Bereits zum elften Mal wurde der Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung vergeben. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung geht 2025 an Dominik Wendland. CRON verrät, wofür der Wahlmünchner prämiert wurde und wer es sonst noch ins Finale geschafft hat.
Vom Druck der Gesellschaft,
Anpassung und Selbstentfremdung
Seit 2015 vergibt die in Eberdingen-Hochdorf (in der Region Stuttgart) ansässige Berthold Leibinger Stiftung ihren Comicbuchpreis. Ausgezeichnet wird ein bislang unveröffentlichter deutschsprachiger Comic oder Manga, dessen Fertigstellung absehbar ist. Im vergangenen Jahr setzte sich der Österreicher Franz Suess mit seiner Graphic Novel Jakob Neyder durch (die bislang noch nicht erschienen ist).
In diesem Jahr hat die Jury unter Vorsitz von Andreas Platthaus (FAZ) den Comic Immer alles anders von Dominik Wendland prämiert. Der 1991 in Baden-Baden geborene Wendland studierte Illustration an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und lebt in München. Beim Jaja Verlag sind u. a. die Comics Egon und Tüti erschienen. Für Letztgenannten wurde ihm 2018 der Bayerische Kunstförderpreis für Literatur verliehen.
Immer alles anders handelt von den Erwartungen, die die Gesellschaft an ihre Mitglieder stellt.
Die Jurorin Anette Gehrig vom Comicmuseum Basel begründet die Auszeichnung wie folgt: »Die Hauptfigur in Immer alles anders ist niemand Bestimmtes – und damit alle. Dies nicht etwa, um der Leserschaft die Identifikation mit ihr einfacher zu machen, sondern weil ihr ihr eigentliches Wesen abhandengekommen ist: Vor einer expressionistisch überhöhten Szenerie stolpert sie durch Tage und Nächte und wechselt dabei Form und Farbe. Um Erwartungen zu erfüllen und Flexibilität anzubieten, erbringt sie Anpassungsleistungen, die sie immer weiter von sich selbst entfremden. Mit einer konsequenten Stilisierung, harten Outlines und monochromen Farbflächen lässt dieser schnelle, atemlose Comic spüren, was der Druck anrichtet, sich immer neu erfinden zu müssen.«
Laut Stiftung soll der fertige Band einmal 150 Seiten umfassen und im Verlauf des nächsten Jahres erscheinen.
Eine Seite aus dem preisgekrönten Comic Immer alles anders
Neben Andreas Platthaus und Anette Gehrig gehörten der Jury Barbara Buchholz, Professor Dr. Frank Druffner, Dr. Brigitte Helbling, Dr. Florian Höllerer, Teresa Präauer und Dr. Stefanie Stegmann an.
Wie schon in den vergangenen Jahren bewarben sich auf den Preis nicht nur Newcomer, sondern auch alte Bekannte. Insgesamt gingen 186 Bewerbungen ein. Die neun Comicschaffenden, die es ins Finale geschafft haben und für ihre noch unveröffentlichten Arbeiten jeweils 2500 Euro Preisgeld erhalten, sind: André Breinbauer mit seinem Comic Blutsauger, Matthias Gnehm (Das Figur-Zeit-Modell meiner unendlich geliebten Alina Branni), Bianca Schaalburg (Emma und Amir), Martin Oesch (Fleischeslust), Constantin Satüpo (Gratweg), Shevek K. Selbert (Jeder von uns hatte ein Leben, das vorbei ist), Horst Klein (Rabensommer), Axel Meintker (Ragdoll) und Ella Cohen mit Savasana.
Die Preisverleihung findet am Montag, 24. März 2025, im Hospitalhof Stuttgart statt. Wie aus den vergangenen Jahren gewohnt, wird es zudem eine Ausstellung zur Preisträgerarbeit in den Räumen des Literaturhauses geben.
(Quelle: Berthold Leibinger Stiftung)
[ALFONZ-Redaktion]
Abbildungen © Dominik Wendland, Jaja Verlag / Foto © Magdalena Joos