Kolumne: Comicfachhandel
Sieht der deutsche Comichändler so aus wie der »Comic-Typ« aus den Simpsons? Für viele ist der moderne Comicfachverkäufer ein unbekanntes Wesen. Die Freuden, die Sorgen und Nöte dieser Gruppe kommen im Diskurs oft zu kurz und nur pauschalisiert zum Zuge. Heute startet eine neue Kolumne, die fortan in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht wird.
Im »Comicladen-Report« schreiben die beiden Comicfachhändler Ekki Helbig und Björn Steckmeier für CRON über den Comicmarkt aus Sicht des Händlers. Wir haben sie gebeten, als Auftakt ihr tägliches Arbeitsfeld etwas vorzustellen, damit sich die Leser ein besseres Bild davon machen können. Jeder stellt in der nullten Folge den Laden des anderen vor.
Jede Kolumne wird mit unserem Forum verlinkt, damit ein hoffentlich reger Meinungsaustausch stattfinden kann. Dort kann man auch Themen vorschlagen, welche die Autoren in zukünftigen Kolumnen behandeln könnten. Gast-Kolumnen von anderen Händlern sind ebenfalls willkommen.
Comicladen-Report: Was den Handel bewegt
Folge 0: Wer sind wir?
→ von Ekki Helbig und Björn Steckmeier
Der »Bonner Comic Laden«, vorgestellt von Ekki Helbig
Bonn war mir nicht als Comichochburg bekannt. Ich bin dort Anfang der achtziger Jahre ausschließlich zum Demonstrieren gewesen, sei es gegen Pershings oder Atomkraft. Es gab immer einen Grund nach Bonn zu fahren.
Aber in Bonn sitzt seit fast 30 Jahren einer der renommiertesten und bekanntesten Comicläden Deutschlands.
Im Februar 1982 gründete die Familie Dressler im Keller der Oxfordstrasse 17 den »Bonner Comic Laden«. Zum 1. Januar 1993 übernahm dann Achim Dressler alleinverantwortlich den Laden von seinem Vater.
Zentrumsnah gelegen zwischen dem Stadthaus und dem Bertha-von-Suttner-Platz, begann dieses kleine Kellerbiotop über die Jahrzehnte hin zu wuchern und zu wachsen.
Heute nimmt der »Bonner Comic Laden« in der Oxfordstrasse drei Etagen in Beschlag. Die Verkaufsräume verteilen sich übers Erdgeschoss und den ersten Stock und sind auf ca. 200 Quadratmeter angewachsen. Im 2. Stock befinden sich die Büros fürs Organisatorische und den Vertrieb.
Einen personellen Einschnitt gab es 2009, als Achim Dressler ausstieg, um sich in Zukunft ausschließlich um seinen Bocola-Verlag zu kümmern. Am 20.4.2009 haben dann die Mitarbeiter Jörg Sicher und Jochen Kestel den Laden übernommen. Derzeit beschäftigt der Laden fünf Festangestellte und eine ganze Reihe an Aushilfen (letztere überwiegend weiblich und keine Manga-Leser – um einmal mit dem Vorurteil aufzuräumen, das weibliche Geschlecht wisse mit Comics nichts anzufangen). Heutzutage ist der »Bonner Comic Laden« eindeutig der Platzhirsch, denn außer dem Bahnhofsbuchhandel gibt es keinerlei Konkurrenz mehr in Bonn.
Der Laden ist ein Paradies für Sammler und Leser. Man braucht zwar ein bisschen, um sich in dem überbordenden Angebot zurechtzufinden, aber es lädt auch zum ausgiebigen Stöbern ein. Das kompetente, freundliche und hilfsbereite Personal steht einem auch gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Im Erdgeschoss findet man eine sehr große Auswahl an Comics und Manga, Fantasy- und SF-Bücher in sowohl deutscher als auch englischer Sprache. Außerdem DVDs, T-Shirts, Sammelfiguren, Poster und sonstiges Merchandise.
Im ersten Stock findet sich die Rollenspielabteilung, auch die Card-Games haben hier ihren Platz. Es gibt außerdem einen Bereich zum Spielen. Dort finden gelegentlich Zocker-Events statt.
Wie erwähnt sind im 2. Stock die Büros beheimatet, hier kümmern sich die Mitarbeiter um den Online-Vertrieb. Unter der cleveren Adresse Comicshop.de kann man sich nahezu das komplette Angebot des Ladens auch nach Hause schicken lassen. Auch hier ist der »Bonner Comic Laden« eine gute Anlaufstelle.
Unser Kolumnist Björn Steckmeier arbeitet seit 1999 im Laden als Aushilfe und ist inzwischen das Mädchen für alles geworden.
Das »T3« in Frankfurt, vorgestellt von Björn Steckmeier
Frankfurt war schon immer eine Comicstadt. So entstand der erste Comicladen schon 1982 und auch der erste Comicvertrieb (Riedel & Krebs) agierte vom Main aus.
Heutzutage gibt es drei Comicläden in Frankfurt: den seit fast dreißig Jahren alteingesessenen »X-tra-BooX« (Berliner Straße 20), den antiquarisch spezialisierten und außerhalb der Innenstadt gelegenen »Comic- & Romanladen Sachsenhausen« (Wallstraße 24) und die Nummer drei wollen wir aus gegebenem Anlass ausführlich vorstellen.
Im Herzen von Frankfurt, in unmittelbarer Nähe zum Einkaufszentrum »My Zeil« liegt der Comicladen »Terminal Entertainment« - oder auch einfach nur »T3« für die etwas sprachfauleren Menschen. Bereits seit über 15 Jahren existiert das Ladengeschäft in der Große Eschenheimer Straße nun schon und erfreut sich dabei großer und stetig wachsender Popularität.
Der Startschuss fiel im Oktober 1995, aber die drei Betreiber Ekki Helbig, Gerhard Kurowski und Wolfgang Brenner waren auch schon vorher im Comicgeschäft nicht unbekannt. So arbeite Helbig bereits seit 1993 im traditionellen Comicladen »Comic« (heute »X-tra-BooX«), während Kurowski und Brenner bei der heute leider nicht mehr existenten Konkurrenz »Comica« tätig waren.
Auf 120 m², verteilt auf zwei Stockwerken, findet der Comic-Liebhaber so ziemlich alles, was das Sammlerherz begehrt – seien es deutsche und amerikanische Novitäten, Actionfiguren, Merchandise, Rollenspiele und DVDs (Anime). Auch wenn man sich auf den Import amerikanischer Comics spezialisiert hat und über ein großes Angebot antiquarischer Comics verfügt, findet man natürlich auch als Deutschleser alle gängigen Produkte aus dem Alben-, Manga- und Superheldensektor, sowie eine Vielzahl von Comictiteln kleinerer Verlage und natürlich eine große Auswahl an Graphic Novels u.a. der Verlage Reprodukt, avant und Edition Moderne. Die Rollenspielabteilung, erst seit 2010 existent, ist zudem in kürzester Zeit zu einem weiteren wichtigen Standbein geworden.
Nicht zuletzt durch das persönliche Engagement der Geschäftsbetreiber betätigt man sich vorbildlich im Bereich der Signierstunden, die regelmäßig – und nicht nur zu comicalen Großereignissen wie dem »Gratis Comic Tag« [sic!] – und zahlreich stattfinden. Zu Gast sind dann neben nationalen Größen wie Naomi Fearn (Zuckerfisch) und Sarah Burrini (Das Leben ist kein Ponyhof) auch gerne schon mal internationale Hochkaräter wie Alex Ross (Kingdom Come), Chris Ware (ACME Library) oder Terry Moore (Strangers in Paradise). Darick Robertson (The Boys) verewigte den Comicladen sogar in einer Ausgabe seiner Comicserie Transmetropolitan. Des Weiteren fördert man auch junge Zeichnertalente aus dem Frankfurter Raum.
Fotos © Bonner Comic Laden (Bonn); Terminal 3 (Frankfurt/Main)
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Comicladen-Report: Was den Handel bewegt
Die Autoren (Vorstellung folgt mit Folge 1)
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Ekki Helbig Björn Steckmeier
Die nackten Fakten
Bonner COMIC Laden GmbH
Oxfordstraße 17
53111 Bonn
Homepage: Comicshop.de
Tel.: +49 (0) 228 / 55082-0
Fax: +49 (0) 228 / 55082-55
E-Mail: Bonner COMIC Laden
Öffnungszeiten:
Mo. – Fr. 10-19 Uhr
Sa. 10-18 Uhr
T3 Terminal Entertainment
Große Eschenheimer Straße 41a
60313 Frankfurt am Main
Homepage: T3FfM
Tel. +49 (0) 69 287569
Email: Terminal Entertainment
Öffnungszeiten:
Mo. – Do. 10-19 Uhr
Fr. 10-20 Uhr
Sa. 10-18 Uhr