Vom 4. Bis 15. September 2013 findet das 13. internationale literaturfestival berlin (ilb) statt. Für Freunde der Neunten Kunst ist der 8. September besonders interessant, denn dieser Tag wurde zum dritten »Graphic Novel Day« erklärt. Inzwischen hat das Festival das Programmheft veröffentlicht.
13. internationales literaturfestival in Berlin
Podiumsdiskussionen und Ausstellung zum 3. Graphic Novel Day
Am »Weltliteraturfestival« (André Schmitz) nehmen dieses Jahr 164 Autoren und Autorinnen aus 47 Ländern in 227 Veranstaltungen teil, unter ihnen Ruth Klüger, Salman Rushdie, Taiye Selasi sowie – mit Premierenlesungen – Swetlana Alexijewitsch, John M. Coetzee, Daniel Kehlmann und Liao Yiwu. Seit drei Jahren öffnet sich das Festival auch dem Erzählen in anderen zeitgenössischen Kunstformen. Dieses Jahr steht der 8. September im Zeichen des Computerspiels und der Graphic Novel. Damit rückt das Computerspiel, das hierzulande nur zögernd als Kunstform akzeptiert wird, erstmals in den Fokus eines Literaturfestivals.
Zudem findet zum dritten Mal der Graphic Novel Day mit bedeutenden europäischen Comic-Künstlern statt. Als Auftakt wird am 3.9. ein »Manifest für die Comic-Kunst« in Deutschland präsentiert, das zusammen mit der Berliner Comicszene formuliert wurde. Begleitet wird diese Veröffentlichung von der Eröffnung der Ausstellung »Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt«, die im Haus der Berliner Festspiele zu sehen sein wird.. Diese Ausstellung wird täglich während des gesamten Festivals im Haus der Berliner Festspiele zu sehen sein. Das Projekt wird von der Berliner Kulturverwaltung aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Programms »Förderung des Innovationspotentials in der Kultur« (INP) kofinanziert.
Das comicspezifische Programm
3. September bis 15. September, jeweils 15 – 20 Uhr, Ausstellung: »Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt«
Anspruchsvoll, vielfältig und witzig, das sind Comics aus Berlin! Vom anarchischen Fanzine bis zur erzählerisch ausgefeilten Graphic Novel sind hier alle bekannten Spielarten des Comics zuhause, gestützt durch ein vitales Netzwerk aus großen und kleinen Verlagen. Neben lokalen Künstlern nutzen deshalb immer mehr internationale Comiczeichner die Stadt als Inspirationsquelle und Standort für ihre eigenen Arbeiten. Die Ausstellung »Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt« möchte nicht nur die starke kreative Energie dieser Szene vermitteln, sondern vor allem zeigen, wie die Stadt selbst zum Thema wird. Mit Blick auf die aktuelle und historische Entwicklung Berlins präsentiert sich der Comic als eine hoch sensible Kunstform, pointiert, reflexiv, und von einem enormen stilistischen Reichtum.
8. September, 11 bis 18 Uhr, »Graphic Novel Day«
Das ilb lotet beim dritten Graphic Novel Day aktuelle Tendenzen einer zunehmend populären Kunstform aus, die sich zwischen Literatur und bildender Kunst bewegt. Die Vielfalt der Genres, Themen und Stilformen zeitgenössischer Comics wird in vier Podiumsgesprächen verhandelt. Ergänzt werden diese durch eine Abendveranstaltung mit den Künstlern Danielle de Picciotto (We Are Gypsies Now) und Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten), die Musik und grafische Narration kombinieren.
8. September, 11 Uhr: »Literatur und Literaturadaptionen im Comic« mit Tim Dinter (D), Manuele Fior (I) und Flix (D)
Längere literarische Comics sowie Literaturadaptionen sind das Thema des ersten Panels.
Manuele Fior hat neben mehreren Graphic Novels mit eigenen Erzählungen Arthur Schnitzlers Fräulein Else als Comic adaptiert, für sein Buch Ikarus verband er Elemente der griechischen Sage mit einer eigenen Geschichte. Flix hat neben zahlreichen eigenen Erzählungen die Literaturklassiker Don Quijote und Faust als Comic adaptiert. Tim Dinter arbeitet neben eigenen Erzählungen derzeit an einer Adaption des Romans »Herr Lehmann« von Sven Regener.
Veranstaltung in englischer Sprache.
8. September, 12:30 Uhr: »Grenzüberschreitungen zwischen Comic und anderen Kunstformen«, Autorengespräch mit Atak (D), Aisha Franz (D) & Dominique Goblet (BE)
Drei Künstler sprechen über die fließenden Grenzen zwischen dem Comic und anderen Kunstformen, die sie auf unterschiedliche Weise als weitere Ausdrucksmittel nutzen: Dominique Goblet arbeitet auch als Malerin und Bildhauerin und greift in ihren Arbeiten persönliche Themen auf, so in der autobiografischen Kunstcomic-Erzählung »Faire semblant c’est mentir«. Atak verwendet in seinen Collagen, Gemälden und illustrierten Büchern zahlreiche Comic-Bezüge und hat zuletzt Mark Twains Erzählung Der geheimnisvolle Fremde illustriert. Aisha Franz’ Comics zeichnen sich durch einen künstlerisch experimentellen Strich aus, so ihre Graphic Novel Alien, zudem verbindet sie ihre zeichnerischen Arbeiten gelegentlich mit Performances.
Veranstaltung in englischer Sprache.
8. September, 14:45 Uhr: »Comics und die harte Realität des Alltags«, Autorengespräche mit Gabi Beltrán (S), Ville Tietäväinen (FI), Kati Rickenbach (CH) und Ulli Lust (D)
Die Möglichkeiten und Grenzen von Graphic Novels, die Realität zu reflektieren, sind das Thema des dritten Panels. Gabi Beltrán hat in der Episodenerzählung Geschichten aus dem Viertel Erinnerungen an seine eigene Jugend verarbeitet. Ville Tietäväinen erzählt in der demnächst auf Deutsch erscheinenden Graphic Novel Unsichtbare Hände von der Odyssee eines nordafrikanischen Flüchtlings in die Europäische Union. Kati Rickenbach verarbeitet in ihrem Buch Jetzt kommt später eigene Erlebnisse während ihrer Studienzeit. Ulli Lust schildert in der Graphic Novel Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens teils albtraumhafte Erfahrungen, die sie als junge Frau gemacht hat.
Veranstaltung in englischer Sprache
8. September, 16:15 Uhr: »Die Kunst des Witzes.« Gespräch mit Nicolas Mahler (A), OL (D) und Brecht Vandenbroucke (B)
Das vierte Panel des Graphic Novel Day beschäftigt sich mit der Verbindung von Humor und Kunst. Nicolas Mahler ist für seinen minimalistischen Strich und seinen tiefgründigen Humor vielfach ausgezeichnet worden und hat zuletzt u. a. die Cartoon-Sammlung Mein Therapeut ist ein Psycho veröffentlicht. Brecht Vandenbroucke hat mit White Cube eine Sammlung von Strips veröffentlicht, die die sozialen und formalen Konventionen der Kunstwelt persiflieren und mit deren Ausdrucksformen spielen in seinen Strips und Cartoons immer wieder soziale Trends und Beobachtungen aus dem Berliner Alltag mit trockenem Witz auf und kommentiert sie kritisch, so in seinem Sammelband Die Mütter vom Kollwitzplatz (Lappan).
Veranstaltung in englischer Sprache
ilb: 3. Graphic Novel Day
8. September 2013
Ort:
Haus der Berliner Festspiele
Oberes Foyer
Schaperstrasse 24
10719 Berlin
Tel: 030-254 89 100
Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 8, bzw. für Schüler 4 Euro
Einzelveranstaltungen: zwischen 4 bis 8 Euro
Der Eintritt zur Ausstellung ist zur Vernissage am 3. September frei. danach beträgt er 5 Euro.
Weiterführende Links:
Homepage des Festivals: www.literaturfestival.com
Programmheft zum Download als PDF: Programmheft 2013