House of Heroes: Folge 1 - SDCC

 

Abt: US-Markt

House of Heroes: Staro talks about  US Comics

→ von Stefan Immel

Folge 1: San Diego Comic-Con International: »Home of the largest comic book and popular arts convention in the world«

Wie nicht anders zu erwarten, wurde die diesjährige Comic-Con in San Diego von der Zahl 52 beherrscht und zwar von den 52 neuen Serien von DC Comics. Wobei diese Zahl schon längst nicht mehr wörtlich zu nehmen ist, sondern eher als Symbol für den Neustart bei DC steht. Bereits im Vorfeld wurden die Hefte für Oktober angekündigt und da waren dann schon wieder einige neue Mini- bzw. Maxiserien dabei.

Was sind die wichtigsten Meldungen für Fans von Superheldencomics?

DC Universe Online Legends, die Comicserie zum MMO, wird fortgesetzt. Obwohl ich das Spiel selbst gespielt habe und auch eine Fanseite dazu betreibe, hat die Serie mich nach den ersten Heften irgendwie nicht mehr interessiert.

My Greatest Adventure greift Tanga und Garbage Man auf, zwei Charaktere, welche für die dieses Jahr gestartete Serie Weird Worlds neu geschaffen wurden; hier bleibt die Frage offen was mit Lobo ist, der in Weird Worlds ebenfalls auftauchte. Tanga mag nett aussehen, aber was nun wirklich der Reiz der Serie ausmacht, außer den Offensichtlichkeiten der Protagonistin will mir nicht einleuchten.

Im Batman-Teil des DC Universums sind gleich drei neue Miniserien angesetzt. Penguin: Pain and Prejudice beleuchtet die Herkunft des Schurken und The Huntress führt Helena Bertinelli nach Italien und hier wird einiges für Birds of Prey vorbereitet. Auch Batman: Odyssey, die Serie von Neal Adams, startet mit einer neuen Nummer 1. Dass dies alles Miniserien sind, wird verhindern, dass eine von ihnen frühzeitig eingestellt wird. Mich persönlich interessiert hiervon herzlich wenig, wobei Odyssey sicher noch die erfolgreichste der Serien sein dürfte.

Paul Levitz darf mit Legion: Secret Origin schon wieder die Herkunft der Legion of Super-Heroes erzählen, wobei er bereits ankündigte, sich mehr auf den »Secret«-Teil zu konzentrieren und nicht nach so kurzer Zeit wieder alles umzustellen. 

Die für mich wohl interessanteste Ankündigung ist die Shade-Maxiserie von James Robinson. Diese 12-teilige Serie wird in drei Teilen, jeweils unterbrochen durch ein »Times Past« Heft, erzählt und den ganzen Globus umspannen. Die einzelnen Abschnitte werden von unterschiedlichen Zeichnern illustriert, und zwar passend zu der jeweiligen Stimmung, was der Serie zusätzlich eine besondere Note verleiht.

Die restlichen Veranstaltungen von DC setzen die Marketingoffensive so fort wie sie begonnen hat. Man versucht die 52 Titel in möglichst gutem Licht da stehen zu lassen, verläuft sich aber so sehr in verschiedene Richtungen, dass nicht klar wird WAS überhaupt bewerkstelligt werden soll. Joe Quesada hat es in einem Interview (ab 12:15) recht treffend ausgedrückt: »Zuerst ist es ein Reboot, dann ist es kein Reboot, die Marketing-Message ist nicht wirklich eindeutig. Charaktere werden neu gestartet, aber die Geschichten sind noch gültig ... Meine große Befürchtung ist, ob dieser Reboot aus einer Story resultiert oder mehr aus einem Stunt heraus. Marvel hat in den 90ern einige Sachen gemacht, die aus einem Stunt resultierten und das war nicht gesund.« Doch mehr zum DC-Relaunch gibt es in einer späteren Folge dieser Kolumne.

Jim Lee bestätigte zudem nochmal, dass er an Dark Knight: Boy Wonder arbeitet, die de-facto Fortsetzung zu All-Star Batman, und dass er davon ausgehe, dass diese Serie nächstes Jahr erscheinen werde. Multiversity, die geplante Miniserie von Grant Morrision, wurde ebenfalls mehrmals mit einem ominösen »Sommer 2012« als Erscheinungsdatum erwähnt.

Und bei Vertigo wurde die neue Ongoingserie Fairest angekündigt, die ein Spin-Off von Fables ist und wohl eine Anthologie werden soll.

Marvel hat seinen Comic-Con Auftritt erstaunlicherweise fast nur auf Comics beschränkt, wo doch sonst immer mehr Filme und Fernsehserien im Fokus standen. Natürlich ging es primär um Fear Itself und die Geschichten, die daraus entstehen.

Zum einen wäre da Battle Scars, ein Branding, das es schon bei Dark Reign oder Heroic Age gab. Es soll zeigen, dass sich diese Geschichten mit den Auswirkungen von Fear Itself beschäftigen und wie das Ereignis die Helden verändert hat. Hier wird es auch einige One-Shots mit dem Titel Shattered Heroes geben, die sich mit Captain Amerika, Thor und Iron Man beschäftigen.

The Fearless erzählt die Geschichte der Hämmer weiter, die in Fear Itself eine zentrale Rolle spielen. Diese zweiwöchentliche Serie ist eine Gemeinschaftsproduktion der Autoren Matt Fraction, Chris Yost und Cullen Bunn sowie der Zeichner Mark Bagley und Paul Pelletier.

Fear Itself Aftermath: Battle Scars wird ebenfalls von Fraction, Yost und Bunn geschrieben und von Scott Eaton gezeichnet. Hier geht es um einen neuen Charakter, der von allen gejagt wird. Dieser neue Charakter soll sehr wichtig für das Marvel Universum sein und ich vermute einfach mal, dass es sich um die Person ganz oben links in diesem Bild handeln wird, da in San Diego dort noch Thor zu sehen war.

Fraction wird zudem noch eine neue Defenders Serie schreiben, die von Terry Dodson gezeichnet wird. Diese Serie wurde bereits mit sehr interessanten Bildern vor San Diego angekündigt und Fraction hat bereits verlauten lassen, dass die einzelnen Hefte für sich stehen sollen oder sich eine Geschichte maximal über drei Hefte erstrecken wird. Dieser Trend, den auch DC für ihren Relaunch angekündigt hat, sehe ich draus positiv, weil er das Einsteigen erleichtern sollte.

Bei der Reborn-Serie von Jeph Loeb und Ed McGuinness, die ebenfalls schon vor dem Comic-Con angekündigt worden war, handelt es sich um Cable Reborn, was ich aber schon länger vermutete. Das ist die erste Ankündigung bei der ich mir überlegen muss, ob ich mir die Serie antun werde. Alles Vorangegangene geschah unter der Federführung von Matt Fraction. Das hat mir bisher sehr gut gefallen und ist daher ein Muss. Loeb und McGuinness sind nicht so mein Geschmack und mein Interesse an Cable wurde schon geringer als seine erste Serie noch lief.

Incredible Hulk startet im Oktober neu, geschrieben von Jason Aaron und gezeichnet von Marc Silvestri, wobei das spannendste an der Serie wohl die Frage sein dürfte: Wie lange hält Silvestri eine monatliche Serie durch? Allerdings sehen die ersten Bilder wirklich umwerfend aus. Auch hier ist vielleicht das Artwork einen Blick wert, die Geschichte an sich hört sich zwar ebenfalls interessant an, aber ein wirklicher Fan des grünen Hulks war ich nie.

Ein weiteres Mini-Event wird Hulk of Arabia werden, wo Jeff Parker und Patrick Zircher den roten Hulk in den mittleren Osten schicken. Da die Abenteuer des roten Hulks sowieso auf meiner Aboliste stehen, wird das automatisch bei mir landen.

An der digitalen Front werden zum Ende des Jahres alle Spider-Man und X-Men Titel zeitgleich mit der gedruckten Version auch digital verfügbar sein. Weder Spider-Man noch X-Men stehen momentan auf meiner Liste, daher wird hier meine Entscheidung nochmal etwas verschoben, ob ich umsteigen soll.  

Avengers Origins wird einzelne Avengers und ihre Motivation genauer beleuchten. Ant-Man und Wasp, Luke Cage, Vision, Quicksilver und Scarlet Witch sowie Thor bekommen alle ihren Platz im Rampenlicht. Soweit ich das einschätzen kann werden hier Ereignisse von einem neuen Blickwinkel beschrieben, so dass dies auch für ältere Leser interessant sein könnte. Mich interessiert allerdings nur Thor wirklich.

Doch die wohl größte Nachricht für mich war die Ankündigung der Season One Graphic Novels. Eine für den Buchhandel geschaffene Neuerzählung der Herkunft der wichtigsten Helden. X-Men, Fantastic Four, Spider-Man und Daredevil bekommen alle ihr eigenes Buch von nicht ganz so bekannten Autoren oder Zeichnern, aber von dem was man bisher sehen konnte ist die Qualität wirklich gut. Hier sehe ich viel Potential und man sollte wohl nächstes Jahr ein Auge auf die Nielsen Bookscan-Zahlen werfen. Das könnte der Schritt sein, der Marvel im Buchhandel wieder an DC heran bringt. Je nach Preis werde ich mir alle dieser Graphic Novels holen, da die sich sicher auch im Regal gut machen.

Neben den beiden großen Verlagen gab es auch bei dem Rest einige durchaus interessante Ankündigungen.

MacGyver kommt wieder, diesmal als Comic von Image. Ich bin gespannt, ob es zusammen mit Bindfaden, einer Büroklammer und einem Schweizer Messer eingeschweißt erscheint. Dann haben wir da noch ein Star Trek / Legion of Super-Heroes Crossover, das seltsamer nicht sein könnte und Frank Millers Holy Terror bei Legendary Comics. Dieses Projekt hat als ein Batman-gegen-alQaida-Story angefangen, aber DC zog rechtzeitig die Reißleine.

Alles in allem konnte man nach diesen Ankündigungen annehmen, dass DC die Comic-Con »gewonnen« hat, wie man so schön sagt. Doch Marvel hat wirklich viele neue Sachen angekündigt und man hat zudem das Gefühl, dass sie eine einheitliche Strategie fahren und wissen was sie tun. Bei DC fühlt sich das rein subjektiv eher wie Schadensbegrenzung an, zumal den fünf neuen Serien die gewichtige Relevanz fehlt, die es bei den Marvel-Serien gibt. Das lässt die Vermutung zu, dass Marvel wieder die Nase ziemlich eindeutig vorne haben wird, werden der DC-September-Nummer-1-Hype abgeklungen sein wird. Was zudem verwundert, ist das Fehlen einer Graphic Novel bei DC, die den schrumpfenden Vorsprung im Buchhandel halten könnte. Da die Watchmen-Nachfrage immer mehr abklingt, entsteht hier bei DC eine Lücke, die schnell gefüllt werden will. So wie es aktuell aussieht wird ein Teil dieser Lücke vielleicht bald von den Marvel Season One Büchern geschlossen.

Abbildungen © Marvel Comics; DC Comics; Legendary Comics; Image Comics


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Über den Autor

Stefan »Starocotes« Immel, geboren 1968, liest seit über 20 Jahren US-Superhelden-Comics der großen Verlage und beschäftigt sich mit den Autoren und Künstlern, Redakteuren und Verlegern. Seit vier Jahren betreibt er ein Blog, das sich primär um Comics dreht.

Glücklicherweise wird von seiner Frau dieses Hobby nicht nur geduldet, sondern auch unterstützt und seine beiden Kinder kennen ebenfalls schon mehr Superhelden als der durchschnittliche Deutsche.