Abt: US-Markt
CRON baut aus. In den nächsten Tagen gehen bei Comic Report Online gleich drei neue Kolumnen an den Start, die regelmäßig erscheinen werden. Wir wollen damit nicht nur das inhaltliche Angebot durch persönliche Meinungen ergänzen, sondern zusätzlich Farbe in den wöchentlichen Lesealltag bringen. Der gewohnte Mix aus News, Artikeln und Interviews wird erweitert durch feste Kolumnen mit festen Kolumnisten, wie es bei den großen Comic-Portalen im Ausland schon seit Jahren gang und gäbe ist. Jede Kolumne wird mit unserem Forum verlinkt, damit ein hoffentlich reger Meinungsaustausch stattfinden kann.
Den Beginn macht Stefan »Starocotes« Immel. Er wird regelmäßig über den US-Markt schreiben. Damit ergänzt er die Rubrik »US Sales Charts Spotlights« der beiden Blogger Crayton und Der Nachbar, die sich jeden Monat mit den US-Verkaufszahlen auseinandersetzen.
House of Heroes: Staro talks about US Comics
→ von Stefan Immel
Folge 0: Über mich
»Hallo, mein Name ist Starocotes und ich lese Comics!«
So, oder so ähnlich würde wohl mein erster Satz in der imaginären Selbsthilfegruppe der Anonymen Comic Leser (ACL) lauten. Wobei das natürlich so nicht der Wahrheit entspricht. Zum einen heiße ich natürlich nicht Starocotes sondern Stefan, aber mein echter Name ist so verbreitet, dass es da leicht zu Verwechslungen kommen könnte (Hallo Herr Pannor und so bin ich im Internet nahezu nur als Starocotes bzw. Staro bekannt. Zum anderen ist die Aussage, dass ich Comics lese viel zu allgemein gehalten. Mein Konsum der bebilderten Geschichten hat sich in den letzten Jahren primär auf die Superhelden-Geschichten der »großen« amerikanischen Verlage beschränkt.
Das war nicht immer so. Als Kind und Jugendlicher waren zwar auch Spider-Man und Superman meine großen Helden, aber damals habe ich natürlich auch Lustige Taschenbücher, Yps Hefte und vor allem das ZACK Magazin gelesen. Mit der Zeit und zunehmendem Alter hat das alles aber nachgelassen, ich habe andere Freizeitbeschäftigungen gefunden und sowohl das Hobby, als auch die Hefte gerieten in Vergessenheit (und wanderten zum Teil leider auch in den Müll).
Meine erste große Renaissance kam mit dem amerikanischen Uncanny X-Men# 237 in einer Bahnhofsbuchhandlung. Von da an habe ich über zwölf Jahre primär Originale der Marvel-Comics gelesen. Alle X-Titel, Spider-Man und Punisher waren meine bevorzugte Lektüre. Später kam noch nahezu alles was von dem neu gegründeten Verlag Image erschien dazu. Die nächste Pause kam zu dem Zeitpunkt, als ich merkte, dass meine Freizeit lieber mit einer echten Frau (die jetzt die meinige ist), als mit gezeichneten verbrachte. Da mein Schatz damals meinte, dass ich doch mein Hobby für sie nicht aufgeben müsste, wuchs der Berg mit ungelesenen Comics in ungeahnte Höhen.
Eine Hochzeit und eine Tochter später stand ein Jobwechsel an, der diesmal vier Stunden Zugfahrt pro Tag mit sich brachte. Die grandiose Idee meiner Frau bestand darin, nicht nur sämtliche Folgen Stargate zu schauen, sondern vielleicht auch wieder mehr zu lesen und damit meinte sie auch die Berge an ungelesenen Comics. Die Idee fand ich so toll, dass ich mir in der nächsten Bahnhofsbuchhandlung dann erst mal Green Lantern: Rebirth geholt habe, was zwar nicht Sinn der Sache war, mir dafür aber auch das DC-Universum geöffnet hat.
Das ist jetzt auch schon wieder sechs Jahre her und seid dem ist viel passiert. Nicht nur, dass unsere Tochter noch einen Bruder bekommen hat, ich habe erneut den Job gewechselt, um die vier Stunden Zugfahrt zu umgehen. Zudem hat sich mein Comickonsum etwas verbreitert und auch mein Interesse an dem Medium geht nun ein wenig über das pure Lesen hinaus. Ich beobachte den amerikanischen Fachmarkt, informiere mich über Absatz, Produktion, Techniken und Hintergründe. Durch meinen Beruf in der IT ist natürlich auch das Thema digitale Comics für mich sehr wichtig und die erste App auf meinem iPad war die von Marvel.
Mein Comic-Geschmack ist inzwischen vielfältiger geworden. Ich mag die eher trivialen Actionspektakel wie die Avengers von Brian Michael Bendis fast genauso wie die anspruchsvollen Werke von Alan Moore (Watchmen, V for Vendetta, Swamp Thing, Promethea). Ich lese Mainstream-Helden wie Green Lantern oder Iron Man, aber auch »creator owned« Serien wie Scarlet oder Casanova. Ich mag sowohl Comics, die einen hohen literarischen Anspruch haben, als auch solche die einfach nur unterhalten.
Auch bei Artwork spricht mich eine breite Palette an, von sehr realistischen Stilen, wie zum Beispiel Salvador Larocca, über leicht ins cartoonige gehende Zeichner wie Stuart Immonen oder sehr speziellen wie John Romita Jr. oder Darwyn Cooke bis hin zu Künstlern, die viel mit Licht und Schatten arbeiten, wie David Lloyd oder Tony Harris. Wichtig hierbei ist immer, dass die Bilder die Geschichte transportieren müssen, sei es seichte, actiongeladene Unterhaltung oder tiefgründige, philosophische Gedankengänge.
Besonders hat es mir der »Golden Age«-Superheld Doctor Fate angetan. Meine Sammlung mit all seinen Auftritten wird immer dann ein Stück weit kompletter, wenn ich ein Schnäppchen hier oder dort finde. Das beschränkt sich dann nicht nur auf Highlights wie die Immortal Doctor Fate Sammlung oder das Golden Age Doctor Fate Archive, sondern beinhaltet auch eher obskure Auftritte in anderen Serien, wie zum Beispiel aktuell in Flashpoint: Deadman and the Flying Graysons. Daher sind meine absoluten Lieblingscomics die eben erwähnten Immortal Doctor Fate, die zum großen Teil von Martin Pasko geschriebene Geschichten enthalten und die Countdown to Mystery Serie, mit der der legendäre Steve Gerber den Helm von Doctor Fate an eine neue Generation weiter gibt, Magie und Psychologie verbindet und so dem Charakter modernes Leben ein haucht.
Diese Kolumne wird also stark von meinen Erfahrungen, Vorlieben und Interessen geprägt werden. Wer mehr über mich erfahren will kann entweder meinen Blog besuchen oder aber Fragen hier im COMIC REPORT-Forum stellen. Über das Forum können auch gerne Themenvorschläge weitergegeben werden.
Abbildungen © Marvel Comics; DC Comics
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