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BLOG: Comic heut' nich' - Folge 6: GCT-Comics - Teil 3

Holzhof Comix GCT 2012

Morgen ist es soweit, der dritte Gratis Comic Tag findet statt. Für die Leser von CRON hat Matthiaz vorab alle 30 Gratiscomics unter die Lupe genommen. Und zum Abschluss gibt es noch einen Bonustrack von Ekki Helbig.

Comic heut' nich', Comic morg'n …

Rapid Comics Comments von Matthiaz Hofmann
2012/KW19 - Folge 6: GCT-Comics, Teil 3 von 3

 

Nur noch ein paar Stunden bis um Event. Heute zeigt das Thermometer 31 Grad hier im Süden Deutschlands. Ja, ist denn schon Sommer? Aber es passt, nach dem Rasenmähen, zurzeit kann man dem saftigen Grün so richtig beim wachsen zusehen, schnell den Liegestuhl auspackt und mit den letzten zehn GCT-Comics in die Sonne geknallt.

Was viele nicht wissen: Neben den 30 GCT-Comics gibt es noch einen 31. Titel, der nicht offiziell beworben wird [siehe auch hier]. Diesen bespricht Gastkommentator Ekki Helbig.

Zum letzten Mal dieser Hinweis: Die Reihenfolge der kommentierten Hefte ist bewusst rein willkürlich und nicht nach Verlagen sortiert. Auch wenn mich einige dafür hassen, habe ich mich zu einer kleinen, politisch korrekten Kategorisierung durchgerungen:

  1. »Haben-muss« (must-have )
  2. »Engere Auswahl« (short-list)
  3. »Kann man nehmen, muss man aber nicht« (nice-to-have)

Und weiter geht's!


Faust
Carlsen
Ausführliche Leseprobe

Don Quijote GCT 2012Nach Faust von Goethe wurde jetzt Cervantes' Don Quijote »verflixt«. Anders als der gelbe Umschlag suggeriert, wurde der spanische Ritterroman um den wirren Mann von La Mancha und seinen Gehilfen Sancho Panza nicht »reclamisiert«, sondern modern, frisch, fromm, fröhlich und frei neu interpretiert vom geschätzten Flix (siehe auch das Interview mit dem hippen Zeichner in ALFONZ Nr. 0b).

Mit dem Klassiker der Weltliteratur hat die Story natürlich nicht mehr so viel zu tun und man kann sie auch ohne Vorwissen lesen, aber natürlich ist eine Lektüre besonders reizvoll, wenn man die Vorlage zumindest in Grundzügen kennt.

Ein guter Vorschmack auf eine der fluffigsten und wichtigen Neuerscheinungen des Jahres. »Haben-muss«

 


 

Justice League
Panini
Verschiedene Leseproben

Justice League GCT 2012Wer nicht völlig hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen lebt, der wird inzwischen mitbekommen haben, dass es letztes Jahr diesen »DC-Relaunch« in den USA gab, der jetzt im Juni auch in Deutschland für Furore sorgen soll.

Für Panini wird diese gesamte Storyline der Megaschwerpunkt des Sommers. Mit diesem Heft kriegt man einen Vorgeschmack darauf, in Form von Leseproben und umfassenden Informationen. Geboten wird neben der Justice League von Jim Lee noch Batman von David Finch, die aber beide nur mit ein paar Seiten angerissen werden. Als Comic ist das Ganze nicht Fisch und nicht Fleisch, aber es dient ganz gut, um einen Überblick über das große Event zu bekommen.

Wer dann immer noch nicht entscheiden kann, welche Serien er kaufen soll, der sollte in die erste Printausgabe von ALFONZ schauen, die zu Erlangen kommt. Dort gibt es ein wertendes Mini-Ranking der besten Serien aus dem ganzen Neustartgewirbel.

Für Superhelden-Fans ein »Haben-muss«, für alle anderen eher »Kann man nehmen, muss man aber nicht«.


Akuma To Love Song
Kazé Manga
Ausführliche Leseprobe

Akuma To Love Song GCT 2012Dies ist der zweite Titel, den der neue Verlag Kazé für die Besucher des GCT bereit hält. Auch dieses Heft ist in japanischer Leserrichtung gedruckt und schwarzweiß. Als Bonus gibt es ein Poster in der Heftmitte.

War Blue Exorcist für die Jungs, so ist Akuma to Love Song für die Mädels. Maria ist neu an ihrer Schule. Sie ist schön und sie kann singen, aber sie ist unbeliebt, weil sie so schonungslos ehrlich ist. So beginnen mitreißende Manga-Frauencomics – oder klischeehaftes Geplänkel.

Da ich nicht zur Zielgruppe gehöre, kann ich konstatieren, dass es schöne Zeichnungen, große Kulleraugen, viel Schulmädchen-Geknister und Getuschel mit Jungs gibt, also alles was das weibliche Herz so braucht. Gefällig. Für Manga-Mädels ein »Haben-muss«, für alle anderen eher »Kann man nehmen, muss man aber nicht«.




Cosa Nostra
Schreiber & Leser/Alles Gute!
Zwei komplette Geschichten

Cosa Nostra GCT 2012Dies ist eines der am besten gemachten Hefte in diesem Jahr. Da stimmt wirklich alles. Es gibt zwei längere Geschichten aus der fünfbändigen Serie Cosa Nostra. Dazu Hintergrundmaterial zur Thematik, zur Serie und zu den Kreativen. Dazu gibt es Informationen über das weitere Verlagsprogramm. Alles mit Sinn und Verstand und stimmig zusammengestellt. Da steckt viel Arbeit drin.

Storymäßig geht's um die »aufwändig recherchierte Geschichte der amerikanischen Mafia«, die neudeutsch als »Bildroman« vermarktet wird. Die Story von David Chauvel kommt etwas geschwätzig daher. Die Zeichnungen von Erwan Le Saëc sind solide frankobelgische Kunst. Eine starke, zum Teil historische belegte Geschichte um die Mafia, die für den erwachseneren Leser sehr zu empfehlen ist. »Haben-muss«.

 


 

Der Vampir von Benares
Ehapa Comic Collection
Komplettes Album

Der Vampir von Benares GCT 2012Noch ein guter Deal. Ehapa wirft hier den Leuten ein komplettes Album einer neuen Serie, welches als Hardcover letzte Woche erst erschienen ist, vor die Füße. Drei Bände wird die gesamte Serie umfassen.

George Bess entführt den Leser nach Benares in Indien, wo der Journalist Mircea sich mit seinem zukünftigen Schwiegervater verabredet hat. Dieser verschwindet jedoch spurlos.

In eine eher klassische Krimihandlung spinnt Bess diverse Horrorelemente, denn in der Unterwelt alten heiligen Stadt treiben fiese Vampire ihr Unwesen. Insgesamt ein spannendes, treffend gezeichnetes Abenteuer mit leichtem Gruselfaktor, das vor allem eins macht: gut unterhalten. Und mehr ist auch nicht gewollt. »Engere Auswahl«.




Die Schlümpfe
Toonfish
Comics für KIDS
Ausgewählte Kurzgeschichten

Die Schlümpfe GCT 2012Was soll man noch zu den Schlümpfen sagen? Eben. Die Schlümpfe sind die Schlümpfe. Und das ist gut so. Was die alten Funny-Klassiker aus »Frankobelgien« betrifft, so ist Peyo einer meiner Lieblinge. Ob Johann & Pfiffikus, Benni Bärenstark oder Pussy, wer das als Kind gelesen hat, ist geprägt.

Hier werden Geschichten aus der Ablegerserie Die Welt der Schlümpfe geschlumpft. Es schlumpft um den bösen Zauberer Gargamel, und wie man auf dem Cover sieht, kriegt er wieder böse eins auf die Fresse geschlumpft.

Diese neuen Geschichten sind eher »nur nett« und haben nicht den verspielten Charme der alten Geschichten von Peyo, aber sie bemühen sich und für Kinder sind sie immer noch ganz gelungen. Da es im Angebot für die Kids diesmal starke Konkurrenz gibt, hier ein realistisches: »Kann man nehmen, muss man aber nicht«.


 

Game of Thrones
Panini
Komplettes Heft

Game of Thrones GCT 2012Game of Thrones ist ursprünglich eine Fantasy-Romanserie von George R. R. Martin, die in Deutschland als »Das Lied von Eis und Feuer« erschien. Martin war zu der Zeit, als ich noch viel Science Fiction-Literatur las, also in der guten alten Zeit, als Leute wie Philip K. Dick, John Brunner, Brian W. Aldiss oder Gene Wolfe gute Stoffe ablieferten und die Verlagsprogramme nicht aus Endlosserien bestanden, einer meiner Lieblingsautoren. Besonders gelungen: seine preisgekrönte Kurzgeschichte »Sandkings«, die übrigens bereits 1987 als Band 7 der Albenserie Science Fiction Graphic Novel bei DC Comics erschienen ist, adaptiert von Doug Moench und Pat Broderick. Jaja, schon in den 1980ern gab es diesen Begriff …

Aber ich schweife ab. Game of Thrones wurde vom US-Bezahlfernsehen HBO erfolgreich verfilmt und sorgte zuletzt auch bei RTL 2 für hohe Einschaltquoten bei der jugendlichen Zielgruppe. Und jetzt kommt der passende Comic.

Wer Martins Bücher kennt und schätzt, sollte einen großen, nein, was schreibe ich, einen riesengroßen Bogen um das Heft machen. Der Comic wird der Vorlage in keiner Weise gerecht. Wer sie nicht kennt, darf reinschauen und er wird durchschnittliche bis solide Fantasy-Kost erblicken. Wer derlei Stoff mag, der wird auch hier Gefallen daran finden. »Kann man nehmen, muss man aber nicht«.


Holzhof Comix
Holzhof
Ausgewählte Kurzgeschichten

Holzhof Comix GCT 2012Kein Mensch kannte den Holzhof Verlag. Und dann kam der Gratis-Comic-Tag 2011, an dem der ostdeutsche Verlag, der sich um die Förderung alter, fast vergessener DDR-Comics bemüht, zum ersten Mal teilnahm. Und dann ging das Gezeter los. Ein Verlag, dessen Comics im Fachhandel nichts verloren hat, war auf einer Veranstaltung, die dem Comichändler nebenan helfen soll, so willkommen wie ein Leprakranker auf einer Bundesliga-Aufstiegsfeier. Und überhaupt, was für komische Comics waren denn das? Noch schlimmer wäre ja nur, ein Comicfestival würde mit einem Gratiscomic teilnehmen …

Die ganze Kritik ließ Guido Weisshahn, den »Scheffe vom Holzhof«, zwar nicht kalt, aber es machte ihn auch nicht verrückt. Und so ist er ein Jahr später zurück mit einem neuen Gratisheft, und siehe da, es weiß zu gefallen.

Es gibt ein Vorwort mit Vorstellung. Man erfährt von dem Gesamtprogramm des Verlages. Es werden ausgewählte Comics präsentiert, teils extra für das Heft gezeichnet. Und es gibt den obligatorischen DDR-Klassiker, der zwar im Westen nach wie vor ausdruckslose Gesichter hervorrufen dürfte, aber das gehört zum Konzept. Alles in allem solide und gut gemacht. »Kann man nehmen, muss man aber nicht«.



Whoa Comics
Plem Plem Productions
Ausgewählte Leseproben

Whoa! Comics GCT 2012Sie sind noch jung und frisch und brauchen das Geld. Ähh, oder besser verplempern das Geld. Ich spreche von PlemPlem Productions, einem noch relativ neuen Verlag, der irgendwie wirkt, als hätten die Macher noch nicht realisiert, dass der große Heftchen-Boom längst passé ist.

Der Name ist Programm und das ist letztlich gut so. Abgefahrene, schräg humorige, sehr US-amerikanisch geprägte Comicunterhaltung für eine Zielgruppe, die schwer zu ermitteln ist. Hört sich schlimmer an als es ist. Die Kreativen hinter Whoa! Comics hatten offensichtlich Spaß bei der Sache. Die Zeichnungen sind allerdings noch entwicklungsfähig, manches sieht amateurhaft aus und die Kolorierung ist auch »all over the place«.

Zum Glück nehmen sich Christopher Kloiber und seine Kumpels selbst nicht so ernst. Das Stärkste an dem Heft ist nämlich die humorige Art und die hohe Gag-Dichte. Wie dem auch sei: Dabei sein ist alles. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Und, einen hab' ich noch, was die Zeichnungen betrifft: Üben, üben, üben! »Kann man nehmen, muss man aber nicht«.


 

Zuckerfisch
Zwerchfell
Ausgewählte Kurzgeschichten

Zuckerfisch GCT 2012Naomi Fearns Zuckerfisch ist so eine Art »Everybody's Darling« des modernen, ich-bezogenen Comicstrips. Schon zehn Jahre gibt es Naomis Erzählungen aus ihrer semi-fiktiven Welt, in der ein Hase immer ein paar Wörtchen mitzureden hat.

Die Themen sind up-to-date, die Gags zum Lachen, die Zeichnungen gelungen. Und sogar Frauen finden diesen Comic gut. Also ich meine, Frauen, die nichts mit Comics am Hut haben. Probiert's einfach mal aus. Nehmt das Heft mit und gebt es einer Frau. Sie wird es lesen und schmunzeln oder sogar schallend lachen.

Mit Zuckerfisch kann man nichts falsch machen. Die Empfehlung hier ist kinderleicht: »Haben-muss«.

 


 

Das waren jetzt alle 30 Hefte. Aber das ist nicht alles. Einer fehlt noch. Da mir das Heft leider nicht vorliegt, sprang dankenswerterweise der bekannte »Comics Retailer« Ekki Helbig aus Frankfurt am Main ein und lieferte diesen Gast-Kommentar:

Bonus-Track

Ewiger Himmel
Zampano
Ausführliche Leseprobe

Ewiger Himmel HCT 2012Ewiger Himmel – ein Schweizer in New York ist die Autobiografie von David Boller und schildert vor allem seine 16 Jahre in Amerika und den Versuch in den Staaten einen Lebensunterhalt als professioneller Comiczeichner zu verdienen.

Das Buch erscheint erst im September 2012, ein offizielles Gratis Comic Heft fiel den derzeitigen Regeln - zeitnahes Erscheinen – zum Opfer. Also hat David Boller einfach sein eigenes Gratisheft produziert, das allerdings nicht in allen Läden verfügbar sein wird. Es ist das inoffizielle 31. Heft.

Der Comic bietet Exklusivmaterial, das nicht im Buch enthalten sein wird. David schildert seine permanenten Umzüge in den USA, und das auf sehr unterhaltsame Weise, auch peinliche Missgeschicke werden nicht ausgespart. Geschichten vom Umzugsstress, die jeder Mal erlebt hat. Das macht einfach Spaß zu lesen.

Aber auch sonst hat das Heft einiges zu bieten. Der Umschlag ist wesentlich stabiler als bei den regulären Heften. Die Druckqualität ist hervorragend und die Konzeption weiß absolut zu überzeugen.

Es gibt eine vernünftige Einführung, ein Interview von Bernd Glasstetter mit dem Künstler, alle Titel von Zampano werden vorgestellt, eine Extracomicseite gibt einen Ausblick auf Ewiger Himmel. Sogar eine Vorbestellkarte fürs Buch ist vorhanden.

Hier hat sich jemand sehr viele Gedanken gemacht, wie er am besten Werbung für sein Buch und seinen Verlag machen kann. Chapeau, so sieht ein nahezu perfekter Gratiscomic aus! [Ekki Helbig]

 Abbildungen © den jeweiligen Verlagen

 Alle Hefte 2012: Kurz Kommentiert: Teil 1 - Teil 2 - Teil 3


Kommentar abgeben? Kein Problem!
Und zwar hier in unserem Forum: Comic Report Forum


Weiterführender Link:

Homepage des Gratis Comic Tages: Gratis Comic Tag


Über das Blog

Mit »Comic heut' nich', Comic morg'n …« räumt Matthiaz [sic!] auf, denn jede Woche flattern ziemlich viele Comics auf seinen Redaktionstisch. Nicht alles eignet sich für lange Abhandlungen, aber vieles ist es wert, dass man ein paar Worte darüber verliert. Also macht er es sich bequem und schreibt darüber. Und manchmal auch darüber hinaus …