In loser Reihenfolge stellen wir alle Ausstellungen vor, die dieses Jahr geplant sind. Die Texte werden zur Verfügung gestellt von der Homepage des Comicfestivals. Nach Spanien ist dieses Jahr Italien Gastland. Eine Ausstellung würdigt die Comictradition aus dem Lande der Fumetti.
Die Ausstellungen
Folge 1: Gastland Italien
Die wichtigsten Themen des diesjährigen Festivals bekommen eigene Plakate zugeordnet, die speziell für das Festival gezeichnet wurden. Das Plakat zur Italien-Ausstellung stammt von Paolo Cossi.
Die Entwicklung des Comics in Italien
Unbewölkt bis heiter – Die Anfänge
Bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts waren Comics in Italien sehr viel fester innerhalb der Kultur verankert als in Deutschland. Der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera lag seit dem 27. Dezember 1908 der Corriere del Piccoli bei. Diese “Zeitung für Kinder” enthielt neben Importen aus den USA, wie etwa den Katzenjammer Kids, auch erste Comicversuche aus Italien etwa von Antonio Rubino. Allerdings waren die Comics in dieser wöchentlichen Zeitungsbeilage gegenüber den Textbeiträgen noch deutlich in der Minderheit und nur 4 der 18 Seiten der ersten Ausgabe des Corriere del Piccoli enthielten Bildergeschichten.
Die in den USA damals bereits zum Standart gehörenden Sprechblasen galten zunächst noch als “würdelos“ und wurden durch gereimte Texte unterhalb der Bilder ersetzt. Teilweise wurden die Bilder auch ergänzt um das Fehlen der Sprechblasen zu kaschieren. Dieses hatte allerdings den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass Kinderbuchillustratoren sich mühelos in das zwar neue aber durch das Fehlen von Sprechblasen nicht völlig fremde Medium einarbeiten konnten. “So findet ein nahezu ungeschmälertes Erbe graphischer Gestaltungsmöglichkeiten und heimischer Vorstellungswelten ohne Reibungsverluste Eingang in die früheste zeichnerische Produktion Italiens” (Hannes Grote in der Reddition # 41).
Den Lesern wurde der Zugang zu den Comics auch dadurch erleichtert, dass die Titel der Serie “italienisiert” wurde: Die Katzenjammer Kids hieß fortan “Bibi´ E Bobo´ ” und aus dem Happy Hooligan wurde ein “Fortunello”. Doch auch italienische Zeichner wie Antonio Rubino konnten mit Serien wie Quadratino viele Leser erreichen und begeistern. Nach und nach wurden auch die Sprechblasen eingeführt und dadurch bekamen die Comics in Italien einen eigenen Namen: “Fumetti” bedeutet “kleine Wölkchen” aber zugleich auch “Kitsch” oder “Schund”.
“Gegen die amerikanische Dekadenz” – Fumetti für Kinder und Jugendliche
Durch den Corriere del Piccoli und andere Zeitungsbeilagen wurden Comics so populär, dass sie auch von der katholischen Kirche in ihrer Jugendzeitschrift Il Giornalino einsetzt wurden. 1932 erschienen mit “Jumbo“ und “Topolino“ nahezu gleichzeitig zwei Magazine, die ausschließlich Fumetti enthielten. “Jumbo” veröffentlichte hauptsächlich englisches Lizenzmaterial (sowie Comics zu Filmkomikern wie Laurel & Hardy oder Harold Lloyd und wurde schon recht bald wieder eingestellt wurde. “Topolino“ hingegen entwickelte sich zu einem gewaltigen Erfolg. Der Titel des Magazins war zugleich auch der italienische Name der Micky Maus. Zunächst mussten sich die Disney-Comics das “Topolino“-Magazin aber noch mit amerikanischen und italienischen Abenteuercomics teilen. Ganz diesem Genre widmete sich ab 1934 das wöchentlich erscheinende Magazin “L´Avventuroso“, das mit US-Material wie “Flash Gordon“ (der in Italien vom Übersetzter aufgrund seiner Reithosen zu einem Polizisten gemacht wurde) gewaltige Erfolge feierte, bevor es große Schwierigkeiten mit den Faschisten bekam.
Auch Mussolinis Faschisten brachten bereits ab 1922 ein Comicmagazin für Jugendliche heraus. “Il Giornale die Balilla“ kam nicht nur an die Kioske, sondern ein Großteil der Auflage wurde zu Propagandazwecken an Schulen verteilt. In diesem Blatt wurde Tarzan in “Sigfrido“ umbenannt und auf arisch frisiert. Ab 1938 verhängte Mussolinis “Ministerium für Volkskultur“ ein “vollständiges Importverbot für ausländisches Comic-Material“ und forderte zugleich auf den Comicseiten noch weniger Bilder und mehr Texte. Durch das Fehlen der beliebten amerikanischen Serien sank das Interesse an den Comicmagazinen. Doch schon recht bald gab es Nachbauten amerikanischer Erfolgskonzepte (dies sollte später auch eine Spezialität der italienischen Filmindustrie werden). So wurden die Fans “Flash Gordons” künftig mit den Abenteuern von “Romano Il Legionario” bedient. Dieser vom deutschstämmigen Kurt Caesar geschaffene tollkühne Militärpilot kämpfte zunächst freiwillig auf Francos Seiten im spanischen Bürgerkrieg und danach gegen die Alliierten. Ins selbe Horn stieß die Serie “Dick Fulmine”, deren Zeichner Carlo Cossio persönlich in Rom vorzeichnen musste “um zu beweisen, dass es sich hier nicht um ein typisches Produkt amerikanischer Dekadenz handelte” (Friedericke Hausmannn in “Zibaldone 17″).
Disney – Made in Italy, nur fragwürdige Kopien?
Floyd Gottfredson schf ebenso spannende wie komische Fortsetzungsgeschichten mit Micky Maus, die sich durchaus mit den Donald Duck Comics von Carl Barks vergleichen lassen. Gottfredson musste in den fünfziger Jahren auf Druck der Zeitungen in den USA wieder zu abgeschlossenen kurzen Tagesstrips übergehen. Etwa zur selben Zeit begann die große Stunde der italienischen Disney-Comics, die während der letzten Jahre der Mussolini-Diktatur vom Markt verschwunden waren.
Ab 1949 schrumpfte das Magazin “Topolino“ sein Format auf Taschenbuchgröße und veröffentlichte fortan nur noch Disney-Comics. Zeichner wie Romano Scarpa setzten die Tradition der epischen Micky-Comics fort und erweiterten das Disney-Universum um zusätzliche Figuren wie den bis heute Phantomias oder den Außerirdischen Quack. Seit Oktober 1967 erscheinen das in Italien produzierte Disney-Comicmaterial auch in Deutschland innerhalb der Reihe “Die lustigen Taschenbücher“ von der bereits bei uns bereits fast 450 Bände, teilweise in mehreren Auflagen, erschienen sind.
Doch hierzulande gelten die italienischen Disney Comics immer noch als “fragwürdige Kopien“, die “weder mit Donald und den Seinen noch mit Entenhausen mehr am Hut haben als den schnellen Euro“ (Henner Löffler: “Wie Enten hausen“, Beck 2004). Ein Blick in diese Taschenbücher belegt, dass diese Vorwürfe nicht wirklich haltbar sind. Die italienischen Zeichner, deren Namen mittlerweile auch am Anfang jeder Story genannt werden, haben meist einen ganz eigenen Zugang zu Micky, Goofy und den Ducks gefunden, ohne sklavisch hinter Carl Barks herzuhecheln und auch die Stories bieten überraschende Kapriolen
Hugo Pratt und “Corto Maltese” – Zwei Männer, ein Abenteuer
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstand eine ganz eigenständige italienische Comic-Kultur, die zunächst allerdings noch etwas auf den Spuren der US-Zeitungscomics wandelte. Im Magazin “Asso di Picce“ schuf Hugo Pratt von 1945 – 48 die titelgebende Serie um einen maskierten Helden als Mischung aus “Batman“ und “Spirit“. Nach der Einstellung des Magazins ging Pratt nach Argentinien und arbeitete dort an weiteren Comicserien.
Nachdem er in London noch einige Kriegscomics gezeichnet hatte, kehrte Pratt schließlich ins geliebte Venedig zurück. Dort setzte er zunächst bekannte Romane wie “Die Schatzinsel“ in Comicform um, bevor er in dem Magazin “Sgt. Kirk” ein optimales Forum gefunden hatte. Der Immobilienspekulant und Comicfan Florenzo Ivaldi finanzierte aus privaten Mitteln eine Publikation, die ausschließlich Arbeiten seines Lieblingszeichners Hugo Pratt enthalten sollte. Neben älterem Material präsentierte Pratt 1967 gleich in der ersten Ausgabe von “Sgt. Kirk” seine neue Hauptfigur “Corto Maltese“. “Die Südseeballade“, das erste Abenteuer des Seemannes, sollte auch durch den Umfang von 165 Seiten Comicgeschichte schreiben.
Pratts kunstvollen Erzählungen, die ihre volle Wirkung im schwarzweißen Original entfalten, fanden jedoch nicht überall Anklang. Eine nachträglich kolorierte Veröffentlichung von “Corto Maltese“ als Fortsetzungsserie wurde in den siebziger Jahren im deutschen Comicmagazin “Zack“ schon nach wenigen Ausgaben abgebrochen. Auch nachdem Hugo Pratt 1995 verstarb lebt “Corto Maltese“ als Bühnenstück, Zeichentrickfilm und Titelträger eines “Monatsmagazins mit Reise- und Abenteuercomics” weiter.
Abenteuer vom Fließband
Als einzigartiger Comickünstler stand Pratt eine ganze Weile auch in Italien recht einsam da und war umgeben von emsigem Fließbandzeichnen, die z. B. an Westernserien wie “Pecos Bill” oder “Tex Willer“ arbeiteten. Ein besonderes große Erfolg wurde ab 1950 das “Tarzan“-Pastiche “Akim“. Zwar beteuert Roberto Renzi, der Schöpfer der Serie, immer wieder, das Rudyard Kiplings “Kim” das Vorbild der Figur war, doch die Ähnlichkeiten mit dem anderen “Sohn des Dschungels” sind schon sehr offensichtlich. Gezeichnet wurde “Akim” von Renzis Sandkastenfreund Augusto Pedrazza, der ein wahnsinniges Arbeitspensum absolvierte und für 50 Comicseiten nur zwei Wochen benötigte. “Das Artwork strahlt immer noch einen unschuldigen Charme aus (…). Man kann gut verstehen, dass hier ein 27-jähriger Zeichner einen Traum verwirklicht hat.” (Gerhard Förster in “Die Sprechblase # 191″)
“Akim“ wurde in Deutschland ab 1953 erfolgreich veröffentlicht. Die Form der schmalen Piccolo-Hefte, die eine Auflage von knapp einer Million Exemplaren erreichte, wurde aus Italien übernommen. Der kultisch verehrte “Sigurd“-Zeichner Hansrudi Wäscher steuerte zur deutschen Ausgabe zunächst lediglich die Titelbilder. Ab 1956 übernahm er die Serie dann ganz. Unter dem Titel “Akim – Neue Abenteuer“ gestaltete Wäscher harmlosere Dschungel-Abenteuer, die nicht mehr Gefahr liefen, so wie zuvor die Veröffentlichung der italienischen Originalserie, von der Bundesprüfstelle “dauerindiziert“ also von den Kiosken verbannt zu werden. Insgesamt ist bei den italienischen Comics ein deutlich ungezwungenerer Umgang mit Sex, Gewalt und offiziellen Moralvorstellungen festzustellen, der dann in den Sechziger Jahren recht eigentümliche Blüten trug.
Diabolik - Schwarze Wolken ziehen auf
Die Schwestern Angela und Luciana Giussani schufen Anfang der sechziger Jahre mit “Diabolik” einen völlig amoralischen Helden. Sie begründeten damit zugleich ein ganzes “Fumetti Neri“ genanntes Genre, dass es bis auf die Kinoleinwand schaffte. Erstmals in der Comicgeschichte war hier der Schurke die Hauptfigur. Dies schlägt sich auch in Diaboliks Maske nieder. Im Gegensatz etwa zum rechtschaffenden Zorro, ist Diaboliks gesamtes Gesicht verdeckt und nur die streng blickenden Augen sind zu sehen. Den Erfolg der Serie versucht der italienische Autor Carlo Lucarelli wie folgt zu erklären: “Bald wurde den Lesern bewusst, dass Diabolik ein Krimineller war, aber nicht frei von Idealen. Eine Figur außerhalb der Gesellschaft, aber besser als viele andere in genau dieser Gesellschaft, die die Position von Macht und Ansehen besitzen.“
Die oft recht brutalen Schandtaten des Superverbrechers Diabolik erregten in der italienischen Öffentlichkeit so viel Aufsehen, dass die Schwestern sich schließlich gezwungen sahen die Figur etwas softer anzulegen. Ein Versuch des Ehapa Verlages die Serie auch bei uns zu etablieren scheiterte vor einigen Jahren schon nach sechs Ausgaben. Dies lag sowohl am ausgewählten Material als auch am hohen Preis. In Italien ist ein Comicheft kein Objekt für Sammler, sondern immer noch sehr erschwinglich und kann daher problemlos am Strand gelesen und dann sogar entsorgt werden.
Der Siegeszug der Fumetti Neri
Als Reaktion auf Diabolik entstanden weitere ähnlich gelagerte Comics um Figuren, die nicht unbedingt als Held zu bezeichnen sind. Den Anfang machte “Kriminal” in seinem gelben Skelettanzug, der in einer Schädelmaske gipfelte. Diese Serie wurde von Max Bunker (alias Luciano Secchi) entwickelt, der in allen Comicgenres zu Hause war. Er schrieb Western, Science Fiction, Horror und später mit der immer noch sehr erfolgreich in Italien laufenden Serie “Alan Ford“ eine Parodie auf all dies. Bunker arbeitete meistens mit dem Zeichner Magnus (alias Roberto Raviola) zusammen.
Nachdem “Kriminal” ein gewaltiger Erfolg wurde, kreierten Bunker und Magnus auch gleich ein weibliches Gegenstück. “Satanik” ist kein düsterer Held im Skelettanzug, sondern eine äußerlich sehr attraktive Frau, die innerlich allerdings völlig verdorben ist. Durch Experimente wird aus einer schon etwas älteren Biologin, die wegen ihrer Hässlichkeit oft verspottet wird, eine rothaarige Schönheit. Fortan versucht diese “rote Tochter des Teufels” all die Dinge nachzuholen, die sie sich bisher verkneifen musste. Dabei geht sie allerdings sehr rücksichtslos vor.
Die teilweise recht drastischen Geschichten in den Fumetti Neri sorgten für ein überaus schlechtes Medienecho. Daher wurden die Serien etwas entschärft. “Kriminal” heiratete und bekam Nachwuchs und “Satanik” agierte als rechte Hand eines Polizeichefs, der sie immer dann einsetzte, wenn er mit legalen Methoden nicht mehr weiter kam. Der neue Kurs brachte den meisten Serien kein Glück und heute verrichtet nur noch “Diabolik“ seine Schandtaten mit schöner Regelmäßigkeit an den italienischen Zeitungskiosken.
“Linus” – Nicht nur Peanuts
Lange bevor Ende 1974 in Frankreich Moebius und Konsorten in “Metal Hurlant“ zu optisch einfallsreichen (und inhaltlich nicht immer nachvollziehbaren) Höhenflügen ansetzten, gab es in Italien bereits einige recht experimentierfreudige Magazine. Das bekannteste war zweifelsohne “Linus“, das 1965 unter der Beteiligung von Umberto Eco gegründete wurde. Das Magazin veröffentlichte nicht nur, wie der Name vermuten ließ, die “Peanuts” von Charles M. Schultz sondern auch ganz eigene italienische Humor-Varianten wie der Urzeitmensch “Girighiz“ von Enzo Lunari oder die “Sturmtruppen“ von Bonvi (Franco Bonvicini). Doch auch ansonsten hat Italien eine sehr vielfältige Comiclandschaft zu bieten. Benito Jacovittis sehr eigenwillig gestalteter “Cocco Bill”, der Monsterjäger “Dylan Dog” oder die kunstvoll kolorierten Arbeiten von Lorenzo Mattotti sind nur einige Beispiele.
Auch wenn “Asterix”-Zeichner Albert Uderzo immer wieder gerne auf seine italienischen Wurzeln verweist, sind die meisten Fumetti anscheinend sehr speziell auf den italienischen Markt zugeschnitten und außerhalb der Landesgrenzen sehr viel weniger erfolgreich. Doch dies muss und wird nicht immer so sein. Die Gebrüder Panini eröffneten 1945 in Modena zunächst einen Kiosk, produzierten dann Klebebildchen und mittlerweile versorgt die Firma Panini fast ganz Europa mit Superhelden-Comics der großen US-Verlage DC und Marvel. Während der amerikanische Starzeichner Jim Lee sich zeitweilig in Italien niedergelassen hatte, begeisterte im Gegenzug der Italiener Gabriele Dell´Otto die US-Fanboys mit der Serie “Secret War” und seinen malerischen Titelbildern.
Kunst und Erotik
Im Magazin “Linus” hatte auch eine gewisse “Valentina“ ihren ersten Auftritt. Diese Figur wurde von Guido Crepax geschaffen. In seinen Comics, mit denen er erst im “hohen Alter“ von über 30 Jahren begann, zeigt sich Crepax nur selten daran interessiert eine gradlinige Krimihandlung zu erzählen. Sehr viel lieber zeichnete er seine weiblichen Hauptfiguren, allen voran die schwarzhaarige Valentina mit ihrem Pagenkopf, in allerlei eindeutigen Posen. Doch Crepax wurde nicht nur durch seine erotischen Darstellungen bekannt, er schuf auch Comicversionen von erotischer Literatur wie “Emmanuélle“ oder “Die Geschichte der O“. Sehr auffallend sind seine ungewöhnlichen Seitenaufteilungen, die sich bei den unterschiedlichsten Kunstrichtungen wie Pop-art oder Art-déco bedienten.
Auch die traditionsbewusste Zeitungsbeilage “Corriere del Piccoli“ bekam 1972 ein älteres Brüderchen namens “Corriere dei Ragazzi“ und veröffentlichte reifere Comics von Alessandrini oder Toppi. Manara zeichnete für diese Publikation eine Comicreihe in der historische Persönlichkeiten auf der Anklagebank saßen. Milo Manara ist neben Crepax der wichtigste Vertreter des erotischen Italo-Comics. Manchmal hat er aber auch eine richtig gute Geschichte zu erzählen, wie etwa im ersten Band seiner Serie “Giuseppe Bergman“, die er für das belgische Magazin “A Suivre“ gestaltete. Hier wird ein unbedarfter Mann von einem gewissen “H. P.” (der unschwer als Hugo Pratt zu erkennen ist) auf ein ganz großes Abenteuer geschickt. Ansonsten hat sich Manara heute fast ganz auf die Produktion erotischer Comics und Bilder konzentriert, die lediglich durch sehr solides Handwerk überzeugen. Eine Ausnahme bildet noch sein Comic “Die Reise nach Tulum“, der in Zusammenarbeit mit Frederico Fellini entstand und einen Film erzählt, den der Filmregisseur nie realisieren konnte. Fellini, für den Manara auch einige Filmplakate gestaltete, behauptete immer wieder gerne, er hätte während des US-Comicverbotes durch Mussolini die Serie “Flash Gordon“ getextet.
Formvollendet: Sergio Toppi
Ein herausragender Künstler der italienischen Comickultur war der Mailänder Sergio Toppi. Toppi begann seine langjährige Zusammenarbeit für das italienische Jugendmagazin Il Giornalino im Jahr 1976. Hierfür illustrierte er über 30 Jahre religiöse Geschichten und veröffentlichte auch zahlreiche Kurzgeschichten. 1976 zeichnete Toppi einige Teile für die Sammlung “Un Uomo, un’Avventura“ wovon „Der Mann von Mexiko“ auch bei uns bei Feest erschienen ist. Darüber hinaus fertigte er Dutzende Kurzgeschichten für die italienischen Zeitschriften Linus, Alter, Corto Maltese und Sgt. Kirk.
Der bemerkenswerteste Comic von Toppi ist „Sharaz’de“, seine Adaption der Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Die Geschichten liefen ursprünglich als Serie im Magazin Alter im Jahr 1979 In Deutschland liegt das Album bei Salleck vor. In diesem Comic spielte Toppi stark mit der grafischen Gestaltung der Comicseiten, besonders bei der Auflösung der Panels und dem Zusammensetzen der Hintergründe. Obwohl Toppi hauptsächlich in schwarzweiß arbeitet, experimentierte er auch Farben und Maltechniken. Toppis charakteristischer Stil ist von einer detailreichen Schraffurtechnik und Ornamenten geprägt, seine großen Vorbilder waren Egon Schiele und Gustav Klimt.
Außer in Italien wurde Sergio Toppi besonders in Spanien und in Frankreich sehr geschätzt, Das französische Verlagshaus Mosquito führt 40 seiner Alben im Verlagsprogramm. Neben den graphisch beeindruckenden Werken „Sharaz De“ und „Ogoniok und Metzko“ wird der Salleck-Verlag Ende 2013 mit “Der Sammler” ein weiteres Meisterwerk von Toppi in Deutschland veröffentlichen. Im August 2012 starb dieser großartige italienische Künstler, den wir auch mit einigen Originalzeichnungen in der Comicgastland Italien – Ausstellung würdigen werden.
Weltweite Erfolge – Die neue Welle
Seit 1988 betreiben die Produzenten der italienischen Disney-Comics, die jährlich einen Nachschub von weit über neuen 15.000 Comicseiten auf die Leser loslassen, in der “Accademia Disney“ gezielte Nachwuchsförderung. Aus diesem Umfeld heraus ist die auch bei uns sehr erfolgreiche Nicht-Disney-Serie “W. I. T. C. H.“ hervorgegangen, die vor allem durch die liebevollen Figurenentwürfe von Alessandro Barbucci überzeugt. Mittlerweile ist es sogar so weit, dass italienische Disney-Comics eingesetzt werden um den US-Mark zu revitalisieren. Bei “Gemstone“ erscheinen bei die “Donald Duck Adventures“ im Format der italienischen “Lustigen Taschenbücher“.
Abbildungen © bei den jeweiligen Zeichnern/Verlagen
Weiterführende Links:
Alle bisherigen Festivalinformationen auf CRON: Comicfestival München 2013
Homepage des Festivals: Comicfestival München