bringt. Seine Geschichte ist spannend und enthält ein paar unterhaltsame Bezüge zum Science-Fiction-Genre. Die plötzlich über der Erdoberfläche schwebenden Raumschiffe erinnern an Independence Day und die mit ihnen verbundene Bedrohung, die auch nicht geringer scheint, nachdem sich die Ankömmlinge mit folgenden Sätzen vorstellen: »Wir sind der Reset, der Neubeginn! Habt keine Angst«. Könnte ja auch ein Spruch aus Iron Sky sein.

Leseprobe aus dem Abschlussband von Reset.
Die Zusammenarbeit von Aliens und Menschen beginnt.


Dann gibt es einen Außerirdischen, der wie Yoda aus Star Wars lustig verdreht spricht. Doch hier handelt es sich um die Fehlfunktion eines Translators und die wird dann auch bei einer passenden Gelegenheit behoben. Erstaunlich: auf der zukünftigen Erde gibt es sogar bedrohliche Maschinen, die eigenständig agieren. Doch genug des Namedroppings. Trotz dieser Motive, die Verbeugungen vor den jeweiligen Machern sind, ist Duvals flotte Story eigenständig und vereint mitreißende Action mit einem sehr großen Drang zur Friedfertigkeit. Mit all den Widersprüchlichkeiten. So versucht der Näkäner Swänn zwar, stets gewaltfrei zu agieren, doch wenn es hart auf hart kommt, zeigt er, dass er ein tödlicher Gegner sein kann.

Leseprobe aus dem Abschlussband von Reset.
Action: Der gutherzige Swänn kann auch gut austeilen!


Die Menschen, die Duval porträtiert, sind für Swänn und seine Partnerin Sätie irritierend. Und recht anstrengend. Liz zum Beispiel, die Swänn in den ersten Minuten seines Einsatzes über den Weg läuft, will für ihre Mitmenschen durchaus das Beste. Aber wenn es darauf ankommt, stellt sie das Wohl einzelner doch über das Wohl vieler. Gleichgültig, dass sie die Leiterin des brennenden texanischen Ölfelds ist. Jedoch: Duval beschreibt hier zwar die fatale Grundhaltung der Menschheit, glaubt aber trotzdem unerschütterlich daran, dass sie auch zu Gutem im Stande ist. Und wie zum Ausgleich herrscht auch bei den Aliens nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen. Die extraterrestrischen Initiatoren des terrestrischen Neustarts haben mit knappen Budgets, begrenzten Ressourcen und politischen Disputen zu kämpfen.

Leseprobe aus dem Abschlussband von Reset.
Wird Swänn vom Krokodil gefressen? Nein, sie werden BFFs.


Emem, der unter anderem seit Band 9 Duvals Carmen Mc Callum zeichnet, packt all dies in schöne realistische Bilder, entwirft faszinierende futuristische Motive und sorgt mit seinen Naturensembles für reizvolle Seherlebnisse. Er überzeugt sowohl in rasanten Szenen, als auch in ruhigen Passagen. Schick sind die von ihm in Szene gesetzten gasförmigen Origams, die an Kraken erinnern und sich mit Hilfe von schwebenden mannshohen, mysteriös aussehenden Würfeln fortbewegen. Zudem überrascht er an einigen Stellen mit Illustrationen, die Assoziationen an M. C. Escher oder Mœbius wecken. So ist es nicht verwunderlich, dass Reset optisch und inhaltlich sehr gut in die Schwermetall-Magazine der 1980er Jahre passen würde.

Leseprobe aus dem Abschlussband von Reset.
Ein bisschen Escher, etwas Mœbius.

[Walter Truck]

Abbildungen © 2021 Splitter, Fred Duval, Emem


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