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Ein Duo mit treffsicheren Pointen

Im Rahmen ihrer Lesereise zum aktuellen Werk Das schlechtestverkaufte Buch der Welt kamen Hauck und Bauer am 6. Oktober 2024 in den Pavillon nach Hannover. Dort traf CRON das Comic- und Cartoonduo zu einem Interview und erlebte zuvor einen gut zweistündigen Abend, an dem es sehr, sehr viel zu lachen gab.

Seit mehr als 20 Jahren im Geschäft:
Hauck und Bauer begeistern auch auf der Bühne


Der Kleine Saal im Pavillon in Hannover war zweckmäßig eingerichtet. Wie bei Lesungen üblich gab es einen Büchertisch, an dem die beiden Künstler, die sich seit Schulzeiten kennen, ihre Werke auf Wunsch signierten und mit einer Zeichnung veredelten. Keine Musik vorab. Eine Bühne mit einem Tisch und zwei Stühlen. Eine Leinwand, auf der sie Cartoons vom Laptop projizierten. Als Einstimmung folgte ein Videoclip, in dem Hauck und Bauer launig gepriesen wurden. Gegen Ende des Auftritts wurden amüsante Fotos gezeigt und kommentiert, etwa von einem »urgemütlichen« Restaurant mitten in der Eingangshalle des Frankfurter Hauptbahnhofs, was schon sehr skurril und unpassend für ein gemütliches Zusammensein anmutete. Zwischendurch wurden animierte Clips gezeigt, darunter auch drei Werbespots vom Verlag des Wahlberliners Elias Hauck und des in Frankfurt am Main lebenden Dominik Bauer.

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Als Auflockerung für die Pause wurde ein Cartoon auf der Leinwand präsentiert, dessen Sprechblase leer war. Das Publikum durfte sich selbst einen Gag dazu ausdenken. Die besten drei Vorschläge wurden dann von Hauck und Bauer präsentiert. Prämiert wurde der Beitrag, der die meisten Lacher und den größten Applaus erhielt. Hauptgewinn war ein Buch, allerdings keins der Künstler, sondern wohl eher ein obskurer Fund vom Flohmarkt. Der Großteil des Abends bestand aus meist ein bis vier Panels langen Werken, die von den beiden gesprochen wurde. Viele Cartoons und Comics waren Klassiker des Duos, die trotz ihrer großen Bekanntheit durch die Stimmen von Hauck und Bauer noch lustiger wurden. Etwas ungewöhnlich waren Kostproben aus den »schlechtesten Gedichten von Goethe«, die mit dem typischen Humor der Künstler visualisiert wurden. Sehr schön war hier ein imaginierter Besuch des deutschen Dichterfürsten bei der Lesung seiner Gedichte, bei der der Text falsch rezipiert wurde, was den gezeichneten (Wortspiel-Alarm!) Goethe doch sehr aufregte.

cron hauck bauer coverUnd wie bei einem gefeierten Auftritt üblich gab es auch noch eine Zugabe, die jeden Comedian im Lande neidisch machen dürfte. Denn jeder Beitrag war ein Lacher. Wobei die Kenner auf der Bühne sogar noch differenzieren konnten: So wie die Inuit 100 Wörter für Schnee kennen, hörte Dominik Bauer verschiedene Arten des Lachens heraus und konnte sich für bestimmte davon besonders begeistern.

Am Ende war erneut deutlich geworden, wieso Hauck und Bauer seit mehr als 20 Jahren in Titanic, Süddeutscher Zeitung, Apotheken-Umschau und mit ihren Büchern und online so erfolgreich sind: Sie haben eine bemerkenswert hohe Treffsicherheit mit ihren Karikaturen, Cartoons und Comics.

[Stefan Svik]

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Heiter durch den Herbst –
Ein Interview mit Hauck und Bauer


CRON: Schön, dass Ihr da seid! Mir kam das Programm etwas herbstlich, passend zum Oktober vor. Es gab einiges zu den Themen Sterblichkeit und Vergänglichkeit. Habt Ihr das absichtlich so zusammengestellt?

Dominik Bauer (B): Nee, eigentlich ist beim neuen Programm immer das neue Buch die Grundlage. Und dann nehmen wir noch die Witze mit, die es nicht ins Buch geschafft haben. Und so entsteht das neue Programm und im letzten Viertel machen wir so ein Best-of. Aber vielleicht kommen wir jetzt langsam in das Alter (lacht) …

Elias Hauck (H): … in dem wir Oktoberwitze machen.

B: In dem es um den Herbst des Lebens geht. War es wirklich so oft der Tod? Ist mir gar nicht aufgefallen.

Es kam mir so vor. Ansonsten war es ein schöner Querschnitt Eurer Arbeit. Vieles, das ich schon kannte, aber dadurch, dass Ihr es vortragt, wird es noch mal lustiger.

B: Danke.

H: Aber der Herbst kommt ja auch immer später, vielleicht ist die Oktoberstimmung noch etwas fröhlicher als die zu erwartende Novemberstimmung.

B: Oktoberfeststimmung (lacht).

H: Ist ja auch eine Herbststimmung.

Ihr seid gerade auf Tour. Zum Schluss des Programms hattet Ihr den Witz, den ich wahnsinnig lustig finde, mit dem »Krustifix«, in dem es darum geht, den bayerischen Dialekt nicht richtig drauf zu haben. Gibt es lokale Unterschiede, dass etwa ein Beitrag in einer Stadt besser und in einer anderen weniger gut funktioniert?

H: Wir haben schon gemerkt, dass es im Osten ziemlich exotisch klingt, wenn wir in unserem Dialekt, also mit fränkischem Zungenschlag sprechen. In Alzenau [dem unterfränkischen Geburtsort der beiden; Anm. der Redaktion] kommt das dann schon anders an.

B: Ja, ich finde, es wird in unterschiedlichen Städten unterschiedlich gelacht, aber man kann eben nichts daraus lernen. Man ist immer überrascht, warum da jetzt gelacht wird. Heute war »Horst Baumann« so ein guter Ankommer. Dann fragt man sich: Wo kommt das her?

H: Ich finde das gut, dass man davon keine Regel ableiten kann, sondern dass man jedes Mal überrascht ist. Obwohl wir haben jetzt zwei Witze rausgenommen, die …

B: … kamen bundesweit nicht gut an.

H: Vielleicht willst Du die ja abdrucken?

Ihr habt für die Pause eine Aufgabe ans Publikum gestellt. Sie sollten zu einem Cartoon mit leerer Sprechblase eine eigene Pointe erfinden. Erhaltet Ihr darauf eine Rückmeldung vom Publikum, dass sie in dem Moment merken, wie schwer es im Grunde ist, sich gute Witze auszudenken, was bei Euch so leicht wirkt?

H: Wir wollen eigentlich vermeiden, zu sagen: Jetzt seht Ihr mal, was das für eine schwere Arbeit ist. Wir haben auch bisher noch nie den original Cartoon gezeigt, sozusagen als Auflösung. Nach dem Motto: Jetzt kommt der amtliche Witz. Ich glaube, das kommt nicht gut an. Aber wir staunen, dass dann doch sehr viele gute Alternativen zu unseren Witzen dabei herumkommen.

B: In Greiz waren wir gerade, da hatte, glaube ich, jeder was eingereicht bei einem ähnlich großen Publikum wie in Hannover.

H: Ja, genau, das war dieselbe Zeichnung. [Anm. der Redaktion: Ein dreibeiniger Mann kommt zum Arzt] und einer hatte den Text geschrieben …

B: … zum Rumstehen reicht's (lacht).

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Gibt es einen Wert, wie lange bei Euch im Durchschnitt ein Gag braucht von der Idee zur Fertigstellung? Schwankt das zwischen Sekunden und vielen Jahren?

B: Das gibt's genau beides, ja. Dass einem in einer Sekunde etwas einfällt, aus dem man einen fertigen Cartoon machen kann, das gibt's auch, aber seltener als fünf Prozent. Und die Ideen, die man Monate oder Jahre mit sich herumschleppt, wo irgendwas noch fehlte, das gibt's auch.

H: Du überträgst ja oft auch aus dem alten Notizbuch in den neuen Block hinein.

Ist Eure Arbeitsteilung immer 50/50, dass Dominik die Idee hat und Elias zeichnet? Oder hat Elias manchmal schon komplett alleine eine Idee, die er umsetzen kann? Erstellt Dominik manchmal Skizzen als Hilfestellung?

B: Wenn Elias allein die Idee hätte, dann wäre es ja nicht Hauck und Bauer. Dann hätte ich ja gar nichts dazu beigetragen. Aber Elias hat oft noch eine Zusatzidee oder es wird etwas umformuliert. Das gibt es schon, dass von Dir noch ein Dreh dazu kommt.

H: Bisher haben wir in unserem gesamten Œuvre, glaube ich, zwei Witze.

B: Ja, ganz selten.

H: Und würde Dominik zeichnen, würde man halt deutlich sehen, dass das nicht die Hauck-und-Bauer-Handschrift ist. Fände ich auch ganz gut, aber ein Buch könnten wir damit noch nicht füllen. Willst Du's, willst Du zeichnen?

B: Nein (lacht).

H: Dominik will nicht zeichnen!

Ihr hattet 2023 Euer Jubiläum: 20 Jahre Hauck und Bauer. Seit wann konntet Ihr von dieser Arbeit leben?

B: Eigentlich gerade erst seit jetzt. Wir haben jetzt innerhalb kürzester Zeit noch Apotheken-Umschau und Süddeutsche Zeitung als regelmäßige Auftraggeber dazu bekommen. Apotheken seit zwei Jahren, Süddeutsche seit gut einem Jahr. Mit den beiden noch dazu geht's jetzt tatsächlich.

H: Anfangs hatte Dominik noch in der Werbeagentur gearbeitet und ich in einer Kneipe.

B: Wenn wir eine Person wären, dann wäre es schon früher gegangen, aber wenn man durch zwei teilen muss, das hat jetzt schon noch eine Weile gedauert, bis man davon leben kann. Wir machen trotzdem noch hier und da andere Projekte. Soloprojekte.

H: Dominik schreibt ja noch z.B. für die Heute-Show.

B: Elias schreibt Kinderbücher. Filme. Mit Jan Böhmermann.

H: Und beide arbeiten wir für Ringlstetter, da ist Dominik im Redaktionsteam.

B: Elias macht die Zeichentrickfilme für die Gästevorstellung. Aber es würde tatsächlich auch ohne das gehen.

H: Ja.

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In Deutschland haben wir, anders als etwa in Frankreich, seltener den Szenaristen. Bei uns ist meist der Zeichner oder die Zeichnerin auch der Autor bzw. die Autorin. Comickünstler Flix hatte mir mal gesagt, ein Autor wäre manchmal toll für ihn, aber er hat gar kein Geld, das zum Teilen reichen würde. Bei den Cartoons haben wir diese Arbeitsteilung öfter, etwa bei Katz und Goldt oder bei Schilling und Blum. Warum ist das so? Seht Ihr das als etwas getrenntes, die Comic- und die Cartoonszene, Ihr seid ja schließlich genau so Comickünstler? Alles mit einer Sequenz ist ein Comic, ihr werdet aber oft als Karikaturisten oder Cartoonisten bezeichnet, sind das für Euch Grenzen?

B: Unser Comic ist ja untypisch, weil es keine wiederkehrenden Figuren gibt. Da fängt es ja immer wieder bei Null an. Eigentlich ist es auch ein bisschen ein Cartoon in vier Bildern. (Überlegt.) Aber was wollte ich sagen?

H: Aber das zwei Leute hauptberuflich davon leben? Da fällt mir eigentlich nur noch Katz und Goldt ein. Schilling und Blum machen das eher hobbymäßig.

B: Ich würde mich eher dem Cartoon als dem Comic zugehörig fühlen.

H: Ach so, das war die Frage. Also: Comic klingt irgendwie aufschneiderisch. Dazu machen wir zu wenig (lacht).

B: Elias hat mal gesagt: Comics zeichnen ist was für Fleißige, Cartoons zeichnen ist für Faule. Das ist schon schön, schnell fertig zu sein. Und mit einem Bild ein Ergebnis zu haben. Oder in der FAS sind es eben vier Bilder. Aber erstaunlicherweise ist uns auch noch nie eine Comicfigur vor die Füße gefallen beim kreativen Prozess, bei der wir dachten: Da machen wir jetzt eine Serie draus.

H: Wenn, dann so eine angetäuschte Serie, was wir für die taz ein paar Mal gemacht haben. Das es im ersten Bild so aussieht, als sei es eine gesetzte Serie. Da gab es zum Beispiel: Planeten, Taffy-Taz – Die Zeitungsente

B: Jesus und Sokrates.

H: Til Mette als Comicfigur, finde ich auch gut. Aber da gab es dann jeweils nur einen Strip dazu.

Bei manchen Sachen bei der Lesung dachte ich, es wäre cool, wenn die Geschichte jetzt noch weitergehen würde. Man hatte richtig Bock drauf, aber dann ist Schluss. Geht Euch das auch so, manchmal?

H: Ach so. Aber das ist doch perfekt. So soll's ja sein.

B: Das die Geschichten im Kopf noch weitergehen, das ist ja auch die Qualität der Strips. Das wir etwas nur skizzieren, aber nicht auserzählen.

H: Wir überlegen ja gerade (lacht), ob wir eine Ausstellung machen sollen mit den Vier-Bilder-Strips, bei denen wir die Pointe immer weglassen. Da sieht man nur die drei Bilder. Und immer fehlt was. Auf Dauer macht dich das wahrscheinlich verrückt.

B: Ja!

H: Oh, wie geht das weiter?

B: Das wäre echt ein Ritt, ohne Pointe.

H: Die Idee ist, dass man den Katalog dazu kaufen muss, für die Pointen.

Gutes Stichwort. Eure Werke sind sehr lustig, aber ich hatte oft das Bedürfnis, einfach noch länger über die Themen nachzudenken. Da ist sehr viel Tiefgang in Eurer Arbeit. Robert Gernhardt, der, wie auch Ihr, das Satiremagazin Titanic geprägt hat, sagte mal: »Es gibt kein intelligentes Lachen. Es gibt ja auch keinen intelligenten Orgasmus.« Ich finde, Eure Werke beinhalten wesentlich mehr Tiefe und sind deutlich intelligenter als der typische Die-deutsche-Bahn-kommt-immer-zu-spät-Witz. Seht Ihr das auch so?

B: Dazu dürfen wir natürlich nichts sagen (lacht).

H (lacht): Obwohl, ich könnte mich dazu äußern. Ich hab ja mit dem Inhalt nichts zu tun.

B: Es soll und darf aber auch einfach nur albern sein. Die Mischung macht's auch. Dass man da etwas überrascht.

H: Wir waren am Anfang aber sehr viel alberner! Wir sind jetzt im Herbst …

B: Jetzt sind wir beim Tod (lacht). (Murmelt leise): Anfangs war's lustig, jetzt ist es der Tod.

H: Manchmal, wenn ich so in den Schubladen herumwühle, fallen mir Sachen in die Hände, bei denen frage ich mich: Was haben wir uns dabei gedacht? Das ist ja überhaupt nicht witzig! Und dann schicke ich es Dominik und dann können wir uns totlachen. Was soll das? Die Frau beim Friseur, sie sagt: »Sie haben mich ja kahl geschoren.«

B: Das war schon der ganze Cartoon.

Wie seid Ihr zu den Comics und Cartoons gekommen? Gab es Vorbilder? Wer hat Euch geprägt?

H&B (gleichzeitig): Also ganz klar: Titanic.

B: Wir sagen das jetzt wie Tick, Trick und Track gemeinsam (verstellt die Stimme): Titanic! Einfach die ganzen verschiedenen Stilrichtungen, die es dort gab. Im Cartoonbereich.

H: Das man gemerkt hat, man darf einfach so zeichnen, auch wenn man es gar nicht gelernt hat.

B: Ja.

H: Und das Schöne ist inzwischen: Die Vorbilder sind jetzt Kollegen. Rattelschneck trifft man eben in Berlin beim Bier. Alle Titanic-Leute.

B: Sondermann war damals auch dabei. Oder auch so was Abgedrehtes wie Eugen Egner. Da sind ganz viele Türen im Kopf aufgegangen. Da gibt es ein Spektrum an Humor, das man vorher gar nicht kannte.

H: Die Max-Goldt-Kolumnen natürlich.

B: Ja.

H: Die waren auch ganz wichtig.

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Wie viel von dem, was Euch einfällt, kann auch veröffentlicht werden? Lasse ich die Hälfte von dem, was mir einfällt, erst mal liegen und hole es später wieder raus?

B: Ich verbringe schon noch viel Zeit mit Ideen, die ich nicht an Elias weiterschicke, weil das einfach nichts Richtiges wird. Und dann gibt es oft Sachen, die dann auch gezeichnet wurden und davon werden 95 Prozent veröffentlicht.

H: Es gibt dann tatsächlich noch mal die Qualitätskontrolle. Aber das ist echt selten, das da etwas abgelehnt wird. Am Ende schaut dann noch mal Olaf Scholz drüber, weil »das sind ja Systemmedien« (beide lachen).

B: Tatsächlich ist einer unserer Follower auf Instagram Boris Pistorius.

H (schmunzelt): Und der schaut ganz genau zu, was wir machen.

Was an aktueller Popkultur begeistert Euch momentan persönlich besonders, sagen wir mal Filme, Serien, Comics, Cartoons?

B: Am lustigsten finde ich Hannes Richert. Bei Comics bin ich, außerhalb von lustigen, gar nicht bewandert. Bei mir geht es eher um Humor. Das kann auch ein Comic sein oder ein Bühnenprogramm oder ein Film. Ich lese aktuell keine Comicalben.

H: Lucky Luke!

B: Lucky Luke habe ich neulich mal gelesen.

H: Ich habe neulich diesen verrückten Japaner bei Hugendubel entdeckt. Also: Manga verstehe ich nicht! Ich komme da irgendwie nicht rein oder die Themen sind nichts für mich. Jedenfalls gibt es diesen Japaner, Junji Itō, der macht diese verrückten Horrormanga …

Den würdigen wir im aktuellen ALFONZ 4/2024.

H: Und der ist richtig gut.

B: Elias ist auf jeden Fall mehr comicaffin als ich.

H: Wobei ich mir privat wesentlich lieber Horror- und Gruselsachen anschaue anstatt lustige Sachen, weil ich bei lustigen Sachen immer an die Arbeit denken muss. Wenn ich mir Animationsfilme angucke, dann denke ich: Wie lange hat das gedauert, das zu machen?

Könnt Ihr gut abschalten oder müsst Ihr immer alles scannen: Was könnte ein guter Gag sein?

B: Man darf eigentlich nicht abschalten. Sonst gehen einem Dinge durch die Lappen. Das ist aber immer so eine Gefahr, dass man über so etwas nachdenkt.

H: Im Hintergrund auf jeden Fall!

B: Aber eigentlich wird es erst anstrengend, wenn der Abgabetermin dazu kommt. Ansonsten ist es ja eh das, was man machen würde. Das man so etwas wahrnimmt und aufschreibt. Das liegt einem ja so im Wesen.

Für die Süddeutsche habt Ihr immer ein Bild, in dem Ihr ein historisches Ereignis präsentiert. Macht dieser strenge Rahmen die Arbeit schwerer?

B: Ja.

H: Aber das haben wir uns ja leider selbst ausgesucht (lacht).

B: Aber auf der anderen Seite bringt es uns auf Witze, die wir sonst nie gemacht hätten. Ich bin immer froh, wenn ich ein Ereignis gefunden habe, das man besprechen kann. Es ist auch von der Bilderwelt immer etwas ganz anderes als das, was wir sonst haben. Es sind auch oft Leute, die schon gestorben sind. Man weiß, das sind Leute aus dem Jahre Sechzehnhundertsoundso.

H: Wir dachten am Anfang, das wir auch in die Zukunft gehen und einfach etwas behaupten könnten. Heute in 200 Jahren wird dies und das passieren. Aber jetzt, wo das schon etwas eingerastet ist, wäre das wohl zu verrückt. Somit ist es schon ein historischer Rahmen. Aber immerhin können wir uns das Thema aussuchen. Das ist doch dankbarer, als wenn man auf das Tagesaktuelle Bezug nehmen müsste. Das haben wir ja auch schon getan.

B: Auf jeden Fall! Wir müssen uns also nicht mit der aktuellen Politik beschäftigen, was ein Segen ist. Das würden wir, glaube ich, auch nicht machen. Jede Woche einen politischen Witz? (Seufzt.) Gerade jetzt.

H: Da ich ja auch keinen Trump mehr zeichne. Ich habe zu Dominik gesagt: Trump geht nicht mehr, weil es keinen guten Trump-Witz mehr gibt. Er macht die Witze leider schon selbst. Du kannst das nicht mehr über-Trump-fen.

B: Elias sagt, er zeichnet Trump erst wieder, wenn er tot ist. Bei Putin gilt das Gleiche, oder?

H: Ja (überlegt), den habe ich aber noch nie gezeichnet.

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Stichwort: Grenzen. Satire darf alles, ist ein bekanntes Zitat von Kurt Tucholsky. Aber ist es auch klug, jede Idee schnell rauszuhauen? Ich denke jetzt mal an Oliver Pocher, der jeden vor den Kopf stößt. Habt Ihr Grenzen für Euch?

B: Oliver Pocher ist eine Grenze (beide lachen).

H: … die wir nicht überschreiten wollen! Also Schnellschüsse gibt's bei uns gar nicht.

B: Davor ist man ja schon gefeit, weil man sich miteinander abstimmt. Dann überlegt man ja auch: Was bringt man so rüber?

Seid Ihr Euch einig in Euren Werten? Dies ist witzig und das ist geschmacklos. Seid Ihr da auf einer Wellenlänge?

B: Ziemlich, ja. Ich bin sehr schnell überzeugt, wenn Elias einen Witz zu brav findet. Dann trauer ich dem auch nicht nach. Ansonsten diskutieren wir da nicht. Wenn ich einen Witz gut finde und Elias nicht, dann würde ich nicht anfangen zu diskutieren – dann ist der Witz einfach tot. Und das hilft sehr, sich nicht aufzureiben. Dann konzentrieren wir uns auf die Witze, die wir beide lustig finden.

Es gibt ja sehr derben Humor, etwa Charlie Hebdo. Oder platte Gags wie die Bahnwitze. Bei Euren Kirchenwitzen ist es nie plump, nie blöd, es geht um den Kern, man denkt wirklich darüber nach. Ich finde, da ist ein gewisser Respekt erkennbar, vielleicht auch für Dinge, die Ihr selbst absurd findet. Trifft es das so ungefähr?

H: Wir sind ja beide tatsächlich katholisch aufgewachsen, das wird man da schon rauslesen können.

B: Eigentlich geht es ja immer erst mal darum, dass es lustig ist und nicht um eine Botschaft, die man verbreiten will. Ich glaube, die Haltung, die man zu einem Thema hat, findet eher unterschwellig statt. Es ist selten, dass wir mal sagen, zu dem Thema müssten wir jetzt mal Flagge zeigen.

H: Ja. Um Gottes Willen!

B: Das ist das Gegenteil von Humor. Humor sollte etwas Ambivalentes sein. Sonst fehlt ja auch das Überraschungsmoment.

H: Da hört der Humor dann langsam auf …

B: … wenn man so predigt.

H: Ja. Den Zeigefinger in die Wunde legen.

Der Humor hat immer Priorität?

B: Ja. Auf jeden Fall!

Gehen wir mal Klischees auf den Grund. Kunst und Humor entstehen durch Schmerz. Und: Ein Künstler hat sich den Blick aus Kinderzeiten zu bewahren. Ist Humor einfach ein Handwerk oder habt Ihr Euch einen kindlichen Blick auf die Welt bewahrt?

B: Wenn das Albernsein kindlich sein soll, dann ja. Albern sein gehört schon dazu.

Kindlich im Sinne von: neugierig bleiben und nicht abgestumpft sein. Dinge aus anderen Perspektiven betrachten.

B: Ach so.

H: Vielleicht hilft es auch, wenn man den Beruf nicht gelernt hat. Ich wüsste auch nicht, wo man den Beruf genau lernen könnte. Wenn man selber denkt, das könnte lustig sein, gibt es da keine Finte.

B: Aber wenn Albernsein und Neugier kindliche Attribute sein sollen, dann passt das schon.

H: Stehlen ist auch ein wichtiges Attribut. Lügen und stehlen.

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Du sagst sehr bescheiden, Du hast es nicht gelernt. Aber mit Sicherheit könntet Ihr beide sehr gut unterrichten, Seminare fürs Zeichnen und Schreiben veranstalten. Welche drei Tipps würdet Ihr jungen Talenten mit auf den Weg geben, die das zum Beruf machen wollen, was Ihr tut?

H: Ich glaube, ich könnte das nicht. Da hätte ich das Hochstaplersyndrom.

B: Du kannst ja einfach erzählen, wie Du es machst.

H: Ich würde nie sagen: Mal halt mal einen Esel, wie er eben nicht aussieht. Das wird schon irgendwie klappen.

B: Du musst ja keine Regel davon ableiten. Du kannst doch einfach die Punkte aufzählen, die Du machst, das wäre doch interessant.

H: So viele Punkte sind das nicht. Learning by Doing.

B: Ich war mal Tagesreferent. Da habe ich zehn Punkte zum beruflichen Texten aufgestellt. Das sollten keine goldenen Regeln sein, ich habe mir lediglich selbst über die Schulter geschaut, was mir da aufgefallen ist.

H: Dominik kommt halt aus der Werbung, was Fluch und Segen zugleich ist. Zehn Punkte aufzuschreiben hat Dir nicht wehgetan, aber ich würde mir da so einen abquälen. Da hätte ich schon selber keine Lust mehr zuzuhören. Deswegen bin ich eher nicht der Lehrer.

B: Aber generell kann man jungen Leuten raten: machen!

H: Ja. Weniger aufs Handy gucken.

B: Es gibt so viele Zeitungen und Zeitschriften, die keine Cartoons haben. Die müssten sich einfach bewerben. Ins Impressum gucken. Alle Ressortleitungen kontaktieren.

Eure Show hat mich sofort an Die Simpsons erinnert. Sagen wir mal, wir hätten in Deutschland das Geld und die Möglichkeiten dafür, würde Euch diese Richtung interessieren?

B: Da hätte ich sofort den ganzen Arbeitsaufwand vor Augen.

H: Wir machen ja öfter mal solche Ausflüge. Kurze, kleine Trickfilme. Also, wenn jemand auf uns zukäme: Wir sagen nicht Nein. Eigentlich sagen wir immer Ja.

Was ist Euer Plan für die Zukunft, was wünscht Ihr Euch, worauf können wir uns als Nächstes freuen?

H: Wir wollen ja eine neue Trickfilmserie im Stil der Simpsons machen.

Sehr witzig! Und diese Idee kam Euch gerade?

H: Wir lassen uns auch am liebsten überraschen, was so auf uns zukommt.

B: Die Auftraggeber springen selten ab.

H: Wir sind nicht so ehrgeizig, was neue Jobs betrifft.

B: Wenn wir was Neues anfangen wollten, müssten wir mit etwas Altem aufhören. Es kann gerne so weitergehen. Inhaltlich würden wir gerne mal so einen traurigen Witz machen, bei dem die Leute spontan anfangen zu weinen.

H: Also, Du siehst, wir wollen vom Herbst in den Winter.

B: Aber spontan zum Weinen bringen – das wird wohl nicht funktionieren.

Also erst mal kein längerer Comic von Euch?

B: Ich finde es interessant, dass uns in 20 Jahren keine Comicfigur eingefallen ist, der wir einen Comic widmen wollen.

Ich hoffe jedenfalls auf viele weitere Werke von Euch. Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die weiteren Lesungen!

B: Sehr gerne.

[Die Fragen stellte Stefan Svik]

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 © Copyright Abbildungen: Hauck & Bauer / Verlag Antje Kunstmann GmbH, Foto: Stefan Svik