Bereits zum zehnten Mal wurde der Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung ausgeschrieben. Inzwischen steht der Gewinner fest: 2024 geht die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung an Franz Suess. CRON verrät, wofür der Österreicher prämiert wurde und wer es sonst noch ins Finale geschafft hat.
Von Außenseitern,
Schuld und Klasse
Seit 2015 vergibt die in Ditzingen bei Stuttgart ansässige Berthold Leibinger Stiftung ihren Comicbuchpreis. Ausgezeichnet wird ein bislang unveröffentlichter deutschsprachiger Comic, dessen Fertigstellung absehbar ist. Im vergangenen Jahr setzten sich das Vater-Tochter-Gespann Ahmadjan Amini und Maren Amini aus Hamburg durch. Ihre Graphic Novel Ahmadjan und der Wiedehopf wird Ende August 2024 bei Carlsen erscheinen.
In diesem Jahr stand ein kleines Jubiläum an. Der Comicbuchpreis der Stiftung wurde zum zehnten Mal vergeben. Ausgezeichnet hat die neunköpfige Jury unter Vorsitz von Andreas Platthaus (FAZ) den Comic Jakob Neyder des österreichischen Zeichners Franz Suess. Der 1961 geborene Suess, der Malerei und Grafik an der Kunstuniversität Linz studierte und inzwischen in Wien lebt und arbeitet, ist in der Comicbranche kein Unbekannter. Zu Suess Arbeiten zählen unter anderem Diebe und Laien (avant-verlag) und Paul Zwei (Luftschacht). Und auch für den Preis der Berthold Leibinger Stiftung hat sich Suess in der Vergangenheit bereits beworben.
In Jakob Neyder erzählt Suess die Geschichte eines Außenseiters, der versucht, seiner Verantwortung für eine Straftat zu entkommen.
Andreas Platthaus begründet das Urteil der Jury wie folgt: »Die neue Geschichte des spät berufenen, aber schon mehrfach für den Berthold Leibinger Comicbuchpreis nominierten Wiener Autors Franz Suess berichtet von einem Niedergang auf Raten. Jakob Neyder hat Schuld auf sich geladen, und wie er damit um- und untergeht, das ist das Thema dieses ebenso virtuos gezeichneten wie erzählten Comics. Suess bleibt den sozialen Außenseitern treu, deren Probleme und Verhalten sie aber mitten in die Gesellschaft stellen. Kein anderer deutschsprachiger Comic-Autor baut derzeit so konsequent an einem Gefüge aus Einzelschicksalen, die sich zum Porträt einer Klasse fügen.«
Laut Stiftung soll der prämierte Band etwa 170 Seiten umfassen und bis Mitte 2024 fertiggestellt werden.
Neben Andreas Platthaus gehörten der Jury David Basler, Barbara Buchholz, Professor Dr. Frank Druffner, Dr. Brigitte Helbling, Dr. Florian Höllerer, Teresa Präauer, Dr. Stefanie Stegmann sowie als Gastjurorin die Preisträgerin aus dem vergangenen Jahr, Maren Amini, an.
Wie schon in den vergangenen Jahren bewarben sich auf den Preis nicht nur Newcomer, sondern auch alte Bekannte. Insgesamt gingen 152 Bewerbungen ein. Die neun Comicschaffenden, die es ins Finale geschafft haben und für ihre noch unveröffentlichten Arbeiten jeweils 2500 Euro Preisgeld erhalten, sind: Ika Sperling mit Der große Reset, Frauke Angel (Text) und Stephanie Brittnacher (Zeichnungen) mit Haus aus Stein, Maurizio Onano mit In Gucci zu Netto, Isabel Peterhans (Zeichnungen) und Simone Schönett (Text) mit Kein Himmel, kein Traum, Tagesmusik., Noëlle Kröger mit Meute, Birgit Weyhe mit Schweigen, Melanie Wigger mit Vincent - Eine Geschichte über Freundschaft und Demenz, Hannah Brinkmann mit Zeit heilt keine Wunden sowie Jens Cornils mit Zeter & Mordio.
Die Preisverleihung findet am Montag, 22. April 2024, im Hospitalhof Stuttgart statt. Des weiteren heißt es vonseiten der Stiftung: »Eine Ausstellung zur Preisträgerarbeit wird, wie im vergangenen Jahr, vom Literaturhaus Stuttgart geplant und unter anderem in den Räumen des Literaturhauses zu sehen sein.«
(Quelle: Berthold Leibinger Stiftung)
[ALFONZ-Redaktion]
Abbildungen © Franz Suess